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Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald 13 November 1902 in Berlin 10 Juli 1982 in Bad Homburg vor der Hohe war ein deutsch niederlandischer Palaoanthropologe und Geologe der in seinem Fach nach den Vorfahren des Menschen geforscht hat G H R von Koenigswald um 1938 beim Untersuchen von Schadelfunden aus Java Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Ehrungen und Auszeichnungen 3 Schriften Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenAls Sohn des Ethnologen Gustav A von Koenigswald wuchs er in Berlin auf und studierte Geologie und Palaontologie an der Universitat Berlin der Eberhard Karls Universitat Tubingen der Ludwig Maximilians Universitat Munchen und der Universitat zu Koln Zu seinen Lehrern zahlten u a Ferdinand Broili K Martin und L M R Rutten Entscheidend gefordert wurde er von dem Schweizer Anthropologen Rudolf Martin 1 Juli 1864 in Zurich 11 Juli 1926 in Munchen 1928 wurde von Koenigswald mit der Dissertation Das Rotliegende der Weidener Bucht an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen LMU promoviert Daran schloss sich bis 1930 eine Assistentenzeit an der Bayerischen Geologischen Staatssammlung Munchen an 1931 trat von Koenigswald als Palaontologe in den Niederlandischen Geologischen Dienst in Bandung Java Dienst van Mijnbouw van Nederlands Indie ein fur den er bis 1946 tatig war In dieser Zeit fuhrte er Ausgrabungen am Solo Fluss bei Sangiran und Modjokerto durch nbsp Schadeldach Sangiran II Homo erectus Original 1 5 mya Sammlung Koenigswald im Naturmuseum Senckenberg Man beachte den Uberaugenwulst uber dem linken Auge nbsp Molar Typusexemplar von Giganthopithecus blacki in der Hand von Friedemann Schrenk 2005 1934 begann er seine Untersuchungen in Indonesien auf Zentraljava in Sangiran rund 15 km nordlich von Surakarta 1996 von der UNESCO zum Welterbe ernannt Bei Ausgrabungen wurden hier einige der altesten Fossilien der Gattung Homo ausserhalb Afrikas entdeckt etwa der von ihm zum Java Menschen Pithecanthropus erectus gestellte Fund eines Schadeldaches heute Homo erectus zugeordnet ein Fossil mit der Archivbezeichnung Sangiran II Insgesamt wurden an dieser Fundstelle etwa 60 weitere Fossilien ausgegraben unter anderem auch Reste von Meganthropus 1935 entdeckte er in einer Hongkonger Apotheke drei fossile Zahne die er als bis dahin unbekannte Art erkannte und als Gigantopithecus blacki benannte griechisch pithekos Affe Es folgte 1941 die Entdeckung des grossten Kiefers menschlichen Ursprungs was ihn zu der Vermutung verleitete es habe vorgeschichtliche Riesen gegeben 1941 entdeckte er Uberreste von Meganthropus palaeojavanicus auch die Gattung Graecopithecus und deren Typusart Graecopithecus freybergi fossile Primaten wurde von ihm eingefuhrt 1 Wahrend des Zweiten Weltkriegs geriet von Koenigswald als hollandischer Soldat in japanische Gefangenschaft Die Originale seiner Fossiliensammlung hatte er in Milchflaschen verpackt in einem Garten in Bandung vergraben sodass es ihm nach Ende des Weltkriegs gelang die komplette Sammlung nach Utrecht zu bringen 2 Von 1946 bis 1948 war er finanziell gefordert von der Wenner Gren Foundation for Anthropological Research am American Museum of Natural History New York tatig 1948 kehrte er nach Europa zuruck und trat eine Stelle als Professor fur Anthropologie und Palaontologie an der Universitat Utrecht an wo er bis 1968 lehrte In jenem Jahr wechselte von Koenigswald nach Frankfurt am Main um am Forschungsinstitut Senckenberg die Sektion Palaoanthropologie zu grunden deren