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In der Schlacht auf dem Peipussee auch Schlacht auf dem Eise vernichtete am 5 April 1242 ein russisches Heer unter Fuhrung des Nowgoroder Fursten Alexander Newski eine Streitmacht des Livlandischen Ordens der Vereinigung aus Deutschem Orden und Schwertbruderorden und setzte damit deren Ostexpansion ein Ende Wahrend traditionelle russische Historiker die Bedeutung der Schlacht stark uberhoht haben werden ihr Umfang und ihre Tragweite in der internationalen Geschichtswissenschaft bis heute kontrovers diskutiert Schlacht auf dem PeipusseeDarstellung der Schlacht in einer russischen Chronik 16 Jhd Datum 5 April 1242Ort PeipusseeAusgang Sieg der NowgoroderKonfliktparteienRepublik Nowgorod Deutscher Orden SchwertbruderordenBefehlshaberAlexander Jaroslawitsch Newski Hermann I von BuxthoevenTruppenstarkeca 3 000 bis 4 000 Mann ca 1 200 bis 1 800 Mann 1 Verlusteunbekannt ca 500 1 Ubersichtskarte Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Der Verlauf der Schlacht 3 Folgen und historische Bedeutung 4 Rezeption 5 Bilder 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDie russischen Furstentumer sahen sich zu Beginn des 13 Jahrhunderts von drei Seiten bedroht Im Suden erlag die Kiewer Rus zwischen 1223 und 1240 mehreren Ansturmen der Mongolen unter Dschingis Khan und Batu Khan Letzterer unternahm in den Jahren von 1237 bis 1239 einen ersten Kriegszug gegen die nordliche Rus Zur gleichen Zeit sahen sich deren Gebiete unter anderem die Republik Nowgorod und das Grossfurstentum Wladimir die sich durch Tributzahlungen an die Mongolen eine gewisse Selbstandigkeit bewahren konnten zunehmenden Angriffen durch die Danen und Schweden aus dem Norden und durch die Truppen des Bischofs von Dorpat sowie die Ritter des Deutschen Ordens und des Schwertbruderordens aus dem Westen ausgesetzt Vor allem die reiche Handelsmetropole Nowgorod am Wolchow nordlich des Ilmensees gelegen sah ihren Handel empfindlich gestort Die Nowgoroder Bojaren wahlten daher 1236 Alexander Jaroslawitsch den Sohn des Grossfursten von Wladimir zu ihrem Fursten Er besiegte 1240 ein aus Finnland eingedrungenes schwedisches Invasionsheer unter Birger Jarl in der Schlacht an der Newa nahe dem heutigen Sankt Petersburg was ihm den Beinamen Newski einbrachte Im selben Jahr wurde die Bedrohung durch die deutschen Kreuzritter und die Ritter des Deutschen Ordens akut in den 1237 der vorwiegend in Livland operierende Schwertbruderorden eingegliedert worden war Unter der Fuhrung des Bischofs von Dorpat Hermann I von Buxthoeven drangen sie von Estland aus auf das Gebiet Nowgorods vor Gefahrlich wurde die Situation fur die Stadt als der Ritterorden das zum Schutz der Nowgoroder Handelswege wichtige Pskow dt Pleskau sudlich des Peipussees einnahm Unter der Fuhrung Newskis gelang es den Nowgorodern jedoch 1241 die Festung Koporje und im Marz 1242 Pskow selbst zuruckzuerobern Der Verlauf der Schlacht BearbeitenNach diesen ersten Erfolgen beschloss Newski den Kampf ins Gebiet der Ordensritter zu tragen und ruckte nach Westen gegen die Festung Isborsk vor Die Ritter und ihre estnischen Hilfstruppen besiegten Anfang April jedoch eine Vorhut der Nowgoroder und verfolgten sie auf ihrem Ruckzug uber das Eis des Peipussees Um zu verhindern dass das Ritterheer Pskow im Norden umging zog die russische Hauptstreitmacht nun der zuruckgeschlagenen aber noch geschlossen operierenden Vorhut entgegen und vereinigte sich mit ihr vor dem Ostufer des zugefrorenen Sees Hier stellten sie sich am 5 April 1242 ihren Verfolgern zur Schlacht Wie fast