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Der Palast Barberini in jungerer Zeit auch Palais Barberini genannt war ein unter dem preussischen Konig Friedrich II nach Entwurfen Carl von Gontards 1771 bis 1772 errichtetes klassizistisch barockes Burgerhaus in der Humboldtstrasse 5 6 in Potsdam Seine Hauptfassade ist zum Alten Markt mit dem Potsdamer Stadtschloss und der Nikolaikirche gerichtet Seinen Namen erhielt das Gebaude nach dem vom Konig zum Vorbild bestimmten Palazzo Barberini in Rom Die Potsdamer Nachschopfung der italienischen Vorlage bildete den monumentalen sudostlichen Abschluss des Alten Marktes und gehorte zusammen mit dem ebenfalls von Gontard entworfenen benachbarten Noackschen Haus Humboldtstrasse 4 zu den letzten unter Friedrich II entstandenen Bauten rund um die Platzanlage Mitte des 19 Jahrhunderts wurde der Palaisbau nach Entwurfen von Ludwig Persius und Ludwig Ferdinand Hesse um zwei ruckseitige zur Havel gerichtete Seitenflugel erweitert und als Statte des Potsdamer Kultur und Vereinslebens genutzt Beim Luftangriff am 14 April 1945 wurde der Palast Barberini weitgehend zerstort und die Ruine in der SBZ Zeit abgerissen Danach wurde das Grundstuck lange als Grunflache und Parkplatz genutzt Im Zuge der Umgestaltung der Potsdamer Mitte mit dem Wiederaufbau des Stadtschlosses als Landtagsneubau und weiterer Gebaude in der Nachbarschaft erfolgte nach Spenden durch den Unternehmer Hasso Plattner von 2013 bis Ende 2016 eine ausserlich weitgehend am Original orientierte Wiedererrichtung des Palastes Barberini zur Nutzung als Kunsthaus Museum Barberini Der Palast Barberini auf einer Fotografie von Ernst Eichgrun 1907Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Benennung 3 Palast als koniglicher Stadtebau 3 1 Entwurf 3 2 Baubeschreibung 3 3 Ausfuhrung 3 4 Vorbild Palazzo Barberini Rom 4 Zerstorung und Abriss 5 Rekonstruktion 6 Nutzung 6 1 19 und 20 Jahrhundert 6 2 21 Jahrhundert 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLage Bearbeiten nbsp Ausschnitt eines Plans von Potsdam von Heinrich Berghaus um 1850 Rot markiert der Palast BarberiniDas Grundstuck des Palastes Barberini gehorte zum mittelalterlichen Siedlungskern der Stadt Potsdam im Umfeld des Havelubergangs und der am spateren Standort des Schlosses befindlichen Burganlage 1 Die Stadtansichten des 17 und beginnenden 18 Jahrhunderts zeigen die dichte Bebauung dieses Gebiets 2 Nahere Details zu den sicher vorhandenen Vorgangerbauten sind nicht bekannt Das Gebaude stand auf der Sudseite des Alten Marktes innerhalb des geschlossenen Strassenzuges der Humboldtstrasse der sich ostlich der Platzanlage mit der Brauerstrasse fortsetzte Alte Karten zeigen die vom stadtseitigen Ende der Langen Brucke in nordostlicher Richtung zum Alten Markt verlaufende Strassenfuhrung die nach dem Abriss der Stadtschlossruine 1960 und der Bebauung auf der Sudseite verschwand Das nunmehr in den Komplex des Alten Rathauses einbezogene so genannte Knobelsdorffhaus mit der ehemaligen Adresse Brauerstrasse 10 gibt heute die Ecke dieses ansonsten ebenfalls verlorenen Strassenzuges und des Alten Marktes an Die nordwestliche Begrenzung der auf Planen des 18 Jahrhunderts als Schloss Strasse oder Schloss Gasse 3 bezeichneten Strasse bildete ein Seitenflugel des Stadtschlosses wahrend die Bebauung mit Burgerhausern im Sudosten mit ihren wirtschaftlich