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Die Schutzensteuerung bei Verwendung einer elektropneumatische Ansteuerung auch als Hupfersteuerung oder Stufenhupfer bezeichnet ist eine Bauform der Ansteuerung von Stufenschaltern die fur die Steuerung von Wechselstrom und Gleichstromleistungskreisen genutzt wird Eine haufige Anwendung ist die Steuerung von Fahrmotor bei Schienenfahrzeugen Schutzensteuerung im Gestell uber dem Fahrmotor bei einem Endgestell der E 91 3Die Schutzensteuerung wird seit den 1900er Jahren bei Bahnfahrzeugen als einfache Form der Mehrfachtraktionssteuerung angewandt sodass von einem Fuhrerstand aus mehrere Fahrzeuge bedient werden konnen Sie setzte sich besonders bei Elektrolokomotiven hoher Leistung durch Fur die Steuerung werden Schutzen verschiedener Ausfuhrungen und Bauformen verwendet Die elektropneumatischen Schutzen werden als Hupfer bezeichnet Die Schutzensteuerung wurde ab den 1930er Jahren zunehmend durch Nockenschaltwerke und durch Stufenschalter abgelost die uber einen ferngesteuerten Luftmotor angetrieben werden Diese Varianten sind wartungsarmer und lassen mehr Schaltstufen zu sodass feinere Steuerung gebaut werden konnten Bei elektrischen Triebwagen kamen Schutzensteuerungen bis in die 1990er Jahre zur Anwendung wobei die Ansteuerung uber computerisierte Leittechnik erfolgte 1 Danach wurde die Schutzensteuerung durch Leistungselektronikschaltungen abgelost Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklungsgeschichte 2 Technik 3 Anwendung 3 1 Deutschland 3 2 Osterreich 3 3 Schweiz 4 Hersteller 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntwicklungsgeschichte Bearbeiten nbsp Triebwagen Nr 1 der South Side Elevated Railroad in Chicago war das erste Fahrzeug mit SchutzensteuerungDie Schutzensteuerung war eine der ersten Moglichkeiten zur Steuerung verschiedener Spannungen von Gleich und Wechselstrommotoren in elektrischen Triebwagen und Lokomotiven Sie wurde entwickelt um speziell bei Fahrzeugen von Strassenbahnen und Untergrundbahnen mehrere uber den ganzen Zug verteilte Antriebe gleichzeitig ansteuern zu konnen und so eine Mehrfachtraktion von einem Fuhrerstand aus zu ermoglichen Als Nebeneffekt ergab sich so de facto eine Form der Vielfachsteuerung Erfunden wurde die Schutzensteuerung 1895 in den USA durch den Elektropionier Frank Julian Sprague und 1897 von ihm bei den Triebwagen der Chicago South Side Elevated Railroad erstmals angewandt 2 3 Es gelang ihm auf diese Weise die Steuerung von den mit hohen Stromen belasteten Motorstromkreisen zu trennen Es war damit nicht mehr notwendig den Fahrstrom des ganzen Zuges durch den Fahrschalter des fuhrenden Fahrzeuges zu fuhren und uber Leitungen in alle gefuhrten Fahrzeuge zu verteilen Jedes Fahrzeug erhielt seine eigenen Hauptstromkreise die uber lokale Stromabnehmer mit Energie versorgt wurden Die Leistung konnte uber die in jedem Wagen angeordnete Schutzensteuerung eingestellt werden Diese wurde vom Kontroller auf dem Fuhrerstand des fuhrenden Fahrzeuges uber durch den Zug fuhrende Steuerleitungen ferngesteuert In Amerika war die Schutzensteuerung von Anfang an ein Erfolg und trug massgeblich zur Entstehung von Untergrund und Hochbahnen bei Die fruhesten Anwendungen in Europa waren die mit der Steuerung System Thomson multiple ausgerusteten Sprague Thomson Wagen der Pariser Metro ab 1907 und die mit 1 200 V Gleichstrom betrieben Triebwagen der Uberetscher und Mendelbahn mit elektrischer Ausrustung von Ganz amp Co in Sudtirol 4 im Jahr 1911 In Paris war vor allem ein durch die mit hohen Stromen belastete Steuerung ausgeloster Brandunfall Ausloser der Entwicklung von Metrofahrzeugen mit Schutzensteuerung nbsp Prinzipdarstellung