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Die Rote Kapelle auch franzosisch Chapelle Rouge war ein altagyptischer Barkenschrein fur den Gott Amun Re im Tempel des Amun Re von Karnak in Agypten Der Bau begann unter Konigin Pharao Hatschepsut um 1450 v Chr und wurde nach deren Tod von Thutmosis III in dessen Namen vollendet Spater liess dieser die Kapelle abreissen und ersetzte sie durch einen neuen Bau Ursprunglich stand sie an zentraler Stelle im Tempel vermutlich dort wo sich heute das Barkensanktuar des Philipp III Arrhidaios befindet 1997 rekonstruierten franzosische und agyptische Archaologen das Heiligtum anhand zahlreicher Originalblocke im Freilichtmuseum in Karnak Die Blocke aus Quarzit verleihen dem Gebaude die rotliche Farbe Demgegenuber wirkt der dunkle Diorit wie ein schwarzer Rahmen Die Darstellungen geben wichtige Einblicke in das Kultgeschehen zur Zeit des Neuen Reiches So finden sich Darstellungen des Talfestes des Opetfestes und des taglichen Kultbild Rituals Rote Kapelle in Hieroglyphen18 Dynastie Set ib Imens t jb JmnLieblingsplatz Amuns 1 Rote Kapelle der Hatschepsut im Freilichtmuseum von Karnak Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung und Rekonstruktion 2 Baugeschichte 3 Ursprunglicher Aufstellungsort 4 Architektur 5 Darstellungen des Kultgeschehens 5 1 Talfest 5 2 Opetfest 5 3 Sedfest 5 4 Tempelgrundungsritual 5 5 Tagliches Kultbildritual 5 6 Kultvollzug vor der Amun Barke 5 7 Feindvernichtungsritual durch die Gottesgemahlin 6 Anordnung der Register 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEntdeckung und Rekonstruktion BearbeitenZwischen 1899 und 1903 entdeckte Georges Legrain erste Blocke der Kapelle bei Restaurierungsarbeiten im 3 Pylon des Tempels des Amun Re in Karnak Diese Quarzitblocke waren dort offensichtlich als Fullmateriel wiederverwendet worden Maurice Pillet und Henri Chevrier setzten die Bergungsarbeiten fort Bis 1996 konnten insgesamt 322 Blocke identifiziert werden 2 Dies entspricht ungefahr 55 der ursprunglichen Bausubstanz Aufgrund ihrer rotlichen Farbung erhielt sie von den franzosischen Archaologen den Namen Chapelle Rouge Rote Kapelle als Gegenstuck zur Chapelle Blanche Weisse Kapelle des Sesostris I aus hellem Kalkstein 3 Auf der Basis von epigraphischen und architektonischen Studien veroffentlichten Pierre Lacau und Henri Chevrier 1977 einen ersten Rekonstruktionsvorschlag 4 Ihre Nummerierung und Platzierung der Blocke war die Grundlage fur den Wiederaufbau der 20 Jahre spater erfolgte So errichtete 1997 ein franzosisch agyptisches Team des Centre Franco Egyptien das Heiligtum im Freilichtmuseum in Karnak aus den Originalblocken und erganzte sie mit Quadern aus Stein und Beton Dadurch wurden zusammengehorige Szenen erstmals wieder miteinander verbunden 5 Baugeschichte BearbeitenDer Bau der Roten Kapelle wurde von Konigin Hatschepsut wahrend der gemeinsamen Regierung mit Thutmosis III initiiert Ursprunglich stand sie vor dem die Gotterstatue beherbergenden Hauptsanktuar an zentraler Stelle im Karnak Tempel 6 Sie ersetzte wahrscheinlich einen Vorgangerbau aus weissem Kalkstein den Thutmosis II in seinem und Hatschepsuts Namen errichten liess Somit war die Rote Kapelle vorerst das letzte Heiligtum einer Reihe von alteren Bauten deren Funktion es war die Prozessionsbarke des Amun zwischen zwei Prozessionen zu beherbergen nbsp Thutmosis III der den Bau zunachst vollendete und spater abreissen liess nbsp Konigin Hatschepsut die den Bau der Roten Kapelle begann Da bei Hatschepsuts Tod der Bau noch unvollendet war fuhrte ihn Thutmosis III wahrend seiner Alleinherrschaft zunachst in seinem Namen zu