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Micrococcus ist der Name einer Gattung von grampositiven in der Regel nicht pathogenen kugelformigen Bakterien aus der Familie der Micrococcaceae Sein Name wird eingedeutscht als Mikrokokkus Plural Mikrokokken geschrieben und die Bezeichnung Mikrokokken wird auch umgangssprachlich fur die Vertreter der Familie verwendet Ende des 20 Jahrhunderts erfolgte eine Neubeschreibung der Gattung Micrococcus mit Zuordnung von bisherigen Micrococcus Arten zu anderen Gattungen 1 Untersuchungen zu Beginn des 21 Jahrhunderts fuhrten zu einer weiter verbesserten Beschreibung der Gattung 2 MicrococcusMicrococcus luteus REM SystematikDomane Bakterien Bacteria Abteilung ActinobacteriaKlasse ActinobacteriaOrdnung MicrococcalesFamilie MicrococcaceaeGattung MicrococcusWissenschaftlicher NameMicrococcusCohn 1872 emend Wieser et al 2002 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Erscheinungsbild 1 2 Wachstum und Stoffwechsel 1 3 Chemotaxonomie 2 Vorkommen 3 Systematik 3 1 Aussere Systematik 3 2 Innere Systematik 4 Quellen 4 1 Literatur 4 2 Einzelnachweise 5 WeblinksMerkmale BearbeitenErscheinungsbild Bearbeiten Der latinisierte Begriff Micrococcus setzt sich aus den beiden altgriechischen Bestandteilen mikros mikros klein und kokkos kokkos Kern Korn zusammen 3 und verweist auf das Erscheinungsbild im Lichtmikroskop Die Zellform ist rund bis oval es handelt sich um Kokken haufig liegen die Zellen als so genannte Tetraden vor Pakete aus vier zusammenhangenden Kokken In der Gramfarbung verhalten sie sich grampositiv besitzen keine Flagellen zur aktiven Bewegung und bilden keine Uberdauerungsformen wie Endosporen 1 Wachstum und Stoffwechsel Bearbeiten Micrococcus ist strikt aerob d h er benotigt Sauerstoff zum Wachsen dies dient als Unterscheidungsmerkmal zu Vertretern der Familie der Staphylococcaceae die Glucose auch anaerob in einer Garung unter Saurebildung verwerten 4 Sein Stoffwechsel ist als chemoorganotroph und heterotroph zu kennzeichnen er benutzt organische Verbindungen als Energiequelle und ebenso zum Aufbau zelleigener Stoffe Er ist Katalase positiv und Oxidase positiv Die zur Kultivierung geeigneten Temperaturen liegen im Bereich von 20 40 C somit zahlt er zu den mesophilen Organismen 1 Beim Wachstum werden auch alkalische pH Werte bis pH 10 0 toleriert 2 Chemotaxonomie Bearbeiten Verzweigte Fettsauren in der Zellmembran des Micrococcus nbsp anteiso Pentadecansaure nbsp iso Pentadecansaure Die Mureinschicht in der Zellwand enthalt die Diaminosaure L Lysin als diagnostisch wichtige Aminosaure Der Peptidoglycan Typ ist entweder A2 eine Interpeptidbrucke verbindet zwei Tetrapeptide oder A4a eine Aminodicarbonsaure eine Aminosaure mit zwei Carboxygruppen verbindet zwei Tetrapeptide Die Haupt Menachinone sind entweder MK 8 und MK 8 H2 oder nur MK 8 H2 1 Bei den in den Bakterien vorhandenen Menachinonen handelt es sich um Chinone diese haben eine wichtige Funktion in der Atmungskette ahnlich wie die Ubichinone in der Atmungskette beim Menschen 2 Micrococcus Arten weisen einen hohen Anteil von verzweigten Fettsaureketten in ihren Membranlipiden auf Dabei handelt es sich v a um die Fettsauren mit den Abkurzungen anteiso C15 0 anteiso Pentadecansaure systematischer Name 12 Methyltetradecansaure und iso C15 0 iso Pentadecansaure 13 Methyltetradecansaure die neben der Methylgruppe CH3 die die Verzweigung darstellt noch die