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Rudi Arnstadt 3 September 1926 in Erfurt 14 August 1962 bei Wiesenfeld war ein Hauptmann der Grenztruppen der DDR der 1962 bei einem Zwischenfall an der innerdeutschen Grenze von einem Beamten des Bundesgrenzschutzes BGS erschossen wurde Wahrend ihn die staatliche Propaganda der DDR zum Volkshelden und Martyrer erhob stellte die westdeutsche Seite ihre Ermittlungen in der Todessache Arnstadt mit der Begrundung ein dieser sei in Notwehr erschossen worden Der Name des Todesschutzen blieb bis 1996 geheim Zu einer endgultigen Klarung der Schuldfrage ist es im wiedervereinigten Deutschland nicht gekommen Arnstadts Tod ruckte im Jahr 1998 durch die Ermordung des ehemaligen BGS Beamten erneut ins Licht der Offentlichkeit Der Mordfall gab zu Spekulationen uber Rachemotive Anlass konnte aber ebenfalls nicht geklart werden Der Gedenkstein fur Rudi Arnstadt in Wiesenfeld im September 2013 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Jugend 1 2 Arnstadt als Grenzpolizist 1 3 Arnstadts Tod 1 3 1 Die Situation vor Ort 1 3 2 Der todliche Zwischenfall 1 3 3 Westdeutsche Ermittlungen 1 3 4 Ermittlungen in der DDR 1 3 5 Erste Berichte und weitere Folgen 2 Arnstadt als Volksheld und Martyrer 3 Der Fall Arnstadt im wiedervereinigten Deutschland 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Jugend Bearbeiten Rudi Arnstadt war ein uneheliches Kind Er wuchs in Erfurt in einer Pflegefamilie auf Beide Pflegeeltern traten um 1928 der Kommunistischen Partei Deutschlands KPD bei Die Pflegemutter war nach 1946 Lehrerin an einer Parteischule der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands SED Nach dem Besuch der Volksschule arbeitete Arnstadt in einer Erfurter Giesserei bis er 1943 zum Reichsarbeitsdienst und noch im selben im Jahr zur Wehrmacht eingezogen wurde Im Zweiten Weltkrieg kampfte er als Infanterist bis 1945 Drei Monate nach Kriegsende kehrte Arnstadt aus britischer Kriegsgefangenschaft nach Erfurt zuruck Zunachst wieder Arbeiter absolvierte er dann eine Lehre als Maler Er wurde Mitglied der Freien Deutschen Jugend FDJ und trat im Oktober 1947 der SED bei Im Februar 1948 heiratete Arnstadt eine Siebzehnjahrige namens Christine Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor von denen eines bald verstarb Arnstadt als Grenzpolizist Bearbeiten Im Juni 1949 meldete sich Arnstadt fur den Dienst bei der Volkspolizei VP Er wurde als Anwarter der VP der Bereitschaft Gotha zugeteilt von wo aus er im Marz 1950 zur Grenzbereitschaft Dermbach der Deutschen Grenzpolizei kam 1952 scheiterte in der Polizeischule Sondershausen Arnstadts erster Anlauf Offizier zu werden Seine Ehe wurde 1953 geschieden Die beiden Kinder Veronika und Uwe blieben bei der Mutter Wenig spater heiratete Arnstadt ein zweites Mal Nachdem er die Polizeischule mit Erfolg besucht hatte wurde er 1954 zum Unterleutnant 1955 zum Leutnant befordert Zunachst in Erfurt als Werber fur die Grenztruppen tatig wurde Arnstadt 1957 Kompaniechef der 6 Grenzkompanie der Grenzbereitschaft Dermbach Arnstadts Grenzabschnitt lag bei Wiesenfeld in der Rhon Diese am weitesten nach Westen ragende Gegend des Warschauer Paktes erweckte als Fulda Gap das besondere Interesse der NATO Unweit von Wiesenfeld lag spater auf dem Rasdorfer Berg der Beobachtungsstutzpunkt Point Alpha der US Army Arnstadt zog mit seiner Frau nach Wiesenfeld Dort warb ihn im April 1957 das Ministerium