Ende Jedoch liess er an der Nordfassade das achte und oberste Register undekoriert und die Hohlkehle ohne Palmetten Aus noch unzureichend geklarten Grunden die vielleicht mit der Verfolgung von Hatschepsuts Andenken zusammenhangen liess Thutmosis III die Kapelle spater abreissen 2 Vermutlich machten auch die Baumassnahmen um das 42 Regierungsjahr mit dem Annalensaal grossere Umstellungen im Zentrum des Karnak Tempels notwendig 7 Die Abtragung der Roten Kapelle wurde jedoch mit ausserster Sorgfalt ausgefuhrt wie der hervorragende Zustand der gefundenen Blocke zeigt Selbst die vertikalen und horizontalen Fugen erlitten wenig Schaden bei der Abtragung mit Hebeln und selten sind Ecken beschadigt Thutmosis III ersetzte sie durch eine neue Kapelle aus Granit welche erst Philipp III Arrhidaios erneut umbauen liess und die noch heute besichtigt werden kann 2 Unmittelbar nach ihrer Entfernung wurden die Pfosten und Sturze der Portale aus Diorit welche bereits die Namen Thutmosis III trugen fur dessen Neubauten im zentralen Bereich des Amun Tempels wiederverwendet So wurde das Osttor in der Nordwand des Korridors des Annalensaals und das westliche Tor des Vestibuls im sudlichen Tor des 6 Pylons ein und umgebaut 2 Bis zur Wiederverwendung durften die Blocke aus Quarzit und Diorit in einem der zahlreichen umliegenden Depots des Tempels aufgestapelt worden sein Wie Dormann nachgewiesen hatte wurden bei diesen aufgestapelten Blocken Namen und Darstellungen der Hatschepsut ausgemeisselt jedoch sicherlich erst nach dem Abbau der Kapelle wie Tilgungen des Namens an Blocken die zuvor in Fugen verborgen waren zeigen 8 Besonders Amenophis III verwendete spater viele der Blocke als Fundament fur den 3 Pylon in Karnak 9 Ursprunglicher Aufstellungsort Bearbeiten nbsp Plan der Hauptachse des Tempels des Amun Re in Karnak Das heutige Sanktuar befindet sich rechts der Nr 10 Im Bereich um das Allerheiligste im Karnak Tempel fuhrte Hatschepsut diverse Um und Neubauten durch die als Palast der Maat bekannt sind Zwar wurde kein Block der Roten Kapelle in situ gefunden sie war aber sicher das zentrale Element dieses Komplexes 10 Nach El Hagazy und Martinez lag dieser Komplex nordlich und sudlich des heutigen Barkensanktuars von Philipp III Arrhidaios und die Rote Kapelle in der Hauptachse vor diesen Gebaudekomplex wodurch sie vom Hofbereich umfasst wurde 11 Die franzosischen Archaologen situieren sie an der gleichen Stelle wie das heutige Barkensanktuar und schlagen vor dass sie sich an die Westfassaden der nordlichen und sudlichen Hallen anschloss Ihre Massen lassen eine Einfugung zwischen die beiden Komplexe und in der Tempelachse zu Aufgrund der grosseren Lange des Tempelkomplexes vermuten sie dass sich auf der ostlichen Seite ein Korridor anschloss 12 Im Freilichtmuseum wurde die Rote Kapelle im Vergleich zum ursprunglichen Standort um 90 gedreht aufgebaut Dadurch ist ihre Achse nicht mehr nach Westen zum Nil ausgerichtet sondern zeigt heute sudwarts zum Luxor Tempel 13 Architektur BearbeitenDie Rote Kapelle weist typische Merkmale agyptischer Tempelarchitektur auf wie die Rundstabe an den vier Ecken des leicht geboschten Baus und die Hohlkehle als gewolbter Abschluss der oberen Mauerteile Die rekonstruierten Masse sind 17 32 Meter Lange 6 30 Meter Breite und 5 77 Meter Hohe Die verwendeten Steine sind als Baumaterial ungewohnlich Die Blocke bestehen hauptsachlich aus Quarzit einem silifizierten sehr harten orange rotbraun und violettfarbenen Sandstein der zwar fur Statuen benutzt wurde jedoch sehr selten fur Bauwerke Die Hohlkehlen Kapellensockeln und Tureinfassungen aus dunklem Diorit wirken gegenuber