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Das Schlageter Nationaldenkmal war ein vom Architekten Clemens Holzmeister entworfenes Denkmal in Dusseldorf Derendorf Albert Leo Schlageter Denkmal in Dusseldorf zeitgenossische Ansichtskarte Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Geschichte 2 1 Entstehung und Entwicklung bis 1933 2 2 Entwicklung ab 1933 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenDas Kenotaph erinnerte an den militanten Aktivisten Albert Leo Schlageter der wahrend der franzosisch belgischen Ruhrbesetzung wegen Spionage und mehrerer Sprengstoffanschlage am 9 Mai 1923 von einem franzosischen Militargericht zum Tode verurteilt und am 26 Mai 1923 hingerichtet worden war Der Standort des Ehrenmals lag auf der Golzheimer Heide nordlich vom Dusseldorfer Nordfriedhof etwa 50 m von der Stelle seiner Erschiessung entfernt Das seit 1926 geplante und am 23 Mai 1931 eingeweihte Denkmal war eine buhnenhafte Anlage aus kreisformig angeordneten Terrassen mit einem 27 m hohen stahlernen Kreuz das auf einem rund 4 m hohen Steinsockel uber einem unterirdischen Gedenkraum errichtet war Umgeben war es von einer grossen Aufmarschflache Es entwickelte sich in der Zeit der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus zu einem prominenten politischen Erinnerungsort und zu einem Ort politischen Totenkults Dabei wurde Schlageters Tod von verschiedenen gesellschaftlichen politisch meist rechts stehenden Kreisen als Opfertod sowie er selbst als Held und Martyrer mythisiert und insbesondere fur Zwecke nationalkonservativer und nationalsozialistischer Propaganda genutzt Die Initiative zu dem Denkmal war von einem Kreis um den ehemaligen Posener Oberburgermeister und Dusseldorfer Rechtsanwalt Ernst Wilms ausgegangen Hermann Goring Ministerprasident des Freistaats Preussen erklarte das Denkmal am 28 Mai 1933 zum Nationalheiligtum 1946 wurde es auf Beschluss der Dusseldorfer Stadtverordnetenversammlung abgerissen An seiner Stelle wurde 1958 das von Jupp Rubsam entworfene Mahnmal Drei Nornen errichtet Geschichte BearbeitenNordlich des Dusseldorfer Nordfriedhofs befanden sich auf dem Gelande eines ehemaligen Zeppelin Flugfeldes Baracken und Munitionslager von belgischen und franzosischen Militareinheiten die diesen Standort 1921 bis 1925 im Rahmen der Ruhrbesetzung beschlagnahmt hatten Am 26 Mai 1923 wurde auf diesem Gelande der Aktivist Albert Leo Schlageter fusiliert nachdem er von einem franzosischen Militargericht zum Tode verurteilt worden war Der Verurteilung und Hinrichtung waren unter anderem paramilitarische Sabotageakte der im Ruhrkampf engagierten Organisation Heinz auf Eisenbahnlinien und seine Verhaftung am 7 April 1923 vorausgegangen Bereits kurz nach der Exekution wurde der Ort durch ein schlichtes Holzkreuz aus Birkenstammen markiert dann durch ein neues Kreuz aus Eiche mit der Inschrift An dieser Stelle wurde Albert Leo Schlageter am 26 V 1923 von den Franzosen erschossen Dieses Kreuz wurde am 15 Marz 1929 von Unbekannten zersagt und entwendet Auch eine Erinnerungseiche die 1927 gesetzt worden war wurde dabei gefallt 1 Bald nach der Hinrichtung Schlageters entwickelte sich ein Schlageter Kult insbesondere im politisch rechts stehenden Spektrum der Volkischen Bewegung der Deutschnationalen Volkspartei und der Kreise des Nationalkonservatismus bis hinein in die Deutsche Zentrumspartei das seinen Opfertod als Kristallisationspunkt fur die weit verbreitete Ablehnung des Versailler Vertrages instrumentalisierte Christian Fuhrmeister Adolf Hitler erwahnte Schlageter bereits in seiner 1925 erschienenen Programmschrift Mein Kampf und konstruierte