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Die Regenbogenpflanzen Byblis sind die einzige Gattung in der Familie der Regenbogenpflanzengewachse Byblidaceae und werden zur Pflanzenordnung Lippenblutlerartige Lamiales gezahlt Die etwa acht Arten kommen alle in Australien vor und bei einer Art reicht das Verbreitungsgebiet bis Neuguinea RegenbogenpflanzenByblis linifloraSystematikKerneudikotyledonenAsteridenEuasteriden IOrdnung Lippenblutlerartige Lamiales Familie RegenbogenpflanzengewachseGattung RegenbogenpflanzenWissenschaftlicher Name der FamilieByblidaceae Engl amp Gilg DominWissenschaftlicher Name der GattungByblisSalisb Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung und Okologie 1 1 Erscheinungsbild 1 2 Blatter 1 3 Bluten 1 4 Frucht und Samen 2 Karnivor oder prakarnivor 3 Vorkommen 4 Status Gefahrdung 5 Systematik 5 1 Taxonomie 5 2 Aussere Systematik 5 3 Innere Systematik 5 3 1 Byblis liniflora Komplex 5 3 2 Byblis gigantea Komplex 5 4 Arten 6 Palaobotanik 7 Etymologie 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksBeschreibung und Okologie Bearbeiten nbsp Illustration aus Curtis s Botanical Magazine Tafel 7846 von Byblis gigantea nbsp Funfzahlige radiarsymmetrische Blute von Byblis gigantea nbsp Offene Kapselfrucht von Byblis liniflora nbsp Byblis lamellata nbsp Junge Byblis lamellataErscheinungsbild Bearbeiten Alle Byblis Arten sind aufrecht wachsend schwach verholzend und nicht oder nur schwach verzweigt Das Wurzelwerk ist feingliedrig und haarahnlich Von den aktuell acht anerkannten Arten leben sechs als Sommerannuelle und zwei als Mehrjahrige Pflanzen 1 Blatter Bearbeiten Die Blatter aller Arten sind stielahnlich und rundum mit feinen Drusenhaaren besetzt die ein klebriges Sekret absondern Interessanterweise sind die Tentakel der Blattoberflache allesamt deutlich kurzer als jene der Blattunterseite was unter anderem damit zusammenhangt dass die Blatter extrem nach oben gerichtet sind sodass die Blattunterseite der Sonne starker zugewandt ist als die Oberseite Kleine Insekten werden von den stark funkelnden Sekrettropfen angelockt wenn sie diese beruhren verenden sie darin da sie durch den klebrigen Schleim am Fortkommen gehindert werden Sie finden entweder durch Erschopfung den Tod oder ersticken am zahen Sekret das in ihre Tracheen einsickert und diese verstopft Anders als bei den Sonnentau Arten konnen Regenbogenpflanzen aber weder ihre Blatter noch ihre Drusenhaare bewegen man spricht daher bei ihnen von passiven Klebefallen Neben den Drusenhaaren existiert noch ein zweiter in die Blattoberflache eingebetteter Drusentyp der fur die eigentliche Sekretion der Verdauungsenzyme zustandig ist diese sitzenden Drusen sind funf bis zehnmal haufiger als die Drusenhaare Byblis ist ausserdem die einzige fleischfressende Pflanze deren Verdauungsdrusen sowohl am Stamm als auch an den Fangblattern sitzen 2 Bluten Bearbeiten Die Bluten stehen einzeln am Ende von langen Blutenstandsschaften die den Blattern ahnlich und ebenfalls bedrust sind Die zwittrigen Bluten sind radiarsymmetrisch und funfzahlig mit doppelter Blutenhulle Die funf haltbaren Kelchblatter sind nur an ihrer Basis verwachsen und die uberlappen sich dachziegelartig 3 Die funf Kronblatter sind nur an ihrer Basis verwachsen wirken aber frei und die uberlappen sich dachziegelartig 3 Die Farben der Kronblatter sind purpurfarben bis blass violett bei Byblis gigantea und Byblis filifolia selten auch weiss Byblis gigantea und Byblis lamellata geben ihre Pollen erst durch die Schallfrequenz eines anfliegenden Bestaubers frei Vibrationsbestaubung am Naturstandort