den bunten Steinen wie ein schwarzer Rahmen Pigmentreste aus Ocker zeigen dass alle Quarzit Blocke in einem einheitlichen Rot gefasst waren nbsp Eingangsportal zum VestibulAuch die Technik der Reliefdekoration ist ungewohnlich Normalerweise erstreckten sich die Szenen auf agyptischen Bauwerken uber grossere Flachen Die Blocke der Roten Kapelle zeigen jedoch vorwiegend in sich abgeschlossene Szenen Nur selten wird ihre Breite uberschritten Einige Blocke wurden sogar rundum und somit auch auf den verdeckten Innenseiten bearbeitet 14 Eine sechsstufige Treppe fuhrt zum Eingangsportal Das Gebaude gliedert sich in zwei gepflasterte Innenraume das Vestibul und das anschliessende Sanktuar das ursprunglich durch eine Tur abgetrennt war Dieses enthalt auf der Ostseite einen weiteren Zugang Die Innenwande sind mit acht Bild und Textregistern ausgestaltet Das Vestibul agyptisch Wesechet Hetep Opfertischsaal war der Raum fur die taglichen Opfergaben und Opferrituale Die Opfergaben wurden offenbar mit Wasser besprengt da rechts und links des Hauptportals im Boden seitliche Abflussrinnen wegfuhren In der Mitte befindet sich eine 1 30 Meter 0 80 Meter grosse und 0 5 Meter tiefe Dioritwanne Da sie ein Dekor aus Lattichpflanzen tragt konnte sie als naturliches Lattichbeet gedient haben Eine andere Verwendungsmoglichkeit ware die als sogenannte Osiris Wanne bei den Osirismysterien Bei diesen wurde jedes Jahr ein Korn Osiris in einer Steinwanne zum Keimen gebracht anschliessend an der Sonne getrocknet und schliesslich als Symbol der Wiederauferstehung feierlich in einer Barke ausgefahren 15 Zum Sanktuar agyptisch Set Weret Grosser Thron hatten nur wenige privilegierte Personen Zutritt In ihm ruhte die Barke des Amun auf einem als Kapelle gestalteten Sockel wie auf einem Thron Setzt man die Residenz des Konigs mit dem Palast des Gottes gleich so entspricht das Barkensanktuar seinem Thronsaal 16 Davon ist heute ein 0 20 Meter hoher Quarzitblock erhalten der mit einem Lattichfries geschmuckt ist Er bildete einst das Podest fur den heute verlorenen Barkensockel und ist von Abflussrinnen umgeben Somit konnte das tagliche Reinigungsritual am Kultbild tatsachlich im Sanktuar vollzogen worden sein In Vertiefungen vor der Plinthe des Barkensockels konnten Spuren von Metall nachgewiesen werden Sie durften die vor dem Barkensockel aufgestellten bronzenen oder kupfernen Opferstander mit langstieligen Lotosblumen gehalten haben wie es Reliefdarstellungen zeigen Die Vertiefungen der Opferstander sind ebenfalls mit Abflussrinnen verbunden was auf eine Bewasserung der Lotospflanzen deutet In der Zentralachse befindet sich nahe dem Durchgang zum Sanktuar zudem ein undekorierter Dioritsockel der als Untersatz fur einen Opfertisch gedient haben konnte 17 nbsp Vestibul mit Dioritwanne nbsp Sanktuar mit Podest fur den Sockel der Amun Barke nbsp Eingangsportal zum SanktuarDarstellungen des Kultgeschehens BearbeitenTalfest Bearbeiten nbsp Grosses Festopfer vor dem Sanktuar des Amun im Djeser Djeseru in Deir el BahariIn den 3 und 5 Registern der Nordfassade ist das Fest vom Schonen Wustental dargestellt bei welchem Amun in einer Prozession aus der Roten Kapelle nach Theben West zog Die Priester trugen dabei die Prozessionsbarke Auf dieser stand ein freistehender Baldachin in Form des Per wer Unter dessen geschwungenem Dach befand sich der Schrein der das Gotterbild enthielt Die Gotter und Konige als Barkenbesatzung wurden in Form von kleinen Figuren reprasentiert die wohl aus Gold oder zumindest vergoldet waren In seiner Barke zog Amun zu den Millionenjahrhausern auf der thebanischen Westseite Diese Anlagen dienten