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Als Savannen Hypothese wird die Annahme bezeichnet die Evolution der Hominini von affenahnlichen Baumbewohnern zu den aufrecht gehenden Vertretern der Gattung Homo sei vor rund 7 bis 8 Mio Jahren dadurch in Gang gekommen dass die damals noch in Waldern lebenden quadrupeden Vorfahren der modernen Menschen ihren Lebensraum in offene baumlose Savannen verlegten und dort allmahlich die Fortbewegung auf zwei Beinen entwickelten Die Savannen Hypothese gilt heute als widerlegt Stand der Forschung ist dass die fruhen Hominini im Sinne einer Praadaptation bereits hunderttausende Jahre vor der Besiedlung von Savannen aufrecht gehen konnten Eine andere Sichtweise findet sich in der Wasseraffen Theorie wieder Inhaltsverzeichnis 1 Grundzuge 2 Geschichte 3 Einwande 4 Grazile und robuste Australopithecus Arten 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGrundzuge BearbeitenNach dieser Savannen Hypothese auch Freilandhypothese genannt verliessen die Vorfahren der heutigen Menschen wahrend einer Zeit trockenen Klimas die zuruckgehenden tropischen Regenwalder und gingen hinsichtlich ihres Habitats den heutigen Steppenpavianen vergleichbar zum Leben am Boden uber Auf diese Weise hatten sich letztlich die charakteristischen Merkmale des Menschen ergeben Aufrechter Gang um mehr Ubersicht im Grasland zu haben analog zum Strauss Zudem habe dies die Hande zum Tragen freigemacht Starke Vergrosserung des Gehirns als spatere Anpassung an eine jagende Lebensweise Verlust der Behaarung um durch Schwitzen Warme besser abfuhren zu konnen Geschichte BearbeitenBereits Charles Darwin leitete aus dem Vergleich der afrikanischen Menschenaffen mit dem Menschen lange vor der Entdeckung der afrikanischen Australopithecus Fossilien eine Entstehung des Menschen in Afrika ab Die fruhen Vorfahren des Menschen seien durch Anderung der Lebensweise oder der Umwelt weniger baumbewohnend less arboreal geworden 1 Dies habe zur zweibeinigen Fortbewegung gefuhrt was den Gebrauch der Hande zum Transport von Gegenstanden und zum Verwenden von Werkzeugen erleichtert habe 1925 beschrieb Raymond Dart das Kind von Taung das bis dahin alteste Exemplar eines Vorfahren des Menschen Da der Fundort dieses zu Australopithecus africanus gehorenden Fossils nach damaliger Lehrmeinung seit Millionen von Jahren unbewaldet war entstand aus dieser Einschatzung die Savannen Hypothese Wahrend der Wald als Lebensraum so Dart einen einfachen Nahrungserwerb ermoglichte habe der offene Lebensraum Intelligenz und Geschicklichkeit erfordert 2 Wahrend der folgenden Jahrzehnte verbreitete sich die Savannen Hypothese insbesondere in der popularwissenschaftlichen Literatur Eine kritische wissenschaftliche Aufarbeitung unterblieb gleichwohl bestand auch in der Anthropologie weitgehend Konsens uber dieses Modell Einwande BearbeitenDie Savannen Hypothese beruhte vor allem darauf dass die Funde von fruhen Arten der Hominini uberwiegend in Savannengebieten gemacht wurden und dass die Existenz von Savannen auch als Landschaftsform zur Lebenszeit der Fossilien unterstellt wurde Dies hat sich jedoch als Fehleinschatzung herausgestellt Zudem wurden keine analogen Anpassungen bei anderen Affenarten nachgewiesen die einen ahnlichen Lebensraum bewohnen Alle Affenarten der Savannen und anderer offener Gelandeformen bewegen sich auf vier Beinen quadruped fort Dies gilt auch fur Arten die sich teilweise rauberisch ernahren Sauger der Savanne sind zudem im Regelfall dicht behaart Ausnahmen sind lediglich Nashorner und Elefanten die jedoch ein erheblich hoheres Korpervolumen im Vergleich zur Korperoberflache besitzen Die Savannen Hypothese gilt daher heute als uberholt Ab den 1970er Jahren untersuchte die damals noch in Sudafrika lebende spater an der Yale University lehrende Elisabeth Vrba erstmals insbesondere anhand der fossilen Fauna das Palaoklima Sudafrikas genauer Sie fand heraus dass sich das Klima in Sudafrika vor 2 5 bis 2 Millionen Jahren drastisch anderte Weltweit kuhlte das Klima ab Afrika wurde trockener Anderungen seien auch fur Tansania Kenia und Athiopien zu verzeichnen Erste Abkuhlungs und Austrocknungserscheinungen seien bereits vor 5 Millionen Jahren an der Miozan Pliozan Grenze zu bemerken Vrba sieht in dem Klimawandel vor 2 5 Millionen Jahren einen moglichen Selektionsdruck der zur adaptiven Radiation Vrba 1993 explosive radiation fuhrte 3 Damit war erstmals in der langen Geschichte der Savannen Hypothese eine Falsifizierbarkeit moglich Bereits ein Jahr spater 1994 wiesen jedoch John D Kingston Andrew Hill und Bruno D Marino Yale und Harvard anhand von Kohlenstoff Isotopen Untersuchungen nach 4 