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Franz Weidenreich 7 Juni 1873 in Edenkoben 11 Juli 1948 in New York City war ein deutscher Anatom und Anthropologe der durch seine Studien zur Evolution des Menschen bekannt wurde 1940 nahm er die Staatsburgerschaft der Vereinigten Staaten an Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschung 3 Ehrungen 4 Schriften Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 BelegeLeben Bearbeiten nbsp Beitrag in Wilhelm Roux Archiv fur Entwicklungsmechanik der Organismen 1921 Weidenreich war das jungste von vier Kindern judischer Eltern 1 Nach dem Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Landau studierte er Medizin in Munchen Kiel Berlin und zuletzt an der Universitat Strassburg wo er 1899 promovierte Danach war Weidenreich bis 1901 Assistent nach seiner Habilitation Privatdozent im Fachgebiet Anatomie der Universitat Strassburg unter Gustav Schwalbe einem Anthropologen und Erforscher des Neandertalers 1903 trat er die Nachfolge von Wilhelm Pfitzner als Prosektor an der Universitat Strassburg an 1904 wurde er dort zum Professor fur Anatomie ernannt eine Position die er bis 1918 innehielt Von 1921 bis 1924 war er Professor und wissenschaftliches Mitglied des Krebsinstitutes an der Universitat Heidelberg Er war zeitweise Vorsitzender der Demokratischen Partei von Elsass Lothringen sowie wahrend des Ersten Weltkriegs Stadtrat in Strassburg Der 1923 in Berlin als Peter Weidenreich geborenen Autor Peter Wyden war sein Neffe Forschung BearbeitenEnde 1928 ubernahm Weidenreich einen Lehrauftrag fur Physische Anthropologie und Rassenkunde an der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main Zunachst unbesoldet grundete und leitete er ab 1929 das Institut fur Physische Anthropologie ab 1930 als Honorarprofessor Weidenreich kam bei seinen anthropometrischen Untersuchungen zu dem Ergebnis dass nicht eine isolierte Reinrassigkeit sondern im Gegenteil gerade die Rassendurchdringung zu hochsten Kulturentwicklung fuhrt Weidenreich gehorte zu den sogenannten Hindenburg Juden Frontkampfer im Ersten Weltkrieg und wurde deshalb 1933 noch nicht entlassen 2 Weidenreich liess sich zum Sommersemester 1934 ohne Bezuge beurlauben und ubernahm bis Dezember 1934 eine Gastprofessur in Chicago Im Fruhjahr 1935 emigrierte er zunachst nach Peking Im selben Jahr wurde ihm in Frankfurt aufgrund seiner judischen Abstammung die Lehrerlaubnis entzogen 1 Seine Stelle in Frankfurt ubernahm spater Otmar Freiherr von Verschuer 1935 wurde Weidenreich in Peking die Nachfolge des fruh verstorbenen Davidson Black angeboten des Erstbeschreibers der sogenannten Peking Menschen als Gastprofessor am Union Medical College der Tsinghua Universitat Dort und am Cenozoic Research Laboratory der Rockefeller Stiftung erforschte und dokumentierte er die in den 1920er und 1930er Jahren gefundenen fossilen Uberreste des Peking Menschen der heute meist dem Homo erectus zugerechnet wird Alle Funde des Peking Menschen aus dieser Zeit gingen in den Wirren des Zweiten Weltkriegs verloren dank Weidenreichs detaillierten Zeichnungen und weil er von samtlichen Fossilien hochwertige Abgusse herstellen liess sind wenngleich nur stark eingeschrankt auch nach dem Verlust der Originale noch wissenschaftliche Bearbeitungen der Funde moglich geblieben Wie viele andere US Burger verliess auch Weidenreich China infolge der japanischen Invasion und ging 1941 zuruck nach New York wo ihm sein von der Rockefeller Stiftung fur seine Tatigkeit in Peking gewahrtes Gehalt weitergezahlt wurde Von 1941 bis 1948 war Franz Weidenreich wissenschaftlicher Mitarbeiter am American Museum of Natural History in New York Nach der Ruckkehr aus China gehorte er zu den Begrundern der Hypothese vom multiregionalen Ursprung des modernen Menschen Er ubertrug die Tatsache dass Menschen aller heute lebenden Ethnien fruchtbare Nachkommen