fur Staatssicherheit MfS als Geheimen Informator GI an Wahrend Arnstadt zum Oberleutnant aufruckte brach das MfS im Juni 1958 die Verbindung zu ihm ab 1 Im Jahr 1961 bezog das Ehepaar Arnstadt in Wiesenfeld das zwangsgeraumte Haus 25 Der bisherige Eigentumer war als erzkatholischer Familienvater und ausserst reaktionar mit seiner Familie im Rahmen der Aktion Kornblume nach Sachsen zwangsausgesiedelt worden 2 Im gleichen Jahr wurde Arnstadt zum Hauptmann befordert Er hatte gute Beurteilungen erhalten und war mehrmals ausgezeichnet worden darunter mit der Medaille fur vorbildlichen Grenzdienst Der BGS schatzte Arnstadt als sehr streng und korrekt und seine Kompanie als eine der besten und zuverlassigsten ein Obwohl dem MfS an Arnstadt ein Ubermass an Eifer missfiel und ferner dass er es nicht verstehe das Vertrauen seiner Soldaten zu erlangen plante es im Marz 1962 seine Wiederanwerbung als GI 3 Arnstadts Tod Bearbeiten Die Situation vor Ort Bearbeiten Unmittelbar vor dem Jahrestag des Baus der Berliner Mauer hatte die DDR Propaganda die politische Stimmung aufgeheizt Der im Vorjahr errichtete antifaschistische Schutzwall habe den Weltfrieden gerettet Nun aber hatten die Bonner Ultras ein Programm fur Gewalttaten entwickelt Die Agentenzentralen in Westberlin der Wirkungsstatte von Adenauers Gauleiter Willy Brandt beabsichtigten Terroranschlage und wurden ganze Banden faschistischer und krimineller Elemente zusammenstellen Fur die Grenztruppen wurde erhohte Einsatzbereitschaft angeordnet Der Jahrestag verging ohne nennenswerte Vorfalle und die erhohte Einsatzbereitschaft wurde am 14 August um 8 Uhr aufgehoben 4 In Arnstadts Grenzabschnitt bei Wiesenfeld waren ab Anfang August 1962 Pioniere der Nationalen Volksarmee der DDR NVA unter Fahnen und Transparenten mit dem Bau eines Stacheldraht Doppelzaunes als neuer Grenzsperre beschaftigt Arnstadts Kompanie hatte diese Arbeiten in vorderster Linie zu uberwachen Diese Situation hatte in Arnstadts Verantwortungsbereich bereits ein Zugfuhrer der Grenztruppen genutzt um nach Westdeutschland zu desertieren Am 9 August war ihm ein NVA Pionier gefolgt indem er am Steuer einer jungst eingefuhrten sowjetischen Artilleriezugmaschine ATS 59G die Grenze uberrollte Auf westdeutscher Seite beobachteten am 14 August 1962 Beamte des BGS in Zugstarke das Geschehen Zusatzlich hatten sie den Auftrag Schaulustige fernzuhalten sollten diese von der dicht parallel zur Grenze laufenden Ortsverbindungsstrasse Setzelbach Rasdorf aus versuchen die DDR Grenzer zu provozieren Anwesend waren ebenfalls amerikanische Soldaten und mehrere Beamte des Zollaufsichtsdienstes und hessischer Finanzbehorden in Zivil Der todliche Zwischenfall Bearbeiten Der todliche Zwischenfall lasst sich schwer rekonstruieren weil in der DDR eine staatsanwaltschaftliche Ermittlungsakte nicht vollstandig vorhanden war oder nie existiert hat Die Ermittlungsergebnisse der Morduntersuchungskommission MUK der VP aus Suhl des MfS und der Nationalen Volksarmee NVA sind nur unvollstandig uberliefert Vernehmungen von Augenzeugen die Spurensicherung Tatortfotos Angaben zu den abgegebenen Schussen und der Obduktionsbericht fehlen Hunfelder Kriminalisten und BGS Offiziere und Angehorige der MUK und der Grenztruppen begannen kurz nach dem Zwischenfall vor Ort zu ermitteln Letztere ignorierten demonstrativ mundliche Angebote der westdeutschen Ermittler zur Zusammenarbeit In der DDR zog die