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Das Priesterwesen im antiken Rom hatte staatliche wie auch private Verwirklichung die sich auf die Rezeption des Kultus im gesamten Staatswesen erstreckte Es gab im Gegensatz zu vielen anderen antiken Religionen nie eine geschlossene Priesterkaste Aber auch hier waren sakrale Akte von hochster Bedeutung fur das Selbstverstandnis des romischen Staates Dementsprechend sprachen sich viele Magistrate vor einem Vorgehen nicht nur mit dem Senat ab sondern konsultierten zuvor auch Priester um sich der Zustimmung der Gotter zu versichern 1 Es gab verschiedene sakrale Amter die sich in vielen Aufgabenbereichen uberschnitten aber dennoch die Ausfuhrung der Religion in allen Facetten untereinander aufteilten Das unbekannte Portrat ist heute in den Vatikanischen Museen zu sehen Das bedeckte Haupt lasst darauf schliessen dass es sich bei dem alten Mann um einen romischen Priester bei der Durchfuhrung eines Rituals handeln konnte Die Merkmale sind in einer sehr realistischen Art und Weise gemacht und sind typisch fur die spatrepublikanische Kunst der zweiten Halfte des ersten Jahrhunderts v Chr Inv 1751 Inhaltsverzeichnis 1 Das Staatspriestertum 1 1 Sacerdos 1 2 Die Priesterschaft 1 3 Die soziale Stellung und Rolle der Priester 1 4 Die Priesterschaft und die Rechtsprechung 2 Die vier hohen Priesterkollegien 2 1 Pontifices 2 2 Augures 2 3 Quindecimviri Sacris Faciundis 2 4 Septemviri Epulonum 3 Priesterliche Sodalitaten 3 1 Fetialen 3 2 Salier 3 3 Fratres arvales 3 4 Sodales titii 3 5 Luperci 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDas Staatspriestertum BearbeitenSacerdos Bearbeiten Der Sacerdos Plural Sacerdotes eigentlich der sacerdos publicus populi Romani Quiritium offentlicher Priester des romischen Volkes der Quiriten war der staatlich anerkannte Priester im antiken Rom der mittels eines genau reglementierten Kult und Opferwesens sowie durch Deutung der Gotterzeichen die Verbindung zwischen dem Gemeinwesen oder dem Einzelnen und der sakralen Sphare sachkundig herstellte Die Ubersetzung mit Priester ist insofern nur eine sprachliche Hilfskonstruktion als die sacerdotes eher offentlichen Organen als Geistlichen im heutigen Sinn glichen Sprachwissenschaftlich wird der aus den Worten sacer einer Gottheit gehorig und dhe machen tun zusammengesetzte Begriff als Vollzieher einer heiligen Handlung gedeutet Die Priesterschaft Bearbeiten Die Staatspriesterschaft die wohl schon in archaischer Zeit aus der Ubertragung von Sakralhandlungen an bestimmte Familien hervorging war in drei Hauptgruppen organisiert Zu ihr gehorten an erster Stelle die Einzelpriester 15 flamines 1 rex sacrorum 6 vestales die sich insbesondere dem Kult bestimmter Gotter widmeten dann die Priesterkollegien ursprunglich 3 dann 15 seit Gaius Iulius Caesar 16 pontifices analog viele augures der ordo haruspicum LX die tresviri bzw septemviri epulonum und die duoviri bzw decemviri bzw quindecimviri sacris faciundis die insbesondere fur administrative Religionsbelange und die Zeichendeutung zustandig waren schliesslich die stadtromischen Kultsodalitaten 20 fetiales 24 salii luperci 12 arvales fratres Titii sodales in der Kaiserzeit erganzt durch mehrere Augustales sodales die anstelle der eigentlichen Staatspriester Einzelpriester und Kollegien besonders eigentumliche oft noch etruskische