Besonderheit aufweisen dass sie mit insgesamt 15 C Atomen zu den ungeradzahligen Fettsauren gehoren 1 Micrococcus enthalt einen auffallend hohen GC Gehalt also einen hohen Anteil der Nukleinbasen Guanin und Cytosin in der Bakterien DNA er liegt bei 69 76 Molprozent 1 Dies beweist dass er weder mit der Gattung Sarcina noch mit der Gattung Staphylococcus naher verwandt ist die sich durch besonders niedrigen GC Gehalt im Genom 28 31 Molprozent bzw 30 39 Molprozent auszeichnen 4 Vorkommen BearbeitenMicrococcus ist Bestandteil der naturlichen Hautflora beim Menschen 4 ebenso ist er als Kommensale auf der Haut anderer Saugetiere zu finden 1 Er ist ubiquitar verbreitet also fast uberall zu finden z B in der Luft auf Staubpartikeln Gegenstanden in der oberen Bodenschicht im Meerwasser und Susswasser 4 sowie im Belebtschlamm aus einer Abwasser behandlungs anlage 2 5 Systematik BearbeitenSiehe auch Taxonomie der Familie Micrococcaceae Aussere Systematik Bearbeiten Erst 1955 gelang die gesicherte Unterscheidung von Micrococcus und Staphylococcus letzterer ist in der Lage Glucose auch anaerob unter Saurebildung zu verstoffwechseln Als Folge davon wurden zu Beginn des 21 Jahrhunderts Staphylokokken und andere Gattungen in die neu beschriebene Familie der Staphylococcaceae eingeordnet wahrend sie zuvor mit der Gattung Micrococcus in der Familie der Micrococcaceae zusammengefasst wurden 4 Die in fruheren Zeiten morphologisch orientierte Systematik in der Mikrobiologie fuhrte dazu dass M luteus fruher als Sarcina lutea wegen des mikroskopischen Erscheinungsbildes bezeichnet wurde 6 Die Gattung Sarcina gehort jedoch zu den anaeroben Endosporenbildnern mit niedrigem GC Gehalt im Genom und ist nicht naher verwandt mit der Gattung Micrococcus 4 Die Systematik der Mikroorganismen basierte fruher hauptsachlich auf dem Erscheinungsbild so ergaben sich phanotypisch orientierte Stammbaume Mit vollstandiger Beschreibung der DNA Struktur 1953 und den seit etwa der 90er Jahre des 20 Jahrhunderts eingesetzten molekularbiologischen Techniken z B DNA Sequenzanalyse und PCR werden zunehmend genetische Merkmale untersucht um die stammesgeschichtliche Entwicklung der Mikroorganismen phylogenetischer Baum und damit auch bestimmte Verwandtschaftsverhaltnisse in der Systematik zu untersuchen Dabei werden bei Prokaryoten die Sequenzen der so genannten 16S ribosomalen RNA rRNA untersucht 4 Darauf basierende Untersuchungen sowie Untersuchungen chemotaxonomischer Merkmale durch Stackebrandt et al aus dem Jahr 1995 zeigten dass mehrere bis dahin der Gattung Micrococcus zugeordneten Arten zu wenig Gemeinsamkeiten mit M luteus oder M lylae aufweisen so dass die ursprungliche Gattung in funf eigenstandige aufgespalten wurde Micrococcus Kocuria Nesterenkonia Kytococcus und Dermacoccus 1 wobei die beiden zuletzt genannten Gattungen der neu beschriebenen Familie Dermacoccaceae zugeordnet wurden Beide Familien sind Vertreter der Ordnung Micrococcales die im Zuge der neuen Systematik der Klasse Actinobacteria siehe dort eingefuhrt wurde 7 Innere Systematik Bearbeiten Untersuchungen zu Beginn des 21 Jahrhunderts durch Wieser et al fuhrten zu einer weiter verbesserten Beschreibung der Gattung Micrococcus wie auch der Arten M luteus und M lylae 2 Micrococcus luteus gilt als typische Spezies fur die Gattung 1 Im Jahr 2000 wurde in der Antarktis eine neue Bakterienart entdeckt die nach dem Habitat als Micrococcus