Generalstaatsanwaltschaft in Berlin die Ermittlungen an sich Weil die westdeutschen Ermittler den Gesprachen der in Horweite operierenden DDR Ermittler entnommen hatten dass der Schuss eines BGS Angehorigen todlich gewesen war leitete die Staatsanwaltschaft in Fulda ein Ermittlungsverfahren wegen eines unnaturlichen Todesfalls ein Westdeutsche Ermittlungen Bearbeiten Nach westdeutschen Ermittlungen hatte am 14 August 1962 der BGS Hauptmann Meissner die Grenze zwischen Setzelbach und Wiesenfeld abzuschreiten Zweck des Patrouillengangs war die Vorbereitung einer Besichtigung der Bauarbeiten durch den Inspekteur des BGS Alfred Samlowski Meissner waren die Oberjager Hans Pluschke und Dieter Stief zugeteilt An einer Stelle verlief die Grenze nicht gradlinig sondern machte auf etwa 50 Meter Lange um einige Meter einen Sprung nach Westen wahrend der 10 Meter Streifen und der DDR Postenweg 5 ungeknickt geradeaus weiterfuhrten Das schmale DDR Territorium hatte ein hessischer Landwirt illegal seinem Acker zugeschlagen Der Grenzstein der das nordliche Ende des Streifens markierte war im dort hohen Korn nur aus der Nahe zu erkennen Dicht bei diesem Grenzstein hatten die BGS Oberjager Dieter Koch und Klaus Fischer Posten bezogen Als gegen 11 05 Uhr Meissners Patrouille entlang der Grenze auf Koch und Fischer zuging wurde sie von der Seite aus etwa 20 Meter Entfernung schrag von hinten von Arnstadt der vom Boden aufgesprungen war angerufen Meissner drehte sich im Gehen um sah wie Arnstadt auf ihn anlegte horte eine Kugel an sich vorbeipfeifen und warf sich zu Boden Pluschke der hinter Meissner ging horte ebenfalls den Schuss und sah wie Arnstadt seine Pistole gezogen und auf Meissner in Anschlag gebracht hatte Wie auch Stief Fischer und Koch meinte er Meissner sei zu Boden gesturzt weil ihn der Schuss getroffen hatte Um zu verhindern dass Arnstadt ein zweites Mal auf Meissner schiesse riss Pluschke sein FN Gewehr von der Schulter und gab aus der Hufte heraus einen Deutschuss auf Arnstadt ab Getroffen fiel dieser nach hinten um Unmittelbar danach setzte seitens eines DDR Grenzers und Kochs ein kurzer Schusswechsel ein Die schnell auf dem Boden oder im hohen Korn in Deckung gehenden Beteiligten beider Seiten blieben unverletzt Aufgrund der Ermittlungen der Kriminalpolizei und des BGS kam die Fuldaer Staatsanwaltschaft zu der Erkenntnis die Patrouille habe sich auf BRD Gebiet bewegt als Arnstadt uber die Demarkationslinie einen wahrscheinlich gezielten Schuss auf Meissner abgab 6 Der Schuss auf Arnstadt galt daher als Notwehr woraufhin am 8 Oktober 1962 der Fuldaer Oberstaatsanwalt das Ermittlungsverfahren gegen Pluschke einstellte Im Dezember folgte die Einstellung der erfolglosen Vorermittlungen gegen die unbekannten DDR Grenzer die ebenfalls geschossen hatten Ermittlungen in der DDR Bearbeiten Ermittelt wurde dass Arnstadt am Vormittag des 14 August an der Grenze erschienen war um seine Soldaten zu kontrollieren Ob er BGS Angehorige am spateren Tatort wegen einer Grenzverletzung an der unubersichtlichen Stelle zuruckgewiesen hatte und sich daraufhin entschloss einen BGS Angehorigen bei einem erneuten Uberschreiten der Grenze festzunehmen oder dort von vornherein einen BGS Beamten fassen wollte ist unklar Jedenfalls postierte Arnstadt seinen Fahrer Karlheinz Rossner etwas abseits und gab ihm den Befehl einen Warnschuss abzugeben wenn Grenzverletzer nicht auf seinen Anruf hin stehenbleiben sollten