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Die Michaelskapelle ist ein denkmalgeschutztes aus der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts stammendes gotisches Kirchengebaude im hessischen Kiedrich im Rheingau Es befindet sich auf dem Kirchenbezirk der katholischen Pfarrkirche St Valentinus und Dionysius und gilt als das architektonisch reichste und kunstlerisch edelste Beispiel dieser Baugattung im heutigen Bundesland Hessen Dehio Die Michaelskapelle von Nordwesten Juni 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 2 1 Ausseres 2 2 Inneres 3 Ausstattung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Bau begann nach 1434 die Ausfuhrung wird dem Mainzer Domwerkmeister Peter Eseler und seinem Sohn Nikolaus Eseler dem Alteren zugeschrieben Sie standen ihrerseits wohl dem Frankfurter Stadt und Dombaumeister Madern Gerthener und seiner Schule nahe verarbeiteten aber auch selbststandige Einflusse aus Franken wo Nikolaus Eseler zuvor tatig war Nach zehnjahriger Bauzeit war der Bau 1444 fertiggestellt und wurde 1445 geweiht Das Erdgeschoss diente als Karner das Obergeschoss mit Aussenkanzel wohl als Heiltumskapelle zur Prasentation der Reliquien des Heiligen Valentin Zerstorungen in der Reformationszeit und den nachfolgenden Kriegen blieben wie auch an der Pfarrkirche und dem Ort Kiedrich weitgehend aus Restaurierungen wurden 1845 47 1851 58 1910 11 1974 75 sowie 2017 bis 2022 vorgenommen 1 Architektur BearbeitenAusseres Bearbeiten nbsp Sudansicht mit St Valentinus im Hintergrund September 2014 nbsp Lage auf dem Kirchbezirk und GrundrissDas Gebaude ist ein zweigeschossiger Rechteckbau von drei Jochen der von einem steilen schiefergedeckten Satteldach mit ebenfalls zwei Stockwerken abgeschlossen wird Im Suden ist er direkt an die Mauer des Kirchenbezirkes angebaut Erdgeschoss und erstes Obergeschoss trennt ein umlaufendes Kaffgesims Baumaterial ist geputzter Bruchstein die Architekturteile sowie die zumeist sichtig belassene Eckquaderung sind in roten Mainsandstein ausgefuhrt Dem Zugang zum Karner dienen nur mit Gittern verschliessbare Spitzbogenportale der nordlichen Ost und Westseite zu den Obergeschossen uber einfache Treppen gleichartige jedoch mit Turblattern ausgestattete Portale an der sudlichen Ost und Westseite Die Nordfassade ist als Schauseite gestaltet Sie zeigt im Obergeschoss drei dreiteilige Spitzbogenfenster mit Fischblasenmasswerk uber einfachen vergitterten Rundbogenfenstern des Erdgeschosses die horizontale Gliederung erfolgt durch an den Ecken und zwischen die Fenster eingestellte Strebepfeiler die ihrerseits reich mit Baldachinnischen und Fialen geschmuckt sind Zwischen den beiden mittleren Strebepfeilern befindet sich unterhalb des Fensters eine Aussenkanzel mit Masswerkbrustung Die Verdachung erfolgt mittels eines Tonnengewolbes mit unterlegten Kreuzrippen den vorderen Abschluss bildet ein zur Stirnseite mit Krabben und Vierpass verzierter Kielbogen der auf als Engelsfiguren ausgebildeten Konsolen ruht Dem Dach sind an der Nordost und Sudostecke zwei sechseckige Turmchen mit gekuppelten Spitzbogenfenstern und Spitzhelm angefugt Die dazwischen liegende Ostwand ist auf Hohe des ersten Geschosses mit einer an Nurnberger Chorlein erinnernden Erkerarchitektur geschmuckt Der Grundriss des ausserlich sichtbaren Teils wird von 5 8 beschrieben wovon 3 8 mit Masswerkbrustung Fenstern mit Fischblasenmasswerk eingestellten Fialen sowie reichen bekronenden Wimpergen architektonisch ausgebildet sind Das Ganze baut auf einer krabbenverzierten polygonalen Konsole auf wobei der Baumeister augenscheinlich ihm bereits bekannte Renaissanceformen in die der Gotik ubersetzte An der westlichen Giebelwand ist dem Gebaude ein schmaler Treppenturm angefugt dessen quadratischer Grundriss auf Hohe des ersten Geschosses in das Achteck ubergeht Das mittels Spitzbogen nach Westen offene Turmerdgeschoss besitzt ein Kreuzgewolbe mit hangendem Schlussstein Den Abschluss des Turms bildet eine durchbrochene Laterne in reichster Formensprache der Bauzeit Der untere Aufbau zeigt einfache Spitzbogenfenster mit Nonnenkopf