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Das Preussische Revolutionskabinett zunachst auch politisches Kabinett war 1918 1919 die vorlaufige Landesregierung Preussens Es grundete sich auf eine Koalition von Mehrheitssozialdemokraten MSPD und Unabhangigen Sozialdemokraten USPD genauso wie der Rat der Volksbeauftragten der auf Reichsebene gebildet wurde Das preussische Kabinett war revolutionar weil es sich nicht auf Grundlage der bisherigen preussischen Verfassung von 1848 1850 gebildet hatte Das Kabinett unter Paul Hirsch von der MSPD existierte vom 12 November 1918 bis zum 25 Marz 1919 Jeweils ein MSPD und ein USPD Mann waren einem Ressort zugeordnet Die USPD Mitglieder verliessen das Kabinett am 4 Januar 1919 Abgelost wurde es schliesslich von einem neuen Kabinett nachdem eine preussische Landesversammlung gewahlt worden war Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Kabinettsbildung und Umbildung 3 Tatigkeit des Revolutionskabinetts 4 Siehe auch 5 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenDas Konigreich Preussen war der mit Abstand bedeutendste Gliedstaat im monarchischen Bundesstaat und blieb dies auch nach der Novemberrevolution 1918 1919 Preussen und Reich waren vielfaltig miteinander verbunden Der Reichskanzler war gleichzeitig preussischer Ministerprasident viele Staatssekretare waren preussische Minister Im deutschen Bundesrat war Preussen die bestimmende Macht gewesen was dem Reichskanzler zugutekam 1 Am 9 November 1918 verkundete der letzte kaiserliche Reichskanzler Max von Baden dass Kaiser und Konig Wilhelm II abgedankt habe Max ubertrug verfassungswidrig das Amt des Reichskanzlers an Friedrich Ebert den Fuhrer der deutschen Mehrheitssozialdemokratie Ebert bildete auf Reichsebene am 10 November den Rat der Volksbeauftragten als revolutionares Ubergangsorgan und wurde einer von zwei Vorsitzenden des Rates Max von Baden war aber nicht preussischer Ministerprasident So konnte er nicht gleichzeitig Ebert mit dem Ministerprasidentenamt ausstatten Das Preussische Staatsministerium wollte eigentlich mehrheitlich am 8 November zurucktreten doch der Konig konnte das Rucktrittsgesuch nicht mehr annehmen Das preussische Kabinett blieb daher im Amt ahnlich wie die Staatssekretare auf Reichsebene Reichskanzler Ebert wies noch am 9 November den preussischen Fuhrer der MSPD Paul Hirsch an fur Ruhe und Ordnung zu sorgen Der preussische Innenminister Drews bestatigte diese Anweisung durch eine eigene Vollmacht an Hirsch So wurde Hirsch laut Ernst Rudolf Huber der Sache nach kurzfristig Reichs und preussischer Staatskommissar 2 Kabinettsbildung und Umbildung BearbeitenMSPD und USPD bildeten am 12 November ein Revolutionskabinett Damit gab es keine organisatorische oder formelle Klammer zwischen Reich und Preussen mehr Seine Legitimation bezog das Kabinett aus dem Vertrauen der Rateorganisation ahnlich wie der Rat der Volksbeauftragten Allgemein wurde die Diktatur des Revolutionskabinetts hingenommen Im Gegensatz zur Reichsebene blieben die fruheren Minister nicht im Amt Der amtierende Vizeprasident des Staatsministeriums Friedberg beendete seine Tatigkeit und ubergab die Geschafte dem neuen Kabinett 3 Das Revolutionskabinett war paritatisch zusammengesetzt Jedes Ressort wurde von je einem Mehrheitssozialdemokraten und einem Unabhangigen Sozialdemokraten geleitet Es gab damit auch zwei Ministerprasidenten Paul Hirsch MSPD und Heinrich Strobel USPD Zusatzlich war dem Innenministerium ein weiterer MSPD Politiker zugeordnet Das Ministerium der offentlichen Arbeiten und das Kriegsministerium wurden von Fachministern geleitet im ersteren waren je ein MSPD und ein USPD Mann beigeordnet im letzteren war ein MSPD Mann der Unterstaatssekretar Im Reich endete die Koalition von MSPD und USPD schon Ende Dezember Teile der USPD gingen dazu uber fur Deutschland eine Rateverfassung anzustreben und eine entsprechende Weiterentwicklung der Revolution einzuleiten In Preussen erklarten die USPD Politiker am 2 Januar dass sie