sind dies meist Bienen und Schwebfliegen Die Gestalt Farbung und Grosse der Bluten stellt vermutlich eine Nachahmung der Bluten bestimmter Fransenlilien Thysanotus dar Die Gattung Thysanotus ist ebenfalls in Australien beheimatet und viele Arten gedeihen an denselben Naturstandorten wie die Regenbogenpflanzen Und auch die Bluten von Fransenlilien werden durch Vibrationsbestaubung befruchtet 1 Bis auf die selbstfertile Byblis liniflora sind alle Arten zur Samenbildung auf Fremdbestaubung angewiesen Frucht und Samen Bearbeiten Die eiformigen und zweifachrigen Kapselfruchte reissen durch Austrocknung allmahlich auf so dass die enthaltenen Samen zu Boden fallen Barochorie Die schwarzen Samen sind von rundlicher Form und mit einem wabenartigen Relief bei Byblis lamellata dagegen mit Lamellen versehen Die Keimung vieler Arten wird durch Buschbrande nach der Trockenzeit in Gang gesetzt dabei spielen Bestandteile im Rauch die auslosende Rolle Pyrophilie 1 Karnivor oder prakarnivor BearbeitenDer Status der Gattung Byblis als karnivor war in der Vergangenheit wiederholt in Frage gestellt worden An den Naturstandorten wurden auf fast allen Arten lebende Wanzen der Gattung Setocoris beobachtet die sich von den Fangen der Pflanze ernahren 1 Daher wurde vermutet dass ahnlich wie bei den Wanzenpflanzen die Nahrstoffe ihrer Exkremente von den Pflanzen entweder uber das Blattwerk oder den Boden aufgenommen werden Auch eine indirekte Verdauung mittels chitinaseproduzierender Pilze wurde diskutiert Erst 2005 gelang durch Tests an Byblis filifolia der Nachweis der Verdauung der Beute durch Enzyme die aus den sitzenden Drusen der Pflanze ausgeschieden wurden 4 kurz darauf erfolgte auch ein Nachweis fur Byblis liniflora 5 nbsp Verbreitung der GattungVorkommen BearbeitenAlle Byblis Arten sind in Australien beheimatet Byblis gigantea und Byblis lamellata kommen nur in Sudwestaustralien im Grossraum Perth vor die Arten des Byblis liniflora Komplexes nur in Nordaustralien wobei Byblis liniflora bis in den Sudosten Indonesiens und den Suden Papua Neuguineas ausstrahlt Sie wachsen in Torfmooren und Marschen und gedeihen am besten auf sandigen Boden auf stark besonnten oder leicht beschatteten saisonal nassen Standorten mit Temperaturen zwischen etwa 5 und 40 C Status Gefahrdung BearbeitenAlle Byblis Arten stehen als einheimische Pflanzen in Australien unter allgemeinem Schutz Sie standen bis 2000 im Anhang II des Washingtoner Artenschutzabkommens auf Antrag Australiens wurde der Schutz aufgehoben Derzeit ist der Handel zwar nicht reglementiert aber wegen der Empfindlichkeit der Pflanzen nur auf Liebhaber beschrankt Der grosste Teil der heute gehandelten Pflanzen stammt aus Nachzuchten allerdings werden meist nur die einjahrigen Byblis filifolia und Byblis liniflora angeboten gelegentlich auch Byblis lamellata andere Arten mussen aus Samen die oft der Natur entnommen werden gezogen werden Die westaustralischen Arten Byblis gigantea und Byblis lamellata sind durch den Siedlungsdruck des Grossraums Perth insbesondere die Trockenlegung von Feuchtgebieten zur Gewinnung landwirtschaftlichen Nutzlands gefahrdet Byblis gigantea steht auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources und gilt als vom Aussterben bedroht Systematik BearbeitenTaxonomie Bearbeiten Die Gattung Byblis wurde 1808 durch Richard Anthony Salisbury aufgestellt Synonyme fur Byblis Salisb sind Drosanthus R Br ex Planch und Drosophorus R Br ex Planch 6 Typusart ist Byblis liniflora Salisb Aussere Systematik Bearbeiten Molekulargenetische Untersuchungen haben die Gattung Byblis bzw die