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Reitwerk auch Reidtwerk oder Reidewerk ist die Bezeichnung von speziellen vorindustriellen Eisenproduktionsstatten aber auch von kleineren Hutten oder Hammerbetrieben die vom Hochmittelalter bis zur Industrialisierung vor allem in der Eifel im Markischem Sauerland und im Siegerland betrieben wurde Das entsprechende Pendant in den osterreichischen Landen waren die dortigen Radwerke die ihren Schwerpunkt in der Steiermark am Erzberg bei der Stadt Eisenerz in der Gebirgsgruppe der Eisenerzer Alpen hatten Mit der Entwicklung der Reitwerke ab dem 14 Jahrhundert kam der Beruf des Reidemeister auch Reidtmeister oder Reitmeister im Siegerland Raitmeister und in der Steiermark Radmeister auf der sowohl die metallgewerblichen Hersteller und Eisenaufbereiter als auch die Leiter eines mittelstandischen Reitwerks umfasst Die etymologische Herkunft des Begriffs ist je nach Region mehrdeutig Das Wort Reide Reidt oder Rait im Siegerland gebrauchlich stammt aus dem Althochdeutschen Wort ritan und bedeutet soviel wie herstellen zurechtmachen bereitmachen bereiten aufbereiten zubereiten aber auch rechnen berechnen abrechnen In der Bergmannssprache wird das Wort raiten oder Raitung verwendet fur Rechnung oder Rechenschaft uber den Grubenhaushalt ablegen Inhaltsverzeichnis 1 Technik und Geschichte 1 1 Historische Umstande 1 2 Produktionsschritte und statten 1 3 Das Problem des hohen Holzkohlebedarfs 2 Regionale Schwerpunkte Auswahl 2 1 Raum Stolberg 2 1 1 Reitwerke am Vichtbach 2 1 2 Reitwerke am Wehebach 2 2 Raum Schleiden Gemund Soetenich 2 3 Weitere Regionen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseTechnik und Geschichte BearbeitenHistorische Umstande Bearbeiten Der Bezeichnung Reitwerke burgerte sich ab dem Spatmittelalter vor allem in der Eifel ein und die ersten Hutten wurden beispielsweise in Eisenschmitt an der Salm in Rheinland Pfalz und in Eiserfey am Feybach im Kreis Euskirchen bereits Anfang und Mitte des 14 Jahrhunderts gegrundet 1 Ihre Verbreitung wurde durch einen erhohten Bedarf der in dieser Epoche neu entstandenen Stadte und durch spatmittelalterliche Preissteigerungen bei Fertigwaren sowie den Preisverfall bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen begunstigt was auf den Bevolkerungsschwund infolge der Pest zuruckzufuhren ist Die dadurch erwerbslos gewordene Landbevolkerung konnte in und um die Reitwerke ihr Brot verdienen Neben Fachkraften beschaftigten die Reitwerke und ihre Nebenbetriebe zudem eine grosse Anzahl ungelernter Arbeiter fur die Holzkohle und Erzgewinnung sowie fur den Transport dieser Guter Produktionsschritte und statten Bearbeiten Reitwerke vereinen zwei Produktionsschritte das Verhutten und das Schmieden des Eisens Dazu wurden zwei hochmittelalterliche Innovationen eingesetzt der Hochofen der den seit Beginn der Eisenverarbeitung eingesetzten Rennofen abloste und die Wasserkraft welche Blasebalge und Schmiedehammer antrieb und die die Eisenverarbeitung von den Hohen in die Taler verlagerte Die Hammerwerke befreiten mit ihren schweren mechanisch arbeitenden Auswurf oder Rohstahlhammern die im Stuckofen aus Eisenerz und Holzkohle zusammengeschmolzenen Rohlinge von Schlacken Spater wurden die Hammer auch zum Recken und Breiten von Rohmaterial benutzt und brachten so die gewonnenen Rohlinge in die gewunschte Form Bei Frost sowie bei Hoch oder Niedrigwasser musste die Arbeit in den Reitwerken ruhen Im Einzelnen umfasste der Produktionsprozess eines Reitwerks folgende Betriebseinheiten und Gebaude Blech nannte man den Platz wo die angelieferten Erze und Kohlen gewogen wurden Die Kohlen lagerten in einem eigenen