Riten pflegten Das einzige von Frauen ausgeubte staatliche Priesteramt war das der Vestalinnen Aber auch die Ehefrauen von Priestern konnten eine priesterliche Stellung innehaben regina sacrorum flaminica Die Priesterschaft erganzte sich ursprunglich durch Kooptation selbst eine Ausnahme bildeten der rex sacrorum die flamines und die vestales die vom staatlichen Oberpriester dem pontifex maximus ernannt wurden Seit Ende des 3 Jahrhunderts v Chr erfolgte die Ernennung des pontifex maximus und seit der lex Domitia 103 v Chr die der Priesterkollegien durch die in Wahlkorperschaften organisierte Bevolkerung Das Priesteramt wurde im Allgemeinen lebenslang ausgeubt Als inaugoratio bezeichnet man den Antritt in das Priestertum wahrend der Abtritt exaugoratio genannt wird In beiden Fallen wird eine grosse Zeremonie veranstaltet Die soziale Stellung und Rolle der Priester Bearbeiten In der romischen Religion ubte wahrend der Monarchie der rex Konig die obersten priesterlichen Funktionen aus wahrend der Republik der Oberpriester seit Augustus durch die Vereinigung von Prinzipat und Oberpontifikat 12 v Chr der princeps Kaiser Die Priester genossen besondere Ehren und Vorrechte und galten auch als Huter der Traditionen was sie in ihrer altertumlichen Tracht apex tutulus galerus toga praetexta zum Ausdruck brachten Korperliche Defekte verhinderten den Eintritt in das Priesteramt Die wichtige Rolle des sacerdos zeigt sich in der lange andauernden Exklusivitat der hochsten Priesterstellen fur Patrizier auf die die Plebejer mit der Schaffung eines eigenen Zentralkults am Fuss des plebejischen Aventins reagierten und so ein Gegenstuck zum romischen Haupttempel auf dem Kapitol schufen Erst die lex Ogulnia 300 v Chr erlaubte es Plebejern auch Pontifikat und Augurat auszuuben Die Priester wurden als offentliche publici Personen angesehen wenn sie eine staatlich anerkannte Sakralhandlung ausubten galten aber sonst als homines privati im Gegensatz zu den Magistraten Die Bezeichnung sacerdos publicus blieb im Allgemeinen dem pontifex maximus und dem flamen dialis vorbehalten die auch ex officio im Senat einsassen wahrend ansonsten eine strenge Trennung zwischen Priesterschaft und Magistraten herrschte letzteren wurden wahrend der Republik sogar eine hohere Wertschatzung als den Priestern zuteil Die Priester waren gleichwohl von grosster Bedeutung fur die Offentlichkeit da sie einen weiten Aufgabenkreis hatten Sie schieden die dies fasti Tage mit Rechtsprechung dies nefasti Tage ohne Rechtsprechung und dies comitiales Tage der Volksversammlungen legten den Kalender fest entschieden anhand der von den Sehern gedeuteten Vorzeichen uber die Rechtsgultigkeit von Beschlussen der staatlichen Organe oder konnten mit der Begrundung begangener religioser Verfehlungen Magistrate absetzen Die Priesteramter waren deshalb wahrend der Phase der romischen Burgerkriege starken politischen Einflussnahmen ausgesetzt Die Priesterschaft und die Rechtsprechung Bearbeiten Hauptartikel Gewohnheits und Sakralrechtswesen im antiken Rom Hauptartikel Romisches Verfassungsrecht Die altromische Rechtsprechung grundete sich auf ein unstrukturiertes Gewohnheits und Sakralrecht das zum einen die Burgergemeinde tangierenden religiosen Angelegenheiten und zum anderen private Rechtsstreitigkeiten in gerichtlichen Einzelfallentscheidungen regelte Die