Familie Byblidaceae als Teil der Ordnung Lippenblutlerartige Lamiales bestatigt ihre Schwesterngruppe innerhalb der Ordnung ist unsicher in Betracht kommen die Familien Martyniaceae Lentibulariaceae sowie die Gesneriaceae Zeitweise wurden den Byblidaceae auch die Wanzenpflanzen Roridula zugeordnet Letztere wurden jedoch mittlerweile in eine eigene Familie die Wanzenpflanzengewachse Roridulaceae gestellt Ein weiteres wichtiges Abgrenzungsmerkmal zwischen Byblis und Roridula ist der biochemische Aufbau des Drusensekrets jenes von Byblis basiert auf Zellflussigkeit das von Roridula ist ein spezielles Harz 2 Innere Systematik Bearbeiten Traditionell wurde zur Gattung Byblis nur die beiden Arten Byblis gigantea und Byblis liniflora gerechnet Vor allem durch die Arbeit der australischen Botaniker Allen Lowrie und John Godfrey Conran wurden seit den 1980er Jahren weitere Arten erstbeschrieben Seit 2013 sind etwa acht Arten bekannt sie lassen sich in zwei Komplexe einteilen den Byblis liniflora Komplex und den Byblis gigantea Komplex Byblis liniflora Komplex Bearbeiten Die sechs Arten dieses Komplexes Byblis liniflora Byblis rorida Byblis filifolia Byblis aquatica Byblis guehoi 7 und Byblis pilbarana sind einjahrige krautige Pflanzen die eine Wuchshohe von 15 bis 60 100 Zentimetern und eine maximale Blattlange von 4 bis 15 Zentimetern erreichen Die Arten gelangen innerhalb nur weniger Monate vom Samling zur Samenreife und uberdauern die Trockenzeit als Samen Die ursprungliche haploide Chromosomenzahl des Byblis liniflora Komplexes ist x 8 so liegt die diploide Zahl bei 2n 16 fur die tetraploiden Arten Byblis liniflora und Byblis guehoi ist sie entsprechend 2n 32 8 7 Byblis gigantea Komplex Bearbeiten Der Byblis gigantea Komplex enthalt zwei Arten Byblis lamellata und Byblis gigantea Es sind mehrjahrige Halbstraucher die Wuchshohen bis zu 45 bzw 70 Zentimeter erreichen Diese Pflanzen uberdauern Trockenzeiten durch ein unterirdisches Rhizom aus dem sie anschliessend wieder austreiben Ihre Blatter sind bis zu 20 Zentimeter lang Chromosomengrundzahl des Byblis gigantea Komplexes ist x 9 die diploide Chromosomenzahl beider Arten liegt entsprechend bei 2n 18 8 Arten Bearbeiten Byblis aquatica Lowrie amp Conran Byblis filifolia Planch Byblis gigantea Lindl Byblis guehoi Lowrie amp Conran Byblis lamellata Conran amp Lowrie Byblis liniflora Salisb Byblis pilbarana Conran amp Lowrie Byblis rorida Lowrie amp ConranPalaobotanik BearbeitenIm Jahre 2004 wurde in Sudaustralien ein einzelner fossiler Same aus dem mittleren Eozan gefunden ein Abgleich mit heutigen Byblis Arten belegte die enge Verwandtschaft der Pflanze mit dem Byblis liniflora Komplex Die Pflanze wurde da nur als Same bekannt als Parataxon also als provisorische Art in die Regenbogenpflanzengewachse eingeordnet 9 Etymologie BearbeitenDer wissenschaftliche Gattungsname verweist auf die griechische Quellnymphe Byblis Gemass der griechischen Mythologie ist sie die Tochter der Gotter Miletos und Kyaneia 10 Der romische Dichter Ovid beschreibt Byblis in seinen Metamorphosen IX v 454 664 als Enkelin des Apollon Der Sage nach ist sie unglucklich in ihren Zwillingsbruder Kaunos verliebt Von diesem zuruckgewiesen zerfliesst sie vor seinen Augen buchstablich in zahllose schimmernde Tranen und verwandelt sich schliesslich in eine Quelle Nach einer anderen Fassung sucht sie ihren Bruder vergeblich in den tiefsten Waldern ihres Landes bricht bald erschopft und weinend zusammen und wird von Waldnymphen in eine Quelle verwandelt 11 Die feinen von den Blattern der Pflanzen ausgeschiedenen Tropfchen sollen an