alle mittelalterlichen Quellen so sind auch die zeitgenossischen Berichte uber die Schlacht auf dem Peipussee in ihren Zahlenangaben sehr ungenau Fruhere russische Schatzungen gingen von etwa 15 000 Kampfern auf Seiten der Nowgoroder und von etwa 10 000 auf Seiten der Ordensritter aus Nichtrussische Historiker rechneten seit jeher mit erheblich geringeren Zahlen Heute gelten auch unter russischen Experten 3 000 bis 4 000 Kampfer auf Seiten Nowgorods einschliesslich der Druschina Alexander Newskis als wahrscheinlich Die Ordens Streitmacht durfte dagegen nur aus 500 bis 600 Berittenen sowie aus 1 000 bis 1 200 Mann estnischen Fusssoldaten bestanden haben Laut einer historischen Chronik waren von den Ordensrittern nur 30 echte Panzerreiter denen jeweils 5 bis 6 weitere Reiter zur Seite gestellt waren Das ergabe eine Zahl von hochstens 200 Reitern 2 Die Schlacht fand in der Sudostecke des Peipussees nahe der Insel Woroni Kamen Rabenstein statt Eroffnet wurde sie bei Tagesanbruch mit einem Angriff der berittenen Truppe des Ordensheeres Sie ging in Keilformation gegen das russische Zentrum vor das aus Fusstruppen der Nowgoroder Miliz bestand Diese wichen bis zum Ufer des Sees zuruck und ihre Reihen wurden fast durchbrochen Auf den abschussigen und vereisten Uferboschungen konnten die Ritter ihre Schlagkraft jedoch nicht voll entfalten Zudem hielten die linke und rechte Flanke des russischen Heeres allen Angriffen stand und verhinderten so dass die Ordensritter ihren Teilerfolg im Zentrum nutzen konnten Die Endphase der Schlacht begann als Newski seine Druschina die er bis dahin in einem Hinterhalt zuruckgehalten hatte in den Kampf schickte Die Reitertruppe umging den rechten Flugel des Ritterheeres und griff es im Rucken an Nunmehr von allen Seiten umringt und auf engstem Raum zusammengedrangt gelang es den Rittern nicht mehr ihre ubliche Kampftechnik den massiven Reiterangriff anzuwenden Dagegen konnten die Nowgoroder Fusstruppen die Ritter mit Spiessen von ihren Pferden stossen und anschliessend erschlagen Viele sollen auch ertrunken sein als das Eis unter dem Gewicht der Panzerreiter stellenweise nachgab Nur einzelnen Rittern gelang es die Umzingelung zu durchbrechen und uber das Eis in Richtung des etwa zehn Kilometer entfernten Westufers zu fliehen Nach russischen Quellen sollen rund 500 Ritter und zahlreiche Kampfer aus dem estnischen Fussvolk erschlagen und 50 adlige Mitglieder des Deutschen Ordens in Gefangenschaft geraten sein Auch hier liegen die Zahlen westlicher Historiker niedriger Folgen und historische Bedeutung BearbeitenAls unmittelbare Folge der Schlacht auf dem Peipussee schloss der Deutsche Orden im Sommer 1242 ein Friedensabkommen mit Nowgorod Es legte die Narwa als Grenzfluss zwischen Nowgorod und den Landern des Ordens fest und sah einen gegenseitigen Gefangenenaustausch sowie den dauernden Verzicht des Ordens auf weitere Eroberungen auf Nowgoroder Gebiet vor Seine Bestatigung fand dieses Ergebnis im Jahr 1268 durch einen weiteren russischen Sieg uber ein deutsch danisches Ritterheer in der Schlacht bei Wesenberg Die Expansion des Deutschen Ordens verschob sich nun nach Nordestland und ins Gebiet der Zemaiten im Suden 3 Da in der Schlacht nicht nur Russen auf Deutsche Danen und Esten gestossen waren sondern auch orthodoxe auf katholische Christen bestimmte ihr Ausgang langfristig auch die Einflussspharen der Ost und der Westkirche im Baltikum 3 Auf lange Sicht war Newskis Erfolg zudem massgebend fur den weiteren Verlauf der Tatarenherrschaft bei der die Furstentumer der nordlichen Rus unter der Oberherrschaft