einer Gleichstrom Schutzensteuerung 1912 In Deutschland wurde die Schutzensteuerung erstmals der mit Einphasen Reihenschlussmotor ausgerusteten elektrischen Lokomotive ES 1 der Preussischen Staatseisenbahn angewendet Die schwer zu beherrschenden mechanischen Getriebe des damals verwendeten Drehtransformators waren in der Bedienung umstandlich und durch ihr Gewicht schwer zu bedienen die Schutzensteuerung sorgte in Folge fur eine weitestgehende Vereinfachung der Bedienung Auch in den Nachbarlandern wie Osterreich Ungarn der Schweiz und Frankreich sollte sich diese Art der Steuerung rasch bei Wechselstrom Elektrolokomotiven durchsetzen Ahnlich war die Herangehensweise bei Gleichstrommotoren mit zunehmender Leistung und Erhohung der Fahrdrahtspannung sowie der Einfuhrung des Einzelachsantriebes kamen auch hier zunehmend Schutzensteuerungen zur Anwendung Die verschiedenartigen Steuerungsarten entstanden im Wettbewerb zwischen allen renommierten elektrotechnischen Firmen Die Schutzensteuerung war uber lange Zeit die zahlenmassig dominierende Steuerungsart von elektrischen Lokomotiven viele solcher Maschinen blieben museal erhalten Beispiele sind die folgenden Lokomotiven DB E 69 02 E 95 E 77 OBB 1245 1040 1099 SBB Re 4 4 I Ae 3 5 Ae 3 6 III Technik Bearbeiten nbsp Schutzenkasten mit Schaltschutzen 1912 Zweck der Schutzensteuerung ist die Leistung an der Last durch andern der zugefuhrten Spannung zu steuern Bei Gleichstromfahrzeugen werden den Fahrmotoren verschiedene Widerstandsstufen zugeschaltet bei Wechselstromfahrzeugen wird die Spannung von verschiedenen Abgriffen auf der Sekundarseite des Leistungstransformators den Fahrmotoren zugeschaltet Diese Schaltvorgange in den Hochspannungskreisen der Fahrzeuge werden bei der Schutzensteuerung durch elektromagnetische Schutzen oder elektropneumatische Hupfer ausgefuhrt die vom Fuhrerstand uber ein Kontroller mit ungefahrlicher Kleinspannung angesteuert werden Bei den Hupfern betatigt die Kleinspannung nicht den Anker des Schutzens sondern ein pneumatisches Ventil das die Druckluft zur Betatigung des beweglichen Kontaktes freigibt Dadurch sinkt der Energiebedarf im Steuerstromkreis Im Allgemeinen konnen die Kontroller in den Fuhrerstanden klein gehalten werden da sie nur kleine Strome schalten mussen die keine besonderen Anforderungen an die Funkenloschung stellen nbsp Schutzensteuerung mit funf Fahrstufen und elektromagnetischer Verriegelung zwischen den SchutzenEine Steuerung eines Einphasen Reihenschlussmotoren mit funf Fahrstufen ist im Prinzipschaltbild rechts dargestellt In jeder Fahrstufe wird der Motor uber Schutze und die Uberschaltdrosselspule D mit zwei Anzapfungen des Transformators verbunden Der Motor erhalt dadurch das arithmetischen Mittel der Spannungen von zwei Anzapfungen Der Schaltvorgang zwischen den Fahrstufen erfolgt unterbrechungsfrei sodass keine Schaltuberspannungen durch Offnen von Schutzen entsteht Beim Schalten auf eine hohere Fahrstufe wird das Schutz fur die Anzapfung der hoheren Stufe erst geschlossen wenn das Schutz der tieferen Stufe abgefallen ist Beim Abwartsschalten wird der Schaltvorgang umgekehrt ausgefuhrt An den Schutzen sorgen Verriegelungskontakt V dafur dass niemals Schutze mit einem gemeinsamen Anschluss an die Drossel D gleichzeitig eingeschaltet sind weil dies zu einem Kurzschluss am Transformator fuhren wurde Der Verriegelungskontakt des eingeschaltete Schutz unterbricht die Stromzufuhr zu den Spulen der anderen Schutzen der Gruppe nbsp Schutzensteuerung einer E 91 3 mit dreifach gepolter Drosselspule und zweifacher Anzapfung der Sekundarwicklung des TransformatorsDiese Schaltung war die allgemeine Herangehensweise bei der Schutzensteuerung