ihn in einer Helden Trias mit Andreas Hofer und Johann Philipp Palm 1933 ein Jahr in dem die Veroffentlichungen zum Thema Schlageter sprunghaft anstiegen gelang es der NSDAP konkurrierende Deutungen der Katholiken darunter insbesondere des Cartellverbands katholischer deutscher Studentenverbindungen des Stahlhelms des Jungdeutschen Ordens und anderer Gruppierungen auszuschliessen und den Mythos von Schlageter als Ersten Soldaten des Dritten Reiches weithin zu verbreiten und durchzusetzen Fuhrmeister Entstehung und Entwicklung bis 1933 Bearbeiten nbsp Theo Champion Landschaft mit Kreuz 1932 Stadtmuseum Landeshauptstadt DusseldorfAm 12 Januar 1927 grundete sich im Dusseldorfer Ibach Haus ein Ausschuss zur Errichtung eines Schlageter Denkmals e V aus einem burgerlich dominierten Kreis von Befurwortern einer grosseren Gedenkstatte in Dusseldorf der sich 1926 zusammengefunden hatte Ihr Sprecher war Ernst Wilms Vorsitzender des Ausschusses war seit 1929 Max Schlenker der auch Geschaftsfuhrer des einflussreichen Langnam Vereins war Zur Debatte stand anfangs ein Denkmal im Stadtzentrum oder auf der Golzheimer Heide zu errichten Der Ausschuss dem neben Schlenker etwa auch der Kaufmann Constans Heinersdorff 1874 1936 der Dusseldorfer Oberburgermeister Robert Lehr sowie die Industriellen Fritz Thyssen und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach angehorten entschloss sich den Entwurf des katholischen osterreichischen Architekten Clemens Holzmeister auf der Golzheimer Heide zu verwirklichen Holzmeister leitete seit 1928 an der Kunstakademie Dusseldorf ein Meisteratelier fur Baukunst Sein abstrakt gehaltener Entwurf den er 1929 in enger Abstimmung mit Schlenker und Otto Petersen erstellt hatte sah eine in Kreisen und Halbkreisen terrassierte Buhnenarchitektur nach dem Schema eines Amphitheaters vor dessen 4 Meter in die Erde vertieftes 28 Meter breites Innenrund einen Zugang zu einem Gedenkraum aufwies Der Gedenkraum war als Gruftkammer mit drei Gedenksteinen ausgestattet In der Achse des Eingangs war in einer Nische des Gedenkraum der Hauptgedenkstein fur Schlageter angebracht Er trug die Inschrift Hier fiel erschossen auf Frankreichs Befehl am 26 Mai 1923 Albert Leo Schlageter fur Freiheit und Frieden an Ruhr und Rhein Zwei Seitennischen zeigten auf zwei weiteren Gedenksteinen die Namen Wohnorte und Berufe der anderen 141 Opfer des Ruhrkampfes Uber dem Gedenkraum erhob sich ein altarahnlicher Steinsockel Steinsarkophag der ein 27 Meter hohes lateinisches Kreuz aus Ruhrstahl trug Auf dem 4 Meter hohen und 7 Meter breiten Steinsockel war zum Innenrund hin die Aufschrift Albert Leo Schlageter und nach aussen hin der Schriftzug Den Helden des Ruhrkampfes angebracht Das Kreuz sollte laut Holzmeister stehen als Symbol des Abendlandes und seiner Kampfe und seines Leides Symbol des Schwures Symbol der Millionen Kreuze auf den Grabern der Gefallenen fur den Glaubigen vor allem aber Symbol des einzigen Trostes und Hinweises auf das Jenseits nicht zuletzt aber auch Symbol der Versohnung 2 Schlenker und Peter Dierichsweiler ein weiteres Mitglied des Ausschusses erlauterten den Zweck des Denkmals so Die Bauidee des Denkmals enthalt die Verbindung der beiden eng zusammenhangenden Gedanken der Erinnerung an Schlageter und die vielen Opfer des Rhein Ruhrkampfes sowie der Versammlung von Massen zur weihevollen Gemeinschaftsehrung des Gedachtnisses der Helden 3 Nachdem die letzten Besatzungstruppen das Rheinland 1930 verlassen hatten konnte die Grundsteinlegung am 11 Marz 1931 stattfinden Dabei erlauterte Schlenker in einer Festrede dass das Denkmal ein Nationaldenkmal fur alle Deutschen