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Zinnwaldit auch bekannt als Lithiumeisenglimmer 1 veraltet auch Lithion Eisenglimmer 2 ist ein Mischkristall aus den Mineralen Siderophyllit und Polylithionit 3 und somit keine eigenstandige Mineralart mit der chemischen Formel K Fe2 Al Li 3 OH F 2 Si Al 4O10 4 Die in den runden Klammern angegebenen Kationen Eisen Aluminium und Lithium sowie die Anionen Fluor und Hydroxidionen bzw Silicium und Aluminium konnen sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten Substitution Diadochie stehen jedoch immer im selben Mengenverhaltnis zu den anderen Bestandteilen der Formel Kristallgruppe mit Zinnwalditblattchen von der Typlokalitat Zinnwald im ErzgebirgeDerbes Handstuck aus gelblichem Zinnwaldit Ausgestellt im Mineralogischen Museum der Uni BonnKristallstufe mit grunlichem Zinnwaldit rechts weissem Albit und Rauchquarz links aus Sawtooth Batholith Sawtooth Mts Custer County Idaho USA Grosse 2 5 cm 1 7 cm Daruber hinaus ist Zinnwaldit als Gruppenname von der International Mineralogical Association IMA anerkannt 5 und gehort zusammen mit seinen Endgliedern Siderophyllit K Fe2 Al 3 F OH 2 Si Al 4O10 6 bzw KFe2 2Al Si2Al2 O10 OH 2 7 Polylithionit KLi2Al F2 Si4O10 4 bzw KLi2Al Si4O10 F2 7 zur Phlogopitgruppe mit der System Nr 9 EC 20 die in der Systematik der Minerale nach Strunz 9 Auflage zur Abteilung der Schichtsilikate Phyllosilikate zahlt Nach M Rieder u a gehoren die Endglieder der Mischreihe zur Gruppe der echten Glimmer Wie die Endglieder der luckenlosen Mischreihe Siderophyllit Polylithionit kristallisieren auch die Zinnwaldite im monoklinen Kristallsystem Sie entwickeln meist fein bis grobblattrige und durch Zwillingsbildung sechseckige Kristalle oder finden sich in Form schuppiger bzw facher bis rosettenformiger Mineral Aggregate mit glasahnlichem Glanz auf den Oberflachen Je nach Zusammensetzung der Mischkristalle nehmen diese eine graubraune bis gelbbraune oder hellviolette bis dunkelgrune Farbe an Sehr seltene schwarze Zinnwaldite sind auch unter der Bezeichnung Rabenglimmer bekannt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Eigenschaften 3 Bildung und Fundorte 4 Verwendung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals beschrieben wurde Zinnwaldit 1845 durch Wilhelm von Haidinger der das Mineral nach seiner Typlokalitat erster Fundort im Raum Zinnwald Cinovec bzw Zinnwald Georgenfeld im Erzgebirge zwischen Sachsen und Bohmen benannte 8 Schon 1810 hat der Chemiker Martin Heinrich Klaproth eine erste chemische Analyse des gemeinen Glimmers von Zinnwalde veroffentlicht 9 und Kieselerde Alaunerde Eisenoxid Manganoxid und Kali nachgewiesen 1826 veroffentlichte Christian Gottlob Gmelin eine chemische Analyse des Lithium Glimmers von Zinnwald in der zusatzlich noch Lithium und Fluor nachgewiesen wurden 10 11 Zinnwaldit gehorte zusammen mit Rauchquarz zu den Motiven die fur eine am 22 Februar 1972 ausgegebene DDR Briefmarkenserie uber die Minerale aus den Sammlungen der Bergakademie Freiberg ausgewahlt wurden Eigenschaften BearbeitenDie Mohsharte von Zinnwaldit schwankt je nach Zusammensetzung zwischen 2 5 und 4 Seine gemessene Dichte liegt zwischen 2 90 und 3 02 g cm 12 Wie alle Glimmer ist seine Spaltbarkeit sehr vollkommen das heisst es lassen sich senkrecht zur c Achse feinste Blattchen vom Kristall abspalten wobei diese Blattchen aufgrund ihrer Zahigkeit Tenazitat biegsam und elastisch verformbar sind 12 Zinnwalditproben sind empfindlich gegenuber Sauren und schmelzen vor dem Lotrohr leicht zu einer dunklen Perle wobei sie die Flamme rot farben 13 Bildung und Fundorte BearbeitenZinnwaldite bilden sich ahnlich wie der verwandte Glimmer Lepidolith unter pegmatitisch pneumatolytischen Bedingungen und findet sich meist in Vergesellschaftung mit Fluorit Kassiterit Quarz Scheelit Topas und Wolframit aber auch Lepidolith Spodumen Beryll Turmalingruppe 