antarcticus Synonym M psychrophilum bezeichnet wird Vergleiche der 16S rRNA Sequenzen wie auch die chemotaxonomischen Merkmale u a Vorkommen bestimmter Aminosauren in der Mureinschicht Haupt Menachinone legen nahe dass der Bakterienstamm der Gattung angehort Auch das Vorkommen von verzweigten Fettsauren in den Membranlipiden in bedeutenden Anteilen passt zur Gattung Neben den gesattigten Fettsauren mit den Abkurzungen anteiso C15 0 und iso C15 0 ist auch eine einfach ungesattigte Fettsaure anteiso C15 1 vorhanden Untersuchungen mittels DNA DNA Hybridisierung ergeben DNA DNA Ubereinstimmungswerte mit M luteus und M lylae von weniger als 35 was als genugend grosser phylogenetischer Abstand gilt so dass es sich um eine eigene Art handelt Die morphologischen Kennzeichen passen zur Gattung Es handelt sich um aerob wachsende grampositive Kokken 0 5 µm gross die als Tetraden oder Diplokokken vorliegen die Zellen bilden keine Endosporen und sind nicht motil sie besitzen keine Flagellen zur aktiven Bewegung Das Bakterium hat sich an seinen kalten Lebensraum angepasst die optimale Wachstumstemperatur liegt bei etwa 16 C Wachstum erfolgt auch bei 0 C es handelt sich folglich um einen psychrophilen Organismus 8 2007 wurde wieder eine Bakterienspezies neu entdeckt diesmal im Belebtschlamm aus dem Bioreaktor einer Abwasser behandlungs anlage In der Anlage wird der Bioreaktor im Batch Betrieb verwendet um Abwasser zu reinigen das verschiedene Nitroaromaten und Anilin enthalt 5 Der isolierte Bakterienstamm wird als Micrococcus flavus bezeichnet flavus aus dem Lateinischen bedeutet gelb 9 da seine Kolonien gelb gefarbt sind Erneut zeigen die Ergebnisse chemotaxonomischer und molekularbiologischer Untersuchungen dass er zur Gattung Micrococcus gehort dabei aber genugend Unterschiede zu den bisher bekannten Arten aufweist Die DNA DNA Ubereinstimmungswerte mit M luteus M lylae und M antarcticus betragen 55 48 bzw 36 In der Mureinschicht kommen die Aminosauren Lysin Glutaminsaure Alanin Glycin und Asparaginsaure vor die Haupt Menachinone sind MK 8 H2 und MK 7 H2 Auch diese Art zeichnet sich durch das Vorkommen von verzweigten Fettsauren anteiso C15 0 und iso C15 0 in den Membranlipiden und durch einen hohen GC Gehalt in der DNA von 71 Mol Prozent aus Ebenso entsprechen die morphologischen Kennzeichen denen der Gattung Es handelt sich um aerob wachsende grampositive Kokken 0 7 1 0 µm gross die Zellen sind nicht motil sie besitzen keine Flagellen zur aktiven Bewegung Der aerobe Stoffwechsel ist heterotroph M flavus kann auf diese Weise Trehalose Dextrine und Glycerin verwerten ohne Saurebildung Die optimale Wachstumstemperatur liegt bei etwa 31 C es handelt sich um einen mesophilen Organismus der fur das Wachstum optimale pH Wert liegt bei pH 6 0 6 2 5 Aktuell 2018 werden neun Micrococcus Arten vom Leibniz Institut DSMZ Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH in der Prokaryotic Nomenclature up to date Prokaryotische Nomenklatur auf dem aktuellen Stand aufgefuhrt sowie weitere Arten die in andere Gattungen gestellt wurden Diese Zusammenstellung umfasst alle gemass dem Bacteriological Code gultig publizierten Namen und berucksichtigt die Validierungsliste des International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology 10 Die verschiedenen Micrococcus Arten sowie weitere Gattungen und Arten in der Familie Micrococcaceae sind unter der Taxonomie der Familie