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Ouranopithecus macedoniensis ist eine ausgestorbene Art der Primaten aus der Gattung Ouranopithecus die wahrend des spaten Miozans in Zentralmakedonien Griechenland vorkam Das Alter etlicher der ihr zugeschriebenen Fossilien wurde anhand von magnetostratigraphischen Messungen und biostratigraphischen Analysen in die European Land Mammal Mega Zone MN10 vor rund 10 bis 9 Millionen Jahren datiert 1 Die genaue Einordnung der Art in den Stammbaum der Menschenaffen ist ungeklart 2 Wiederholt wurde jedoch erortert dass Ouranopithecus macedoniensis aufgrund von Merkmalen der Zahne als moglicher Vorfahre der Australopithecinen in Erwagung zu ziehen sei 3 Ouranopithecus macedoniensisSchadelfragment mit Oberkiefer von Ouranopithecus macedoniensis aus der Fundstelle Xirochori 1 Museum national d histoire naturelle Paris Zeitliches Auftretenspates Miozan Vallesium 10 0 bis 9 0 Mio JahreFundorteZentralmakedonien Griechenland SystematikMenschenartige Hominoidea Menschenaffen Hominidae HomininaeDryopitheciniOuranopithecusOuranopithecus macedoniensisWissenschaftlicher NameOuranopithecus macedoniensisBonis et al 1974Eine naher Verwandter ist Anadoluvius turkae dessen Fossilien in Zentralanatolien Turkei am nordostlichen Rand des Cankiri Beckens entdeckt wurden Ein jungerer Verwandter aus dem Suden Griechenlands ist Graecopithecus freybergi Inhaltsverzeichnis 1 Namensgebung 2 Erstbeschreibung 3 Weitere Funde 4 Merkmale und Lebensraum 5 Weblinks 6 BelegeNamensgebung BearbeitenDie Bezeichnung der Gattung Ouranopithecus ist abgeleitet von altgriechisch Oὐranos Ouranos deutsch Himmel und pi8hkos pithekos deutsch Affe Das Epitheton macedoniensis verweist auf den Fundort in Zentralmakedonien Ouranopithecus macedoniensis bedeutet folglich sinngemass Himmelsaffe aus Makedonien Laut Anmerkung 6 der Erstbeschreibung wurde die Bezeichnung der Gattung jedoch abgeleitet du grec ouranos pluie also von Regen was Bezug nimmt auf die Fundstelle des ersten Fossils die von den franzosischen Ausgrabern Ravin de la Pluie Regenschlucht benannt wurde 4 Diesem Hinweis zufolge hatte die Gattung folglich offenbar als Regenaffe bezeichnet werden sollen In der Erstbeschreibung von Ouranopithecus macedoniensis im Jahr 1975 hatten die Autoren erwahnt dass ein Vergleich des jugendlichen Unterkiefers mit dem 1944 5 entdeckten und von Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald im Jahr 1972 als Graecopithecus freybergi 6 bezeichneten relativ schlecht erhaltenen Unterkiefer vom Fundort Pyrgos Vassilissis Amalia in der Nahe von Athen nicht moglich gewesen sei Sollte dieses Fossil den als Ouranopithecus macedoniensis bezeichneten Funden zuzuordnen sein wie einige Autoren unterstellt haben 7 8 hatte die altere Bezeichnung Graecopithecus freybergi Prioritat fur die Namensgebung gehabt 9 Tatsachlich wurden die Fossilien beider Fundstatten Pyrgos Vassilissis Amalia in der Nahe von Athen und Ravin de la pluie in Zentralmakedonien zeitweise der gleichen Art zugeordnet so dass die altere Bezeichnung Graecopithecus freybergi gemass den internationalen Regeln fur die zoologische Nomenklatur Vorrang vor Ouranopithecus macedoniensis bekam Im Jahr 2017 erfolgte jedoch eine Neudatierung der Funde aus der Nahe von Athen deren Alter nunmehr auf nur 7 175 Millionen Jahre bestimmt wurde 10 Daraufhin erhielten Studien aus den Jahren 1997 und 2005 neues Gewicht 11 12 in denen insbesondere betont worden war dass es zusatzlich zur raumlichen Distanz hinreichend viele voneinander abweichende morphologische Merkmale gebe so dass die Fossilien beider Fundstatten unterschiedlichen Arten zuzuordnen seien Allerdings war 1997 zugleich vorgeschlagen worden die sudgriechischen Fossilien Graecopithecus freybergi und die nordgriechischen Ouranopithecus macedoniensis der gleichen Gattung zuzuschreiben was gemass den Regeln fur die Zoologische Nomenklatur zur Umbenennung der nordgriechischen Funde in Graecopithecus