genutzten Seitenflugeln den Raum bis zur Havel einnahm In Mangers Baugeschichte von Potsdam wird die Lage mit den Worten am alten Markte unweit des Schlosses 4 beschrieben Im Zuge der nach 1806 erfolgten Einfuhrung von Hausnummern in Potsdam erhielten die Hauser die Adresse Am Schloss 5 6 ab 1874 dann Humboldtstrasse 5 6 5 Benennung BearbeitenDer Palast Barberini war das einzige in Potsdam nach fremder Vorlage errichtete Gebaude das nicht nur kunsthistorisch gebildeten Kreisen sondern auch dem breiten Publikum unter dem Namen seines Vorbildes gelaufig war Wahrend eine 1754 an der Ecke Schlossstrasse Hohewegstrasse errichtete Kopie des von Andrea Palladio entworfenen Palazzo Valmarana in Vicenza der Allgemeinheit als Plogerscher Gasthof oder Kommandantur bekannt war und die in der Breiten Strasse befindliche Nachschopfung eines Entwurfs von Inigo Jones fur Whitehall Palace nach den Erstbesitzern Hiller Brandtsche Hauser genannt wurde blieb die Bezeichnung Palast Barberini bei den Potsdamer Einwohnern lebendig und war auch auf verschiedenen Stadtplanen so eingetragen Eine Rolle mochte dabei eine Vermischung mit dem Namen der beruhmten Tanzerin Barberina gespielt haben die von Friedrich II verehrt wurde und von 1744 bis 1749 an der Koniglichen Oper in Berlin engagiert war Zu dem Potsdamer Bauwerk gab es allerdings keine Verbindung Die Bezeichnung Palais Barberini findet sich erst in Presseerzeugnissen und Veroffentlichungen jungeren Datums nicht aber in der stadtgeschichtlichen und kunsthistorischen Literatur uber Potsdam Palast als koniglicher Stadtebau Bearbeiten nbsp Foto des Alten Marktes in sudlicher Richtung um 1930 links im Hintergrund der Palast Barberini rechts das Potsdamer Stadtschloss mit dem FortunaportalUnter Konig Friedrich Wilhelm I wurden weite Teile der Altstadt erneuert und mit schlichten Fachwerk oder Massivbauten versehen Sein Sohn Friedrich II liess diese Gebaude ab 1748 nach und nach durch prachtigere Hauser ersetzen Dies geschah ausgehend vom Stadtschloss und ausschliesslich nach aus dem Blickwinkel des Konigs entwickelten Vorgaben und oftmals nach auslandischen Vorbildern die von Friedrich II ausgewahlt wurden 6 Dabei war es zweitrangig ob die vom Konig aus der Literatur ausgewahlten Vorlagen am Originalstandort auch realisiert worden waren Einen Schwerpunkt bildeten Bauten der italienischen Renaissance und des Manierismus aber auch englische und franzosische Bauten wurden fur die Potsdamer Verhaltnisse adaptiert Da diese Vorbilder ursprunglich fur vollig andere Zwecke und Bewohnerschichten geplant worden waren zeigten sich immer wieder eklatante Widerspruche zwischen den Bedurfnissen und finanziellen Moglichkeiten der burgerlichen Nutzer und dem koniglichen Reprasentationswillen zumal der Konig auch noch zur grosstmoglichen Sparsamkeit drangte Wenn doch grosse Herren besonders solche die ausser ihrem Vergnugen zugleich zum Besten ihrer Unterthanen bauen nicht so sehr auf armselige Ersparungen sehen wollten wie gross wurde in der Folge der Vortheil fur dieselben sein besonders in Potsdam wo fur arme Burger Pallaste erbauet werden deren Unterhalt ofters mehr betragt als der ganze Nutzen der Vermiethung und des Erwerbes 7 Als 1771 bis 1772 der Palast Barberini erbaut wurde war die Umgestaltung der ubrigen Platzfronten des Alten Marktes lange abgeschlossen und die Erneuerung weiter