haben auf die Vergangenheit und unterstellte dass es auch fruher nur eine einzige Vorfahren Art gegeben habe deren regionale Varianten sich weitgehend unabhangig voneinander zum anatomisch modernen Menschen Homo sapiens entwickelt hatten 1947 argumentierte er beispielsweise die in China entdeckten homininen Fossilien einschliesslich Gigantopithecus seien die Uberreste von Vorfahren der heutigen nordasiatischen mongolischen Gruppe die von Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald bearbeiteten Fossilien des Java Menschen seien die Uberreste von Vorfahren der heutigen australischen Gruppe und die Neandertaler Fossilien seien die Uberreste von Vorfahren der heutigen Europaer 3 Aufgrund zahlreicher Fossilfunde aus Afrika und aufgrund genetischer Marker wurde das multiregionale Modell spater durch die Out of Africa Theorie die Annahme dass die Gattung Homo ihren alleinigen Ursprung in Afrika hatte abgelost Ian Tattersall ein Nachfolger Weidenreichs am American Museum of Natural History wies zudem darauf hin dass Weidenreich einem doppelten Missverstandnis unterliegen sei Er habe als Anatom die Grundprinzipien der biologischen Systematik die Kriterien der Abgrenzung von Arten missachtet und zudem den Prozess der Evolution irrtumlich im Sinne von Orthogenese interpretiert 4 Ehrungen Bearbeiten1904 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina 5 Schriften Auswahl BearbeitenRasse und Korperbau Julius Springer Berlin 1927 Ein neuer Pithecanthropus Fund in China In Natur und Museum Band 60 Nr 12 1930 S 546 551 Rasse und Geist J A Barth Leipzig 1932 Grundsatzliches zur Rassenfrage In Die medizinische Welt 18 Februar 1933 S 247 ff The ramification of the middle meningeal artery in fossil hominids and its bearing upon phylogenetic problems In Paleontologica Sinica Nr 110 Neue Folge D Nr 3 Peiping 1938 S 1 16 Six lectures on Sinanthropus pekinensis and related problems In Bulletin of the Geological Socienty of China Acta Geologica Sinica Band 19 Nr 1 1939 S 1 111 doi 10 1111 j 1755 6724 1939 mp19001008 x Ubersicht The Skull of Sinanthropus pekinensis A Comparative Study on a Primitive Hominid Skull In Paleontologica Sinica Nr 127 Neue Folge D Nr 10 Pehpei 1943 S iii 484 Volltext bei archive org The Neanderthal man and the ancestors of Homo sapiens In American Anthropologist Band 45 Nr 1 1943 S 39 48 Apes Giant and Man University of Chicago Press Chicago 1946 Facts and speculations concerning the origin of Homo sapiens In American Anthropologist Band 49 Nr 2 1947 S 187 203 doi 10 1525 aa 1947 49 2 02a00010Literatur BearbeitenAlan Walker Pat Shipman Der Mann der das Missing Link verlor Kapitel 4 in Alan Walker Pat Shipman Turkana Junge Auf der Suche nach dem ersten Menschen Galila Etsdorf am Kamp 2011 ISBN 978 3 902533 77 7 S 83 102 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Franz Weidenreich im Katalog der Deutschen NationalbibliothekBelege Bearbeiten a b Frankfurter Personenlexikon Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 10 039310 4 S 42 und 53 Franz Weidenreich Facts and speculations concerning the origin of Homo sapiens In American Anthropologist Band 49 Nr 2 1947 S 187 203 doi 10 1525 aa 1947 49 2 02a00010 Volltext PDF Ian Tattersall The Strange Case of the Rickety Cossack and Other Cautionary Tales from Human Evolution Palgrave Macmillan New York 2015 S 56 58 ISBN 978 1 137 27889 0 Mitgliedseintrag von Franz Weidenreich bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 27 Januar 2023 Normdaten Person GND 117239798 lobid OGND AKS LCCN n82070574 NDL 00527218 VIAF 2548328 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Weidenreich FranzKURZBESCHREIBUNG deutscher Anatom und AnthropologeGEBURTSDATUM 7 Juni 1873GEBURTSORT EdenkobenSTERBEDATUM 11 Juli 1948STERBEORT New York City Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz Weidenreich amp oldid 230270410