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Polylithionit IMA Symbol Pln 2 ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung KLi2AlSi4O10F2 1 1 und damit chemisch gesehen ein Kalium Lithium Aluminium Silikat mit zusatzlichen Fluoridionen Strukturell gehort Polylithionit zu den Schichtsilikaten PolylithionitTafeliges rosettenformiges Polylithionit Kristallaggregat blassgoldgelb mit Albit weiss aus dem Steinbruch Poudrette Mont Saint Hilaire Quebec Kanada Grosse 21 mm 17 mm 12 mm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1998 s p 1 IMA Symbol Pln 2 Andere Namen Lithionglimmer 3 Chemische Formel KLi2AlSi4O10F2 1 Polylithionit 1M KLi2Al F OH 2 Si4O10 4 5 Polylithionit 2M1 K LiAl 2 F OH 2 Si B 4O10 5 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und Germanate Schichtsilikate Phyllosilikate System Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII E 05b VIII H 11 010 4 9 EC 20 71 02 02b 08Kristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin prismatisch 2 m 6 Raumgruppe C2 m Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 5 Gitterparameter a 5 19 A b 8 97 A c 10 03 Ab 100 4 5 Formeleinheiten Z 2 5 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 bis 3 7 Dichte g cm3 2 58 bis 2 82 berechnet 2 84 7 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 7 Bruch Tenazitat uneben 7 Farbe farblos perlweiss rosa bis violett braun bis gelbbraun blaulich grunlich 7 Strichfarbe weissTransparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Perlglanz Wachsglanz 7 KristalloptikBrechungsindizes na 1 530 8 nb 1 551 bis 1 556 8 ng 1 555 bis 1 559 8 Doppelbrechung d 0 025 bis 1 559 8 Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V 0 bis 43 7 Weitere EigenschaftenBesondere Merkmale Hell bis zitronengelbe Fluoreszenz 7 Polylithionit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt pseudohexagonale tafelige Kristalle sowie unregelmassig geformte feinschuppige Mineral Aggregate von bis zu 10 cm Grosse mit einem wachs bis perlmuttahnlichen Glanz auf den Oberflachen In reiner Form ist Polylithionit farblos und durchsichtig Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiss bis perlweiss sein und durch Fremdbeimengungen eine rosa bis violette braune bis gelbbraune blauliche oder grunliche Farbe annehmen Die Strichfarbe von Polylithionit ist allerdings immer weiss Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Eigenschaften 5 Bildung und Fundorte 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Polylithionit am Fjord Kangerlussuatsiaq genauer in den Pegmatiten des dort entlang streichenden Ilimmaasaq Komplexes auch Ilimaussaq Komplex oder englisch Ilimaussaq complex nahe Narsaq in der Kommune Kujalleq im Suden Gronlands Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte 1884 durch Johannes Theodor Lorenzen 1855 1884 der das Mineral nach dem altgriechischen Wort poly poly fur viel und den Anfangsbuchstaben von Lithium nach Berzelius auch Lithion benannte Lorenzen bezog sich damit auf den hohen Lithiumgehalt der Verbindung weshalb er das Mineral synonym auch als Lithionglimmer bezeichnete 3 Polylithionit war bereits lange vor der Grundung der International Mineralogical Association IMA bekannt und als eigenstandige Mineralart anerkannt Damit hatte Polylithionit theoretisch den Status eines grandfathered Mineral In der 1998 erfolgten Publikation Nomenclature of the micas durch den Glimmer Unterausschuss engl Mica Subcommitte der IMA CNMNC wurden die Mitglieder der Glimmergruppe zu denen auch Polylithionit gehort in Bezug auf Zusammensetzung und Benennung teilweise neu definiert 9 Polylithionit wurde hier als Gewohnlicher Kaliumglimmer in die Gruppe der echten Glimmer mit trioktaedrischer Struktur eingeordnet Da dies automatisch eine nachtragliche Ankerkennung fur den Polylithionit bedeutete wird das Mineral seitdem in der Liste der Minerale und Mineralnamen der IMA unter der Summenanerkennung IMA 1998 s p special procedure gefuhrt 