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Das Schloss Morsbroich ˈmoɐ sbʀoːx im Leverkusener Stadtteil Alkenrath ist eine ehemalige Kommende des Deutschen Ordens Seit 1951 ist im Schloss das stadtische Museum fur moderne Kunst das Museum Morsbroich beheimatet Ende April 2016 wurde das Museum vom Deutschen Kulturrat auf Die Rote Liste gesetzt und in die Kategorie 3 eingestuft die Vorwarnliste 1 Schloss Morsbroich Frontfassade 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bis 1389 1 2 1389 bis 1757 1 3 1757 bis 1945 1 4 Seit 1945 2 Kunstsammlung 3 Schlosspark 4 Auszeichnungen 5 Ausstellungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBis 1389 Bearbeiten nbsp Moursbroich Kirspels Rath Bergischen Ambts Miseloh Plan des Landmessers Franz Ehmans von 1762 nbsp Schloss Morsbroich um 1860 Sammlung Alexander DunckerIn der Literatur wird die Entstehungs und Besitzgeschichte teilweise deutlich abweichend voneinander dargestellt Franz Gruss nennt Udo Mor von Rode als ersten Besitzer des Schlosses nach dem dieses auch benannt worden sei Ursprunglich habe er vom Erzbischof Heinrich von Molenark einen Lehen erhalten und dort einen befestigten Hof Burg errichtet 2 Albrecht Brendler hingegen schreibt in seinem Text Der Raum Leverkusen im Mittelalter 3 nichts mit Morsbroich zu tun hat hingegen der schon 1220 genannte Ritter Udo Moir von Rode Dieser tragt den Namen Rode nicht etwa vom nahen Schlebuschrath sondern von Besitzungen im niederrheinischen Herzogenrath Der Beiname Moir stand eigentlich fur dunkle Gesichts und Hautfarbe 4 Er nennt stattdessen die urkundliche Erwahnung des Ritters Johann Moyr von deme Broichge 1328 als den Beginn der Schlossgeschichte Gruss beruft sich bei seinen Angaben auf Anton Fahnes Geschichte der Kolnischen Julischen und Bergischen Geschlechter 5 Brendler auf eine Urkunde im Hauptstaatsarchiv Dusseldorf und einen ebenda abgelegten Eintrag aus dem Zinsregister 6 7 Gruss nennt spater jedoch auch Johann Moir von dem Broiche und Ahnliches in Bezug auf historische Quellen wie Gerichtsprotokolle und Urkunden Er geht davon aus dass Udo Mor von Rode bereits einen Vorgangerhof errichtet hatte 1389 bis 1757 Bearbeiten Einig ist man sich in der Literatur dass die Familie zuletzt 1389 erwahnt wird und sich ihre Spur dann verliert Bis dahin blieb Morsbroich und daran hangend die Schutzherrschaft uber die Pfarrkirche Radevormwald in Besitz der Moir von Broichs Die Besitzverhaltnisse nach diesem Zeitpunkt sind sehr unklar Erst 1437 wird Albrecht von Zweiffel auch Zwyffel als Besitzer von Morsbroich urkundlich genannt 1491 verkauften die Erben des ersten Matthias von Zweiffel urkundlich belegt den Hof an Heinrich von Ossenberg 8 9 10 Damit gingen auch Teile des Schlebuschrather Waldes das Kirchenpatronat und ein Hof in Bensberg an Ossenberg uber nachdem die Anteilseigner davor sehr breit gefachert und verstreut waren 1561 sind die unklaren Besitzverhaltnisse in dieser Zeit auch urkundlich belegt Ossenberg fuhrte den Besitz jedoch wieder auf sich zusammen 1530 erbte der Sohn Wilhelm Morsbroich 1575 war es in Besitz der Familie von Hall die es dann 22 Jahre spater an den Ehegatten ihrer Tochter verkauften 1607 schon hatten diese eine hohe Grundschuld auf dem Gut liegen 11 Auch aufgrund der Unruhen im Dreissigjahrigen Krieg erwarb Komtur Adolf von dem Bongardt aus der Ballei Koblenz 1619 den