entfernter Stadtviertel bereits im Gange 8 Lediglich das sudwestlich anschliessende Haus Humboldtstrasse 4 wurde erst 1777 neu gebaut 9 Das nach dem Vorbild des von Michele Sanmicheli um 1530 entworfenen Palazzo Pompei in Verona errichtete Haus Humboldtstrasse 3 entstand bereits 1754 ebenso die in nordostlicher Richtung anschliessende Hauserzeile der Brauerstrasse 1 6 10 Friedrich Mielke vermutet dass der Konig uber keine adaquate Vorlage verfugte die der stadtebaulich exponierten Lage entsprochen hatte Ausserdem kam durch den Siebenjahrigen Krieg 1756 1763 das Baugeschehen in Potsdam weitestgehend zum Erliegen 11 Daruber hinaus mag es eine Rolle gespielt haben dass die oben genannten Nachbarbauten vom Schloss aus eher uberblickt werden konnten Das Haus Humboldtstrasse 3 lag gegenuber einer Durchfahrt zum Schlosshof wahrend die Hauserzeile Brauerstrasse 1 6 vom Fortunaportal aus eher einzusehen war als die eigentliche Sudseite des Marktes 6 Nach den Kriegszerstorungen und Abrissen in der Folgezeit haben sich in Potsdam lediglich das Alte Rathaus von 1753 sowie das benachbarte Haus Brauerstrasse 10 und die 1769 nach Planen Georg Christian Ungers errichteten Hiller Brandtschen Hauser in der Breiten Strasse als Beispiele der Nachahmung auslandischer Vorbilder erhalten Der Palast Barberini stand zeitlich am Ende der Epoche kopierter Palastfassaden In den 1770er und 1780er Jahren kam es in Potsdam mit den Arbeiten Ungers Andreas Ludwig Krugers Johann Gottlob Schulzes und anderer zu einer eigenstandigen Entwicklung spatbarocker Burgerhauser die in Aussehen und Funktion den Anforderungen der Nutzer entsprachen 12 Entwurf Bearbeiten nbsp Vorstellung der West Seite der Brauer Strasse in Potsdam Radierung von Andreas Ludwig Kruger 1779 Links der Palast Barberini rechts das 1777 erbaute Haus Humboldtstrasse 4Der Entwurf des vom Zimmermeister Naumann und dem Gastwirt Berkholz 13 bewohnten Hauses wird Carl von Gontard zugeschrieben wobei auch eine Mitarbeit Georg Christian Ungers in Erwagung gezogen wird Als Vorbild diente den Architekten der ab 1625 erbaute Palazzo Barberini in Rom der nach Entwurfen von Carlo Maderno Gianlorenzo Bernini und Francesco Borromini entstanden war und den Gontard hochstwahrscheinlich aus eigener Anschauung kannte 14 Mielke fuhrt weiterhin Parallelen zu einer Abbildung in Paul Deckers Vorlagenwerk Furstlicher Baumeister vom Anfang des 18 Jahrhunderts an die unter dem Einfluss des romischen Baus entstand und die Friedrich II aus seiner Bibliothek bekannt war 15 Baubeschreibung Bearbeiten Beim Palast Barberini handelte es sich um zwei hinter einer einheitlichen Fassade zusammengefasste dreigeschossige Burgerhauser die auf konigliche Kosten anstelle schlichterer Vorgangerbauten errichtet worden sind um dem Alten Markt das vom Konig gewunschte reprasentative Aussehen 16 zu geben Die Fassade verfugte uber dreizehn Fensterachsen von denen die mittleren funf einen weit vorspringenden Risalit bildeten der sich durch seine Architektur deutlich von den jeweils vierachsigen in der Strassenflucht liegenden Seitenflugeln unterschied Der Mittelrisalit war durch eine geschossweise vorgelegte Gliederung aus toskanischen ionischen und korinthischen Saulenordnungen akzentuiert Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss waren diese als Dreiviertelsaulen ausgebildet Das zweite Obergeschoss erhielt