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37 678055555556 30 519444444444 Koordinaten 37 40 41 N 30 31 10 OSagalassos SagalassosObere AgoraNymphaumTheaterNordwestliches HeroonStatue auf Oberer AgoraSagalassos altgriechisch Sagalassos f sg ist eine antike Stadt in der kleinasiatischen Landschaft Pisidien unweit des heutigen Ortes Aglasun in der turkischen Provinz Burdur am Fusse des Taurusgebirges in 1450 bis 1600 m Hohe uber NN beliebt als Ausflugsziel von Antalya Sagalassos wurde in hellenistischer Zeit gegrundet und nach einem schweren Erdbeben im fruhen 7 Jahrhundert wahrend der spatantik fruhbyzantinischen Epoche aufgegeben Offenbar blieb die Ruinenstadt danach unberuhrt und fast ungeplundert bis in die Gegenwart erhalten obwohl Saulen Gebaudefragmente und Tonscherben schon dem ungeubten Auge eine ausgedehnte in ihrer Blute sehr wohlhabende antike Stadt signalisieren Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Entdeckungsgeschichte 3 Film 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErste menschliche Siedlungen entstanden in der Region um Sagalassos bereits um 8000 v Chr Hethitische Dokumente weisen dann auf eine Bergsiedlung namens Salawassa im 14 Jahrhundert v Chr hin Die Stadt erhielt phrygische und lydische Kulturimpulse Wahrend der persischen Epoche war Pisidien fur seine kriegerischen Stamme bekannt Als Alexander der Grosse 333 v Chr Sagalassos auf seinem Weg nach Persien eroberte war es bereits eine der wohlhabendsten Stadte in Pisidien Einige tausend Einwohner durften die Stadt bewohnt haben Nach dem Tode Alexanders wurde die Region eines der Territorien von Antigonos I Monophthalmos 321 bis 301 v Chr moglicherweise des Lysimachus 301 bis 281 v Chr der Seleukiden von Syrien 281 bis 189 v Chr und der Attaliden von Pergamon 189 bis 133 v Chr Archaologische Befunde zeigen dass die hellenistische Kultur von den Anwohnern schnell ubernommen wurde Das Romische Reich ubernahm nach den Attaliden Pisidien das Teil der Provinz Asia wurde und 100 v Chr Teil der neugebildeten Provinz Cilicia 39 v Chr wurde es dem Galater Amyntas einem Klientelkonig der Romer geschenkt aber nachdem dieser 25 v Chr ermordet worden war ubernahm Rom Pisidien wieder als Teil der Provinz Galatia Augustus stellte auch in Sagalassos die Pax Romana her Im romischen Imperium wurde Sagalassos eine der bedeutendsten stadtischen Siedlungen in Pisidien wobei sich eine auffallige Diskrepanz zwischen der vermutlich geringen Einwohnerzahl nach bisherigen Erkenntnissen wohl deutlich unter 10 000 Menschen und der Pracht und Grosse der offentlichen Bauten beobachten lasst Um 400 n Chr wurde Sagalassos befestigt vielleicht war dies eine Reaktion auf die angespannte Lage des Imperiums in dieser Zeit vielleicht aber auch ein Prestigeprojekt Denn der Ort war wahrend der gesamten Spatantike noch immer bedeutend und prosperierte grosszugige Privathauser wurden noch im spateren 6 Jahrhundert errichtet Erdbeben verwusteten zwar wiederholt die Stadt so insbesondere 518 doch gerade nach diesem bedeutenden Einschnitt wurden viele der offentlichen und privaten Bauten besonders prunkvoll restauriert oder wieder aufgebaut Doch nach der Mitte des 6 Jahrhunderts wurde diese Wiederaufbauphase offenbar jah beendet so wurden offentliche Platze auf einmal als Abfalldeponien missbraucht der grosse Palastbau ostlich des Zentrums von Sagalassos in kleine Gebaude auseinandergebaut und dessen Dekorschmuck zu Kalk gebrannt wodurch dieses markante Gebaude seinen Charakter als Reprasentationsbau verlor Der Grund fur den offensichtlichen Niedergang der Stadt konnte in Durrephasen einem Ruckgang des Fernhandels