Schuppen Der Eisenstein wurde an einem eigenen Platz gewaschen und lagerte bis zur Beschickung des Hochofens in einem Melder oder Moller In der Fruh oder Frischschmiede wurde dem Roheisen der Kohlenstoff entzogen In der Hammerschmiede wurde Stabeisen geschmiedet in der Schlacken oder Schnorrenmuhle wurden die Schlacken zerkleinert Resteisen gesammelt und zum Schluss Sand hergestellt Sie war meist ein Pochwerk Sechs Wasserrader wurden benotigt Eines fur das Geblase des Hochofens je zwei fur Blasebalge und Hammer von Fruhschmiede und Hammerschmiede und eines fur die Schlackenmuhle Dazu wurde das Wasser in einem Graben gestaut und mit Hilfe von Erk Wehr und Schutz auf die Rader geleitet Das Problem des hohen Holzkohlebedarfs Bearbeiten Der hohe Holzkohlebedarf der Reitwerke die diese zum Heizen und zur Reduzierung einsetzten wobei fur die Gewinnung von 15 Kilogramm Eisen rund 23 Kubikmeter Holz verkokelt werden mussten fuhrte in der Umgebung zum Kahlschlag der Buchen und Birkenwalder Deren Holz war am besten fur die Erzeugung fur die Art Holzkohle geeignet die in den Reitwerken Verwendung fand Dies fuhrte zu einer empfindlichen Verknappung des Holzes auch wenn die Obrigkeit die ansonsten die Ansiedlung von Reitwerken als willkommene Einnahmequelle forderte diesem Raubbau der Natur durch Erlasse entgegentrat Ein spezieller Grund fur den spateren Niedergang der Eifeler Eisenindustrie lag an dem Anschluss an Preussen nach 1815 wodurch die Region in eine geografische Randlage geriet verbunden mit der schlechten Verkehrsanbindung des zum Truppenaufmarschgebiets und Fichtenlieferanten degradierten Preussisch Sibirien Letztlich gab jedoch der technische Fortschritt den Reitwerken den Todesstoss da sie durch den Einsatz von Koks bei der Eisenverhuttung und der witterungsunabhangigen Dampfmaschine bei der Weiterverarbeitung v a in Walzwerken ihre Wirtschaftlichkeit einbussten Die Eisenindustrie wanderte schliesslich in die neuen Zentren der Montanindustrie ab die sich vor allem im Ruhrgebiet entwickelten und an deren Aufstieg unter anderem die vormaligen Eifeler Reidemeisterfamilien Hoesch mit der Grundung der Westfalenhutte und Poensgen mit dem Aufbau der Dusseldorfer Rohren und Eisenwalzwerke AG erheblichen Anteil hatten Regionale Schwerpunkte Auswahl BearbeitenRaum Stolberg Bearbeiten nbsp Vichttaler EisenwerkeEin Schwerpunkt in der Ansiedlung der Reitwerke findet sich in der Voreifel entlang des Vicht und des Wehebaches auf dem Gebiet der Stadt Stolberg im Rheinland in der Stadteregion Aachen lediglich das Reitwerk Mulartshutte an der Vicht war dem Ort Roetgen angegliedert Einen massgeblichen Impuls erhielten die Stolberger Reitwerke durch die im Verlauf der Aachener Religionsunruhen aus dem katholischen Aachen mit der Reichsacht belegten und von dort ausgewiesenen protestantischen Familien darunter im Besonderen die Familie Hoesch die beginnend mit Jeremias Hoesch uber mehrere Generationen die fuhrende Reitmeisterfamilie im Vichttal war Alle Eisenwerke liegen auf der ostlichen Seite des Vichtbaches und gehorten in fruheren Jahren zum Herzogtum Julich wogegen die Landereien westlich der Vicht der Reichsabtei Kornelimunster unterstellt waren Es waren schliesslich die Herzoge von Julich die den Werksbesitzern genehmigten Bauholz und Holzkohle aus den herzoglichen Waldern zu entnehmen wodurch eine effektive Werksansiedlung erst moglich gemacht wurde Die fruhesten Reitwerke wurden im Raum Zweifall errichtet wo sie erstmals Mitte des 15 Jahrhunderts erwahnt wurden Erst ab dem 18 Jahrhundert musste ein Grossteil der Reitwerke wegen Holzkohlemangels aufgegeben werden Einige von ihnen wurden anschliessend zu