dagegen eine Gliederung durch Pilaster wobei diese noch durch jeweils zwei hinterschoben erscheinende halbe Pilaster begleitet wurden In den Rucklagen der Obergeschosse erschienen grosse Rundbogenfenster wahrend das Erdgeschoss des Risalits in Bogenstellungen geoffnet war Das Mittelfenster des ersten Obergeschosses erhielt einen Altan mit Balusterbrustung auf zwei vor der Fassade stehenden Vollsaulen Die jeweils vierachsigen Seitenflugel nahmen die Gliederung des Risalits in vereinfachter Form auf Hier erfolgte diese im Erd und ersten Obergeschoss durch flache Lisenen wahrend im zweiten Obergeschoss die glatte Wandflache dominierte Zusatzlich zu den drei Hauptgeschossen verfugten die unteren beiden Etagen in den Seitenflugeln noch uber jeweils ein niedriges Mezzaningeschoss das sich in gerahmten querrechteckigen Fenstern zur Strasse offnete Die Fenster der Hauptgeschosse hatten im Erdgeschoss gerade in den Obergeschossen abwechselnd angeordnete dreieckige und segmentbogige Verdachungen Den oberen Abschluss bildete eine Attika die im Risalit mit Balustern versehen und mit Vasen bekront war Durch die Attika wurde das flache Satteldach des Hauses weitgehend verdeckt nbsp Foto des Havelufers in nordlicher Richtung um 1930 Die Seitenflugel auf der Ruckseite des Palastes Barberini dahinter die Kirche St Nikolai und das Alte RathausDie zur Havel gelegene Ruckseite der Burgerhauser war zur Zeit ihrer Errichtung schlicht ausgebildet und nicht durch eine besondere Architektursprache hervorgehoben da sich hier lediglich untergeordneten Zwecken dienende Wirtschaftsgebaude befanden Die beiden im 19 Jahrhundert im Zuge der Umnutzung der Gebaude ruckseitig angebauten langen Seitenflugel von jeweils zwolf zu drei Achsen folgten in ihrer Geschossteilung und Formensprache den strassenseitigen Flugeln Allerdings wurde hier auf die Ausbildung einer Attika verzichtet Unter dem flachen abgewalmten Dach war eine Gesimszone mit kleinen Offnungen zum Dachboden angeordnet Uber Fensterverdachungen verfugten hier lediglich die drei Achsen der Langsseiten an den havelseitigen Enden sowie die Stirnseiten der Flugel so dass der Eindruck von Kopfbauten entstand Die Ruckseite des Mittelbaus erhielt eine dem strassenseitigen Mittelrisalit entsprechende reprasentative Fassadengliederung Uber die Aufteilung der Innenraume zur Erbauungszeit des Hauptbaus 1771 bis 1772 ist mangels erhaltener Unterlagen nichts bekannt 17 Beim Um und Erweiterungsbau zwischen 1845 und 1849 wurden die vorher im Hauptbau untergebrachten Wohnungen in die neuen Seitenflugel verlegt im Erdgeschoss des Mittelbaus eine den gestiegenen Reprasentationsanforderungen entsprechende Durchfahrt mit Saulenstellungen geschaffen und in dessen Obergeschossen mehrere reich verzierte Sale eingebaut 18 Der havelseitige Hof zwischen den Seitenflugeln war gartnerisch gestaltet Eine breite Freitreppe fuhrte von hier an das Flussufer Die auf der Grundrisszeichnung des 19 Jahrhunderts erkennbaren L formigen Nebengebaude welche symmetrisch in der Verlangerung der Seitenflugel angeordnet waren und Stalle und Toiletten enthielten sind spater durch Pergolen ersetzt worden Ausfuhrung Bearbeiten Zur Zeit der Errichtung des Palasts Barberini war es in Potsdam ublich dass die von den koniglichen Umgestaltungsmassnahmen betroffenen Bewohner im Fruhjahr ihre alten Hauser verliessen und den Neubau im