oder militarischen Bedrohungen zu suchen sein vermutlich hat jedoch auch die Pestepidemie um das Jahr 542 die Justinianische Pest auch auf Sagalassos starke Auswirkungen gehabt da wohl ein erheblicher Teil der Bevolkerung daran starb Noch einmal konnte sich der Ort aber erholen wenn auch die alte Blute nicht zuruckerlangt wurde Der Persisch Romische Krieg von 603 bis 628 bedrohte die Stadt denn seit 613 drangen die Sassaniden zeitweilig bis nach Westkleinasien vor Ein weiteres Erdbeben das die Stadt spatestens um 630 schwer in Mitleidenschaft zog vor allem aber die haufigen arabischen Attacken zur Zeit der Islamischen Expansion gen Kleinasien seit ca 640 forderten in der Folge die weitestgehende Aufgabe von Sagalassos sowie weiterer einst bluhender kleinasiatischer Poleis Spatestens gegen 700 war die Stadt als Resultat und Kulminationspunkt von Kriegen Epidemien und Naturkatastrophen verlassen Das einfache Volk mag danach das Tal von Sagalassos wieder besiedelt haben Ausgrabungen forderten aber lediglich Zeichen eines befestigten Klosters zu Tage moglicherweise eine religiose Gemeinschaft die im 12 Jahrhundert im Zuge der islamisch turkischen Landnahme zerstort wurde Sagalassos verschwand aus allen Aufzeichnungen und wurde vergessen In den folgenden Jahrhunderten bedeckten Schutt und Sedimente die Ruinen von Sagalassos und wegen seiner Lage wurde es nicht in nennenswerter Weise geplundert Entdeckungsgeschichte BearbeitenDer Forscher Paul Lucas der im Auftrag des franzosischen Konigs Ludwig XIV die Turkei bereiste besuchte die Ruinen 1706 Als der Brite Francis Arundell den Namen des Ortes entzifferte begannen westliche Reisende die Ruinen zu besuchen Der polnisch osterreichische Graf Karl Lanckoronski zeichnete die erste Karte von Sagalassos Dennoch erhielt die Stadt bis 1985 keine grosse archaologische Aufmerksamkeit bis ein britisch belgisches Team unter der Leitung von Stephen Mitchell eine ausgedehnte archaologische Erforschung der Siedlung begann Der belgische Archaologe Marc Waelkens begann 1991 mit systematischer Forschung auf dem Gelande der Stadt Er stellte fest dass sie zwei Agoren eine obere und eine untere besass Zusammen mit ca 80 ortlichen Hilfskraften und ca 120 wissenschaftlichen Mitarbeitern wurde die untere Agora ausgegraben 1992 begann Waelkens mit der Ausgrabung der oberen Agora Entlang der Nordmauer wurde eine monumentale Brunnenanlage mit Skulpturen freigelegt Die bereits restaurierten Objekte werden im Archaologischen Museum Burdur ausgestellt Ferner wurde eine grosse Bibliothek ausgegraben die von einem reichen Burger der Stadt Flavius Neon in Erinnerung an seinen Vater errichtet worden war Es konnten Mosaike freigelegt werden Die Bibliothek war durch einen Brand zerstort worden Eine 1 km lange Prachtstrasse lauft auf die untere Agora zu neben der sich die Ruine eines Tempels befindet der in der Zeit Kaiser Hadrians begonnen und unter Kaiser Antoninus Pius eingeweiht wurde Im Laufe des 5 Jahrhunderts scheint dieser Tempel in eine Bischofskirche umgewandelt worden zu sein An der unteren Agora befinden sich zwei Brunnen die von den Archaologen wieder aufgebaut werden 518 wurde die Stadt wie erwahnt durch ein Erdbeben zerstort Unter den um die Kirche begrabenen Skeletten befinden sich auch solche von Kindern die nicht mit denen der Erwachsenen in einer verwandtschaftlichen Beziehung standen Es wird angenommen dass eine Epidemie die Stadt heimsuchte als noch grosse Teile der Stadt durch das vorangegangene Erdbeben zerstort waren Diese Epidemie konnte die Kinder hinweggerafft haben Wahrscheinlich handelte es sich dabei um jene Seuche die den Mittelmeerraum