ihre Regierungsamter nicht mehr ausuben konnten Anlass war die Berufung des neuen Kriegsministers Walther Reinhardt Auch die MSPD Mitglieder waren zum Rucktritt bereit wurden aber vom Zentralrat der Rateorganisation bestatigt Die USPD Posten in der Regierung wurden nicht neu besetzt Tatigkeit des Revolutionskabinetts BearbeitenDas Revolutionskabinett sah sich dank Revolutionsrecht dazu legitimiert die preussische monarchische Verfassung zu ignorieren Es beschlagnahmte das Vermogen des Konigshauses und schaffte Privilegien des Konigshauses und weiterer Adliger ab beseitigte die beiden Kammern des Landtags und reformierte das Schulwesen Das Kabinett behielt sich vor bestehende Gesetze ausser Kraft zu setzen Ausserdem leitete es Wahlen zu einer preussischen Landesversammlung ein entsprechend einer Nationalversammlung auf Reichsebene 4 Hinzu kam eine mit Gesetzeskraft versehene Verordnung des Innenministers Paul Hirsch vom 25 Januar 1919 nach welcher zum 3 Marz vorzeitige Neuwahlen in den Stadtverordnetenversammlungen des Freistaates Preussen durchgefuhrt werden sollten wodurch eine Demokratisierung der Kommunalpolitik eingeleitet wurde Ferner bewahrte das Kabinett die Gerichte vor Eingriffen durch die Rateorganisation Es liess die bisherigen Beamten ihre Arbeit fortsetzen die grossen personellen Anderungen erfolgten erst 1919 1920 Als beispielsweise im Dezember der Arbeiter und Soldatenrat Dortmunds einige Industrielle festnahm sorgte das Kabinett rasch fur die Freilassung Dabei ging es wie auch Ebert bestatigte zu vermeiden dass ein Regime der Willkur zur Rechtsunsicherheit fuhre 5 Preussisches Kabinett 14 November 1918 bis 25 Marz 1919 Amt Name ParteiPrasidenten Paul Hirsch und Heinrich Strobel bis 4 Januar 1919 SPD USPD 0Justiz Dr Kurt Rosenfeld bis 4 Januar 1919 und Dr Wolfgang Heine ab 27 November 1918 USPD SPD 0Inneres Paul Hirsch und Dr Rudolf Breitscheid 16 November 1918 bis 4 Januar 1919 SPD USPD 0Finanzen Dr Albert Sudekum und Hugo Simon bis 4 Januar 1919 SPD USPD 0Landwirtschaft Dr Otto Braun und Adolf Hofer bis 4 Januar 1919 SPD USPD 0Wissenschaft Dr Konrad Haenisch und Adolph Hoffmann bis 4 Januar 1919 SPD USPD 0Handel Otto Fischbeck DDPKrieg Heinrich Scheuch bis 2 Januar 1919 Walther Reinhardt ab 3 Januar 1919Offentliche Arbeit Wilhelm Hoff 0Polizeiprasident von Berlin Emil Eichhorn 16 November 1918 bis 3 Januar 1919 Eugen Ernst ab 4 Januar 1919 USPD SPD 0Ohne Geschaftsbereich Eugen Ernst bis 3 Januar 1919 SPD 0Siehe auch BearbeitenNovemberrevolution Freistaat PreussenEinzelnachweise Bearbeiten Christoph Vondenhoff Hegemonie und Gleichgewicht im Bundesstaat Preussen 1867 1933 Geschichte eines hegemonialen Gliedstaates Diss Bonn 2000 Shaker Verlag Aachen 2001 S 28 31 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band V Weltkrieg Revolution und Reichserneuerung 1914 1919 W Kohlhammer Stuttgart u a 1978 S 1003 1004 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band V Weltkrieg Revolution und Reichserneuerung 1914 1919 W Kohlhammer Stuttgart u a 1978 S 1004 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band V Weltkrieg Revolution und Reichserneuerung 1914 1919 W Kohlhammer Stuttgart u a 1978 S 1007 1008 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 Band V Weltkrieg Revolution und Reichserneuerung 1914 1919 W Kohlhammer Stuttgart u a 1978 S 1008 1011 Regierungen Preussens Konigreich Preussen Arnim Boitzenburg Camphausen Hansemann Auerswald Hansemann Pfuel Brandenburg Manteuffel Ladenberg Manteuffel Hohenzollern Sigmaringen Hohenlohe Ingelfingen Bismarck Roon Caprivi Eulenburg Hohenlohe Schillingsfurst Bulow Bethmann Hollweg Michaelis Hertling Freistaat Preussen Preussisches Revolutionskabinett Hirsch Braun I Stegerwald Braun II Marx Braun III Reichskommissariat Papen I Reichskommissariat Papen II Reichskommissariat Schleicher Reichskommissariat Papen III Goring Siehe auch Preussisches Staatsministerium Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Preussisches Revolutionskabinett amp oldid 233943878