Sollten grossere Zuglasten gesteuert werde behalf man sich mit mehr Anzapfungen am Transformator und mehr Leitungen zur Drosselspule Im Beispiel der E 91 3 waren zwei Transformatoren vorhanden dadurch bestand eine Sicherheit gegen Defekt eines Transformators ausserdem existierten bei dieser Lokomotive drei Leitungen zur Drosselspule Dadurch konnten jeweils drei Schutze gleichzeitig eingeschaltet werden Die zu steuernden Fahrmotoren waren in Reihe geschaltet Sie besassen eine Ausschaltsteuerung um einen defekten elektrischen Motor abzuschalten Lokomotiven mit nur einem Transformator besassen die Moglichkeit der doppelten Anzapfung der Sekundarseite dadurch konnte wie bei der E 71 1 praktiziert ebenfalls die Zahl der Anzapfungen erhoht werden Ein Abfallen der Steuerspannung hatte eine sofortiges Abstellen aller Schutze zur Folge der Bediener konnte die Schutzsteuerung dann nur uber die Fahrschalterstellung 0 wieder aufbauen 5 Anwendung BearbeitenSchutzensteuerungen wurden bevorzugt bei elektrischen Fahrzeugen fur verschiedene Dienste eingesetzt und zeigten gute Resultate bis die Steuerung mit Nockenschaltwerk und Feinsteller aufkam Anfangs waren sie auch eine grosse Erleichterung der Bedienung gegenuber der Bedienung mit einem Drehtransformator oder einer Steuerung mit Burstenverstellung wie bei dem Repulsionsmotor Besonders war ihre Anwendung erforderlich bei Lokomotiven mit mehreren elektrischen Motoren und so waren die ersten Lokomotiven mit Mehrmotorantrieb wie die deutsche E 71 1 oder die osterreichische 1170 auch mit ihr ausgerustet Es sind in der Literatur keine Mangel bei den betreffenden Lokomotiven aufgefuhrt Uber bestimmte Unzulanglichkeiten wie die nach wie vor geringe Anzahl der Fahrstufen sowie das Klebenbleiben sah man anfangs grosszugig hinweg die Loks waren zu der Zeit mit zwei Mann besetzt und die zu befordernden Lasten hielten sich durch die geringen Streckenentfernungen in Grenzen Lokomotiven mit Einzelachsantrieb bedingten eine Schutzensteuerung 6 Deutschland Bearbeiten Mit der deutschen E 95 war ein Grenzfall bei der Anwendung der Schutzensteuerung eingetreten hinsichtlich der zu steuernden Zugkrafte und der Fertigungskosten Als die Fahrzeuge mit Nockenschaltwerk und Feinsteller aufkamen anderte sich die Einstellung der Lokpersonale war doch mit ihnen ein viel feinstufigeres Schalten moglich Als dann noch die Umstellung auf Einmannbedienung aufkam bedeutete das fur die Lokomotiven mit Schutzensteuerung zumindest in Deutschland das Aus 7 Sofern sie nicht umgerustet wurden wurden sie ausgemustert Osterreich Bearbeiten nbsp NOLB E 1910 Ab den 1900er Jahren gab es mit Schutzensteuerung ausgerustete Triebwagen fur Gleichstrombetrieb auch in Osterreich Ungarn 1910 wurden mit den Elektrolokomotiven der Mariazellerbahn erstmals auch grossere mit Wechselstrom betriebene Lokomotiven mit einer solchen ausgerustet 1912 folgte mit der Reihe 1060 der k k Staatsbahnen die erste Vollbahn Maschine mit Schutzensteuerung fur die Mittenwaldbahn 1914 die Reihe Ewp der Lokalbahn Wien Pressburg Bei den Triebwagen der Type N der Wiener Stadtbahn 1925 und der Reihe 220 230 der Wiener Lokalbahn 1927 28 kam die Schutzensteuerung in elektro pneumatischer Form auch bei Schnellbahn Triebwagen zur Ausfuhrung Bis in die 1950er Jahre war die Schutzensteuerung die dominierende Bauart von Steuerungen bei elektrischen Triebfahrzeugen in Osterreich Die letzte Neuentwicklung mit Schutzensteuerung waren 1956 die Gepacktriebwagen der Reihe 4061 spatere 1046 nbsp Fuhrerstand des ET 1 der Gleichenberger Bahn 1930 mit ELIN Kontroller links In Osterreich fahren Lokomotiven und Triebwagen mit Schutzensteuerung teilweise bis heute Bis Anfang