Kupferhofen oder nach dem Ende der Eisenherstellung zu Kupfer oder Kornmuhlen umgebaut Andere wurden zusammengelegt oder in andere Regionen der Eifel vor allem in das Olef und Urfttal im ehemaligen Kreis Schleiden verlagert Endgultig zum Erliegen kam das Eisengewerbe im heutigen Stolberg erst im Laufe des 19 Jahrhunderts Reitwerke am Vichtbach Bearbeiten f1 nbsp Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Name Lage Beschreibung Bild nbsp BernhardshammerZweifaller Strasse 200 208 Stolberg Lage 50 75296 6 24815 Erhalten ist nur der Hof Bernardshammer rechts der Zweifallerstrasse in Richtung Nachtigallchen der 1564 von Bernard Mondenschein als Eisenhammer erbaut wurde Nach seinem Umbau zum Kupferhof in der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts wurde der Bernardshammer uber Generationen von der Familie Schleicher betrieben 1723 errichtete Leonhard Schleicher V das neue reprasentative Herrenhaus das im Gegensatz zum alteren nordlich gelegenen Kleinbernardshammer Grossbernardshammer genannt wurde nbsp weitere BilderBinsfeldhammerBinsfeldhammer Stolberg Lage 50 75546 6 24089 gegrundet um 1500 und benannt nach Hans und Hendrick v Binsfeld Um 1588 als Junker Heinrichshammer bezeichnet wurde die Anlage von Mathis von den Veldt und seiner Gattin Katharina von Binsfeld verpfandet Die Bruder Gerlach und Wilhelm Beck nutzen anschliessend die Anlage als Kupferhof bzw als Kupferhammer Der Komplex ging um 1840 in die spatere Bleihutte Binsfeldhammer auf nbsp DollartshammerFinkensiefstrasse Stolberg Lage 50 760557 6 231503 Altestes Reitwerk an der Vicht benannt nach seinem Grunder dem Aachener Schoffen Heinrich Dollart Ging im 19 Jahrhundert zusammen mit dem Kupferhof Bauschenberg und dem Hof Strassburg in das Unternehmen William Prym GmbH amp Co KG auf nbsp HenneswerkKranzbergstrasse Stolberg Vicht Lage 50 74219 6 26513 Zwischen Vicht und Stolberg gelegen wurde das Reitwerk um 1552 von Wilfried Hennes gegrundet Es ist eventuell identisch mit dem fruheren Dederichshammer Mitte des 16 Jahrhunderts kurzfristig Getreidemuhle bevor es 1593 von der Familie Schleicher und um 1736 von Jeremias Hoesch ubernommen wurde Nach dessen Konkurs auf dem Junkershammer erwarb 1760 der Bergmeister Johann Franz Eiffeler das Henneswerk im Namen einer Jungfrau Steprath welche dieses wiederum als Kupfermuhle nutzte Eiffelers Sohn betrieb auf dem Gelande des Henneswerkes eine Bleischmelze Bis 1790 fand eine erneute Umwidmung diesmal zur Walkmuhle statt Vom Henneswerk sind lediglich der Teich und einige Wohnhauser und der Schuppen erhalten geblieben JunkershammerJunkershammer Stolberg Vicht Lage 50 72633 6 26414 Der Name des im Tal der Vicht liegenden Hammerwerks geht wahrscheinlich auf die Zweifaller Familie Joncker aus der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts zuruck und war das bedeutendste Reitwerk im Tal Um 1640 kam der Junkershammer in Besitz von Jeremias Hoesch dem Jungeren der ihn zum modernsten Reitwerk im Julicher Land machte Hierher verlagerte er zudem die Holzkohlerechte von der Kirchenhutte und der Vichter Hutte Bis zur Stilllegung im Jahr 1869 verblieb der Junkershammer im Besitz der Familie Hoesch Erhalten sind noch ein Wohn und mehrere Wirtschaftsgebaude Betriebshauser 2 nbsp weitere BilderKirchenhutteStolberg Zweifall Lage 50 71876 6 25468 Gelegen in unmittelbarer Nahe der katholischen Kirche hielt uber lange Zeit hielt die Zweifaller Familie Kettenis ca zwei Drittel der Anteile bevor 1637 Jeremias Hoesch begann Anteile an der Kirchenhutte aufzukaufen und sie sie bis 1641 ganzlich in seinen Besitz brachte und mit dem Junkershammer fusionierte Spater wurde die Kirchenhutte zur Kornmuhle