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Der Pfaffenfeindtaler gelegentlich auch als Gottesfreundtaler bezeichnet ist eine Spottmunze die Christian von Braunschweig Wolfenbuttel Anfuhrer eines protestantischen Soldnerheeres 1622 wahrend des Dreissigjahrigen Krieges pragen liess Die Pragungen entsprechen in Gewicht und Silbergehalt einem Reichstaler Das neue Geld durfte der Finanzierung seiner Kriegszuge und als Sold 1 fur seine Truppen gedient haben zum anderen auch zur Verbreitung seines Ruhmes und als Ausdruck seiner Haltung gegenuber der gegnerischen Katholischen Liga Der Taler war somit auch ein Propagandainstrument 2 Einige Zeit lang war der Pfaffenfeindtaler wahrscheinlich auch legales Zahlungsmittel und eine Art Massenmedium zur Demonstration des eigenen Erfolgs und der Macht nicht nur gegenuber der eigenen Gefolgschaft sondern auch gegenuber den Feinden 3 Der Taler bzw seine Entstehungsgeschichte und Bedeutung sind aufgrund der durftigen Quellenlage auf der einen vor allem aber auch wegen der schillernden Personlichkeit des tollen Christians auf der anderen Seite uber die Jahrhunderte hinweg von vielerlei Legenden umgeben worden was dazu gefuhrt hat dass Phantasie und Wirklichkeit nur schwer voneinander zu trennen sind 1 In der Numismatik fallt der Pfaffenfeindtaler unter die Feld Not oder Belagerungsmunzen Vorderseite des PfaffenfeindtalersChristian von Braunschweig Wolfenbuttel Gemalde von Paulus Moreelse 1619 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Beschreibung 3 Nachleben des Pfaffenfeindtalers 4 Literatur 5 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenChristian von Braunschweig Wolfenbuttel wegen seiner kriegerischen Exzesse auch als der tolle Christian oder der tolle Halberstadter bekannt war Anfuhrer eines etwa 20 000 Mann starken Heeres mit dem er im Januar 1622 das katholische Paderborn einnahm Der Legende nach 4 sollen seine Truppen u a den Schatz des Paderborner Domes geraubt haben der neben Silber und Gold auch den Schrein des Heiligen Liborius umfasste Zumindest Teile dieses Schatzes sollen anschliessend eingeschmolzen worden sein um den spater so bezeichneten Pfaffenfeindtaler daraus pragen zu konnen Beschreibung Bearbeiten nbsp Die Ruckseite des Pfaffenfeindtalers mit der Jesuitenkappe auf der Schwertspitze 5 6 Heute noch erhaltene Silbertaler haben einen Durchmesser von 41 bis 47 mm Sie wiegen zwischen etwa 27 und 29 Gramm 7 Auf der Vorderseite steht in der Mitte GOTTES FREVNDT DER PFAFFEN FEINDT Die Umschrift lautet CHRISTIAN HERTZ OG ZV BRAVNSCHW EIG V ND LVNENB URG 8 Die Ruckseite zeigt einen aus einer Wolke gereckten gepanzerten rechten Arm dessen Faust ein Schwert halt Die Umschrift lautet TOUT AVEC DIEV 1 6 22 Franzosisch fur Alles mit Gott und die Jahreszahl 9 Bei einer abweichenden und selteneren Version der Munze sitzt auf der Spitze des Schwertes eine Jesuitenkappe auch Pfaffenhut genannt Der Begriff Pfaffe ist vor dem Hintergrund Dreissigjahrigen Krieges als Schimpfwort fur romisch katholische Geistliche zu verstehen 2 Wer den Text nicht lesen konnte der verstand jedenfalls die Symbolik der drohend erhobenen Schwerthand Gottes Die Wolke symbolisiert den Himmel und damit die gottliche Sphare Als Material wurde hauptsachlich Silber verwendet es gab aber auch eine geringere Anzahl Gold Dukaten bzw Gulden und Munzen die aber in Durchmesser und Gewicht geringer sind 10 Wo die Munze gepragt wurde ist unbekannt es wird jedoch vermutet dass dies in Lippstadt geschah da diese Stadt 1622 fur kurze Zeit das Hauptquartier Christians von Braunschweig Wolfenbuttel war 11 Allerdings war Lippstadt zu dieser Zeit schon lange keine Munzstatte mehr was bedeuten wurde dass samtliche Geratschaften erst herangeschafft worden sein mussten Aufgrund der vergleichsweise hohen handwerklichen Qualitat der Pfaffenfeindtaler ist eine improvisierte Pragestatte auszuschliessen 12 Vermutungen Soest oder eine andere Munzstatte z B die seines Bruders Friedrich Ulrich konnte die Pragestatte gewesen sein lassen sich nicht zweifelsfrei belegen 13 Nachleben des Pfaffenfeindtalers BearbeitenNachdem der Liborius Schrein bei der Plunderung des Paderborner Domes