dazwischen viereckige Saulen auf denen an Wasserspeier erinnernde jedoch funktionslose Tierfiguren kauern die Fenster bekronen Kreuzblumen die Saulen Fialen den dahinter befindlichen Spitzhelm mit Kreuzblume Krabben dessen Fullungen von Dreipassen und Fischblasenmasswerk gebildet sind Inneres Bearbeiten nbsp Innenraum der Kapelle von Sudwesten Juni 2011Der Karner wird von einem zweischiffigen Tonnengewolbe uberspannt die Kapelle im Obergeschoss von einem einschiffigen Netzgewolbe mit drei Querjochen Letzteres ruht auf kapitelllosen gebundelten Wanddiensten Die Scheitelpunkte der Rippen sind mit Blau und Gold gefasst aus ihnen entspringt uberwiegend florale Malerei in den Gewolbezellen Diese thematisiert Heilkrauter nach dem Vorbild mittelalterlicher Herbarien Aus der gesamten Wandflache der Kapelle ist eine umlaufende nur an den Turoffnungen sowie der Ostseite ausgesparte steinerne Sitzbank vorgezogen Turoffnungen neben den bereits in der Aussenarchitektur beschriebenen Eingangen befinden sich in der Nordwand mit Spitzbogen zur Aussenkanzel sowie in der Westwand mit Rundbogen zum Treppenturm nbsp Innenraum der Kapelle von Osten Juni 2011Bis etwa zur Hohe der Turen zeigen die Wandflachen in Form illusionistischer Malerei einen umlaufenden scheinbar an der oberen Kante an einer Stange befestigten Teppich Des Weiteren ist an der Westwand eine stark restaurierte gemalte Kreuzigungsgruppe zu sehen an der nordlichen Ostwand die Seccomalerei einer Gregorsmesse Darunter befindet sich ein bauzeitlicher Wandschrank innerhalb eines Gewandes mit Uberstabungen und Zinnenabschluss Hervorzuheben ist auch das originale schmiedeeiserne Turblatt Ahnlich einem Portal offnet sich die Kapelle zum Chorlein in der Ostwand Seitlich befinden sich dreiteilige und im Zentrum fast wandhohe Fialaufbauten mit je zwei Baldachinnischen mit Figurenschmuck dazwischen spannt sich ein Kielbogen der auf der Innenseite mit Masswerk auf der Aussenseite mit Krabben und an der Spitze mit bekronender Kreuzblume verziert ist Zusatzlich sind einzelne Architekturglieder in starker uberwiegend von Blau und Gold gepragter Polychromie voneinander abgesetzt Die Fassung ist wohl ebenso wie die Restaurierung der ubrigen Malerei sowie der Figurenschmuck den Arbeiten von H Steinlein im Jahre 1912 zuzuschreiben Ausstattung BearbeitenIm Karner befinden sich ein um 1500 entstandenes Grab Christi ein kreuztragender Christus aus dem Ende des 16 Jahrhunderts ein Olbergchristus des 19 Jahrhunderts sowie zahlreiche noch mittelalterliche Grabplatten In der Kapelle ist vor allem die lebensgrosse von sieben Engelskopfen getragene doppelte Mondsichelmadonna hervorzuheben Sie wurde wohl um 1520 von Peter Schro einem Schuler Hans Backoffens geschaffen Der als Meisterwerk spatgotischer Schmiedekunst geltende siebenarmige Kronleuchter der ihr als Aufsatz dient entstand dagegen schon 1512 ausfuhrender Kunstler war C Spengeler Die Buntverglasung der Kapelle mit Flechtbandornamentik wurde bei den Restaurierungen des 19 Jahrhunderts nach geringen aufgefundenen Resten der Originalverglasung neu ausgefuhrt Die Glasfenster des Chorleins sind dagegen eine vollstandige Neuschopfung von J B C de Bethune aus Gent der in den 1870er Jahren auch fur die Neuverglasung der Pfarrkirche sorgte Literatur BearbeitenJakob Hochstetter St Michaels Kapelle zu Kiederich Mittelalterliche Bauwerke im sudwestlichen Deutschland und am Rhein Band 2 Veith Karlsruhe 1857 Online UB Heidelberg Folkhard Cremer Bearb Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Hessen II Regierungsbezirk Darmstadt Deutscher Kunstverlag Munchen 2008 ISBN 978 3 422 03117 3 S 507 u 508 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Michaelskapelle Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Christine Kenner Die gotische Michaelskapelle in Kiedrich Abschluss der Restaurierungsarbeiten In Denkmal Hessen 2022 2 S 60f 50 040878234167 8 0850926041667 Koordinaten 50 2 27 2 N 8 5 6 3 O Normdaten Geografikum GND 1026273765 lobid OGND AKS VIAF 264686990 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Michaelskapelle Kiedrich amp oldid 230586841