nicht nur dem Kult des verstorbenen sondern auch dem des lebenden Konigs Im Zentrum des zeremoniellen Geschehens stand die Regeneration von Gottern und von Konigen die regelmassige Erneuerung ihrer korperlichen und geistigen Krafte fur Millionen von Jahren Die Prozession wurde von einem grossen Gefolge an Priestern Musikern Tanzern und Akrobaten begleitet Die Millionenjahrhauser dienten jeweils als Stationstempel fur die Amun Barke Das letzte Ziel der Prozession war Hatschepsuts Millionenjahrhaus Djeser Djeseru Heiligster der Heiligsten in Deir el Bahari Die Prozession durchschritt den mit Sphingen gesaumten Aufweg gelangte uber einen Garten und zwei Rampen schliesslich zur dritten Terrasse bis zum Allerheiligsten des Amun eine in den Fels geschlagene gewolbte Kapelle Dort fand die Barke ihre Heimatstadt Nach der Ruckkehr wurde die Barke im Tempel von Karnak festlich empfangen Mit Opferhandlungen und musikalischen und akrobatischen Darbietungen wurde die Ruckkehr des regenerierten Gottes Amun Re in seinem Tempel gefeiert 18 Opetfest Bearbeiten nbsp Die Prozessionsbarke des Amun nbsp Barkenprozession beim Opetfest gefolgt von Hatschepsut und Thutmosis III Die Sudfassade enthalt im 3 und 5 Register Darstellungen des Opetfests das wohl bedeutendste und langste der jahrlichen Feste in Theben Es ist unter Hatschepsut zum ersten Mal belegt Seine Dauer betrug ursprunglich 11 Tage spater unter Ramses III wurde es auf 27 Tage verlangert Bei diesem Fest besuchte Amun von Karnak das Heiligtum des Sudlichen Opet Jp t rsj t Ipet resit im heutigen Luxor Tempel der als die Statte seiner Geburt galt Der Begriff Jp t meinte vermutlich einen abgeschirmten Bereich So wird das sudliche Opet als Sudliches Heiligtum oder Verborgene Kapelle des Amun gedeutet Das Opet Fest diente der Erneuerung der gottlichen Ka Kraft des Konigs Sein Ka vereinigte sich mit dem seiner koniglichen Vorfahren Auf dem Hohepunkt der mysterienartigen Rituale kam es zu einer Begegnung des Konigs mit Amun Re in dessen Barkensanktuar Der Gott ubertrug die gottlichen Ka Krafte auf den Konig Die geheimen Riten und Mysterien wurden weder bildlich noch textlich wiedergegeben Demgegenuber wird detailliert uber die offentlichen Prozessionen berichtet Auf dem Weg von Karnak nach Luxor passierte die Prozession sechs Stationskapellen oder Barkenstationen von denen funf auf den Darstellungen der Roten Kapelle erhalten sind Die Trager konnten dort die Barke absetzen und sich ausruhen wahrend die notwendigen Kulthandlungen vollzogen wurden Im Gegensatz zum Auszug nach Luxor erfolgte die Ruckkehr nach Karnak uberwiegend zu Wasser An einer Anlegestelle am Nil wurde die Barke auf das grosse Amun Schiff Amun userhat verladen und anschliessend zum Kai des Karnak Tempels gerudert Der letzte Abschnitt zuruck zur Roten Kapelle erfolgte wieder auf den Schultern der Priester 19 Sedfest Bearbeiten nbsp rechts Hatscheptusts Hes Vasen Lauf vor Amun ReDas Sedfest diente der Herrschafts und Krafterneuerung des regierenden Konigs Normalerweise wurde es nach 30 Regierungsjahren zum ersten Mal gefeiert In komplexen Ritualen sollte der Konig einen Verjungungsprozess durchmachen In der Roten Kapelle sind Zeremonien des Sedfests auf den vier Wanden der Fassade und auf den beiden Langswanden im Vestibul dargestellt Allerdings tritt immer nur Hatschepsut als Konig auf niemals Thutmosis III Wichtige Bestandteile des Sedfests waren Kultlaufe in denen der alternde Konig seine Kraft unter Beweis stellte In der Roten Kapelle sind drei Laufe mit verschiedenen Attributen dargestellt Der Lauf mit dem Apis Stier im 5 Register der Nord und Sudfassade Hatschepsut lauft