Arnstadt selbst nahm neben zwei auf dem Boden sitzenden Grenzoffizieren Platz und wartete Als eine BGS Patrouille die Grenzlinie zur DDR uberschritten hatte habe Arnstadt sie angerufen Als sie nicht reagierte habe sein Begleitposten Rossner befehlsgemass mit der Maschinenpistole in die Luft geschossen und Arnstadt mit seiner Pistole einen Warnschuss in den Boden abgegeben Diesen Schuss erwahnt im Unterschied zu spateren DDR Berichten nur ein erster Bericht der Grenztruppen der NVA Auch der im Urlaub befindliche Staats und Parteichef Walter Ulbricht erfuhr durch seinen Stellvertreter Erich Honecker der jenen ersten Bericht der Grenztruppen der NVA erhalten hatte von einem Warnschuss Arnstadts Nach dem bzw den Warnschussen hatten die BGS Angehorigen ihre Waffen von den Schultern gerissen und gezielt auf Arnstadt und Rossner gefeuert um sich dann als sich eine kurze Schiesserei entwickelte unter gegenseitigem Feuerschutz auf westdeutsches Gebiet zuruckzuziehen Ein Schuss hatte Arnstadt zwischen Nasenwurzel und rechtem Auge getroffen er starb wahrend seines Krankentransports nach Geisa Als Todesschutzen wurden Koch oder Meissner genannt Die Bezirksverwaltung Suhl des MfS meldete den Zwischenfall an Minister Erich Mielke Das Ministerium des Innern legte am Folgetag einen ersten internen Bericht vor Anfang September 1962 reichte die Staatsanwaltschaft Meiningen an den Generalstaatsanwalt eine Nachricht des MfS weiter dem der Name des Todesschutzen bereits seit dem 16 August durch einen Geheimen Mitarbeiter bekannt sei Die Nachricht in der der Name des Taters fehlte enthielt die Ankundigung in den nachsten Tagen vom MfS weiterfuhrendes Material zu erhalten Zur Ubergabe oder zum Inhalt des angekundigten Materials ist nichts uberliefert 7 Die DDR Ermittlungen blieben juristisch folgenlos Zu einer Anklageerhebung gegen die beiden namentlich bekannten BGS Angehorigen reichten sie nicht aus Den Namen des Todesschutzen Pluschke ermittelten die DDR Behorden zu keiner Zeit Die in der DDR offiziell verbreiteten Darstellungen des Zwischenfalls wichen von den geheim gehaltenen Ermittlungsergebnissen ab Erste Berichte und weitere Folgen Bearbeiten Uber dem Schauplatz des Zwischenfalls kreisten nach kurzer Zeit amerikanische Hubschrauber beiderseits der Grenze wurde Gefechtsalarm ausgelost und Truppen mit Panzerfahrzeugen bezogen Stellung Meldungen gingen uber die US Botschaft in Bonn an das Aussenministerium der Vereinigten Staaten nach Washington D C In Westdeutschland berichteten bereits am Folgetag regionale und uberregionale Medien aufgrund einer kurzen Pressemitteilung des BGS uber den Vorfall Schon der erste Bericht vermutete einen Zusammenhang zwischen Arnstadts Festnahmeversuch und der Verbringung der sowjetischen Artilleriezugmaschine nach Westdeutschland Hatte Arnstadt beabsichtigt einen festgenommenen BGS Offizier gegen die Zugmaschine auszutauschen Die Vermutung verstarkten Berichte von Fluchtlingen wonach Arnstadt wegen der zwei Desertionen in seinem Verantwortungsbereich gemassregelt worden sei und dass in den Grenztruppen das Gerucht vom gescheiterten Austausch kursiere Arnstadt sei mithin Opfer seines Ehrgeizes geworden 8 Die Tatsache dass Rossner den ersten Schuss abgegeben hatte war von keinem BGS Angehorigen bemerkt worden Ende 1964 protokollierte die Zentrale Erfassungsstelle Salzgitter die detaillierte Aussage eines gefluchteten Volkspolizisten der im August 1962 als