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Der Romerkeller ist der Rest eines romischen Bauwerks aus dem 2 oder 3 nachchristlichen Jahrhundert Er wurde 1971 im Gewann Weilfeld ostlich von Oberkochen entdeckt ausgegraben und konserviert und ist ein Archaologisches Denkmal in Baden Wurttemberg 1 Man nimmt an dass hier eine Strassenstation an der Romerstrasse durch das Brenz Kocher Tal stand 2 Romerkeller bei Oberkochen Inhaltsverzeichnis 1 Historische Hintergrunde 2 Entdeckung Ausgrabung und Konservierung 3 Geophysikalische Vermessung der Umgebung 4 Munzfunde am Kocherursprung 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHistorische Hintergrunde Bearbeiten nbsp Limestor DalkingenIn der Romerzeit lag das heutige Oberkochen im unmittelbaren Hinterland des Obergermanisch Ratischen Limes der seit 2005 zum UNESCO Welterbe gehort Der dortige Teil des Limes wurde wie dendrochronologische Untersuchungen an Resten von Palisadenholzern bei Schwabsberg ergaben um 160 n Chr errichtet nbsp Buste von Kaiser Caracalla 212 n Chr Das Limestor Dalkingen moglicherweise unter Kaiser Caracalla im Zusammenhang mit dessen im Sommer 213 unternommenem Germanenfeldzug zur Triumphpforte ausgebaut liegt nur knapp 20 Kilometer nordlich von Oberkochen Der Limes fiel spatestens um 259 260 n Chr aufgrund anhaltender innenpolitischer Unruhen schwerer Kampfe im Osten des Reiches sowie unter dem Druck der Germanen Sieben Kilometer nordlich von Oberkochen flussabwarts uber dem Tal des Kochers befand sich das Kastell Aalen Dies war der grosste romische Militarstandort am Obergermanisch Ratischen Limes Hier war die Ala II Flavia eine berittene Eliteeinheit zum weitraumigen Schutz des Limes und der Provinz Ratien stationiert Heute befindet sich dort das Limesmuseum Aalen ein Zweigmuseum des Archaologischen Landesmuseums Baden Wurttemberg und gleichzeitig das grosste Museum am Obergermanisch Ratischen Limes Bevor die Ala II Flavia um 160 n Chr nach Aalen verlegt wurde war sie ab 110 n Chr im heutigen Heidenheim im Kastell Aquileia stationiert Heidenheim liegt etwa vierzehn Kilometer sudlich von Oberkochen im Tal der Brenz Die Brenz mundet rund vierzig Kilometer sudostlich von Oberkochen bei Lauingen in die Donau wo sich der Apollo Grannus Tempel von Faimingen befindet Wahrscheinlich erbat Kaiser Caracalla dort im Jahr 212 vom Gott Apollo Grannus die Heilung von seinen Krankheiten 3 Brenz und Kocher bilden das einzige Tal das in Nord Sud Richtung quer durch die Schwabische Alb geht und eine muhelose Durchquerung dieses Mittelgebirges ermoglicht Daher fuhrte zur Romerzeit eine Strasse durch das heutige Oberkochen Es liegt nahe dass Kaiser Caracalla anlasslich seines Feldzugs gegen die Germanen im Jahre 213 auf dem Weg zum Limesubergang bei Dalkingen durch das Brenz Kocher Tal marschiert ist 2 Entdeckung Ausgrabung und Konservierung BearbeitenEin Oberkochener Landwirt hatte bereits seit 1966 erfolglos versucht offentliche Aufmerksamkeit auf die Mauerreste zu lenken die sich in einem Acker am ostlichen Ortsrand im Gewann Weilfeld befanden 1971 wandte er sich an einen Lehrer des Oberkochener Ernst Abbe Gymnasiums der in Abstimmung mit dem Landesamt fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg mit Schulern unverzuglich eine Ausgrabung vornahm 4 Innerhalb weniger Wochen wurde der Keller eines romischen Gebaudes freigelegt In den nachsten beiden Jahren wurde er konserviert und mit einer toskanisch anmutenden Grunanlage umgeben die frei zuganglich ist Der Keller hat einen nahezu quadratischen Grundriss von rund 5 5 Meter Er ist uber eine abknickende Zugangsrampe zuganglich und besitzt zwei Lichtschachte sowie drei Wandnischen mit halbrundem Abschluss Bei den Grabungsarbeiten wurden unter anderem reich verzierte Terra Sigillata Scherben einfache Keramikscherben ein fast vollig erhaltener kleiner Teller ein romischer Sicherheitsschlussel romischer Beton Teile des Estrichs der Abdruck einer Hundepfote in einem Backsteinbruchstuck sowie Getreide das aus mehr als 20 verschiedenen Getreidesorten zusammengemischt war entdeckt 4 Diese Funde sind heute im Oberkochener Heimatmuseum ausgestellt nbsp Romerkeller mit halbrunder Wand nische links und Sichtschachten rechts nbsp Ausgrabungsplan aus dem Jahr 1971 Grun gekennzeichnet der ausgegrabene Teil des Gebaudes nbsp Informationstafel nbsp Teller Getreidemischung nbsp Bemalte Verputzteile nbsp Abdruck einer romischen Hundepfote nbsp Sicherheitsschlussel nbsp Romerkeller vom Rodstein aus gesehenAus bemalten Verputz Bruchstucken kann man schliessen dass die Mauern uber dem Keller aus Fachwerk bestanden und mit einer Schicht aus fein zermahlenen Kalksteinsplittern Sand und Mortel verputzt waren Daruber befand sich ein Kalk Glattstrich der mit rot und schwarzbraunen Zierstreifen bemalt war 5 Ein exakter Datierungsversuch auf Basis all dieser Funde wurde bisher nicht unternommen Das Bauwerk muss aber