ihre Tranen erinnern Der deutschsprachige Trivialname Regenbogenpflanze geht auf die glanzenden Sekrettropfchen zuruck in denen das Licht je nach Einfall unterschiedlich stark gebrochen wird und so den namensgebenden Regenbogen Effekt hervorruft Literatur BearbeitenWolf Ekkehard Lonnig Die Evolution der karnivoren Pflanzen was die Selektion nicht leisten kann das Beispiel Utricularia Wasserschlauch wissenschaftliches Sachbuch Monsenstein und Vannerdat Munster 2012 ISBN 3869914874 Allen Lowrie Carnivorous Plants of Australia Band 3 University of Western Australia Press Nedlands 1998 ISBN 1 875560 59 9 Allen Lowrie John G Conran A taxonomic revision of the genus Byblis Byblidaceae in northern Australia In Nuytsia Band 12 Nr 1 1998 S 59 74 John G Conran The embryology and relationships of the Byblidaceae In Australian Systematic Botany Band 9 Nr 2 1996 ISSN 1030 1887 S 243 254 doi 10 1071 SB9960243 John G Conran Allen Lowrie Jessica Moyle Croft A revision of Byblis Byblidaceae in south western Australia In Nuytsia Band 15 Nr 1 2002 S 11 19 John G Conran Roger Carolin Byblidaceae In Joachim W Kadereit Hrsg The Families and Genera of Vascular Plants Volume 7 Flowering plants Dicotyledons Lamiales except Acanthaceae including Avicenniaceae Springer Berlin Heidelberg New York 2004 ISBN 3 540 40593 3 S 45 49 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Aaron Ellison Lubomir Adamec Carnivorous Plants Physiology Ecology and Evolution Oxford University Press Oxford UK 2017 ISBN 0191085391 S 132 134 a b Wolf Ekkehard Lonnig Die Evolution der karnivoren Pflanzen S 212 214 a b John G Conran Roger Carolin Byblidaceae In Joachim W Kadereit Hrsg The Families and Genera of Vascular Plants Volume 7 Flowering plants Dicotyledons Lamiales except Acanthaceae including Avicenniaceae Springer Berlin Heidelberg New York 2004 ISBN 3 540 40593 3 S 45 49 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Irmgard Hartmeyer Siegfried Hartmeyer Byblis filifolia als echte Karnivore rehabilitiert In Das Taublatt Nr 53 Nr 3 2005 ISSN 0942 959X S 4 5 online Bartosz J Plachno Andrzej Jankun Phosphatase Activity in Glandular Structures of Carnivorous Plant Traps In XVII IBC 2005 XVII International Botanical Congress Vienna Austria Europe 100 Years after the II IBC in Vienna 1905 Abstracts s n Wien 2005 S 510 P1716 Digitalisat PDF 7 61 MB Byblis In Plants of the World Online Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens Kew abgerufen am 15 Dezember 2018 a b Allen Lowrie John G Conran Byblis guehoi Byblidaceae a new species from the Kimberley Western Australia In Telopea Band 12 Nr 1 2008 ISSN 0312 9764 S 23 29 a b John G Conran Andreas Houben Allen Lowrie Chromosome numbers in Byblidaceae In Australian Journal of Botany Band 50 Nr 5 2002 ISSN 0067 1924 S 583 586 doi 10 1071 BT02007 John G Conran David C Christophel A Fossil Byblidaceae Seed from Eocene South Australia In International Journal of Plant Sciences Band 165 Nr 4 2004 ISSN 1058 5893 S 691 694 JSTOR 386555 Umberto Quattrocchi CRC World Dictionary of Plant Names Common Names Scientific Names Eponyms Synonyms and Etymology CRC Press Boca Raton FL 1999 ISBN 0849326737 S 381 Roland Granobs Studien zur Darstellung romischer Geschichte in Ovids Metamorphosen Studien zur klassischen Philologie 108 Band P Lang Frankfurt am Main 1997 ISBN 3631319533 S 74 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Regenbogenpflanzen Byblis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Dieser Artikel wurde am 9 August 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Regenbogenpflanzen amp oldid 237425753