Herbst beziehen konnten Der 1771 begonnene Bau dagegen zog sich aufgrund der Grosse des Vorhabens bis in das Jahr 1772 hin Zudem berichtet Manger dass die beiden hinter der monumentalen Fassade befindlichen Hauser von unterschiedlichen Werkmeistern ausgefuhrt worden sind wobei es an einem Teil wegen nachlassiger Arbeit wahrend der Bauzeit zu einem Einsturz kam bei dem etliche Arbeiter auf der Stelle todt blieben Der Konig habe ungnadig auf den Fall reagiert und doch ging seine Milde so weit dass er nicht eher wieder in diese Gegend kam bis alles in fertigen Stand gesetzt war damit er alsdenn seine Zufriedenheit uber die Ausfuhrung bezeugen konnte 19 Vorbild Palazzo Barberini Rom Bearbeiten nbsp Rom Palazzo Barberini Radierung von Giovanni Battista Piranesi um 1748Das vom Konig ausgewahlte Vorbild ist ein monumentaler Barockpalast der im Gegensatz zu anderen Beispielen der romischen Palastarchitektur frei auf einem grossen Grundstuck steht und nicht in einen Strassenzug oder in eine Karreestruktur eingebunden ist Daher wurde hier der Mittelbau von zwei vorspringenden Seitenflugeln eingefasst die einen Ehrenhof bilden In Potsdam wurden stattdessen die Seitenflugel zuruckgesetzt um den hier funf statt siebenachsigen Mittelrisalit im Strassenraum der Humboldt und Brauerstrasse als Blickpunkt wirken zu lassen Ausserdem hatte die Ausbildung einer Ehrenhofsituation die ohnehin unregelmassige Platzfigur des Alten Marktes weiter verunklart und auch nicht Potsdamer Baugepflogenheiten entsprochen 14 Der Palazzo Barberini in Rom besitzt keine Mezzaningeschosse Diese wurden in Potsdam eingefugt um das fur Burgerhauser uberdimensionierte Bauvolumen ausnutzen zu konnen aber auch um die Heizkosten der grosszugig bemessenen Raume zu senken Allerdings resultierten aus den niedrigen Zwischengeschossen der nach fremden Vorlagen erbauten Potsdamer Burgerhauser oftmals auch sehr unzureichende Wohnbedingungen 20 In Potsdam wurde das Dach durch eine Attika verdeckt wahrend es beim Palazzo Barberini in Rom direkt uber dem Hauptgesims ansetzt und noch uber Aufbauten verfugt Schliesslich wurde bei der Potsdamer Nachschopfung auf eine architektonische Gestaltung der Ruckseite verzichtet die beim Vorbild als malerische asymmetrische Gartenfront ausgebildet ist Die Nennung des romischen Vorbilds erfolgte nicht immer korrekt Friedrich Nicolai beschreibt 1786 das Schulzische und Dieckowsche Haus eine Nachahmung des Palazzo Borghese zu Rom 21 wobei er mit der namentlichen Erwahnung der Bewohner zugleich einen fruhen Eigentumerwechsel dokumentiert Manger wiederholt bei der Beschreibung des Baus die Angaben Nicolais Erst bei der Abhandlung des benachbarten Hauses Humboldtstrasse 4 erscheint in Mangers Baugeschichte die Bezeichnung Palast Barberini Die strassenseitigen Seitenflugel wurden seitdem wiederholt mit dem Palazzo Borghese in Verbindung gebracht Allerdings schreibt Andreas Ludwig Kruger bereits 1779 dass Unger nach dem Vorbild des Palazzo Barberini gezeichnet habe und die seitlichen Flugel dazu komponirt seien so dass der namengebende Palazzo als einziges Vorbild erscheint 14 Die Architektur der Seitenflugel und insbesondere die Anordnung der Zwischengeschosse orientieren sich allerdings stark am Palazzo Borghese so dass auch eine Kompilation beider romischer Bauten vorliegen konnte Der Palast Barberini lehnte sich in seiner Gestaltung