barfuss mit weit ausgreifenden Schritten das heisst in mannlichen und fur die Darstellung einer agyptischen Frau absolut ungewohnlichen Haltung Sie tragt den fur den Kultlauf charakteristischen Konigsschurz mit Stierschweif einen grossen Halskragen Zeremonialbart und die Weisse Krone von Oberagypten In den Handen halt sie rechts das Nechacha Szepter und links das Mekes Gerat ein kurzer walzenformiger Gegenstand dessen Enden an einen Schwalbenschwanz erinnern und der als Schatulle fur ein Dokument gedeutet wird das dem Konig die Herrschaft uber Agypten bestatigt Der Lauf mit der Hes Vase im 5 Register der Ost und Westportale und im 5 Register der Sudwand im Vestibul Der Konig tragt beim Lauf in jeder Hand eine Hes Vase als Opfergabe Der Lauf mit dem Ruder und dem Hepet Gerat im 3 Register der Nordwand im Vestibul Hatschepsut uberbringt dem ithyphallischen Amun ein Ruder und ein Hetep Gerat Das uberreichte Hepet Gerat konnte ein Schiffsgerat sein die Symbolik ist aber nicht eindeutig Zu den Ritualen der Sedfeste gehorte auch die erneute Inthronisation Diese steht vermutlich in Verbindung zum Thronjubilaum als aktive Wiederholung der Inthronisation und erneute Bestatigung ihrer damaligen ungewohnlichen Machtubernahme In diesem Zusammenhang steht vermutlich auch die Darstellung der Errichtung eines Obelisken Paares zu ihrem Jubilaumsfest im 16 Regierungsjahr nachdem sie bereits zur eigentlichen Kronung zwei Obelisken im Osten des Karnak Tempels errichten liess Die Darstellungen sind allerdings kein eindeutiger Beweis dafur dass ein Sedfest tatsachlich stattfand Die Frage lasst sich wissenschaftlich nicht eindeutig klaren Es fehlen unabhangige Bestatigungen fur ein solches Ereignis wie beispielsweise Aufschriften auf Gefassen deren Inhalt fur ein Sedfest bestimmt war oder Berichte in den Grabern von Beamten uber ihre Beteiligung an den Vorbereitungen fur ein solches 20 Tempelgrundungsritual Bearbeiten nbsp Hatschepsut und Seschat beim Strickspannen Im Innern des Vestibuls wird das Ritual der Tempelgrundung dargestellt Dabei handelt es sich um verschiedene Riten die vor dem Baubeginn des Heiligtums stattfanden Zuerst wurde die Lage des Tempels nachts nach den Sternen ausgerichtet Beim Strickspannen schlagen Hatschepsut und die Gottin Seschat Pflocke in den Boden zwischen denen ein Strick gespannt wird Das Streichen des ersten Ziegels in etwa Grundsteinlegung diente als vorbereitende Handlung zum Bau Hatschepsut kniet in der Darstellung auf einer Matte vor einer Holzform in der sie einen Ziegel aus Nilschlamm glatt streicht Anschliessend folgte das Erdaufhacken als Beginn der Aushebung von Fundamenten und Gruben fur die Grundungsbeigaben das Sandschutten fur die Fundamente und fur kultische Reinheit die magische Absicherung des Tempels durch Opferrituale und das Niederlegen der Grundungsbeigaben in die Grundungsgruben das Setzen der Ecksteine die Reinigung des fertiggestellten Tempels mit Natron und zuletzt die Ubergabe an den Gott durch den Konig 21 Tagliches Kultbildritual Bearbeiten nbsp Tagliches ReinigungsritualDie 3 4 und 6 Register der Nordwand des Sanktuars zeigen Szenen des taglichen Rituals am Gotterbild wie sie Priester jeden Morgen als Vertreter des Konigs durchfuhrten Die Gottheit wurde in Gestalt ihres Kultbildes behutsam aus dem Schrein genommen gereinigt gesalbt angekleidet und mit Nahrung versorgt Haufig begleiteten musikalische Darbietungen das Ritual zum Beispiel durch Sanger und Sangerinnen mit Sistren den Rasselinstrumenten der Gottin Hathor 22 Kultvollzug vor der Amun Barke Bearbeiten Das 5 Register der Sud und Nordwand des Sanktuars stellt die zentrale Szene