dass es im Bereich der Tugen Hills Kenia innerhalb der letzten 15 5 Millionen Jahren keine auffalligen Verschiebungen zwischen C3 Pflanzen und C4 Pflanzen gab Da fur Walder C3 Pflanzen typisch sind wahrend Graslander durch einen hoheren Anteil von C4 Pflanzen charakterisiert sind konnte es keinen dramatischen Wechsel des Habitats von Wald zu Savanne gegeben haben Dementsprechend folgerten Kingston Hill und Marino Als die Hominini sich in Ostafrika im spaten Miozan entwickelten waren die okologischen Bedingungen anders als die Savannen Hypothese unterstellt Jungere Funde von fruhen Australopithecus Fossilien liessen weitere Zweifel an der Savannen Hypothese aufkommen da Begleitfunde anderer Wirbeltier Arten durchweg auf einen Lebensraum hinwiesen der vorwiegend aus lichten Waldern und Galeriewaldern bestand So befanden sich die Funde von Australopithecus afarensis von Hadar in einem dicht bewaldeten Kontext im Umfeld von Gewassern Australopithecus bahrelghazali der an der Fundstelle KT 12 im Tschad entdeckt wurde lebte in einem Auwald artigen Biotop Der mit 4 4 Millionen Jahre alteste der aussagekraftigen Funde Ardipithecus ramidus wurde gemeinsam mit typischen waldbewohnenden Schlank und Stummelaffen sowie Pollen eines Mischwald Biotops gefunden und selbst fur Sahelanthropus von der Fundstelle TM 266 wurde ein bewaldetes Biotop zwischen einer Sandwuste und einem grossen See rekonstruiert Eine Rekonstruktion der klimatischen Gegebenheiten in Afrika ergibt laut Friedemann Schrenk nach heutigem Wissensstand folgenden Verlauf der Stammesgeschichte 5 Bereits vor 30 Mio Jahren lebten die ersten Menschenaffen in den afrikanischen Regenwaldern einige Populationen breiteten sich vor 15 Mio Jahren nach Asien und Europa aus Geologische Prozesse im Zusammenhang mit der Entstehung des Afrikanischen Grabens fuhrten beginnend vor ca 10 Mio Jahren zu Klimaanderungen in deren Folge die ausgedehnten Regenwalder durch baumbestandene Savannen und Buschland verdrangt wurden Vor ca 8 Mio Jahren als die klimatischen Bedingungen im ausgehenden Miozan durch zunehmende Trockenheit sich weiter verschlechterten fanden sich einige Menschenaffen Populationen an der ostlichen Peripherie des Regenwaldes entlang der nahrungsreichen Uferzonen im Regenschatten des sich entwickelnden Afrikanischen Grabens wieder Am Rande des tropischen Regenwalds habe sich daraufhin die Entwicklungslinie der Hominini von jener der anderen Menschenaffen getrennt Die zu den Hominini fuhrenden Individuen haben Friedemann Schrenk zufolge mit der Fortbewegung am Boden experimentiert der aufrechte Gang habe sich mit einer zum Hangeln geeigneten Korperkonstruktion entwickelt weil der Weg von Baum zu Baum offensichtlich am Boden zuruckgelegt wurde Zwar sei ein solches Verhalten auch bei anderen heute noch lebenden Menschenaffen zu beobachten Ardipithecus ramidus war offensichtlich hierbei jedoch am erfolgreichsten Die von Ardipithecus ramidus bekannte Korperkonstruktion dessen Begleitfunde auf eine abwechslungsreiche Landschaft aus Waldern Gebuschen Feuchtgebieten und Savannen ahnlichen Bereichen schliessen liess konnte also der Ausgangspunkt fur die Entwicklung der zweibeinig kletternden Fortbewegungsweise der Australopithecinen gewesen sein Erst zwei Millionen Jahre spater als tatsachlich die Savannengebiete besiedelt wurden erwies sich der bereits in lichten Waldern entwickelte aufrechte Gang als vorteilhaft fur das Uberblicken weiter Gebiete und fur das Tragen von Lasten Grazile und robuste Australopithecus Arten BearbeitenDie Verzweigung der bereits aufrecht gehenden Vertreter der Australopithecus Gruppe hin zu grazilen und robusten Australopithecus Arten wird heute als Folge des Klimawandels vor 2 5 bis 2 Mio Jahren im sudlichen Afrika gedeutet und mit den damals dort tatsachlich entstandenen offenen Savannenlandschaften in Verbindung gebracht Einzelnachweise Bearbeiten Charles Darwin The Descent of Man and Selection in Relation to Sex 2 Auflage von 1882 S 51 Tim D White et al Macrovertebrate Paleontology and the Pliocene Habitat of Ardipithecus ramidus Science Band 326 2009 S 67 doi 10 1126 science 1175822 Elizabeth S Vrba The Pulse That Produced Us Natural History 5 93 S 47 51 John D Kingston Andrew Hill Bruno D Marino Isotopic Evidence for Neogene Hominid Paleoenvironments in the Kenya Rift Valley Science Band 264 Nr 5161 1994 S 955 959 doi 10 1126 science 264 5161 955 Friedemann Schrenk Die Fruhzeit des Menschen Der Weg zu Homo sapiens C H Beck 1997 S 30 32Weblinks BearbeitenJames Shreeve Sunset on the Savanna Discover Band 17 Nr 7 Juli 1996 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Savannen Hypothese amp oldid 238877926