Angehoriger der Grenztruppen der DDR Zeuge des Zwischenfalls gewesen war wonach Arnstadt weder zuerst noch uberhaupt geschossen hatte sondern dessen Begleitposten Rossner Die davon benachrichtigte Staatsanwaltschaft Fulda eroffnete erst 1966 angemahnt von der Erfassungsstelle ein Ermittlungsverfahren gegen Rossner um es wenig spater wegen Abwesenheit des Beschuldigten einzustellen 9 Rossners Schuss blieb weiterhin in den westdeutschen Ermittlungen unberucksichtigt Wenige Tage nach dem Zwischenfall stellte am 17 August 1962 der offentliche Tod Peter Fechters an der Berliner Mauer den Grenzzwischenfall bei Wiesenfeld in der westdeutschen Wahrnehmung fur immer in den Schatten Arnstadt als Volksheld und Martyrer BearbeitenIn der DDR wurde der Zwischenfall erst am Abend des 15 August offentlich bekannt Horst Sindermann Leiter der Abteilung Agitation beim Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands trat in der vom Chefkommentator des DDR Fernsehens Karl Eduard von Schnitzler moderierten wochentlichen Fernsehsendung Treffpunkt Berlin auf Abweichend von den Ermittlungsergebnissen informierte Sindermann dass am 14 August BGS Angehorige dem Anschein nach besoffen in Kompaniestarke an der Grenze aufmarschiert seien Dort hatten sie nach Hetzreden die DDR Grenzer provoziert waren dauernd an die Grenze gegangen und hatten sie schliesslich zu dritt uberschritten Nach Anruf und Warnschuss durch DDR Grenzer sei dann Rudi Arnstadt durch BGS Angehorige vom Staatsgebiet der DDR aus mit gezielten Salven ermordet worden 10 Die SED Propaganda sorgte dafur dass Sindermanns Version in der DDR zur Grundlage der offentlichen Wahrnehmung wurde Der Zwischenfall erfuhr in den ab dem 16 August veroffentlichten Presseberichten phantasievolle Ausschmuckungen und Zuspitzungen So sei Arnstadt auf DDR Gebiet kaltblutig von BGS Angehorigen feige und vorsatzlich ermordet worden als er mit ihnen sprechen wollte Agenten hatten reichlich Alkohol an die spateren Mordschutzen ausgegeben und dann das Verbrechen befohlen Es habe sich um eine gezielte Provokation der Bonner Ultras gehandelt die Verantwortlichen seien Adenauer Lubke und Strauss die zu einem Regime der Kriegsprovokateure Bombenwerfer und Morder gehorten und mit dem geplanten Meuchelmord einen bewaffneten Zusammenstoss von nicht absehbarer Tragweite herbeifuhren wollten 11 Die Berichterstattung der DDR brachte Arnstadts Tod mit dem des Gefreiten Peter Goring am 23 Mai 1962 an der Berliner Mauer in Verbindung Goring hatte bei der Vernichtung eines Grenzverletzers Westberliner Gebiet beschossen und war von einem Querschlager todlich getroffen worden als Westberliner Polizisten sein Feuer erwiderten Die DDR bezeichnete beide Zwischenfalle als Morde und verschwieg dass jedes Mal DDR Grenzer zuerst geschossen hatten Bereits am 16 August versicherte das SED Zentralorgan Neues Deutschland unseren Hass schleudern wir den Mordern ins Gesicht mit dem heiligen Schwur Die deutsche Arbeiterklasse vergisst nicht Die Morder werden ihrer Strafe nicht entgehen 12 Ab September 1962 verkundete am Ort des Zwischenfalls eine westwarts gerichtete Schrifttafel An dieser Stelle wurde der Hauptmann Rudi Arnstadt von Soldnern des westdeutschen Militarismus ermordet Seine Morder Angehorige der BGS Abt Hunfeld werden ihrer gerechten Strafe nicht entgehen 13 Bis zum Ende der DDR schilderten schriftliche Darstellungen wie auch Trauer und alljahrliche Gedenkfeiern Arnstadt als