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Die Panzerschule Kama war eine militarische Schul und Erprobungseinrichtung fur Panzer in Kooperation zwischen der Sowjetunion und dem Deutschen Reich zur Zeit der Weimarer Republik Sie lag bei Kasan in der Tatarischen ASSR Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Hintergrund 1 2 Planung Bau und Betrieb 1 3 Schliessung 2 Schulungsbetrieb 3 Erprobungsbetrieb 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenHintergrund Bearbeiten Nach dem Ersten Weltkrieg war es dem Deutschen Reich gemass dem Vertrag von Versailles verboten Panzer zu besitzen Um dieses Verbot zu umgehen schloss das Deutsche Reich mit der Sowjetunion im Jahre 1922 den Vertrag von Rapallo Die Sowjetunion war nach der Oktoberrevolution von 1917 und der Machtubernahme der Bolschewiki ebenfalls aussenpolitisch isoliert So entstanden die Flugerprobungsstatte bei Lipezk und das Testgelande Tomka fur chemische Kampfstoffe auf sowjetischem Boden Der sowjetische Verteidigungsminister Kliment Jefremowitsch Woroschilow wollte ebenfalls an moderner Panzertechnik partizipieren und schlug eine Kooperation auf diesem Gebiet vor Hans von Seeckt Chef der Heeresleitung hatte eine Kooperation mit Schweden favorisiert jedoch wollte Schweden nicht die deutschen Forderungen erfullen Beflugelt vom Berliner Vertrag 1926 gab von Seeckt grunes Licht fur Verhandlungen mit der Sowjetunion Ab Oktober 1926 verhandelten der Oberst a D Hermann Thomsen 1 Leiter der Aussenstelle des deutschen Truppenamtes unter der Bezeichnung Zentrale Moskau und der Chef des militarischen Aufklarungsdienstes der Roten Armee Jan Karlowitsch Bersin 2 Planung Bau und Betrieb Bearbeiten Wilhelm Malbrandt 1875 1955 ein aus dem aktiven Dienst entlassener Oberstleutnant der Reichswehr wurde von der deutschen Seite beauftragt zusammen mit Vertretern der Roten Armee eine geeignete Ortlichkeit zu suchen Diese wurde in einer ehemaligen Kaserne bei Kasan gefunden In der Nahe der Kaserne befand sich ein geeignetes Ubungs und Testgelande Der Tarnname Kama war eine Zusammensetzung der ersten zwei Buchstaben von Kasan und Malbrandt Jedoch war der Tarnname nicht sorgfaltig gewahlt denn unweit befindet sich ein gleichnamiger Fluss 3 Der Vertrag wurde im Oktober 1926 unterzeichnet Die Sowjetunion stellte das Gelande zur Verfugung Deutschland trug die Baukosten und ermoglichte sowjetischen Offizieren die Teilnahme an den Schulungen 4 Die Verantwortung fur den Aufbau der Einrichtung fiel an Oswald Lutz Oberst der Reichswehr auf der deutschen und Josef Unschlicht stellvertretender Volkskommissar fur Verteidigung auf der sowjetischen Seite 5 Nachdem der britische Manchester Guardian im Dezember 1926 die geheime militarische Kooperation enthullt hatte und auf Betreiben von Philipp Scheidemann das regierende Kabinett Marx III gesturzt worden war wurde auch das Projekt Kama zunachst gestoppt Ein volliger Abbruch wurde zwar von Militarkreisen in beiden Landern verhindert jedoch wurde das Projekt kaum vorangetrieben Weitere Bewegung kam erst auf als im Februar 1928 Reichswehrminister Otto Gessler den Aussenminister Gustav Stresemann uberzeugte die militarische Kooperation mit der Sowjetunion wieder zu aktivieren 6 Die sowjetische Seite baute die Einrichtung von Oktober 1926 bis Juli 1929 mit bis zu 400 Handwerkern vertragsgemass aus Bestehende Gebaude wurden repariert neue Gebaude und Werkstatten wurden errichtet 7 Demgegenuber waren zunachst nur wenige deutsche Vertreter darunter vor allem Wilhelm Malbrandt in Kama anwesend 8 Erst 1929 wurde die Einrichtung tatsachlich in Betrieb genommen die Schulungen begannen und die ersten deutschen Panzerprototypen kamen an 9 Ausbilder Techniker und Kursteilnehmer wurden fur die Dauer des Aufenthalts in der Sowjetunion aus der Reichswehr entlassen 10 Wilhelm Malbrandt wurde als Leiter der Einrichtung 1930 von Ludwig Ritter von Radlmaier 1887 1943 abgelost Ihm folgte Josef Harpe ab Sommer 1930 bis zur Schliessung der Einrichtung 11 Schliessung Bearbeiten Nachdem dem Deutschen Reich im Dezember 1932 in der Genfer Abrustungskonferenz die militarische Gleichberechtigung zugesichert worden war war die geheime Zusammenarbeit mit der Sowjetunion nicht mehr notwendig Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung Anfang 1933 veranderten sich zudem die politischen Rahmenbedingungen und die Panzerschule Kama wurde am 15 September 1933 aufgelost Die Versuchspanzer und sonstiges Material wurden nach Deutschland zuruckgefuhrt 12 Schulungsbetrieb BearbeitenDer erste Kurs begann im