Leitung er bis zu seinem Tod im Jahr 1982 innehatte Auf diesem Posten folgte ihm Jens Lorenz Franzen nach der seit 1969 sein Assistent gewesen war Von Koenigswalds wissenschaftliche Sammlung wurde 1968 von der von dem Unternehmer Werner Reimers ins Leben gerufenen Werner Reimers Stiftung erworben und wird seit 1972 als Dauerleihgabe der Stiftung im Forschungsinstitut Senckenberg verwahrt Teile seiner palaontologischen und kulturellen Sammlung von Fossilien und Steinwerkzeugen sind im Naturmuseum Senckenberg ausgestellt Verbunden mit der Dauerleihgabe war die Verpflichtung des Forschungsinstituts Senckenberg nach Koenigswalds Ausscheiden die palaoanthropologische Forschungsarbeit fortzusetzen und ausgewahlte Forschungsobjekte im Museum auszustellen 2 Von Koenigswald war lutherischen Bekenntnisses und seit 1935 mit Luitgarde geb Beyer verheiratet Das Paar hatte ein Kind Ehrungen und Auszeichnungen BearbeitenErster Preistrager des Werner Reimers Preises 1952 Mitglied der Koniglich Niederlandischen Akademie der Wissenschaften 1959 Darwin Plakette der Leopoldina 1972 Auswartiges Mitglied der National Academy of Sciences Washington Korrespondierendes Mitglied der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Ehrendoktor der Yogyakarta Honorarprofessor an der Johann Wolfgang Goethe Universitat in Frankfurt am MainSeit 2002 wird alljahrlich im November in zeitlicher Nahe zu seinem Geburtstag vom Senckenberg Forschungsinstitut die Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald Lecture ausgerichtet zu der jeweils ein bekannter Forscher aus dem Gebiet der Palaoanthropologie zu einem popularwissenschaftlichen offentlichen Vortrag im Senckenberg Naturmuseum und zu einem Fachkolloquium nach Frankfurt am Main eingeladen wird Schriften Auswahl Bearbeiten nbsp Fossile Schweinezahne aus der gleichen Schicht wie die Funde von Homo erectus Sammlung Koenigswald im Naturmuseum Senckenberg nbsp Hominine Backenzahne Sammlung Koenigswald im Naturmuseum SenckenbergRund 200 Publikationen in Fachzeitschriften u a in Geologisches Zentralblatt Nature Naturwissenschaften Proceedings of the Kon Ned Akad Amsterdam Quartar 1928 Das Rotliegende der Weidener Bucht Ein Beitrag zur Geologie der nordlichen Oberpfalz In Neues Jahrbuch fur Mineralogie Geologie und Palaontologie Abteilung B Beilage Bd 61 Stuttgart 1928 S 185 242 Phil Diss Munchen vom 15 Februar 1928 1932 Metaschizotherium Fraasi N G N Sp ein neuer Chalicotheriide aus dem Obermiocan von Steinheim am Albuch Palaeontographica Supplement Bd 8 8 Schweizerbart Stuttgart 1932 1935 Vorlaufige Mitteilung uber das Vorkommen von Tectiten auf Java N V Noord Hollandsche Uitgevers Maatschappij Amsterdam 1935 68 70 1935 Eine fossile Saugetierfauna mit Simia aus Sudchina N V Noord Hollandsche Uitgevers Maatschappij Amsterdam 1935 Volltext PDF 1935 Die fossilen Saugetierfaunen Javas N V Noord Hollandsche Uitgevers Maatschappij Amsterdam 1935 1936 Erste Mitteilung uber einen fossilien Hominiden aus dem Altpleistocan Ostjavas N V Noord Hollandsche Uitgevers Maatschappij Amsterdam 1936 1937 Ein Unterkieferfragment des Pithecanthropus aus den Trinilschichten Mitteljavas N V Noord Hollandsche Uitgevers Maatschappij Amsterdam 1939 mit Franz Weidenreich The Relationship between Pithecanthropus and Sinanthropus In Nature Band 144 1939 S 926 929 doi 10 1038 144926a0 1940 Neue Pithecanthropus Funde 1936 1938 Ein Beitrag zur Kenntnis der Praehominiden 1955 Begegnungen mit dem Vormenschen Dusseldorf Koln 1955 1958 Hrsg 100 Jahre Neanderthaler 1960 Die Geschichte des Menschen Verstandliche Wissenschaft Bd 74 1 