zwar eng an ein knapp 150 Jahre zuvor entstandenes romisches Vorbild an fugte sich aber dennoch in die Potsdamer Burgerhausarchitektur und das nach italienischen Vorlagen gestaltete Ensemble des Alten Marktes ein Das kann zum einen mit der eher klassizistischen Grundhaltung des romischen Palazzo die auf spektakulare Schwunge und dramatische Kontraste verzichtet zum anderen mit der nahezu ausschliesslich tektonischen statt dekorativen Gliederung des Baukorpers erklart werden Zerstorung und Abriss Bearbeiten nbsp Ruine des Palastes Barberini nach 1945Beim westalliierten Luftangriff auf Potsdam am 14 April 1945 und den folgenden Artilleriegefechten mit der Roten Armee wurde der Palast Barberini schwer beschadigt und brannte aus Ein von verschiedenen Seiten geforderter Wiederaufbau erfolgte aufgrund der schweren Schaden nicht die Ruine wurde am 24 Marz 1948 zusammen mit dem Palasthotel gesprengt 22 Der unausgefuhrte Wiederaufbauplan fur Potsdam von 1952 zeigt auf den freigeraumten Grundstucken des Palastes Barberini und der ebenfalls zerstorten Nachbarhauser einen Skulpturenhain der wohl zur Aufstellung der von den kriegszerstorten Hausern stammenden Bildwerke bestimmt war 23 Wahrend der DDR Zeit diente die Flache trotz verschiedener Plane zum Bau kultureller Einrichtungen wie Theater oder Stadthalle als Grunanlage und Parkplatz An der Havel entstand eine Uferpromenade Von 1994 bis 2006 befand sich auf dem Grundstuck des Palastes Barberini die Interimsspielstatte des Hans Otto Theaters Rekonstruktion BearbeitenIm Zusammenhang mit der Neugestaltung des alten Potsdamer Stadtzentrums und der Neuerrichtung des Stadtschlosses als Sitz des Brandenburger Landtages wurde auch die ehemalige Humboldtstrasse wieder bebaut und der Alte Markt nach Suden geschlossen Der Palast Barberini war hierbei als Leitbau zur am Original orientierten Wiederherstellung vorgesehen auch wenn sich in unmittelbarer Nachbarschaft mit Rathaus Knobelsdorffhaus und St Nikolai Kirche massstabsbildende Originalsubstanz erhalten hat 24 nbsp Rekonstruierter Palast Barberini 2017 nbsp Gebauderuckansicht 2016Mit dem Beschluss des brandenburgischen Landtags von 2005 der einem Burgerentscheid folgte wurde die Wiedererrichtung des Potsdamer Stadtschlosses am Alten Markt entschieden und zugleich die offentliche Debatte um die Wiedergewinnung der historischen Mitte Potsdams angestossen In Workshops unter der Beteiligung von Fachleuten und Burgerinitiativen wurde das Integrierte Leitbautenkonzept Potsdamer Mitte entwickelt und am 1 September 2010 von den Stadtverordneten als Vorgabe fur den Bieterwettbewerb fur den Verkauf stadtischer Grundstucke an Havelufer und Alter Fahrt beschlossen 25 Den Zuschlag fur den Palast Barberini erhielt der Berliner Unternehmer Abris Lelbach der mit der Hasso Plattner Forderstiftung als Partnerin mit dem Leitbau auf dem Grundstuck Humboldtstrasse 5 6 ein Museum fur die Kunstsammlung Hasso Plattners errichtet Als Architekt des Museumsgebaudes in der Gestalt des rekonstruierten Palast Barberini zeichnet Thomas Albrecht aus dem Buro Hilmer amp Sattler und Albrecht verantwortlich Das Leitbautenkonzept schrieb die Rekonstruktion der Platzfassaden und der Hoffassade des Mittelbaus sowie die Einhaltung der ursprunglichen Kubatur des Gebaudes vor Die wiederherzustellenden Fassaden wurden unter Einsatz traditioneller Handwerkstechniken