Rittersitz Morsbroich im Namen des Deutschen Ordens So residierten mehrere Landkomture auf Morsbroich Dazu zahlte von 1662 bis 1671 Heinrich Freiherr von Reuschenberg zu Setterich der in seiner Wirkungszeit den Rittersitz Schlebusch hinzukaufte Weiteren Komture waren beispielsweise Karl Gorwin Adolph von Nesselrode Ehreshoven Karl Gottfried von Loe und 1716 Jobst Moritz Droste zu Senden Dieser forderte wahrend seiner Amtszeit Wallfahrten zur Verehrung des Seligen Gezelinus von Schlebusch Die ihm geweihte Kapelle direkt neben Schloss Morsbroich bildete deshalb sowohl einen Ort stiller Verehrung als auch regelmassiger festlicher Wallfahrten Die Kapelle war unter Henrich von Reuschenberg 1662 wiederhergestellt worden 1757 bis 1945 Bearbeiten nbsp Furt und Wasserfall im Englischen LandschaftsgartenIgnaz Felix Freiherr von Roll zu Bernau liess 1757 das gantz ruinose Gebaude niederlegen und an seiner Stelle 1775 ein Schloss als Maison de plaisance im Stil des Rokoko errichten Als Vorbild diente das Jagdschloss Falkenlust in Bruhl Etwa zur gleichen Zeit wurde auch ein dazugehoriger Englischer Landschaftsgarten angelegt Im Zuge der Sakularisation wurde der Besitz des Deutschen Ordens 1803 verstaatlicht und damit 1806 Eigentum des Napoleon geschaffenen Grossherzogtums Berg Napoleon ubergab dieses seinem Schwager Joachim Murat der ihm vorher in seinen Kriegen als Marschall gedient hatte Murat uberliess die Regierung des Grossherzogtums Berg weitgehend seinem Finanzminister Jean Antoine Michel Agar der auch eine von Murats Nichten heiratete Murat verlieh Agar 1807 den Titel eines Comte de Mosbourg in Anlehnung an den Namen des Schlosses verbunden mit dem Schloss selbst und grosseren umliegenden Landereien Agar selber residierte jedoch auch nur selten in Morsbroich da er vorwiegend in Dusseldorf der damaligen Hauptstadt des bergischen Landes prasent zu sein hatte 1808 folgte er dann seinem Dienstherrn Murat nach Neapel nachdem dieser zum Souveran des Konigreichs Neapel erhoben worden war Nachdem das Rheinland als Folge des Wiener Kongresses Teil des Konigreichs Preussen geworden und das Schloss zunachst von der preussischen Domanenverwaltung eingezogen worden war wurde es Agar auf Anweisung des preussischen Konigs zuruckgegeben Daraufhin verkaufte Agar 1817 1818 dem Kolner Bankier Abraham Schaaffhausen das Schloss einschliesslich der Landereien der bisherigen Grafschaft Morsbroich Die von einem Kunsthistoriker aufgestellte Behauptung Agar habe im Januar und Marz 1818 seine Ehefrau und die drei gemeinsamen Kinder ermorden lassen um den Verkaufserlos nicht teilen zu mussen ist inzwischen widerlegt 12 Nach dem Tod Schaaffhausens am 13 Januar 1824 verblieb der Besitz unabgeteilt in dessen Nachlass bis 1848 das Bankhaus A Schaaffhausen durch eine Uberhitzung des Kolner Immobilienmarktes in eine Schieflage geriet Durch die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft konnte zwar der nunmehrige A Schaffhausen sche Bankverein gerettet werden doch wurden bei der Neubegrundung die Immobilien aus dem Nachlass Abraham Schaaffhausens als Aktiva eingebracht wodurch der Bankverein Eigentumer des etwa 1400 Hektar grossen Besitzes wurde 1857 gelangte die gesamte Herrschaft an Friedrich von Diergardt der 1848 zu den Grundern des Bankvereins gehorte und Mitglied in dessen Aufsichtsrat wurde Diergardt errichtete 1859 eine Stiftung zur Umwandlung