geraubt und zerstort worden war um zumindest einen Teil der Pfaffenfeindtaler aus dem so gewonnenen Metall zu pragen entstand zwischen 1624 und 1627 ein neuer Reliquienschrein in der Stadt Der Legende nach wurde dieser seinerseits aus eingeschmolzenen Pfaffenfeindtalern hergestellt 4 Tatsachlich befinden sich heute zwei vollstandig erhaltene Taler im Dekor des Schreins 4 Aufgrund des mutmasslichen Ursprungs des fur die Pragung verwendeten Metalls wurde den verbliebenen Pfaffenfeindtalern unter den Katholiken Reliquienstatus beigemessen 4 Einige Jahrzehnte spater wurde der Taler nochmals nachgepragt Zum ersten Mal 1670 71 als sich Herzog Rudolf August von Braunschweig Wolfenbuttel ein Verwandter Christians von Braunschweig Wolfenbuttel mit Christoph Bernhard von Galen Bischof von Munster und Furstabt von Corvey wegen der Stadt Hoxter befehdete 14 Hierbei wurden aber z T auch andere Munzen lediglich uberpragt Ein weiteres Mal soll es zu einer Pragung in den Jahren 1696 97 durch den Breslauer Stempelschneider Johann Reinhold Engelmann gekommen sein 15 Fur den Corpus der 1947 von Fritz Schwerdt entworfenen und 1961 fur die Heilig Geist Kirche Braunschweig gefertigten Lebensbaummonstranz wurden einige Pfaffenfeindtaler eingeschmolzen Ein Taler wurde sichtbar im Schauglas der Monstranz eingelassen Literatur BearbeitenReiner Cunz Gottes Freund der Pfaffen Feind Zu den Propagandamunzen des tollen Christian In Niedersachsisches Jahrbuch fur Landesgeschichte Band 70 Verlag Hahnsche Buchhandlung Hannover 1998 S 347 362 ISSN 0078 0561 Gerd Dethlefs Die Pfaffenfeindmunzen des Herzogs Christian von Braunschweig 1622 In Numismatisches Nachrichtenblatt Band 49 2000 S 92 112 Gebhard Duve Braunschweig Luneburgische Dicktaler Dicktaler Pragungen 1544 1679 Geschichte der Braunschweig Luneburgischen Mehrfachtaler 2 Teil Numismatischer Verlag Frankfurt 1974 ISBN 978 392130203 3 Wolfgang Leschhorn Braunschweigische Munzen und Medaillen 1000 Jahre Munzkunst und Geldgeschichte in Stadt und Land Braunschweig Appelhans Verlag 2010 S 199 202 ISBN 978 3 941737 22 8Einzelnachweise Bearbeiten a b Reiner Cunz Gottes Freund der Pfaffen Feind Zu den Propagandamunzen des tollen Christian In Niedersachsisches Jahrbuch fur Landesgeschichte 70 1998 S 348 a b Reiner Cunz Gottes Freund der Pfaffen Feind Zu den Propagandamunzen des tollen Christian In Niedersachsisches Jahrbuch fur Landesgeschichte 70 1998 S 347 Peter Bessin Zur Rhetorik des Krieges In Hans Peterse Hrsg Suss scheint der Krieg den Unerfahrenen V amp R unipress Gottingen 2006 S 158 ISBN 3 89971 196 3 a b c d Reiner Cunz Gottes Freund der Pfaffen Feind Zu den Propagandamunzen des tollen Christian In Niedersachsisches Jahrbuch fur Landesgeschichte 70 1998 S 354 Gerhard Welter Die Munzen der Welfen seit Heinrich dem Lowen II Bildband Klinkhardt amp Biermann Braunschweig 1971 S 97 Gerhard Welter Die Munzen der Welfen seit Heinrich dem Lowen Klinkhardt amp Biermann Braunschweig 1971 S 203 Reiner Cunz Gottes Freund der Pfaffen Feind Zu den Propagandamunzen des tollen Christian In Niedersachsisches Jahrbuch fur Landesgeschichte 70 1998 S 357ff Vorderseite des Pfaffenfeindtalers des Pfaffenfeindtalers Reiner Cunz Gottes Freund der Pfaffen Feind Zu den Propagandamunzen des tollen Christian In Niedersachsisches Jahrbuch fur Landesgeschichte 70 1998 S 350 Reiner Cunz Gottes Freund der Pfaffen Feind Zu den Propagandamunzen des tollen Christian In Niedersachsisches Jahrbuch fur Landesgeschichte 70 1998 S 353 FN 25 Reiner Cunz Gottes Freund der Pfaffen Feind Zu den Propagandamunzen des tollen Christian In Niedersachsisches Jahrbuch fur Landesgeschichte 70 1998 S 356 FN 415 Reiner Cunz Gottes Freund der Pfaffen Feind Zu den Propagandamunzen des tollen Christian In Niedersachsisches Jahrbuch fur Landesgeschichte 70 1998 S 353 Friedrich von Schrotter et al Worterbuch der Munzkunde de Gruyter 2 Auflage Gottingen 1970 ISBN 978 311001227 9 S 505 Reiner Cunz Gottes Freund der Pfaffen Feind Zu den Propagandamunzen des tollen Christian In Niedersachsisches Jahrbuch fur Landesgeschichte 70 1998 S 355 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pfaffenfeindtaler amp oldid 236356076