macedoniensis fuhren wurde 12 dieser Vorschlag hat sich jedoch nicht durchgesetzt Erstbeschreibung Bearbeiten nbsp Schadelrekonstruktion eines Ouranopithecus macedoniensis anhand des Gesichtsschadels von der Fundstelle Xirochori 1 Replikat nbsp Unterkiefer von Ouranopithecus macedoniensis von der Fundstelle Ravin de la pluie links weiblich rechts mannlich Replikate Holotypus der Gattung und zugleich der Typusart Ouranopithecus macedoniensis ist ein 1973 entdeckter gut erhaltener fast vollstandig bezahnter jugendlicher Unterkiefer Archivnummer RPl 54 der in Zentralmakedonien im unteren Axios Tal ungefahr 25 Kilometer westlich von Thessaloniki und vier Kilometer ostlich der Gemeinde Vathylakkos Ba8ylakkos an der Fundstelle Ravin de la pluie geborgen worden war Dieses nordgriechische Fossil erklarten seine Entdecker in der Erstbeschreibung im Jahr 1974 allerdings noch zum Holotypus einer neuen Art der Gattung Dryopithecus genannt Dryopithecus macedoniensis 13 und grenzten ihn anhand diverser Merkmale insbesondere von Dryopithecus fontani ab die Zuordnung aller miozanen Funde von Menschenartigen zu Dryopithecus in Asien zu Ramapithecus war seit 1965 14 ublich wurde aber wenige Jahre nach der Entdeckung des nordgriechischen Fossils aufgegeben Nach der Entdeckung weiterer Unterkiefer und eines Oberkiefers RPl 55 RPl 56 RPl 128 in Ravin de la pluie wurde 1977 die Namensgebung zugunsten von Ouranopithecus macedoniensis revidiert 15 Weitere Funde BearbeitenNach erneuten Funden von Kieferfragmenten und isolierten Zahnen bei Ravin de la pluie wurden auch an zwei weiteren Fundorten Fossilien entdeckt die 1990 und 1993 ebenfalls Ouranopithecus macedoniensis zugeordnet wurden darunter ein Gesichtsschadel von der benachbarten Fundstelle Xirochori 1 16 und Kieferfragmente aus Nikiti 100 Kilometer ostlich von Thessaloniki 17 18 Merkmale und Lebensraum BearbeitenUberreste aus dem Bereich unterhalb des Schadels wurden bislang nicht entdeckt Anhand der fossilen Zahne und Kiefer Fragmente wurde Ouranopithecus macedoniensis als grosser Primat vergleichbar mit den weiblichen Gorillas beschrieben der einen ausgepragten Sexualdimorphismus hatte 1 Ein charakteristisches Merkmal seiner Bezahnung sind die relativ kleinen Eckzahne des Oberkiefers die die benachbarten Schneide und Backenzahne allenfalls geringfugig uberragen Ferner sind im Unterkiefer keine Zahnlucken Diastemata nachweisbar an denen sich die langen oberen Eckzahne anderer Primatenarten durch stetigen Abrieb so genanntes Honen scharfen Die Zuordnung zur 1977 neu eingerichteten Gattung Ouranopithecus erfolgte vor allem in Abgrenzung von Dryopithecus sowie von Proconsul und Hispanopithecus nahestehend seien hingegen die Gattungen Sivapithecus Bodvapithecus Ramapithecus und Gigantopithecus 15 Der Lebensraum von Ouranopithecus macedoniensis wurde 2007 anhand von gleich alten Fossilien vor allem aus der Gruppe der Rinderartigen und der Pferde und unter Ruckgriff auf fruhere Publikationen zum Abrieb an den Zahnen von Ouranopithecus rekonstruiert 19 20 Demnach handelte es sich um ein offenes Gras und Buschland mit wenigen Baumen in dem sich die Individuen der Art von Wurzeln Knollen und Grasern ernahrten vergleichbar den heute in Athiopien lebenden Mantelpavianen Die vermutlich teilweise recht hartfaserige Nahrung wurde als mogliche Ursache fur morphologische Ahnlichkeiten mit einigen Arten der Australopithecinen speziell mit Paranthropus in Erwagung gezogen 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ouranopithecus macedoniensis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag Ouranopithecus macedoniensis in der Paleobiology Database Belege Bearbeiten a b George D Koufos Potential Hominoid Ancestors for Hominidae In Winfried Henke und Ian Tattersall Handbook of Paleoanthropology Vol 3 Springer Verlag Berlin Heidelberg 2007 S 1365 ISBN 978 3 540 32474 4 doi 10 1007 978 3 540 33761 4 44 Louis de Bonis George D Koufos Phylogenetic Relationships of Ouranopithecus