im Innern dar Ihr einziges und vielfach variierendes Thema ist Hatschepsut doppelt und in Begleitung ihrer Ka Statue dargestellt beim Opfer vor Amun der im Schrein seiner Barke ruht Diese steht mitsamt den beiden Tragestangen auf dem kapellenartigen Sockel Thron Darunter liegt die Plinthe in abgeschragter Form der Hieroglyphe fur Maat und davor typische Opferstander mit den Lotos Stangeln Die beiden Darstellungen der Hatschepsut tragen zwar den gleichen Konigsschurz jedoch unterschiedlichen Kopfschmuck vorne die einfache kurze Lockenperrucke hinten das Chat Kopftuch 23 Feindvernichtungsritual durch die Gottesgemahlin Bearbeiten Einmalig ist die Darstellung eines Feindvernichtungsrituals das von der Gottesgemahlin des Amun durchgefuhrt wird Sie erhalt vom Gottesvater eine Fackel und vollzieht ein magisches Verbrennungsritual an den knienden Gefangenen mit auf dem Rucken zusammengebundenen Armen das Symbol des uberwundenen Feindes schlechthin Man sieht hier die Gottesgemahlin in einer Rolle die normalerweise nur dem Konig vorbehalten ist Die Maat zu erhalten und die Isfet zu vernichten war ein konigliches Privileg Typisches Beispiel dafur ist die Symbolik des Erschlagens der Feinde Offensichtlich hatte auch die ranghochste Priesterin das Recht am Kultgeschehen teilzunehmen und genoss ein hohes Ansehen Die Identitat der Gottesgemahlin ist nicht geklart Hatschepsut gab diesen Titel auf als sie sich zum Konig kronen liess Ihre Nachfolgerin war ihre Tochter Neferure die jedoch im 16 oder 17 Regierungsjahr vermutlich bereits verstorben war Eine namentlich genannte Nachfolgerin in Hatschepsuts Regierungszeit ist nicht bekannt Auffallig ist ihr Beiname Gotteshand der sich von der Weltschopfungslehre von Heliopolis ableitet und eine eindeutig sexuelle Konnotation aufweist Der Ur und Schopfergott Amun erzeugte durch Masturbation das erste Gotterpaar die Zwillinge Schu und Tefnut wobei die Hand des Schopfergottes bei der Masturbation als Partnerin des Gottes verstanden wurde 24 Anordnung der Register Bearbeiten nbsp Der Sockel und die ersten funf Register an der AussenfassadeDie Register werden jeweils von unten nach oben gezahlt Die Aussen und Innenfassaden enthalten jeweils acht ubereinander liegende Register Die einzige Ausnahme bildet das westliche Aussenportal mit neun Registern Die Szenen sind jeweils von West nach Ost ausgerichtet also vom Hauptportal zum Allerheiligsten Nur die Darstellung der Prozessionen im 3 Register erfolgt in die andere Richtung vom Osten zum Hauptportal im Westen Die Szenen der Portale an den West und Ostfassaden sind jeweils fast identisch Sie unterscheiden sich nur durch die Symbole fur Oberagypten Sudseite und Unteragypten Nordseite Die Ost und Westfassaden sind spiegelsymmetrisch ausgearbeitet und jede Szene ist insgesamt vier Mal dargestellt 25 Die Sockel und das erste Register sind aus fast schwarzem Diorit und kontrastieren mit dem rotgelben Quarzit der restlichen Register Die dunkle Farbe symbolisiert den Untergrund aus Fruchtbarkeit bringendem Nilschlamm aus welchem nach der Schopfungsmythologie das Leben der Welt entstand Der Sockel stellt die stilisierte Nischengliederung einer Palastfassade dar und definiert die Kapelle somit als Palast des Gottes Gabenbringer im 1 Register aus verschiedenen Regionen reprasentieren die geographischen Gebiete aus denen sie stammen 26 Register Aussenfassade 27 Nummer DarstellungenRegister 1 Gottheiten von Gauen Tempeln Barkenstationen Sumpfgebieten Kanalen und Palasten als GabenbringerRegister 2 Einfuhrung Hatschepsuts in die Rote Kapelle Hatschepsut im Tempel Grosses Haus des Amun historische TexteRegister 3 West