der Grafschaft Morsbroich in die Familienfideikommisse Morsbroich und Dunnwald Seine Familie liess das Gebaude von 1885 bis 1887 um zwei Seitenflugel nach Planen des Kolner Architekten Hermann Otto Pflaume erweitern Seit 1945 Bearbeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg mietete die Stadt Leverkusen das stark beschadigte Gebaude im Jahr 1948 Nachdem Plane zur Errichtung eines Alters oder Kinderheimes im Schloss verworfen worden waren wurde dort 1951 auf eine Initiative von Bertha Middelhauve hin ein Museum eroffnet Im Jahr 1974 beschloss der Leverkusener Stadtrat den Kauf des Besitzes Fur 3 Millionen DM erwarb sie das ehemalige Rittergut von der Freiherr von Diergardt schen Verwaltung die den Besitz im Auftrag der Erben betreute Nach aufwendigen Umbau und Renovierungsarbeiten unter der Leitung des Architekten Oswald Mathias Ungers ab 1981 13 offnete das Museum im Oktober 1985 erneut seine Pforten fur die Offentlichkeit mit dem stadtischen Museum fur moderne Kunst das bis heute dort besteht Daruber hinaus ist das Schloss Reprasentationsflache der Stadt Leverkusen und bietet die Moglichkeit der Hochzeit im Spiegelsaal Kunstsammlung Bearbeiten nbsp Skulptur von Erich Hauser im Schlosspark Hauptartikel Museum Morsbroich Das Museum ist spezialisiert auf analytische Malerei den Nouveau Realisme die Op Art die kinetische Kunst sowie die Monochromie mit beispielsweise Yves Klein oder Piero Manzoni Zudem haben einige zeitgenossische Kunstler Eingang in die Sammlung gefunden 14 Erganzend kommen die Skulpturen im Schlosspark und ungefahr vierteljahrlich wechselnde Ausstellungen hinzu 15 1973 wurde im Museum Morsbroich das Kunstwerk Joseph Beuys Badewanne zerstort 2008 erwarb das Land Nordrhein Westfalen aus der Sammlung Ruepp ein Konvolut mit 23 Arbeiten von Wolf Vostell aus den Jahren 1962 bis 1992 und stellte es dem Museum Morsbroich als Dauerleihgabe zur Verfugung 16 Schlosspark BearbeitenDer Park entstand zeitgleich zur Errichtung des Schlosses 1774 Er wurde vermutlich von Peter Joseph Lenne d A Vater von Peter Joseph Lenne angelegt Der Park ist zwar im Besitz der KulturStadtLev Gepflegt wird er vom stadtischen Grunflachenamt Er hat 8000 m Flache im Innenbereich und 25 000 m im Aussenbereich Der aussere Bereich ausserhalb des Wassergrabens steht komplett unter Naturschutz 17 Auszeichnungen Bearbeiten2009 wurde das Museum vom Internationalen Kunstkritikerverband AICA zum Museum des Jahres gewahlt Die Deutsche Sektion des Verbandes begrundete seine Entscheidung damit dass es das Publikum mit den eigenen Sammlungen zeitgenossischer Kunst sowie den Wechselausstellungen vorbildlich an aktuelle Kunststromungen heranfuhrt Ausstellungen Bearbeiten2008 09 Gerhard Richter Ubermalte Fotografien 2016 Diango Hernandez Theoretical Beach 2016 Sigmar Polke Gerhard Richter Schone Bescherung 2016 17 Drama Queens Die inszenierte Sammlung Kuratoren Markus Heinzelmann Fritz Emslander und Stefanie Kreuzer 2018 Gegen die Stromung Reise ins Ungewisse 2019 Alles Farbe Jorn Stoya und die Sammlung des Museums Morsbroich 2021 22 Mischa Kuball ReferenzRaume in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum WolfsburgLiteratur BearbeitenAlexander Duncker Die landlichen Wohnsitze Schlosser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preussischen Monarchie nebst den koniglichen Familien Haus Fideicommiss und Schattull