Martyrer Arnstadts Fahrer und Begleitposten Rossner war bei den Kultveranstaltungen nur bedingt vorzeigbar In einem ersten Fernseh Interview wurden seine Ausserungen offensichtlich geschnitten und er musste vorzeitig aus dem Dienst der Grenztruppen entlassen werden In einer zeugenschaftlichen Aussage erklarte er noch 1994 es sei ihm nicht klar warum der Arnstadt diese Festnahme unbedingt auf diese Art und Weise erzwingen wollte 14 Um Arnstadt als glucklichen Familienvater erscheinen zu lassen wurden seine Kinder die den Kontakt zum Vater schon im Vorschulalter verloren hatten ins Kultgeschehen einbezogen Im Laufe der Jahre verschwand der Warnschuss aus den Darstellungen und Arnstadt wurde zum hinterrucks erschossenen Mordopfer als der BGS auf das Gebiet der DDR vorgedrungen sei und das Feuer auf die Posten unserer Grenztruppen eroffnete 15 Portrats Arnstadts schufen die bildenden Kunstler Hans Hattop 1924 2001 im Jahr 1968 Werner Schwarz unter dem Titel In memoriam Rudi Arnstadt in den Jahren 1971 1984 und 1986 sowie Lutz R Ketscher 1983 mit dem grossformatigen Gemalde Klassenauftrag des Soldaten in der sozialistischen Armee Traditionsaufnahme und Vermachtnis Rudi Arnstadt 16 Der Fall Arnstadt im wiedervereinigten Deutschland Bearbeiten nbsp Das denkmalgeschutzte Grab Arnstadts auf dem Erfurter Hauptfriedhof im Oktober 2014Das Ende der SED Herrschaft in der DDR hatte ein abruptes Ende des Arnstadt Kults zur Folge Im Februar 1990 verschwand in Geisa sein Gedenkstein von der Plinthe um in der Karnevalssaison 1991 durch das vollplastische Wappentier des ortlichen Karnevalsvereins eine springende Geiss ersetzt zu werden 17 Allenthalben wurden in der DDR Gedenktafeln entfernt und Strassen und Institutionen die nach Arnstadt benannt worden waren stets gegen den Widerstand der Partei des Demokratischen Sozialismus PDS umbenannt In deren Umfeld blieb die Uberlieferung zu Arnstadt lebendig allerdings gedampft durch stillschweigende Rucknahme besonders phantasievoller Behauptungen wie dem vorherigen Ausschank von Alkohol an die Morder Karl Eduard von Schnitzler teilte 1994 seinen Lesern mit er habe Arnstadt den der BGS Oberjager Koch mit einer Maschinenpistole buchstablich durchsiebt habe gut gekannt 18 In dem Verein Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitaren Unterstutzung e V organisierte ehemalige Angehorige der Grenztruppen und der Staatssicherheit zeigten im Jahr 1996 bei der Staatsanwaltschaft Berlin den BGS Grenzoberjager Koch als Todesschutzen an 19 Der von ihnen beauftragte Rechtsanwalt und ehemalige MfS Offizier Frank Osterloh erhielt ausgestattet mit einem Mandat Veronika Arnstadts im Juni 1996 Einsicht in die Ermittlungsakten Dadurch erfuhren seine Auftraggeber erstmals von der Rolle Pluschkes Osterloh machte gegenuber der Berliner Staatsanwaltschaft das Fehlen wichtiger Beweismittel geltend woraufhin diese ein Ermittlungsverfahren in der Todessache Arnstadt aufnahm das sie zustandigkeitshalber an die Staatsanwaltschaft Meiningen uberwies Ohne Prufung ging diese davon aus dass der Todesschuss auf hessischem Gebiet gefallen war und leitete im Dezember 1997 das Verfahren an die Staatsanwaltschaft Fulda weiter Rossner bestritt in einer Vernehmung sowohl dass Arnstadt geschossen habe als auch dass er selbst auf die BGSler gezielt habe Dennoch stellte die Staatsanwaltschaft Fulda unter Bezug auf ihr Ermittlungsergebnis und die Auswertung von DDR Akten aus dem Jahr 