und Ostfassade Hatschepsut in einem dreiteiligen Ritual vor Amun Anbetung Ruderlauf und Umarmung Nord und Sudfassade Opetfest Prozession nach Luxor Talfest Prozession nach Deir el BahariRegister 4 Hatschepsut bei Opferhandlungen vor Amun Amun in seiner normalen Form und in der Gestalt des MinRegister 5 West und Ostfassade Hatschepsut bei dreiteiligem Ritual vor Amun Anbetung Hes Vasen Lauf und Umarmung Nord und Sudfassade Opetfest Ruckkehr von Luxor Talfest Ruckkehr von Deir el BahariRegister 6 West und Ostfassade Hatschepsut bei Tier und Weinopfer vor Amun Nord und Sudfassade Opfer vor Amun und der Neunheit von HeliopolisRegister 7 Kronung HatschepsutsRegister 8 Kronung Thutmosis III Register 9 Nur Westfassade Thutmosis III Register des Vestibuls 28 Nummer DarstellungenRegister 1 Rechit Vogel als symbolische Prasenz des VolkesRegister 2 Eintritt Hatschepsuts TempelgrundungsritualeRegister 3 Einfuhrung Hatschepsuts in den Tempel Grosses Haus des Amun Reinigungsrituale Einzug in den Tempel Festschreiben der Jahre Verheissung ewiger Regierungsjahre durch Amaunet und Amun Empfang durch AmunRegister 4 Hatschepsut beim Opfer vor Amun und AmaunetRegister 5 Hatschepsut in Kultlaufen vor Amun Hes Vasen Lauf und RuderlaufRegister 6 Hatschepsut beim taglichen Kultbildritual vor AmunRegister 7 Hatschepsut in Ritual und Opfer vor Amun und AmaunetRegister 8 Thutmosis III beim Opfer vor AmunRegister des Sanktuars 16 Nummer DarstellungenRegister 1 Verschiedene Symbole Anch Djed und WasRegister 2 Opfer vor Amun in der Gestalt des Min und in seiner normalen Form Die Gottesgemahlin des Amun vollzieht ein magisches RitualRegister 3 Amun und die Gotterneunheit Empfang der Gotter und der koniglichen Ahnen Reinigungsszenen der PriesterRegister 4 Amun der vier Himmelsrichtungen Gotterneunheit Ankleideritual fur Amun in der Gestalt des MinRegister 5 Hatschepsut im Kultvollzug vor der Amun BarkeRegister 6 Amun die Gotterneunheit Kultbildritual fur Amun in der Gestalt des MinRegister 7 Die Grosse Neunheit von Karnak Hatschepsut beim Opfer vor Amun in seinen beiden GestaltenRegister 8 Thutmosis III beim Opfer vor AmunSiehe auch BearbeitenWeisse KapelleLiteratur BearbeitenFranck Burgos Francois Larche La chapelle Rouge Le sanctuaire de barque d Hatshepsout Band I II Editions recherche sur les civilisations ERC Paris 2006 2008 ISBN 978 2 86538 317 7 Albert Burnet Nouveaux travaux du Centre franco egyptien La chapelle Rouge de Karnak In Archeologia Band 376 2001 S 30 38 Jean Francois Carlotti Mise au point sur les dimensions et la localisation de la chapelle d Hatchepsout a Karnak In Cahiers de Karnak Band 10 1995 S 141 166 Online Jose M Galan Betsy M Bryan Peter F Dorman Hrsg Creativity and Innovation in the Reign of Hatshepsut Papers from the Theban Workshop 2012 Studies in ancient Oriental civilization Nr 69 the oriental institute of the university of Chicago Chicago 2014 ISBN 978 1 61491 024 4 Online Todd Jonathan Gillen The Historical Inscription on Queen Hatshepsut s Chapelle Rouge Part 1 biȝ yt Wonder and the Divine Oracle In Bulletin of the Australian Centre for Egyptology Band 16 2005 S 7 14 Online Todd Jonathan Gillen The Historical Inscription on Queen Hatshepsut s Chapelle Rouge Teil 2 Translation In Bulletin of the Australian Centre for Egyptology Band 16 2005 S 15 28 Online Alfred Grimm Feind Bilder und Bilderverbrennung Ein Brandopfer zur rituellen Feindvernichtung in einer Festdarstellung der Chapelle Rouge In Varia Aegyptiaca Bande 4 3 1988 S 207 214 Pierre Lacau Henri Chevrier et al Une chapelle d Hatshepsout a Karnak Band 1 2 Publications de l Institut francais d archeologie orientale