umgebaut In Zweifall lassen die Flurnamen Alter Hammer Altwerk Werkerhutte ca 1500 bis 1800 in der Nahe der heutigen Werkerstr auf ein weiteres fruheres Reitwerk schliessen Ebenso existierte zwischen ca 1500 bis 1800 an der heutigen Hammerbendstrasse noch die Cronenhutte KlapperhammerStolberg Vicht Lage 50 73165 6 26883 Der Name Klapper durfte auf das Klopfen der Hammer oder auf das Klappern der Wasserrader zuruckzufuhren sein Das Reitwerk verzeichnete im Laufe seines Bestehens zahlreiche Besitzerwechsel und diente wahlweise als Eisenhammer Kornmuhle Reckhammer Kupfermuhle und zuletzt bis 1861 als Papiermuhle von Philipp Wilhelm Hoesch Wahrend einige Gemauer des Klapperhammers um 1900 noch als Ruinen existierten deuten heute nur noch flache verlandete Teichlaufe auf die ehemalige Anlage hin Mulartshutte Lage 50 697778 6 218889 Vichtaufwarts von Zweifall lag die Mulartshutte welche dem heutigen Ortsteil von Roetgen den Namen gegeben hat Sie wurde wohl nach ihrem Begrunder Mulart benannt und war um 1504 erstmals urkundlich erwahnt nbsp NeuenhammerNeuenhammer Stolberg Vicht Lage 50 73358 6 269 Der Neuenhammer wurde 1724 von den Gebrudern Hoesch ubernommen und spater mit dem Platenhammer bis etwa Mitte des 18 Jahrhunderts gemeinsam betrieben und verwaltet Anschliessend wurde die Verbindung mit dem Platenhammer getrennt und der Neuenhammer aufgegeben 3 nbsp Weitere Bilder nbsp PlatenhammerPlatenhammer Stolberg Vicht Lage 50 733154 6 26895 Der Platenhammer wurde 1664 von Katharina Hoesch der Witwe von Jeremias Hoesch eingerichtet und nach ihr mit dem Neuenhammer fusioniert und als erweiterte Hofanlage bis zur Trennung etwa Mitte des 18 Jahrhunderts gemeinschaftlich betrieben Bis zu seinem Verkauf und endgultigen Abriss im Jahr 1903 verblieb der Platenhammer in Besitz der Familie Hoesch Erhalten geblieben sind lediglich ein Wohn mehrere Wirtschaftsgebaude und zwei Frischeofen 3 nbsp Weitere Bilder nbsp StollenwerkFischbachstrasse Stolberg Vicht Lage 50 7383 6 26767 Gelegen im Dreieck Putzweg Fischbach und Eifelstrasse wurde das Reitwerk im Jahr 1557 erstmals schriftlich erwahnt auf dem auch eine Schmelzhutte mit Hochofen betrieben wurde 1573 wurde eine zusatzliche Getreide u Olmuhle eingerichtet die gegen Ende des 16 Jahrhunderts zur Kupfermuhle umgebaut wurde und in den Besitz der Familie Schleicher gelangte Bei einem Brand im Jahr 1908 wurde das Werk zerstort u nicht wieder aufgebaut lediglich die Wohnhauser sind in Teilen erhalten geblieben nbsp Vichter HutteStolberg Vicht Lage 50 7453 6 2634 Das Reitwerk ist die Urzelle des Stadtteils Vicht und befand sich mit dem dazu gehorenden Hammerwerk Konradshammer am nordlichen Ausgang des Ortes Es war vermutlich bereits um 1500 in Betrieb denn fur das Jahr 1529 sind Lieferungen von Eisen urkundlich erwahnt Im Jahr 1644 erwarb Jeremias Hoesch II vom benachbarten Reitwerk Junkershammer drei Tage an der Hutte und 1648 weitere sechs Tage Von der Vichter Hutte ist nichts erhalten geblieben Reitwerke am Wehebach Bearbeiten Am Wehebach befanden sich die Reitwerke vor allem im Ort Schevenhutte der wie im Falle von Mulartshutte seinen Namen von dem dortigen zentralen Reitwerk und seinem ersten Besitzer erhalten hatte Die Voraussetzungen fur die Ansiedlung von Reitwerken am Wehebach waren vorteilhaft da Erze entweder direkt vor Ort gefunden wurden oder aus nicht weit entfernten Forderungsstatten hier vor allem aus Gressenich kamen Holz aus den umliegenden Waldern war reichlich vorhanden Wasser zum Betrieb der Hammer und Blasebalge spendete der Wehebach und ein uralter Verkehrsweg durch den Ort ermoglichte den An und Abtransport 4 Wirtschaftliche Schwierigkeiten fuhrten im 