Auf Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 1964 mit Phillip Tobias A Comparison Between the Olduvai Hominines and those of Java and some Implications for Hominid Phylogeny In Nature Band 204 S 515 518 doi 10 1038 204515a0 1965 Begegnungen mit dem Vormenschen dtv Taschenbucher Bd 269 Deutscher Taschenbuchverlag Munchen 1965 1968 Die Geschichte des Menschen Heidelberg 1968 1982 Der Fruhmensch tritt auf den Plan In Herbert Wendt Hrsg Kindlers Enzyklopadie Der Mensch Bd 2 Die Entfaltung der Menschheit Kindler Zurich 1982 S 17 52 ISBN 3 463 26102 2 Die Tapirreste aus dem Aquitan von Ulm und Mainz In Palaeontographica Bd 73 Lfg 12 Literatur BearbeitenPieter Marks Honderd jaar geologisch onderwijs aan de Rijksuniversiteit Utrecht Universitat Utrecht Utrecht 1979 Pieter Marks Cornelis Willem Drooger Levensbericht van Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald In Jaarboek van de Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen 1983 Jens Lorenz Franzen In memoriam Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald 1902 1982 In Senckenbergiana lethaea Band 64 Nr 5 6 1983 S 381 402 Phillip Tobias Tribute to the late Professor Dr G H R von Koenigswald 1902 1982 In Palaontologische Zeitschrift Band 57 Nr 3 4 1983 S 171 173 Phillip Tobias The Life and Work of Prof Dr G H R von Koenigswald In W Ziegler Hrsg Auf den Spuren des Pithecanthropus Leben und Werk von Prof Dr Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald 1902 1982 In Aufsatze und Reden der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft Band 34 1984 S 1 102 Harenbergs Personenlexikon 20 Jahrhundert Daten und Leistungen Harenberg Lexikon Verlag Dortmund 1992 S 688 689 ISBN 3 611 00228 3 Koenigswald Gustav Heinrich Ralph von In Deutsche Biographische Enzyklopadie DBE Hrsg von Walther Killy und Rudolf Vierhaus Bd 5 Hesselbach Kofler Saur Munchen 1997 S 666 ISBN 3 598 23165 2 Koenigswald Gustav Heinrich Ralph von In Brockhaus Enzyklopadie in 30 Banden 21 Aufl Bd 15 Kind Krus F A Brockhaus Leipzig Mannheim 2006 S 241 ISBN 3 7653 4115 0 Koenigswald von G H Ralph In Wer ist wer Das deutsche who s who Bundesrepublik Deutschland und West Berlin Hrsg von Walter Habel XXI Ausgabe von Degeners Wer ist s Schmidt Romhild Lubeck 1981 S 636 ISBN 3 7950 2002 6 von Koenigswald G H Ralph In Kurschners Deutscher Gelehrten Kalender 1983 Hrsg von Werner Schuder 14 Aufl Walter de Gruyter Berlin New York 1983 ISSN 0341 8049 ISBN 3 11 008558 5 S 2178 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Video uber von Koenigswalds Forschung in Sudostasien auf Youtube produziert vom Senckenberg Forschungsinstitut Folge 1 6 Abbildung der Fossilienfunde Biographie beim Senckenberg MuseumEinzelnachweise Bearbeiten G H R von Koenigswald Ein Unterkiefer eines fossilen Hominoiden aus dem Unterpliozan Griechenlands In Proceedings of the Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen Series B Band 75 1972 S 385 394 a b Friedemann Schrenk und Albrecht von Kalnein Menschheitsgeschichte im Dialog 50 Jahre Ralph von Koenigswald Sammlung bei Senckenberg In Senckenberg Natur Forschung Museum Band 152 Nr 7 9 2022 S 119 120 Normdaten Person GND 118564447 lobid OGND AKS LCCN n85802389 VIAF 66757458 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Koenigswald Gustav Heinrich Ralph vonKURZBESCHREIBUNG deutsch niederlandischer Palaoanthropologe und GeologeGEBURTSDATUM 13 November 1902GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 10 Juli 1982STERBEORT Bad Homburg vor der Hohe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald amp oldid 224742141