1 Das Typmaterial des Minerals soll in der Universitat Kopenhagen in Danemark deponiert sein 7 allerdings wird dies durch den Typmaterialkatalog der International Mineralogical Association IMA nicht bestatigt 10 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Polylithionit zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Schichtsilikate Phyllosilikate wo er innerhalb der Glimmergruppe zusammen mit Annit Hendricksit Phlogopit Siderophyllit Tainiolith und Trilithionit sowie den inzwischen als Mischkristalle diskreditierten Biotit Lepidolith und Zinnwaldit die Biotit Reihe mit der System Nr VIII E 05b bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VIII H 11 010 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Schichtsilikate wo Polylithionit zusammen mit Annit Aspidolith Balestrait Eastonit Ephesit Fluorannit Fluorphlogopit Fluorotetraferriphlogopit Hendricksit Hydrobiotit Luanshiweiit Masutomilith Montdorit Norrishit Orlovit Oxyphlogopit Phlogopit Preiswerkit Shirokshinit Shirozulith Siderophyllit Sokolovait Suhailit Tainiolith Tetraferriannit Tetraferriphlogopit Trilithionit Voloshinit und Yangzhumingit die Lithionit Biotit Reihe mit der System Nr VIII H 11 bildet 4 Auch die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte 11 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Polylithionit in die Abteilung der Schichtsilikate ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach Struktur der Schichten so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung Schichtsilikate Phyllosilikate mit Glimmertafeln zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen zu finden ist wo es zusammen mit Annit Aspidolith Eastonit Ephesit Fluorannit Fluorophlogopit Hendricksit Masutomilith Norrishit Phlogopit Preiswerkit Shirokshinit Shirozulith Siderophyllit Sokolovait Suhailit Tetraferriannit Tetraferriphlogopit Trilithionit und Wonesit sowie den hier als Mineralgruppe definierten Biotit Lepidolith und Zinnwaldit die Phlogopitgruppe mit der System Nr 9 EC 20 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Polylithionit ebenfalls in die Abteilung der Schichtsilikatminerale ein Hier ist er zusammen mit Annit Aspidolith Eastonit Ephesit Fluorannit Fluorophlogopit Hendricksit Masutomilith Norrishit Phlogopit Preiswerkit Shirozulith Siderophyllit Sokolovait Suhailit Tainiolith Tetraferriannit Tetraferriphlogopit Trilithionit Wonesit sowie den Mineralgruppen Biotit Lepidolith und Zinnwaldit in der Glimmergruppe Biotit Untergruppe mit der System Nr 71 02 02b innerhalb der Unterabteilung Schichtsilikate Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 2 1 Lagen zu finden Kristallstruktur BearbeitenVon Polylithionit sind zwei Polytypen bekannt das heisst er besteht aus zwei Kombinationen schichtartiger Struktureinheiten die als Polylithionit 1M und Polylithionit 2M1 bezeichnet werden Polylithionit 1M kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe C2 m Raumgruppen Nr 12 Vorlage Raumgruppe 12 mit den Gitterparametern a 5 19 A b 8 97 A c 10 03 A und b 100 4 sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle 5 Polylithionit 2M1 nicht definiert 5 Polylithionit kristallisiert ebenfalls monoklin allerdings wurde bei diesem Polytyp die Raumgruppe bisher nicht entschlusselt Dessen Gitterparameter sind a 5 19 A b 8 98 A c 19 88 A und b 95 1 sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle 5 Eigenschaften Bearbeiten nbsp Hellgelbe Fluoreszenz von Polylithionit unten im Normallicht Dunkelmagentafarben leuchtet Mikroklin Mitte links und hellrosa Albit Mitte Unter kurzwelligem UV Licht zeigen manche Polylithionite eine hell bis zitronengelbe Fluoreszenz ahnlich der von neonfarbenen Textmarkern Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Kristallstufe mit Mehrfach Paragenese aus Polylithionit perlweiss links Serandit lachsrosa Albit weiss und Leukophan grunlichweiss rechts vom Mont Saint Hilaire Quebec KanadaPolylithionit bildet sich als