gefertigt Die Elbsandsteine fur Saulen und Fassadenschmuck stammen wie schon beim Ursprungsbau aus Sachsen Posta und Bohmen Koniggratz Eine weitere handwerkliche Besonderheit ist die Herstellung der Saulen und Decken in der Eingangshalle aus Rabitzputz bei dem mit Formlehren der Gipsputz uber einem Traggeflecht zu Flachen und Ornamenten ausgezogen wird Am 17 April 2015 wurde fur das neue Gebaude Richtfest gefeiert 26 Im November 2015 war der Rohbau einschliesslich der Fassade fertig die Fertigstellung des Innenausbaus wurde 2016 abgeschlossen 27 Nutzung Bearbeiten19 und 20 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Rudolf Hesse Grundriss des Erdgeschosses um 1850 nbsp Ludwig Ferdinand Hesse Dekoration der beiden Sale 1850Ab 1845 wurde der Palast Barberini im Auftrag Konig Friedrich Wilhelms IV durchgreifend umgebaut Der Konig verfolgte bereits seit 1843 Plane das Havelufer durch die Umgestaltung der unansehnlichen Gebauderuckseiten in seine Verschonerungsplane fur Potsdam einzubeziehen Er kaufte zu diesem Zweck das Haus allerdings nicht selbst sondern unterstutzte die ebenfalls am Erwerb interessierten Potsdamer Maurermeister Christian Heinrich Zech 1798 1858 und Adolph Wilhelm Hecker 1805 1870 mit 80 000 Talern Sie erstanden das Gebaude fur 27 300 Taler und nahmen mit dem ubrigen Geld die umfangreichen Umbauten vor Dabei verpflichteten sich die Eigentumer dem Kunst und Wissenschaftlichen Verein Raume im umgestalteten Vorderhaus unentgeltlich auf ewige Zeiten zur Nutzung zu uberlassen Die von Ludwig Persius 1844 ausgearbeiteten Plane die vom Konig mehrfach geandert wurden genehmigte Friedrich Wilhelm IV am 1 Januar 1845 zur Ausfuhrung 28 Die ehemals geteilten Gebaude hinter der Palastfassade wurden zusammengelegt eine von Treppen flankierte reprasentative Durchfahrt zum Hof geschaffen je ein Saal mit Nebenraumen im zweiten und dritten Geschoss angelegt und die beiden ruckwartigen Seitenflugel zur Wohnnutzung angebaut Nach Persius plotzlichem Tod 1845 ubernahm zunachst Friedrich August Stuler die Aufsicht uber den Bau Ab 1847 war der zum Hofbaurat ernannte Ludwig Ferdinand Hesse fur die noch ausstehende Gestaltung der reich dekorierten Innenraume verantwortlich 1851 wurden die Raumlichkeiten den Potsdamer Vereinen zur Nutzung ubergeben Zur Anlage eines vom Konig gewunschten Promenadenwegs am Havelufer kam es nicht da die Eigentumer der benachbarten Grundstucke hohe Preisforderungen stellten Ein von Friedrich Wilhelm IV erdachter Abschluss des zum Fluss hin offenen Hofes durch eine Arkadenhalle unterblieb ebenso aus finanziellen Grunden auch wenn der Konig die Kostenubernahme fur den Bau auch zu einem spateren Zeitpunkt garantierte 29 Fur die Eigentumer wurde die Investition in den Aus und Umbau des Palastes Barberini allerdings zum Verlustgeschaft denn sie beantragten beim Konig wiederholt Unterstutzungsgelder zur Deckung des mehrverwandten Capitals 28 1877 1880 und 1891 fanden Eigentumerwechsel statt 1912 kaufte die Stadt Potsdam das Gebaude und richtete 1916 Buroflachen fur die Stadtverwaltung darin ein In den 1930er Jahren wurde der rechte Seitenflugel als Jugendherberge genutzt ab 1938 diente auch der linke Flugel diesem Zweck 14 21 Jahrhundert Bearbeiten Hauptartikel Museum Barberini Seit seiner Rekonstruktion im Jahre 2017 beherbergt das Haus das Museum Barberini Neben wechselnden