der Goldenen Horde ihre Autonomie wahren konnten Newskis Sohn Daniil Alexandrowitsch erhielt von der Goldenen Horde das damals noch unbedeutende Furstentum Moskau zum Lehen das unter seinen Nachfolgern zur Keimzelle des russischen Zarenreichs werden sollte Rezeption BearbeitenWie die Varusschlacht im deutschen so nahm und nimmt die Schlacht auf dem Peipussee bis heute im russischen Geschichtsbewusstsein eine besondere Stellung ein Alexander Newski wurde von der Russisch Orthodoxen Kirche 1547 heiliggesprochen und gilt bis heute als Nationalheiliger des Landes An ihn erinnern unter anderem der russische Alexander Newski Orden und die Alexander Newski Kathedralen Kirchen und Kloster in vielen Stadten Ein heroisierendes filmisches Portrat des Feldherrn in dem die Darstellung der Schlacht auf dem Peipussee breiten Raum einnimmt schuf der sowjetische Regisseur Sergei Eisenstein 1938 mit seinem Werk Alexander Newski Der Film zu dem Sergei Prokofjew die Musik komponierte schildert die Ordensritter als brutale Invasoren die am Ende im Eis versinken Nach dem Hitler Stalin Pakt im August 1939 durfte der Film nicht in der Sowjetunion vorgefuhrt werden diente aber im Deutsch Sowjetischen Krieg der stalinistischen Propaganda da sich die russische Abwehr der Ordensritter als Parallele zum Kampf gegen die Wehrmacht deuten liess Bilder Bearbeiten nbsp Annaherung der Heere nbsp Denkmal am Ufer des Peipussees zur Erinnerung an die Schlacht nbsp Russischer Krieger besiegt einen Deutschordensritter Kupferrelief aus Sankt Petersburg um 1980 nbsp Unmittelbar vor der Schlacht nbsp Flucht des Ordensheeres und symbolische Darstellung der FolgenSiehe auch BearbeitenSchlacht bei Wesenberg 1268 Literatur BearbeitenDavid Nicolle Lake Peipus 1242 Osprey London 1996 ISBN 1 85532 553 5 Dittmar Dahlmann Der russische Sieg uber die teutonischen Ritter auf dem Peipussee 1242 In Gerd Krumeich Susanne Brandt Hrsg Schlachtenmythen Ereignis Erzahlung Erinnerung Bohlau Koln Wien 2003 ISBN 3 412 08703 3 S 63 75 Leo Meyer Hrsg Livlandische Reimchronik Mit Anmerkungen Namenverzeichnis und Glossar Paderborn 1876 Reprint Hildesheim 1963 Anti Selart Livland und die Rus im 13 Jahrhundert Quellen und Studien zur baltischen Geschichte Band 21 Bohlau Koln Weimar Wien 2002 ISBN 3 412 16006 7 Dissertation Universitat Tartu Estland 2002 VIII 373 Seiten Kt 24 cm ubersetzt aus dem Estnisch Inhaltsverzeichnis Inhalt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schlacht auf dem Peipussee Album mit Bildern Videos und Audiodateien Donald Ostrovski Alexander Nevskii s Battle on the ice The creation of a legend In Russian History Band 33 2006 S 289 312 Dokumentation des ZDF im Rahmen der Reihe Terra X zur Rezeption der SchlachtEinzelnachweise Bearbeiten a b Dittmar Dahlmann Der russische Sieg uber die teutonischen Ritter auf dem Peipussee 1242 In Gerd Krumeich Susanne Brandt Hrsg Schlachtenmythen Ereignis Erzahlung Erinnerung Bohlau Koln Wien 2003 S 63 laut Dahlmann Anmerkung 4 variieren die Zahlen der Kampfenden bei den unterschiedlichen Autoren erheblich David Nicolle Lake Peipus 1242 1996 S 41 schatzt die Zahl der deutschen und danischen Soldaten auf 800 und der Esten auf 1000 wahrend die meisten Schatzungen der russischen Streitmacht nach Nicolle 6000 bis 7000 betrugen was er aber fur noch zu hoch halt a b Nikolas Jaspert Die Kreuzzuge 2 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2004 ISBN 3 534 15129 1 S 122 58 2333 27 4833 Koordinaten 58 13 59 9 N 27 28 59 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlacht auf dem Peipussee amp oldid 233379547