Rechtsfindung oblag dem Konig und einem Priesterkollegium das dem koniglichen Oberpriester in seinen Entscheidungen beratend zur Seite stand Die auf religiosen und sittlichen Grundsatzen beruhende alte Rechtsprechung der romischen Konigszeit entwickelte sich in der Romischen Republik kontinuierlich zu einer sachlich juristisch ausgelegten Jurisdiktion die in der romischen Kaiserzeit ihren Hohepunkt erreichte Das archaische Sakralrechtswesen mit seinen Satzungen Vorschriften und religiosen Verbrechenstatbestanden wie dem Crimen incesti verblieb in der Gerichtsbarkeit des Priesterkollegiums unter dem Vorsitz des Pontifex maximus Die vier hohen Priesterkollegien BearbeitenSeit der spaten Republik galten vier Priesterkollegien als die angesehensten quattuor amplissima collegia Ihre Ernennung erfolgte durch Wahl Die Bekleidung eines solchen Amtes war eine grosse Ehre fur einen Romer und viele bedeutende Politiker haben eines dieser Amter wahrend ihrer Laufbahn als Magistrat zumindest ein Mal innegehabt Aufgrund ihrer hohen Bedeutung unterlag ihre Anzahl immer wieder Schwankungen so unter Sulla Caesar und Augustus auch wenn ihr Name eigentlich eine feste Zahl vorgab Pontifices Bearbeiten Hauptartikel Pontifex Dieses Kollegium hatte die Aufsicht uber alle Ausfuhrungen der altromischen Religion Der Name leitet sich von pontem facere eine Brucke bauen ab was ein Hinweis auf ihre alte Funktion der Urbarmachung des Landes ist In ihre Reihen werden auch die Flamines und Vestalinnen gezahlt An ihrer Spitze stand der pontifex maximus der das Kollegium organisiert den Kalender pflegt und gegebenenfalls Priesterkollegen bestrafte Formal stand er unter dem Rex sacrorum der die kultischen Handlungen vollzog Nach dem Tod des Augustus war das Amt des pontifex maximus erblich an den jeweiligen Kaiser gebunden Augures Bearbeiten Hauptartikel Augur Ihr Aufgabenbereich erstreckt sich darauf kultische Akte zu vollziehen die die Zustimmung oder Ablehnung einer Gottheit ermitteln sollten worunter vor allem Vogelschau und die Deutung von Naturereignissen wie z B Blitze zu verstehen ist Quindecimviri Sacris Faciundis Bearbeiten Hauptartikel Quindecimviri sacris faciundis Dieses Kollegium entwickelte sich aus der Kommission zur Befragung der sibyllinischen Bucher Ihr Aufgabenbereich beinhaltete danebst den ritus Graecus also im Groben was an Religion von den Griechen ubernommen wurde und unter Umstanden der romischen Vorstellung angepasst wurde Sie hatten im Rahmen der Sakularfeiern eine besondere Rolle Septemviri Epulonum Bearbeiten Hauptartikel Septemviri epulonum Sie haben sich als jungstes Kollegium aus den Pontifices entwickelt Ihr Auftrag bestand darin das Festbankett der Ludi Romani und Ludi plebei zu organisieren Priesterliche Sodalitaten BearbeitenNeben den Einzelpriestern und Kollegien gab es Kultvereinigungen Die sogenannten sodales oder Sodalitaten waren priesterliche Vereinigungen die zumeist genossenschaftlich organisiert waren Sie pflegten die alten Kulte und Riten fur die die Staatspriester nicht zustandig waren und die oft schon den Zeitgenossen unverstandlich erschienen In der Kaiserzeit entstanden als neue Kultvereinigungen die Augustales die sich dem Kaiserkult widmeten Auch ausserhalb der Hauptstadt gab es solche Kultvereine fur die keine staatliche Beschrankung galt Fetialen Bearbeiten Hauptartikel Fetialen