1962 das Verfahren Anfang Mai 1998 ein Arnstadts Todesschutze Pluschke war anlasslich des 35 Jahrestags des Zwischenfalls im August 1997 in der Zeitung Die Welt und in der hessenschau aus seiner Anonymitat herausgetreten Er war 1970 aus dem BGS ausgeschieden und hatte in Hunfeld ein Taxiunternehmen aufgebaut Im Fernsehbeitrag berichtete er von seiner jahrelangen Angst durch eine Enttarnung seiner Person nicht nur sich sondern auch seine Familie in Gefahr zu bringen Am 15 Marz 1998 wurde Pluschke wahrend seiner Arbeit in der Nahe von Wiesenfeld durch einen Kopfschuss der ihn uber dem rechten Auge traf getotet Die Tat war kein Taximord denn Pluschkes Geldborse war unberuhrt geblieben Vielmehr deuteten Ort und Art der todlichen Verletzung auf einen Racheakt an Pluschke als den Todesschutzen Arnstadts hin Dies veranlasste Vermutungen in der Presse wie sie die Superillu unter der Uberschrift Lebt die Stasi noch verbreitete 20 Trotz intensiver Ermittlungen der Auslobung einer hohen Belohnung und eines Beitrags in der deutschlandweiten Sat 1 Sendung Fahndungsakte blieb der Mord an Pluschke und damit die Frage nach einem Racheakt unaufgeklart Die Ehrengrabersatzung von Erfurt stellte 2010 Arnstadts Grab als Zeugnis der DDR Geschichte unter Denkmalschutz 21 Literatur BearbeitenJan Schonfelder Rainer Erices Todessache Rudi Arnstadt Zwischen Aufklarung und Propaganda Verlag Bussert amp Stadeler Jena Quedlinburg 2012 ISBN 978 3 942115 19 3 Herbert Bockel Der zweifache Tod im Schatten der Grenze Eigenverlag 2012 ISBN 978 3 00 037161 5 Biografie Arnstadts im Forschungsverbund SED Staat an der Freien Universitat BerlinEinzelnachweise Bearbeiten Unterschiedliche Angaben zum Grund des Abbruchs bei Schonfelder Erices Lit S 20 und in der Biografie des Forschungsverbunds Lit Zitate bei Schonfelder Erices Lit S 19 Schonfelder Erices Lit S 20 f Zitate bei Schonfelder Erices Lit S 12 14 Der spater gepflasterte Kolonnenweg ist an der Stelle des Zwischenfalls als Abzweigung der Position 15 des Point Alpha Wegs erhalten Zitat aus dem Ermittlungsbericht der Kriminalpolizei an die Staatsanwaltschaft siehe Schonfelder Erices Lit S 39 Schonfelder Erices Lit S 28 f Siehe auch die Ausserungen eines Zeitzeugen aus der Kompanie Arnstadts in einem Interview des Bayerischen Fernsehens von 1991 bei Herbert Bockel Der zweifache Tod im Schatten der Grenze Lit S 43 f Zitat aus der Begrundung im Schreiben an die Erfassungsstelle siehe Schonfelder Erices Lit S 49 Sindermann Zitate bei Schonfelder Erices Lit S 55 Zitate bei Schonfelder Erices Lit S 60 62 Zitat bei Schonfelder Erices Lit S 58 Wortlaut der Tafel bei Schonfelder Erices Lit S 62 Zitat bei Schonfelder Erices Lit S 109 Schonfelder Erices Lit S 62 auch mit weiteren Beispielen Schonfelder Erices Lit S 91 mit Provenienzangaben Schonfelder Erices Lit S 102 der Ort wurde spater umgestaltet Beispiele bei Schonfelder Erices Lit S 116 121 zu Schnitzler S 120 Zum Folgenden siehe Schonfelder Erices Lit S 112 f Zitat bei Schonfelder Erices Lit 125 f https www erfurt de mam ef rathaus stadtrecht 6 6825 pdfNormdaten Person GND 1025805062 lobid OGND AKS VIAF 316739450 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Arnstadt RudiKURZBESCHREIBUNG deutscher Hauptmann der Grenztruppen der DDRGEBURTSDATUM 3 September 1926GEBURTSORT ErfurtSTERBEDATUM 14 August 1962STERBEORT Wiesenfeld Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rudi Arnstadt amp oldid 235520931