Gutern Band 4 Berlin 1861 1862 PDF 281 kB Franz Gruss Hofe Rittersitze Kirchspiele Leverkusen Anna Gruss Leverkusen 1984 Ernst Koenigs Erinnerungsschrift zum 50jahrigen Bestehen des A Schaaffhausen schen Bankvereins Koln 1898 Hermann J Mahlberg Schloss Morsbroich in Leverkusen Vom Rittersitz zum Avantgarde Museum Muller und Busmann Wuppertal 1995 ISBN 3 928766 17 1 Hermann J Mahlberg Schloss Morsbroich in Leverkusen Rheinische Kunststatten Heft 538 Hrsg Rheinischer Verein fur Denkmalpflege und Landschaftsschutz rheinland media amp kommunikation Dusseldorf 2012 ISBN 978 3 86526 081 9 Sabine Schutz Museum Schloss Morsbroich in Leverkusen Grosse Baudenkmaler Heft 378 Deutscher Kunstverlag Munchen 1987 Stadt Leverkusen Hrsg Vom Rittersitz zum Kunstmuseum Morsbroich und seine Geschichte 2 Auflage Selbstverlag Leverkusen 1988 Stadtarchiv Leverkusen Hrsg Leverkusen Geschichte einer Stadt am Rhein Verlag fur Regionalgeschichte Bielefeld 2005 ISBN 3 89534 575 X Seite 92 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schloss Morsbroich Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schloss Morsbroich auf der Website der Stadt Leverkusen Website des Museums Morsbroich 360 Panorama des Schlosses und des Spiegelsaals Flash Plugin benotigt Schloss Morsbroich auf leverkusen com Andreas Rosenfelder Ein Schloss der Avantgarde Museum Morsbroich im Die Zeit MuseumsfuhrerEinzelnachweise Bearbeiten Deutscher Kulturrat Politik amp Kultur 3 16 Seite 17 Die Rote Liste abgerufen am 19 August 2016 F Gruss Hofe Rittersitze Kirchspiele Leverkusen Seite 165 Stadtarchiv Leverkusen Leverkusen Geschichte einer Stadt am Rhein Seite 59 ff Stadtarchiv Leverkusen Hrsg Leverkusen Geschichte einer Stadt am Rhein Seite 92 Zeile 21 ff Anton Fahne Geschichte der Kolnischen Julischen und Bergischen Geschlechter Neudruck der Ausgabe 1848 Osnabruck 1965 Stadtarchiv Leverkusen Leverkusen Geschichte einer Stadt am Rhein Seite 99 Landesarchiv Nordrhein Westfalen Hauptstaatsarchiv Dusseldorf Dunnwald Urk Nr 11 bzw Stift Dusseldorf Akten Nr 70 Stadtarchiv Leverkusen Leverkusen Geschichte einer Stadt am Rhein Seite 92 F Gruss Hofe Rittersitze Kirchspiele Leverkusen Seite 166 Landesarchiv Nordrhein Westfalen Hauptstaatsarchiv Dusseldorf Julich Berg I Nr 1011 und 1234 J Andre Beitrage zur Geschichte der Gemeinden Wiesdorf und Burrig 1912 H J Mahlberg Die Grafschaft Morsbroich 700 000 francs und ein Mordskandal In Schloss Morsbroich in Leverkusen 1995 Seite 90 ff Dagegen Hans Jurgen Dorn Die Verantwortung des Historikers in der Provinz Teil 1 Vier Tote Ein Mordkomplott In Niederwupper Historische Beitrage 25 2013 S 6 25 hier S 6 10 Dorn weist nach dass die Ehefrau und die Kinder bereits 1811 bis 1813 gestorben waren und dass Mahlberg die Akte 3000 690 im Stadtarchiv Leverkusen grob fehlinterpretiert hatte Zudem weist er darauf hin dass Agar unbehelligt und hochgeehrt 1844 in Paris starb Webseite des Museums abgerufen 3 August 2020 Angaben des Museums Stand 16 Februar 2009 Vgl Ausstellungsarchiv Stand 16 Februar 2009 Wolf Vostell im Museum Morsbroich Zugriff am 7 September 2012 https rp online de nrw staedte leverkusen ein park im englischen stil aid 8924271Normdaten Geografikum GND 4293146 0 lobid OGND AKS 51 036111111111 7 0333333333333 Koordinaten 51 2 10 N 7 2 0 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schloss Morsbroich amp oldid 220849930