19 Jh wie an der Vicht auch in Schevenhutte zum Niedergang der dortigen Reitwerke und im Jahr 1849 wurden zunachst die beiden Eisenhammer zum Schmieden des Eisens der eine am sogenannten Hammer am nordlichen und der andere am Joaswerk am sudlichen Ortseingang schrittweise stillgelegt Bis zum Jahr 1895 als Pfarrer Anton Bommes seine Schrift Zur Geschichte des Ortes Schevenhutte im Landkreis Aachen verfasste standen noch Einzelgebaude die spater ebenfalls abgerissen wurden Langer dauerte die Agonie der Schevenhutte selbst die in der Mitte des Dorfes auf dem sogenannten Huttenplatz heute gegenuber der Gaststatte Waldfriede stand Sie umfasste einen Eisenschmelzofen mit Giesserei Johannes Tilman Joseph Esser 1782 1855 der letzte Reitmeister von Schevenhutte unternahm nach der Stilllegung des Huttenwerkes um die Mitte des 19 Jahrhunderts ausserordentliche Anstrengungen zum Erhalt der Giesserei die noch bis zum Jahre 1870 betrieben wurde Auch Heinrich Henri Hoesch III 1800 1879 besass Anteile an ihr Seine Nachfahren versuchten spater die Reste der alten Hutte samt Grundstuck fur den geplanten Kirchenneubau im Ort zu veraussern Ausgeschlossen vom geplanten Verkauf waren das grosse eiserne Rad das Wehr sowie die ganze bis dahin besessene Wassergerechtsame Schliesslich wurde 1889 auch die Giesserei niedergelegt Von der Eisenverarbeitung kunden heute noch Strassennamen wie Im Hammer Joaswerk oder Huttensiefen Raum Schleiden Gemund Soetenich Bearbeiten Die Reitwerke im ehemaligen Kreis Schleiden haben eine ebenso lange Tradition wie die Werke im Raum Stolberg Zur Blutezeit der lokalen Eisenindustrie existierten im Grossraum Schleiden Gemund Sotenich immerhin 23 Reitwerke davon allein neun Werke an der Olef mit Holzkohlen Hochofen Frischfeuer Hammerfeuer und Schlackenpochwerk in denen Eisenerz geschmolzen und zu Stabeisen verarbeitet wurde Auch hier waren es neben den bekannten lokalen Reidemeisterfamilien wie beispielsweise Axmacher Poensgen und Schoeller auch die zugezogenen reformierten und lutheranischen Fachkrafte die sich durch zahlreiche eingefuhrte Verbesserungen in der Gewinnung und Verarbeitung des Eisens grosse Verdienste bei der Anlage der Eisenhammer und Eisenschmelzen erworben hatten Mangelnde Ressourcen und fehlende infrastrukturelle Anbindungen in der Region fuhrten jedoch Mitte des 19 Jahrhunderts zu massgeblichen wirtschaftlichen Problemen so dass das Eisengewerbe schrittweise aufgegeben werden musste Von der vor 1860 hochentwickelten Eisenindustrie im Kreis Schleiden sind der Nachwelt kaum Zeugnisse erhalten geblieben und was nicht zerstort wurde war in den Jahren danach spurlos beseitigt worden Eines der altesten und bekanntesten Reitwerke an der Olef war das Gemunder Reitwerk 5 das 1486 vom Herzog von Julich die Betriebskonzession erhielt und zu dem auch die Maueler Erzgruben in der Ramersdell gehorten Es bezog spater sein Eisenerz zum grossten Teil aus dem Keldenicher Bergbaugebiet und aus dem Schleidener Grubenfeld Die Holzkohle wurde aus dem Gebiet um den Kermeter und aus dem Monschauer Wald angeliefert Da sich bereits ab 1780 abzeichnete dass die dortigen Holzkohlenvorrate nicht mehr ertragreich waren musste auf Holzkohle aus weiter entfernten Gebieten zuruckgegriffen werden was auf Dauer nicht mehr rentabel war Anfang der 1830er Jahre erwarb Reinhard Poensgen das Reitwerk Mariahutte in Gemund und versuchte durch eine effizientere Werksumstellung und gunstigere Anlieferungen der Probleme in der Region Herr zu werden Das Reitwerk erhielt sein Roheisen von Poensgens Verwandten aus deren Reitwerken unter anderem in Blumenthal Hellenthal Junkerath Oberhausen Steinfeld Trotz eines zwischenzeitlichen