Micrococcaceae aufgelistet Die Gattung Micrococcus hat das Potential auch zukunftig interessant zu bleiben Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten E Stackebrandt C Koch O Gvozdiak P Schumann Taxonomic dissection of the genus Micrococcus Kocuria gen nov Nesterenkonia gen nov Kytococcus gen nov Dermacoccus gen nov and Micrococcus Cohn 1872 gen emend In International journal of systematic and evolutionary microbiology Band 45 Nr 4 1995 S 682 692 doi 10 1099 00207713 45 4 682 englisch sgmjournals org PDF abgerufen am 23 Marz 2013 M Wieser E B Denner u a Emended descriptions of the genus Micrococcus Micrococcus luteus Cohn 1872 and Micrococcus lylae Kloos et al 1974 In International journal of systematic and evolutionary microbiology Band 52 Nr 2 2002 S 629 637 doi 10 1099 ijs 0 01901 0 englisch sgmjournals org PDF 326 kB abgerufen am 23 Marz 2013 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i E Stackebrandt C Koch O Gvozdiak P Schumann Taxonomic dissection of the genus Micrococcus Kocuria gen nov Nesterenkonia gen nov Kytococcus gen nov Dermacoccus gen nov and Micrococcus Cohn 1872 gen emend In International journal of systematic bacteriology Band 45 Nummer 4 Oktober 1995 S 682 692 ISSN 0020 7713 PMID 7547287 a b c d e M Wieser E B Denner u a Emended descriptions of the genus Micrococcus Micrococcus luteus Cohn 1872 and Micrococcus lylae Kloos et al 1974 In International journal of systematic and evolutionary microbiology Band 52 Nummer 2 Marz 2002 S 629 637 ISSN 1466 5026 PMID 11931177 Wilhelm Gemoll Griechisch Deutsches Schul und Handworterbuch Munchen Wien 1965 a b c d e f g Michael T Madigan John M Martinko Jack Parker Brock Mikrobiologie Deutsche Ubersetzung herausgegeben von Werner Goebel 1 Auflage Spektrum Akademischer Verlag GmbH Heidelberg Berlin 2000 ISBN 978 3 8274 0566 1 a b c X Y Liu B J Wang C Y Jiang S J Liu Micrococcus flavus sp nov isolated from activated sludge in a bioreactor In International journal of systematic and evolutionary microbiology Band 57 Nummer 1 Januar 2007 S 66 69 ISSN 1466 5026 doi 10 1099 ijs 0 64489 0 PMID 17220443 Katalog der Mikroorganismen In Webseite des Leibniz Institut DSMZ Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH Abgerufen am 7 April 2018 Jean Euzeby Aidan C Parte Phylum Actinobacteria In List of Prokaryotic names with Standing in Nomenclature LPSN Abgerufen am 7 April 2018 H Liu Y Xu Y Ma P Zhou Characterization of Micrococcus antarcticus sp nov a psychrophilic bacterium from Antarctica In International journal of systematic and evolutionary microbiology Band 50 Nummer 2 Marz 2000 S 715 719 ISSN 1466 5026 PMID 10758880 Der Kleine Stowasser Lateinisch deutsches Schulworterbuch bearbeitet von Dr Michael Petschenig B Freytag Verlag Munchen 1971 ISBN 3 486 13402 7 Prokaryotic Nomenclature Up to date In Webseite des Leibniz Institut DSMZ Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH Abgerufen am 7 April 2018 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Micrococcus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Taxonomy Browser Micrococcus In Webseite des National Center for Biotechnology Information NCBI Abgerufen am 24 Marz 2013 Eintrag zur Gattung Micrococcus In MicrobeWiki Curated pages are reviewed and updated by microbiologists at Kenyon College 6 August 2010 abgerufen am 26 Marz 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Micrococcus amp oldid 209030107