Sonderausstellungen mit dem Schwerpunkt Impressionismus stellt dieses dauerhaft eine Sammlung von Kunst der Deutschen Demokratischen Republik und Kunst nach 1989 aus Die gemeinnutzige Organisation Stadtbild Deutschland verlieh dem Wiederaufbau des Palastes Barberini als Kunstgalerie den Titel Gebaude des Jahres 2016 30 31 Literatur BearbeitenAstrid Fick Potsdam Berlin Bayreuth Carl Philipp Christian von Gontard 1731 1791 und seine burgerlichen Wohnhauser Immediatbauten und Stadtpalais Imhof Petersberg 2000 ISBN 3 932526 42 2 Heinrich Ludwig Manger Heinrich Ludewig Manger s Baugeschichte von Potsdam besonders unter der Regierung Konig Friedrichs des Zweiten Zweiter Band Berlin und Stettin 1789 archive org Reprint Leipzig 1987 Friedrich Mielke Das Burgerhaus in Potsdam Tubingen 1972 ISBN 3 8030 0017 3 und ISBN 3 8030 0016 5 Friedrich Mielke Potsdamer Baukunst Berlin 1998 ISBN 3 549 05668 0 Ludwig Persius Architekt des Konigs Baukunst unter Friedrich Wilhelm IV Hrsg von der Stiftung Preussische Schlosser und Garten Berlin Brandenburg Potsdam 2003 ISBN 978 3 7954 1586 0 Andreas Kitschke Hrsg Ludwig Ferdinand Hesse 1795 1876 Hofarchitekt unter drei preussischen Konigen 1 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen 2007 ISBN 978 3 422 06611 3 Karin Carmen Jung Potsdam Am Neuen Markt Ereignisgeschichte Stadtebau Architektur Gebruder Mann Berlin 1999 ISBN 3 7861 2307 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Palast Barberini Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Museum Barberini Webseite zum Entwicklungskonzept Potsdamer Mitte mit Havelufer und Alter Fahrt Umfangreicher Artikel zur Baugeschichte des Potsdamer Palastes Barberini Foto des Palastes Barberini Wasserseite von 1934 museum digital brandenburg Zeichnungen und Fotos des Palastes Barberini Wasserseite 1936Einzelnachweise Bearbeiten Jung 1999 S 61 Mielke 1972 S 154f Jung 1999 S 68f Manger 1789 S 363 Mielke 1972 S 92 a b Mielke 1972 S 102ff Manger 1789 S 318 Mielke 1972 S 44 Manger 1789 S 423f Mielke 1972 S 24 Mielke 1972 S 45 vgl Mielke 1998 S 50 Mielke 1972 S 324ff a b c d Fick 2000 S 202f Mielke 1972 S 325 vgl Mielke 1998 S 46ff Fick 2000 S 203 Kitschke 2007 S 206f Manger 1789 S 363ff vgl Mielke 1998 S 49 Friedrich Nicolai Beschreibung der koniglichen Residenzstadte Berlin und Potsdam Berlin 1786 Leipzig 1993 S 36 ISBN 3 379 01465 6 Persius 2003 S 236 Jung 1999 S 87 Potsdamer Mitte In potsdamer mitte de Abgerufen am 13 Februar 2011 Integriertes Leitbautenkonzept Potsdamer Mitte 20 Marz 2010 abgerufen am 9 November 2015 Umgestaltung von Potsdams Mitte kommt voran Richtfest fur neues Barberini Museum In Markische Allgemeine Zeitung Abgerufen am 1 April 2016 Peer Straube Ein Besuch im Palast Barberini Beethoven aus Stein In Potsdamer Neueste Nachrichten 11 November 2015 abgerufen am 1 April 2016 a b Kitschke 2007 S 206f Mielke 1998 S 157 Palais Barberini in Potsdam ist Gebaude des Jahres Der Tagesspiegel 10 Januar 2016 Pressemitteilungen von Stadtbild Deutschland e V 52 395169 13 062282 Koordinaten 52 23 42 6 N 13 3 44 2 O nbsp Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern 30 56 Minuten 13 8 MB Text der gesprochenen Version 29 Marz 2021 Mehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia nbsp Dieser Artikel wurde am 5 Marz 2011 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Palast Barberini amp oldid 220265247