du Caire Band 522 B Institut francais d archeologie orientale du Caire Cairo 1977 1979 Online Francois Larche La reconstruction a Karnak de la chapelle rouge d Hatchepsout In Bulletin de la Societe Francaise d Egyptologie Band 145 1999 S 5 18 Online Francois Larche L anastylose de la Chapelle rouge In Egypte Afrique amp Orient Band 17 2000 S 15 22 Bernard Mathieu La Chapelle rouge d Hatchepsout a Karnak In Egypte Afrique amp Orient Band 17 2000 S 13 14 Malte Romer Ist der Text auf den Blocken 222 35 184 der 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Hatschepsut www maat ka re 13 April 2009 abgerufen am 17 April 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Marianne Schnittger Hatschepsut Eine Frau als Konig von Agypten 2 unveranderte Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2011 ISBN 978 3 534 24660 1 S 63 und S 91 Abbildung 55 a b c d Franck Burgos Francois Larche La chapelle Rouge Le sanctuaire de barque d Hatshepsout Volume II Editions recherche sur les civilisations ERC Paris 2008 ISBN 978 2 86538 317 7 S 11 M Schnittger Hatschepsut Eine Frau als Konig von Agypten Darmstadt 2011 S 62 Pierre Lacau Henri Chevrier et al Une chapelle d Hatshepsout a Karnak Band 1 Publications de l Institut francais d archeologie orientale du Caire Band 522 B Institut francais d archeologie orientale du Caire Cairo 1977 M Schnittger Hatschepsut Eine Frau als Konig von Agypten Darmstadt 2011 S 64 M Schnittger Hatschepsut Eine Frau als Konig von Agypten Darmstadt 2011 S 63 M Schnittger Hatschepsut Eine Frau als Konig von Agypten Darmstadt 2011 S 131 F Burgos F Larche La chapelle Rouge Le sanctuaire de barque d Hatshepsout Volume II Paris 2008 S 12 mit Verweis auf Peter F Dormann The Monuments of Senenmut problems in historical methodology Studies in Egyptology Kegan Paul International London New York 1988 ISBN 978 0 7103 0317 2 F Burgos F Larche La chapelle Rouge Le sanctuaire de barque d Hatshepsout Volume II Paris 2008 S 12 Peter Nadig Manfred Clauss Hatschepsut Gestalten der Antike von Zabern Darmstadt 2014 ISBN 978 3 8053 4763 1 S 167 Aly El Sayed Hegazy Philippe Martinez Le Palais de Ma at et la place favorite d Ammon In Les Dossiers d Archeologie No 187 Hatchepsout Femme pharaon 1993 S 54 63 Zitiert nach Karl H Leser Karnak Tempel Palast der Maat Kammern der Hatschepsut In www maat ka ra de F Burgos F Larche La chapelle Rouge Le sanctuaire de barque d Hatshepsout Volume II Paris 2008 S 96 mit Verweis auf Pierre Lacau Henri Chevrier et al Une chapelle d Hatshepsout a Karnak Band 1 Cairo 1977 77 Karl H Leser Karnak Tempel Palast der Maat Kammern der Hatschepsut Auf maat ka ra de letztes Update 14 November 2013 abgerufen am 16 April 2015 M Schnittger Hatschepsut Eine Frau als Konig von Agypten Darmstadt 2011 S 62 65 M Schnittger Hatschepsut Eine Frau als Konig von Agypten Darmstadt 2011 S 89 90 a b M Schnittger Hatschepsut Eine Frau als Konig von Agypten Darmstadt 2011 S 97 M Schnittger Hatschepsut Eine Frau als Konig von Agypten Darmstadt 2011 S 101 103 M Schnittger Hatschepsut Eine Frau als Konig von Agypten Darmstadt 2011 S 80 84 M Schnittger Hatschepsut Eine Frau als Konig von Agypten Darmstadt 2011 S 69 80 M Schnittger Hatschepsut Eine Frau als Konig von Agypten Darmstadt 2011 S 108 116 M Schnittger Hatschepsut Eine Frau als Konig von Agypten Darmstadt 2011 S 91 93 M Schnittger Hatschepsut Eine Frau als Konig von Agypten Darmstadt 2011 S 100 101 M Schnittger Hatschepsut Eine Frau als Konig von Agypten Darmstadt 2011 S 99 100 M Schnittger Hatschepsut Eine Frau als Konig von Agypten Darmstadt 2011 S 104 105 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