Die Fetialen fetiales waren fur religiose Zeremonien im Zusammenhang mit den Aussenbeziehungen Roms zustandig insbesondere Vertrage und Kriegserklarungen Im Lauf der Republik verloren sie an Bedeutung Salier Bearbeiten Hauptartikel Salier Sie vollzogen in erstarrten Kulthandlungen Tanze in voller Kampfausrustung deren Bedeutung bereits in der Antike nicht mehr ganz verstanden wurde In diesem Zusammenhang steht das Salierlied welches eines der altesten Textzeugnisse des alten Rom ist Sie fuhrten Tanze fur Kriegsgottheiten auf Noch in der Kaiserzeit war patrizisches Geschlecht Voraussetzung fur die Aufnahme in die Gruppe Fratres arvales Bearbeiten Hauptartikel Fratres arvales Sie fuhrten feierliche Flurumgehungen zu Ehren der Dea Dia und des Mars durch wie ihr Kultlied carmen arvale nahelegt In der Kaiserzeit gab es eine starke Affinitat zum Kaiserkult Sodales titii Bearbeiten Hauptartikel Sodales titii Die Priesterschaft der Sodales Titii ging angeblich auf Titus Tatius zuruck der sie zur Pflege sabinischer Kulte eingerichtet habe 2 Sie wurde von Augustus erneuert der selbst Mitglied wurde Luperci Bearbeiten Hauptartikel Luperci Die Luperci spielten vor allem bei Lupercalien Fest am 15 Februar eine Rolle Sie bestanden aus zwei Kollegien den fabiani und den quinctiani zu je 12 Mitgliedern Die Namen weisen auf ursprunglich gentile Kulte hin die von den patrizischen Familien der Fabier und Quinctier betreut wurden An den Lupercalien opferten sie Ziegen und Hunde beschmierten sich mit dem Blut der geopferten Tiere und tanzten dann halbnackt um den Palatin Marcus Antonius stiftete zu Ehren Casars 45 ein drittes Kollegium die juliani Der Sinn des Tanzes und des Rituals bleibt dunkel Vermutlich war er ursprunglich ein Ritus zu Ehren des Mars dessen Symbol der Wolf war und dessen Wohlwollen erkauft werden sollte um die Herden vor den Wolfen zu schutzen Siehe auch BearbeitenRomische Religion Romische MythologieLiteratur BearbeitenJens Fischer Folia ventis turbata Sibyllinische Orakel und der Gott Apollon zwischen spater Republik und augusteischem Principat Studien zur Alten Geschichte Band 33 Gottingen 2022 R Muth Einfuhrung in die griechische und romische Religion Darmstadt 1988 Kurt Latte Romische Religionsgeschichte Muenchen 1960 HdA V 4 ND 1967 Jorg Rupke Bernd Nusslein Helmut Pannke Fasti sacerdotum die Mitglieder der Priesterschaften und das sakrale Funktionspersonal romischer griechischer orientalischer und judisch christlicher Kulte in der Stadt Rom von 300 v Chr bis 499 n Chr 3 Bande Franz Steiner Verlag 2005 Ausschnittsweise Ansicht des 1 Teils Jahres und Kollegienlisten bei google books Georg Wissowa Religion und Kultus der Romer 2 Auflage Muenchen 1912 ND 1971 Konrat Ziegler und Walther Sontheimer Der Kleine Pauly Lexikon der Antike Munchen 1979 Band 4 ISBN 3 423 05963 X Sp 1487f Weblinks Bearbeitenimperiumromanum com Kultvereine imperiumromanum com Priesterkollegien imperiumromanum com Einzelpriester Smith s Dictionary 1875Einzelnachweise Bearbeiten H Krefeld Hrsg Res Romanae Cornelsen Berlin 2005 S 73 f Tacitus Annalen 1 54 1 Romische Priester und Priesterschaften Pontifex Flamen Vestalin Rex sacrorum Augur Quindecimviri sacris faciundis Septemviri epulonum Salier Fratres Arvales Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romische Priester und Priesterschaften amp oldid 237202004