dieses Jahrtausends waren die Altbau Elektrolokomotiven der Reihen 1245 bis 1995 1040 1041 1141 sowie 1046 bis 2003 der Osterreichischen Bundesbahnen ein gewohntes Bild auf Bahnstrecken und mit ihnen das bekannte Gerausch der Schutzensteuerung Die schmalspurigen Lokomotiven der Reihe 1099 von 1910 11 fuhren sogar bis in das Jahr 2013 im taglichen Verkehr und seit der grundlegenden Modernisierung in den 1960er Jahren ausschliesslich einmannig Auch heute fahren noch einige mit Gleichstrom betriebene Fahrzeuge mit Schutzensteuerung im taglichen Betrieb in Osterreich jedoch ausschliesslich auf Nebenstrecken von Privatbahnen Es sind dies u a Guterzugs Lokomotiven von Stern amp Hafferl weiters die in den fruhen 1950er Jahren gebauten Grazer Triebwagen der Linzer Lokalbahn und die beiden zwischenzeitlich modernisierten Fahrzeuge der Lokalbahn Feldbach Bad Gleichenberg von 1930 Schweiz Bearbeiten In der Schweiz kam die Schutzensteuerung bei Lokomotiven in der Form der Hupfersteuerung der Societe Anonyme des Ateliers de Secheron SAAS zum Einsatz Sie wurde in den Ae 3 5 Ae 3 6 III Be 4 7 und Re 4 4 I der SBB verwendet kam aber auch noch in anderen Fahrzeugen zum Einsatz Schutzensteuerungen wurden vor allem auch bei Triebwagen fur Schmalspur und Strassenbahnen angewandt Die letzten Fahrzeuge die mit einer elektronisch angesteuerten Hupfersteuerung ausgerustet wurden waren die 1986 gebauten Be 8 8 fur die Forchbahn und die 1993 gebauten BDe 4 4 fur die Waldenburgerbahn Hersteller BearbeitenHersteller von Schutzensteuerungen waren im deutschsprachigen Raum unter anderem die Firmen AEG Union Siemens Schuckertwerke SSW Brown Boveri BBC Osterreichische Siemens Schuckert Werke OSSW Osterreichische Brown Boveri Werke BBC ELIN Societe Anonyme des Ateliers de Secheron SAAS die Maschinenfabrik Oerlikon MFO und die Bergmann Electricitats Werke BEW Literatur BearbeitenB Wachsmuth Die Steuerungen der elektrischen Wechselstrom Hauptbahnlokomnotiven der preussischen Staatsbahn in Elektrische Schienenfahrzeuge auf Glasers Annalen 1909 1929 Transpress Reprint Berlin 1990 ISBN 3 925952 11 X Seite 54 ff H Tetzlaff Elektrische Triebwagen fur Fahrleitungsbetrieb in Elektrische Schienenfahrzeuge auf Glasers Annalen 1930 1953 Transpress Reprint Berlin 1990 ISBN 3 344 00477 8 Seite 79 ff H Tetzlaff Funf Jahre deutscher elektrischer Lokomotivbau in Elektrische Schienenfahrzeuge auf Glasers Annalen 1930 1953 Transpress Reprint Berlin 1990 ISBN 3 344 00477 8 Seite 165 ff Weblinks BearbeitenDarstellung einer Schutzensteuerung auf Zeno org Internetseite uber eine Gleichstromlokomotive mit Schutzensteuerung Internetseite uber eine erhaltene Wechselstromlokomotive mit elektropneumatischer SchutzensteuerungEinzelnachweise Bearbeiten Beispiele FB Be 8 8 Baujahr 1986 WB BDe 4 4 Baujahr 1993 Digitalisierter Bestand der Landesbibliothek Dr Friedrich Tessmann Abgerufen am 28 Juni 2021 Zeno Lexikoneintrag zu Elektrische Eisenbahnen Roll Freiherr von Enzyklopadie des Abgerufen am 13 Mai 2022 Digitalisierter Bestand der Landesbibliothek Dr Friedrich Tessmann Abgerufen am 28 Juni 2021 B Wachsmuth Die Steuerungen der elektrischen Wechselstrom Hauptbahnlokomnotiven der preussischen Staatsbahn In Elektrische Schienenfahrzeuge auf Glasers Annalen 1909 1929 Transpress Reprint Berlin 1990 ISBN 3 925952 11 X Seite 54 ff H Tetzlaff Funf Jahre deutscher elektrischer Lokomotivbau In Elektrische Schienenfahrzeuge auf Glasers Annalen 1930 1953 Transpress Reprint Berlin 1990 ISBN 3 344 00477 8 Seite 165 ff Glanert Borbe Richter Reichsbahn Elloks in Schlesien VGB Verlag 2015 ISBN 978 3 8375 1509 1 Seite 233 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schutzensteuerung amp oldid 233131791