sein solle 4 Die Einweihung fand am Pfingstsamstag den 23 Mai 1931 drei Tage vor dem achten Todestag Schlageters in einer Feier mit mehreren zehntausend Teilnehmern statt unter ihnen Gottfried Treviranus der Reichsminister fur die besetzten Gebiete als Vertreter der Reichsregierung Vizeprasident Siegfried von Kardorff als Vertreter des Reichstages der Reichskanzler a D Wilhelm Cuno sowie die Reichsminister a D Karl Jarres und Johann Becker Entwicklung ab 1933 Bearbeiten nbsp NS Anstecker mit Abbildung des Schlageterkreuzes 1933 Auckland War Memorial MuseumZum zehnjahrigen Gedenktag am 26 Mai 1933 fanden an dem Denkmal Aufmarsche und Feiern unter der Regie der nationalsozialistischen Gauleitung Dusseldorf statt in der Presse gefeiert als grosste Feier im Rheinland wenn nicht uberhaupt in Deutschland Hauptredner der Hauptveranstaltung am 28 Mai 1933 war der Reichsjugendfuhrer Baldur von Schirach Dabei wurde das Ehrenmal von dem preussischen Ministerprasidenten Hermann Goring der ebenfalls eine Rede hielt als Nationaldenkmal offiziell anerkannt Diese Zeit in der die NS Propaganda den Schlageter Kult ganz in ihren Dienst stellte ging einher mit der erzwungenen Selbstauflosung des Denkmalausschusses Nachdem bereits 1932 damit begonnen worden war das Denkmal mit gartnerischen Anlagen auszustatten fasste der Dusseldorfer Gauleiter Friedrich Karl Florian 1933 den Entschluss das Ehrenmal zu einer monumentalen Weihestatte des deutschen Volkes auszugestalten Es sollte ein Schlageterpark entstehen der neben dem Ausbau des Ehrenmals zu einer Thingstatte und Freilichtbuhne fur 100 000 Personen ein Ausstellungsgelande mit 70 Hektar und einen Stadionpark von 60 Hektar vorsah In den Stadionpark sollte das Rheinstadion von 1925 1926 integriert werden Auch eine Fuhrerschule sollte mit eingeplant werden Im Mai 1934 schrieb die Hitlerjugend fur ein Schlageterforum einen Wettbewerb aus zu dem 160 Entwurfe eingingen Das Programm der Ausschreibung gab vor dass die gewaltige Anlage auf einer Lange von 1 5 Kilometer zwischen dem Schlageterkreuz und dem Rhein dem deutschen Schicksalsstrom entstehen solle Die Jury der unter anderem Peter Grund und Albert Speer angehorten zeichneten die Plane von Erich zu Putlitz von Karl Wach und Heinrich Rosskotten sowie von Kurt Marohn und Werner Gabriel 1906 1998 mit je einem ersten Preis aus Angekauft wurden die Entwurfe von Heinrich Timmermann Sepp Spannmacher Wilhelm Seidensticker und Hans Wende sowie Franz Roeckle 5 Weitere Architekten die sich beteiligt hatten waren Helmut Hentrich und Hans Heuser Hans Junghanns Ingo Beucker Walter Kongeter Walter Furthmann und Theo Pabst Durch den Wettbewerb entwickelten sich die planerischen Vorstellungen in der Weise fort dass in der Folgezeit von der Planung einer Schlageterstadt gesprochen wurde Damit wurde eine grossmassstabliche stadtebauliche Neuordnung des Nordens der Stadt Dusseldorf bezeichnet deren Konzeption Gauleiter Florian in die Hande von Peter Grund legte welcher 1935 zum NSDAP Referenten fur Stadtebau aufstieg Obwohl die von Grund entwickelten Plane eines Schlageterforums von Adolf Hitler genehmigt worden waren wurden sie aus finanziellen Grunden nie verwirklicht Daher verfolgten Grund und die Gauleitung ab 1935 den Ansatz einen Teil der Planungen im Rahmen einer Industrie und Gewerbemesse zu verwirklichen Als Reichsausstellung Schaffendes Volk kam bis 1937 eine grossraumige stadtebauliche Anlage zustande die das Schlageter Nationaldenkmal als Anknupfungs und Blickpunkt einer Monumentalachse bis zum Rhein auffasste 6 nbsp Mahnmal Drei Nornen 2019 Nach dem Zweiten Weltkrieg fasste die Stadtverordnetenversammlung