12 hauptsachlich in Greisen selten auch in Graniten Durch Verwitterung wandelt sich Zinnwaldit in ein kaolinahnliches Produkt um 14 Als eher seltene Mineralbildung kann Zinnwaldit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein insgesamt ist er aber wenig verbreitet Als bekannt gelten bisher Stand 2016 rund 260 Fundorte 15 An seiner Typlokalitat Cinovec in Tschechien konnten besonders reichhaltige Aggregate mit Zinnwalditschuppen von bis zu 10 cm Durchmesser gefunden werden Noch grossere Kristalle mit bis zu 15 cm Durchmesser wurden in den Pegmatiten nahe Virgem da Lapa im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais entdeckt 16 Bekannte Lagerstatten sind neben Zinnwald noch Cornwall in England Bolivien Malaysia und Nordportugal 1 Weitere Fundorte liegen unter anderem in Agypten Algerien Argentinien Australien Brasilien China Finnland Frankreich Gronland Italien Japan Kanada Korea Madagaskar der Mongolei Myanmar Burma Namibia Norwegen Peru Polen Ruanda Russland Saudi Arabien Simbabwe der Slowakei Spanien Sudafrika Tadschikistan der Ukraine Nordirland und Schottland im Vereinigten Konigreich sowie Alaska Colorado Kalifornien Maine Wisconsin und anderen Bundesstaaten der USA 17 Verwendung BearbeitenZinnwaldit enthalt je nach Zusammensetzung zwischen 3 und 4 5 Lithiumoxid und dient daher als Rohstoff fur Lithium das in technischem Umfang erstmals 1925 durch Schmelzflusselektrolyse gewonnen wurde 1 Zur weiteren Verwendung siehe Lithium Verwendung Literatur BearbeitenWilhelm Haidinger Handbuch der bestimmenden Mineralogie enthaltend die Terminologie Systematik Nomenklatur und Charakteristik der Naturgeschichte des Mineralreiches 2 Auflage Braumuller amp Seidel Wien 1845 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Milan Rieder Giancarlo Cavazzini Yurii S D Yakonov Viktor A Frank Kamenetskii Glauco Gottardt Stephen Guggenheim Pavel V Koval Georg Muller Ana M R Neiva Edward W Radoslovich Jean Louis Robert Francesco P Sassi Hiroshi Takeda Zdenek Weiss David R Wones Nomenclature of the micas In The Canadian Mineralogist Band 36 1998 S 905 912 PDF 573 9 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zinnwaldite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mineralienatlas Zinnwaldit RRUFF Database of Raman spectroscopy Zinnwaldite Webmineral ZinnwalditeEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 823 Egon Wiberg Lehrbuch der Chemie 30 und 31 Auflage erster Teil Anorganische Chemie de Gruyter Berlin 1952 S 366 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Mindat Zinnwaldite a b Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 668 IMA List of Mineral Names 2009 PDF 1 8 MB S 314 Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 667 a b IMA List of Mineral Names November 2015 PDF 1 6 MB S 144 und 164 Wilhelm von Haidinger Handbuch der bestimmenden Mineralogie 1845 S 521 Martin Heinrich Klaproth Gemeiner Glimmer von Zinnwalde In Beitrage zur chemischen Kenntniss der Mineralkorper Funfter Band 1810 S 64 ff Christian Gottlob Gmelin Analysis of Lithion Mica from Zinnwald in Bohemia In Edinburgh Journal of Science 1826 Band 3 S 222 ff Christian Gottlob Gmelin Chemische Untersuchung eines Lithion Glimmers von Zinnwalde in Boehmen In Annalen der Physik 1826 Band 82 S 215 ff a b c Zinnwaldite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 handbookofmineralogy org PDF 76 8 kB Friedrich Klockmann Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie Hrsg Paul Ramdohr Hugo Strunz 16 Auflage Enke Stuttgart 1978 ISBN 3 432 82986 8 S 749 Erstausgabe 1891 Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 552 Mindat Anzahl der Fundorte fur Zinnwaldite Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 3 89555 076 0 S 253 Fundortliste fur Zinnwaldite beim Mineralienatlas und bei Mindat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zinnwaldit amp oldid 237188285