macedoniensis Mammalia Primates Hominoidea of the Late Miocene Deposits of Central Macedonia Greece In Louis de Bonis et al Hrsg Hominoid Evolution and Climate Change in Europe Vol 2 Phylogeny of the Neogene Hominoid Primates of Eurasia Cambridge Cambridge University Press 2001 ISBN 0 521 66075 0 S 254 268 Erksin Savas Gulec Ayla Sevim Cesur Pehlevan und Ferhat Kaya A new great ape from the late Miocene of Turkey In Anthropological Science Band 115 Nr 2 2007 S 153 158 doi 10 1537 ase 070501 Louis de Bonis Jean Melentis Un nouveau genre de Primate hominoide dans le Vallesien Miocene superieur de Macedoine In Comptes Rendus de l Academie des Sciences Paris Band 284 Nr 15 Serie D 1977 S 1396 Anmerkung 6 David W Cameron Hominid Adaptations and Extinctions University of New South Wales Press Sydney 2004 S 163 ISBN 0 86840 716 X Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald Ein Unterkiefer eines fossilen Hominoiden aus dem Unterpliozan Griechenlands In Proceedings of the Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen Series B Band 75 1972 S 385 394 a b Tanya M Smith et al An examination of dental development in Graecopithecus freybergi Ouranopithecus macedoniensis In Journal of Human Evolution Band 46 Nr 5 2004 S 551 577 doi 10 1016 j jhevol 2004 01 006 Volltext PDF 2 4 MB Memento vom 14 Mai 2011 im Internet Archive Winfried Henke Hartmut Rothe Stammesgeschichte des Menschen Eine Einfuhrung Springer Verlag Berlin 1999 S 57 ISBN 3 540 64831 3 Weitere Namensvorschlage in der Fachliteratur fur diese Fossilien lauteten Graecopithecus macedoniensis und Sivapithecus macedoniensis Jochen Fuss Nikolai Spassov David R Begun und Madelaine Bohme Potential hominin affinities of Graecopithecus from the Late Miocene of Europe In PLoS ONE Band 12 Nr 5 2017 e0177127 doi 10 1371 journal pone 0177127 George D Koufosa und Louis de Bonis The Late Miocene hominoids Ouranopithecus and Graecopithecus Implications about their relationships and taxonomy In Annales de Paleontologie Band 91 Nr 3 2005 S 227 240 doi 10 1016 j annpal 2005 05 001 a b David W Cameron The taxonomic status of Graecopithecus In Primates Band 38 Nr 3 1997 S 293 302 doi 10 1007 BF02381616 Louis de Bonis Genevieve Bouvrain Denis Geraads und Jean Melentis Premiere decouverte d un Primate hominoide dans le Miocene superieur de Macedoine Grece In Comptes Rendus de l Academie des sciences Paris Band 278 Serie D 1974 S 3063 3066 E L Simons D Pilbeam Preliminary revisions oft the Dryopithecinae Pongidae Anthropoidea In Folia Primatologia Band 3 1965 S 81 152 a b Louis de Bonis Jean Melentis Un nouveau genre de Primate hominoide dans le Vallesien Miocene superieur de Macedoine In Comptes Rendus de l Academie des Sciences Paris Band 284 Nr 15 Serie D 1977 S 1393 1396 Louis de Bonis et al New hominid skull material from the late Miocene of Macedonia in Northern Greece In Nature Band 345 1990 S 712 714 doi 10 1038 345712a0 George D Koufos Mandible of Ouranopithecus macedoniensis Hominidae primates from a new late Miocene locality of Macedonia Greece In American Journal of Physical Anthropology Band 91 Nr 2 1993 S 225 234 doi 10 1002 ajpa 1330910208 George D Koufos The first female maxilla of the hominoid Ouranopithecus macedoniensis from the late Miocene of Macedonia Greece In Journal of Human Evolution Band 29 Nr 4 1995 S 385 389 doi 10 1006 jhev 1995 1064 Gildas Merceron et al Dental microwear analysis of bovids from the Vallesian late Miocene of Axios Valley in Greece reconstruction of the habitat of Ouranopithecus macedoniensis Primates Hominoidea In Geodiversitas Band 29 Nr 3 2007 S 421 433 Volltext PDF 2 2 MB Daniel DeMiguel David M Alba und Salvador Moya i Sola Dietary Specialization during the Evolution of Western Eurasian Hominoids and the Extinction of European Great Apes In PLoS ONE 9 5 e97442 2014 doi 10 1371 journal pone 0097442 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ouranopithecus macedoniensis amp oldid 236715290