Aufschwungs musste sich das Gemunder Reitwerk jedoch bereits in den 1860er Jahren den zuvor genannten wirtschaftlichen Gegebenheiten dieser Zeit ergeben und Poensgens Sohne Rudolf und Gustav Poensgen verlegten 1860 das Werk nach Dusseldorf 6 in der Gemeinde Kall an der Urft zahlten vor allem die Reitwerke in Dahlbenden 1640 erstmals urkundlich erwahn in Neuwerk 1722 erwahnt in Monchenrath das 1725 noch in Besitz des Herzogs von Julich Karl III Philipp von der Pfalz stand und in Sotenich zu den bedeutendsten Spater kamen noch die Reitwerke Kallbach 1780 gegrundet und die Hutte Eisenau hinzu die im Jahr 1778 erbaut und spater Marienhutte genannt wurde Das Reitwerk Sotenich beispielsweise wurde mit vier Hammern betrieben und machte sich seinerzeit als Glockengiesserei einen uberregionalen Ruf Auftrage kamen aus Aachen und Koln und die Glocken wurden wohl von herumziehenden Glockengiessergilden in diesem Reitwerk angefertigt Im 19 Jahrhundert stellte das Werk Stabeisen zur Weiterverarbeitung her Im Jahre 1895 musste das Reitwerk Sotenich aus erwahnten wirtschaftlichen Grunden verkauft und abgerissen werden In einigen Hausern der Stadt waren daraufhin Dachbalken die aus diesem Verkauf stammten eingebaut worden Weitere Regionen Bearbeiten Erlauterungen zu den Hammerwerken im Sauerland und den Radwerken in der Steiermark siehe dort Im Siegerland war der Begriff Reitwerk Raitwerk eigentlich nicht gebrauchlich und die Eisenwerke wurden mehrheitlich als Hutten bezeichnet Auch der entsprechende Beruf des Raitmeisters war eher die Bezeichnung fur einen Handler von Eisen und Eisenerzeugnissen die spater aber durchaus auch selber Hutten oder Hammerwerke betrieben haben Literatur BearbeitenMatschke Dieter Stolberger Wanderungen Bd 2 Im Naturpark Nordeifel Meyer amp Meyer Verlag Aachen 1991 S 65 78 ISBN 3 89124 105 4 Klaus Ricking Was sind eigentlich Reitwerke in Made in Aachen Beitrage zur regionalen Technik Wirtschafts und Sozialgeschichte Verein fur regionale Technik Wirtschaft und Sozialgeschichte HisTech e V Aachen 2000 S 92 94 digitalisat Katharina Schreiber Helmut Schreiber Muhlen Hammerwerke und Kupferhofe im Tal der Vicht und ihre Besitzer Stolberger Heimat und Geschichtsverein Hrsg Beitrage zur Stolberger Geschichte Band 23 Stolberger Heimat und Geschichtsverein Stolberg 1998 ISBN 3 926830 12 3 Peter Neu Eisenindustrie in der Eifel Landschaftsverband Rheinland Hrsg Werken und wohnen volkskundliche Untersuchungen im Rheinland Band 16 1 Auflage Rheinland Verlag Koln 1988 ISBN 3 7927 0978 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Brass factories in Stolberg Rheinland Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Kupferhofe und Reitwerke in Stolberg Album mit Bildern Videos und Audiodateien Reitwerk Reidtwerk auf Stolberg ABC Die Eisenindustrie im Urfttal Bericht auf der Ortshomepage von Soetenich Nikolaus Kley und Hans Georg Brunemann Auf der Suche nach Eisenstein Spuren Kaller Bergleute auf wisoveg deEinzelnachweise Bearbeiten Eisenerzabbau und Verhuttung in Eiserfay Information auf eiserfey de Junkershammer In KuLaDig Kultur Landschaft Digital abgerufen am 5 August 2020 a b Fine Tonhauser Platenhammer und Neuenhammer in Vicht In Kuladig Kultur Landschaft Digital 2014 abgerufen am 7 August 2020 Hugo Bastin Berg Wercker Reid Meister Iser Recker in Heimatblatter des Landkreises Aachen Zeitschrift des Heimatvereins des Landkreises Aachen Heft 4 7 Jahrgang 1937 Ernst Ludwig Haeger Das Gemunder Reitwerk auf wisoveg de Ernst Ludwig Haeger Visitenkarte der ehemals bluhenden Gemunder Eisenindustrie auf wisoveg de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reitwerk amp oldid 234876901