ab 541 heimsuchte und als Justinianische Pest bezeichnet wird Sagalassos verfugte uber ein griechisches Theater mit einer romischen Buhne das mehr als einen Halbkreis beschrieb und das gut 9 000 Menschen Platz geboten haben durfte Offenbar rechnete man mit Besuchern aus dem Umland Von seinen Rangen aus hatte man nicht nur einen ausgezeichneten Blick auf die Buhne sondern auch in die dahinter liegende Ebene In den Felsen geschlagene Tunnel durften es moglich gemacht haben dieses Theater bei Gefahr binnen etwa funf Minuten zu evakuieren In der nordlichen Stadtmauer wurde ein Tunnel freigelegt der den Bewohnern moglicherweise als ein geheimer Fluchtweg oder als ein Ausfalltor gegen Feinde gedient haben konnte 1997 wurde auf einem naturlichen Plateau im westlichen Teil der unteren Agora ein Gebaude freigelegt das die politische Funktion der Agora vom 1 Jahrhundert v Chr bis zum 3 Jahrhundert n Chr ubernommen haben durfte das Bouleuterion Rathaus In diesem kamen die Mitglieder des Stadtrates zusammen um uber die Politik der Stadt zu entscheiden Zwei Eheleute aus der Oberschicht trugen nach ihrer Scheidung einen solchen Konkurrenzkampf aus dass sie offenbar je einen Marktplatz und einen Brunnen anlegten mit dem sie sich gegenseitig zu ubertrumpfen versuchten Waelkens grub ferner ein Heroon Heldenanlage und ein Nymphaum Brunnenanlage mit Gorgonenkopfen aus Die Archaologen haben begonnen auf ca 1800 km einen archaologischen Park zu errichten Ca 1 Mio Objekte werden jahrlich ausgegraben dokumentiert gesichert restauriert und wo mehr als 80 der antiken Objektfragmente vorhanden sind werden Gebaude und Statuenfragmente durch sorgfaltig aus originalen Materialien von Steinmetzen gefertigte Erganzungen zusammengefugt Anastilosis Im Jahr 2008 entdeckten Archaologen Uberreste einer kolossalen Marmorstatue des romischen Kaisers Mark Aurel Allein der Kopf der Statue des jungen Kaisers sei knapp einen Meter hoch und von hoher Qualitat Es wurden auch Teile von Armen und Beinen ausgegraben Film BearbeitenDie letzten Romer Dokumentation Frankreich 2007 52 Min Regie Marco Visalberghi Philippe Axell Produktion arte 1 Literatur BearbeitenArmin Eich Peter Eich Werner Eck Die Inschriften von Sagalassos Teil 1 Inschriften griechischer Stadte aus Kleinasien Band 70 Habelt Bonn 2018 ISBN 978 3 7749 4122 9 Robert Fleischer Forschungen in Sagalassos 1972 und 1974 In Istanbuler Mitteilungen Bd 29 1979 S 273 307 Ine Jacobs Eine spate Blute Aufschwung und Niedergang von Sagalassos in der Spatantike In Antike Welt Zeitschrift fur Archaologie und Kulturgeschichte 2011 Nr 3 S 76 80 Veli Kose Nekropolen und Grabdenkmaler von Sagalassos in Pisidien in hellenistischer und romischer Zeit Brepols Turnhout 2005 ISBN 9782503513713 Ronald Sprafke Die Kolosse von Sagalassos In Bild der Wissenschaft Heft 01 2010 S 82 87 Marc Waelkens Erste Stadt Pisidiens Freund und Bundesgenosse der Romer Neue Forschungen in Sagalassos In Antike Welt 42 2011 Heft 3 S 62 71 S 72 80 zwei kleinere Beitrage zur Keramik und zur Entwicklung in der Spatantike Marc Waelkens Jeroen Poblome Hrsg Sagalassos Eine Romische Stadt in der Sudwestturkei Wienand Verlag Koln 2011 ISBN 978 3 86832 072 5 Bildband zu den neuesten Forschungen und der Ausstellung im Gallo Romischen Museum Tongeren Belgien Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sagalassos Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage von Sagalassos in Englisch Sagalassos Interactive DigEinzelnachweise Bearbeiten Informationen in der Programmdatenbank der ARD abgerufen am 25 Dezember 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sagalassos amp oldid 225678307