Dusseldorfs den Beschluss das Denkmal abzureissen ohne dass die britische Besatzungsmacht die Stadt hierzu aufgefordert hatte Als Mahnmal fur die Opfer des Krieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurde 1958 an seiner Stelle das von Jupp Rubsam entworfene Denkmal Drei Nornen errichtet 7 Siehe auch BearbeitenSchlageter Denkmaler und Namenspatenschaften Drei Nornen 1958 Literatur BearbeitenStephan Zwicker Nationale Martyrer Albert Leo Schlageter und Julius Fucik Heldenkult Propaganda und Erinnerungskultur Verlag Schoningh Paderborn 2006 Digitalisat Christian Fuhrmeister Ein Martyrer auf der Zugspitze Gluhbirnenkreuze Bildpropaganda und andere Medialisierungen des Totenkults um Albert Leo Schlageter in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus In zeitenblicke 3 2004 Nr 1 online Stefanie Schafers Vom Werkbund zum Vierjahresplan Die Ausstellung Schaffendes Volk Dusseldorf 1937 In Dusseldorfer Geschichtsverein Hrsg Quellen und Forschungen zur Geschichte des Niederrheins Band 4 Beitrage der Forschungsstelle fur Architekturgeschichte und Denkmalpflege der Bergischen Universitat Gesamthochschule Wuppertal Band XI Droste Verlag Dusseldorf 2001 ISBN 3 7700 3045 1 online Auszug Ludwig Hugen War Albert Leo Schlageter im Marz 1923 in Schiefbahn In Heimatbuch des Kreises Viersen Bd 48 1997 S 206 210 Michael Knauff Das Schlageter Nationaldenkmal auf der Golzheimer Heide in Dusseldorf In Geschichte im Westen Heft 2 Jahrgang 10 1995 S 168 191 PDF Lothar Schiefer Das Schlageter Denkmal Vom Soldatengrab zum Forum In Michael Hutt et al Hrsg Unglucklich das Land das Helden notig hat Leiden und Sterben in den Kriegsdenkmalern des Ersten und Zweiten Weltkriegs Studien zur Kunst und Kulturgeschichte Band 8 Jonas Verlag Marburg 1990 ISBN 978 3 92256 191 0 S 50 55 Alfred E Cornebise Dusseldorf s Schlageter Denkmal A Focus on the Martyr as Political Ursache Asian Journal of European Studies 1 1 1976 S 1 21 Friedrich Paulsen Die Entwurfe zum Schlageterforum in Dusseldorf In Stadtebau Zeitschrift der Deutschen Akademie fur Stadtebau Reichs und Landesplanung 1935 S 8 ff Weblinks BearbeitenSchlageter Nationaldenkmal Ausschuss Signatur RW 0004 Datenblatt im Portal archive nrw de Schlageter Nationaldenkmal Dusseldorf Video 3 15 min Fliegeraufnahme Schlageter Denkmal Webseite im Portal akpool de Postkarte mit einer Abbildung des Schlageter Nationaldenkmal bei einer Gedenkfeier Webseite im Portal postales24 de Dusseldorf Schlageter Denkmal Objektdatenblatt im Portal dhm de Schlageter Kreuz auf Messtischblatt 2718 Dusseldorf 1936 Technische Universitat Berlin Architekturmuseum Franz Bohmer 1907 1943 Schlageter Forum DusseldorfEinzelnachweise Bearbeiten Richtstatte Schlageters auf der Golzheimerheide in Dusseldorf Abbildung einer Bildpostkarte die vom Ausschuss des Schlageter Nationaldenkmals in Dusseldorf herausgegeben wurde Webseite im Portal bildpostkarten uni osnabrueck de abgerufen am 6 September 2016 Stephan Zwicker Nationale Martyrer Albert Leo Schlageter und Julius Fucik Heldenkult Propaganda und Erinnerungskultur Verlag Schoningh Paderborn 2006 S 92 Digitalisat Michael Knauff S 179 Michael Knauff S 180 Eduard Lyonel Wehner Wettbewerb Schlageter Forum in Dusseldorf In Zentralblatt der Bauverwaltung 54 Jahrgang Heft 51 vom 19 Dezember 1934 S 789 f PDF Hans Peter Gorgen Dusseldorf und der Nationalsozialismus Studie zur Geschichte einer Grossstadt im Dritten Reich L Schwann Verlag Dusseldorf 1968 S 150 Stephan Zwicker S 94 Digitalisat 51 258158 6 76385 Koordinaten 51 15 29 4 N 6 45 49 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlageter Nationaldenkmal amp oldid 235836144