Marz 1929 zwischen 1930 und 1933 folgten weitere 11 Deutsche und sowjetische Teilnehmer wurden gleichzeitig unterrichtet ein Ubersetzer war immer anwesend 13 Die Ausbildung war in einen theoretischen Teil der in Klassenraumen abgehalten wurde und einen praktischen Teil dem eigentlichen Zweck der Einrichtung geteilt 14 Neben den in Kama stationierten Ausbildern gab es aber auch zeitweise unterrichtende Gastdozenten Einer der bekanntesten Ausbilder war Ernst Volckheim ein wichtiger Theoretiker der deutschen Panzerkriegsfuhrung 15 Auf deutscher Seite wurden insgesamt 30 Lehrgangsteilnehmer geschult Diese ausgebildeten Offiziere spielten eine sehr wichtige Rolle beim Aufbau der Panzertruppe und spater im Zweiten Weltkrieg 16 Einige erreichten den Generalsrang darunter Wilhelm von Thoma Josef Harpe 17 und Wolfgang Thomale 10 Die sowjetische Seite nutzte Kama auch nach dem Abzug der Deutschen als Schulungszentrum Jedoch fielen viele hier ausgebildete Soldaten wie auch Zivilbeschaftigte zum Beispiel Hausmeister den Sauberungen in der Roten Armee 1937 1938 zum Opfer 18 Erprobungsbetrieb BearbeitenDer erste Schritt der Panzerentwicklung in Kama war 1927 die Umrustung landwirtschaftlicher Hanomag Traktoren in provisorische Selbstfahrlafetten Dazu wurden Versuche mit verschiedenen Geschutzen und Kalibern 3 7 cm und 7 5 cm unternommen 7 5 cm wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs das Standardkaliber zum Beispiel beim Panzerkampfwagen IV und beim Sturmgeschutz III 19 1929 kamen die ersten Prototypen deutscher Panzer getarnt als landwirtschaftliche Schlepper in Kama an Vom Grosstraktor und Leichttraktor wurden mehrere Fahrzeuge in verschiedenen Varianten geliefert Sie dienten spater als Vorlage fur die Panzerkampfwagen I II III und IV Ebenfalls getestet wurde der Kampfwagen M 28 eine deutsch schwedische Kooperation Von der deutschen Seite wurde der Panzer mit dem kombinierten Rad Kettenantrieb nicht weiter entwickelt die schwedische Seite entwickelte daraus den Landsverk L 30 Die Rote Armee testete die britische Carden Loyd Tankette aus der die Eigenentwicklung T 27 hervorging Neben Panzern wurden auch Prototypen von Panzerwagen getestet die spater zum Panzerspahwagen Sd Kfz 231 fuhrten Grundsatzlich wurden verschiedene Losungen an Getriebe und Federung des Kettenantriebs erprobt und auch vor Ort umgearbeitet 20 Dazu gab es in Kama eine Technikgruppe Neben Mitarbeitern der Reichswehr waren auch mehrere Ingenieure der beteiligten Unternehmen vor Ort Unter deutscher Aufsicht befanden sich einige sowjetische Handwerker die Teile einbauten oder Veranderungen an diesen vornahmen 21 Die Deutschen steckten viel Aufwand in die Erprobung von Funkgeraten da schon fruh erkannt wurde dass Kommunikation und Koordination ein entscheidender Faktor in der Panzertaktik sein wurden Zwar gab es beim Versailler Vertrag keine Verbote bezuglich der Funktechnik aber der praktische Einsatz der Technik in einem Panzer war schwierig Das deutsche Rundfunk und Telekommunikationsunternehmen C Lorenz lieferte die Funktechnik fur die Versuche in Kama und Mitarbeiter des Unternehmens waren in Kama vor Ort anwesend Lorenz wurde spater der Lieferant fur Funktechnik der Wehrmacht Funkgerate in deutschen Panzern waren im Zweiten Weltkrieg zunachst ausschlaggebend beim Kampf mit zum Teil technisch uberlegenen franzosischen und sowjetischen Panzern die auf ineffiziente Flaggenkommunikation angewiesen waren 22 Literatur BearbeitenIan Johnson The Secret School of War The Soviet German Tank Academy at Kama MA thesis Ohio State University 2012 Bernd Hartmann Panzers in the Sand The History of Panzer Regiment 5 1935 1941 Stackpole Books 2010 ISBN 978 0 8117 0723 7 Bob Carruthers Panzers at War 1939 1942 Coda Books Ltd ISBN 978 1 906783 88 4 Geschichte der Kampftruppenschule Munster Verlag Offizierheim Munster e V 1987 Walther Nehring Die Geschichte der deutschen Panzerwaffe 1916 1945 Weltbild Verlag 1995 Weblinks BearbeitenEarly Projects and Prototypes Leichte Traktor Grosstraktor I II III Neubaufahrzeug PzKpfw V VI bei Achtung Panzer ComEinzelnachweise Bearbeiten Den Namen von der Lieth Thomsen nahm er erst wesentlich spater an Johnson S 29 31 Johnson S 33 Johnson S 31 Johnson S 34 Johnson S 31 32 Johnson S 37 Johnson S 35 Johnson S 38 39 a b Hartmann S 4 a b Johnson S 44 Hartmann S 6 7 Johnson S 41 Johnson S 42 Johnson S 45 Johnson S 60 Johnson S 43 Johnson S 60 61 Johnson S 47 Johnson S 48 52 Johnson S 39 Johnson S 54 59 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Panzerschule Kama amp oldid 236327960