spates Verdrangungsprodukt Metasomatose in Syenit Pegmatiten wo er in unregelmassigen Ablagerungen und Adern vorkommt Als Begleitminerale konnen unter anderem Aegirin Analcim Epistolit Mikroklin Natrolith Steenstrupin und Tainiolith auch Taeniolith auftreten Als seltene Mineralbildung konnte Polylithionit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden wobei weltweit bisher etwas mehr als 100 Vorkommen dokumentiert sind Stand 2023 12 In Gronland fand sich das Mineral bisher nur in der Kommune Kujalleq wo es ausser an seiner Typlokalitat am Fjord Kangerlussuatsiaq noch an mehreren Stellen im Ilimmaasaq Komplex wie auf dem Kuannersuit Plateau auch Kvanefjeld am Berg Nasaasaaq auch Nakkaalaaq und am Fjord Tunulliarfik gefunden wurde In Deutschland trat Polylithionit bisher nur in der Umgebung von Hohenfelde Kreis Plon in Schleswig Holstein und in der Granit Lagerstatte Geyersberg im sachsischen Erzgebirgskreis auf Daneben kennt man das Mineral noch aus dem Bergbaugebiet Zinnwald Cinovec im Grenzgebiet Tschechien Deutschland Weitere Fundorte liegen unter anderem in Agypten Argentinien Australien Brasilien China Eswatini ehemals Swasiland Irland Japan Kambodscha Kanada Kasachstan Kirgisistan Malawi der Mongolei Marokko Mosambik Namibia Norwegen Pakistan Russland Schweden Spanien Tadschikistan Tschechien und den Vereinigten Staaten von Amerika Arizona Arkansas Kalifornien Colorado New Mexico Washington 13 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenJoh Lorenzen Untersuchung einiger Mineralien aus Kangerdluarsuk in Gronland In Zeitschrift fur Krystallographie und Mineralogie Band 9 1884 S 251 253 rruff info PDF 588 kB abgerufen am 15 Juni 2023 Milan Rieder Giancarlo Cavazzini Yurii S D Yakonov Viktor A Frank Kamenetskii Glauco Gottardt Stephen Guggenheim Pavel V Koval Georg Muller Ana M R Neiva Edward W Radoslovich Jean Louis Robert Francesco P Sassi Hiroshi Takeda Zdenek Weiss David R Wones Nomenclature of the micas In The Canadian Mineralogist Band 36 1998 S 905 912 englisch rruff info PDF 588 kB abgerufen am 15 Juni 2023 Maria Franca Brigatti Cristina Lugli Luciano Poppi Eugene E Foord Daniel E Kile Crystal chemical variations in Li and Fe rich micas from Pikes Peak batholith central Colorado In American Mineralogist Band 85 2000 S 1275 1286 englisch rruff info PDF 264 kB abgerufen am 15 Juni 2023 Maria Franca Brigatti Annibale Mottana Daniele Malferrari Giannantonio Cibin Crystal structure and chemical composition of Li Fe and Mn rich micas In American Mineralogist Band 92 2007 S 1395 1400 englisch rruff info PDF 347 kB abgerufen am 15 Juni 2023 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Polylithionite Sammlung von Bildern Polylithionit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 15 Juni 2023 IMA Database of Mineral Properties Polylithionite In rruff info RRUFF Project abgerufen am 15 Juni 2023 englisch Polylithionite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 15 Juni 2023 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Polylithionite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 15 Juni 2023 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated May 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Mai 2023 abgerufen am 15 Juni 2023 englisch a b Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 351 kB abgerufen am 15 Juni 2023 a b Joh Lorenzen Untersuchung einiger Mineralien aus Kangerdluarsuk in Gronland In Zeitschrift fur Krystallographie und Mineralogie Band 9 1884 S 251 253 rruff info PDF 588 kB abgerufen am 15 Juni 2023 a b c Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c d e f g Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 668 englisch David Barthelmy Polylithionite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 15 Juni 2023 englisch a b c d e f g h i Polylithionite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 79 kB abgerufen am 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