im Zusammenhang mit dem Limes gestanden haben und wird somit irgendwann ab Mitte des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts von den Romern erbaut worden sein Es konnte bis in die zweite Halfte des dritten Jahrhunderts von ihnen genutzt worden sein 1971 ging man davon aus dass es sich um den Keller eines Nebengebaudes eines romischen Gutshofs Villa rustica handelte von dem kunftige Bodenuntersuchungen weitere Fundamente zum Vorschein bringen wurden Einige Jahrzehnte nach der Ausgrabung mehrten sich Schaden am Mauerwerk Die Wande bekamen Risse und Steine brachen aus 2009 stellte sich als Ursache heraus dass bei den Konservierungsarbeiten die original romische mortelige Verfugung mit einem stark zementhaltigen Material uberfugt worden war Dadurch war eine wasserundurchdringliche Schicht entstanden wegen der das gestaute Wasser hinter der Mauer nicht abfliessen konnte und durch seinen Druck die Schaden verursacht hatte 6 Geophysikalische Vermessung der Umgebung Bearbeiten nbsp Geophysisches Messbild aus dem Jahr 2011 mit dem nordlich vom Romerkeller entdeckten kleinen BadehausGeophysikalische Vermessungen des Landesamts fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg im Jahre 2011 widerlegten die Theorie vom romischen Gutshof Mit Bodenradar wurden Messlinien von fast 45 Kilometern abgefahren und in einer Tiefe zwischen 20 und 170 Zentimetern nach Gebauderesten gesucht 2 Es wurde lediglich das Fundament eines kleinen Badehauses gefunden Dies lag siebzig Meter nordlich des Kellers Zu erkennen waren ein hypokaustiertes Caldarium Warmbad mit Anbau eines Heisswasserbeckens ein Frigidarium Kaltbad und Spuren des Praefurniums Heizraum Das Apodyterium Umkleideraum und andere Gebaude waren wohl aus Holz was auch fur mogliche Wasserleitungen gilt Es ist naheliegend dass die Becken vom Edlenbach der unweit oberhalb des Romerkellers entspringt mit Wasser gespeist wurden 2 Man geht inzwischen davon aus dass der Keller zum Hauptgebaude einer im Vergleich zu einer Villa rustica sehr viel kleineren Strassenstation gehorte also einer Art Raststatte die der Versorgung der Vorbeireisenden mit Speisen und Getranken zur Ubernachtung und der Korperpflege diente 2 Munzfunde am Kocherursprung Bearbeiten1998 wurde dem Heimatverein Oberkochen eine romische Silbermunze gestiftet die am Ursprung des Schwarzen Kochers im Suden Oberkochens gefunden worden sein soll 7 Es handelte sich um einen romischen Denar der ursprunglich im Jahre 158 159 n Chr gepragt worden war aber wohl in Folge jahrelanger Verwendung bereits stark abgenutzt war 8 Die Munze passt in den Zeithorizont in den auch der Romerkeller eingeordnet wird Sie passt auch zu einer Veroffentlichung aus dem Jahre 1953 in der bereits die Rede davon war dass an den Kocherquellen romische Munzen gefunden worden seien 7 All dies ist Anlass fur Spekulationen dass es am Kocherursprung ein romisches Quellheiligtum gegeben habe 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Romerkeller Oberkochen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Landesdenkmalamt Baden Wurttemberg Landesvermessungsamt Baden Wurttemberg Hrsg Archaologische Denkmaler in Baden Wurttemberg Stuttgart 2002 S 224 a b c d e f Dietrich Bantel Neues von den Romern in Oberkochen Romerkeller nicht Villa Rustica sondern Strassenstation Kocherursprung romisches Quellheiligtum auf heimatverein oberkochen de Hans Ulrich Nuber Gabriele Seitz Die Meilensteine des Caracalla aus dem Jahre 212 n Chr an der Strasse nach Aquae Phoebianae Faimingen In Jorg Biel Jorg Heiligmann Dirk Krausse Hrsg Landesarchaologie Festschrift fur Dieter Planck zum 65 Geburtstag Konrad Theiss Stuttgart 2009 ISBN 978 3 8062 2331 6 S 303 321 hier S 305 f und S 309 f a b Dietrich Bantel Oberkochen bis zur ersten urkundlichen Erwahnung im Jahr 1337 In Stadt Oberkochen Burgermeister Harald Gentsch Hrsg Oberkochen Geschichte Landschaft Alltag Oberkochen 1986 S 18 39 hier S 27 31 Dietrich Bantel Vom Romerkeller Teil 2 auf heimatverein oberkochen de Dietrich Bantel Romerkeller in Gefahr auf heimatverein oberkochen de a b Dietrich Bantel Romische Silbermunze auf heimatverein oberkochen de Die Inschrift dieser Munze lautet AVRELIUS CAES ar ANTON ini AVG usti PII F ilius TR ribunicia POT estate XII CO n S uli II Deutsch Casar Aurelius Sohn des Erhabenen Antoninus Pius als er die tribunizische Gewalt zum 12 Mal innehatte und zum 2 Mal Consul war Die Munze wurde demnach zwischen dem 14 Dezember 157 und dem 13 Dezember 158 gepragt denn in diesem Zeitraum hatte der spatere Kaiser Mark Aurel als Mitregent seines Adoptivvaters Kaiser Antoninus Pius die tribunizische Gewalt gemass der numismatisch ublichen Datierung zum 12 Mal inne Silberdenare mit dem Kopf Mark Aurels 157 158 auf numismatics org 48 785972222222 10 12675 Koordinaten 48 47 9 5 N 10 7 36 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romerkeller Oberkochen amp oldid 220165505