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Die evangelisch lutherische Marienkirche von Sandesneben liegt auf einem Hugel im Ortszentrum am Abschluss der nordlichen Auslaufer des Billetals Blick aus dem Ort auf die KircheNordfassade und Turm mit Feldsteinmauerwerk Inhaltsverzeichnis 1 Bau der Kirche 2 Ausstattung 3 Glocken 4 Orgel 5 Pastorat 6 Personlichkeiten 7 Fotografien 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksBau der Kirche BearbeitenDas Kirchspiel Sandesneben entstand 1278 als Abtrennung der Dorfer Sandesneben Luchow Labenz Klinkrade Steinhorst Franzdorf Schiphorst Schonberg Linau und Wentorf vom bereits seit 1158 existierenden Kirchspiel Nusse Die zum neuen Kirchspiel gehorenden Dorfer waren Besitz der adeligen Familien Scharpenberg Zulen und Ritzerow 1 Die Kirche selber wurde in den Jahren 1278 bis 1314 zwischen den zwei beiden Rundlingsdorfern aus denen das erstmals 1230 erwahnte Zanzegnewe genannte Dorf bestand 1 erbaut und der Jungfrau Maria gewidmet Kirche und Altar wurden am 24 Juni 1314 dem St Johannis Tag durch den Ratzeburger Bischof Markward von Jesowe geweiht Dies ist durch eine Urkunde aus dem gleichen Jahr belegt die im Altar eingemauert war und 1636 gefunden wurde Von dieser Urkunde existiert heute nur noch eine Abschrift Die Kirche steht im Dorf um gut zwolf Meter erhoht auf einem kleinen steil aufragenden Hugel der haufig als ehemaliger Burghugel angesehen wird Das Langhaus bestand ursprunglich aus drei steinernen Gewolben die aber 1640 einsturzten und durch eine Holzdecke ersetzt wurden die heute noch im Bereich des Altarraumes zu erkennen ist Reste der Gewolbe finden sich im Altarraum und im Kirchenschiff Der Vorbau am Eingang wurde bei einer Renovierung von 1963 bis 1965 angefugt Der fruhere Fachwerkturm brannte am 12 Oktober 1877 nieder Dieser Turm stand genauso wie der heutige 48 m hohe von 1906 bis 1907 erbaute neugotische Nachfolger nicht westlich vor der Kirche sondern im Osten der Nordseite des Schiffs 2 Am neuen Turm ist ein in Sandstein gemeisselter Pferdekopf als lauenburgisches Wappen zu finden da der Turmbau stark vom Landkreis unterstutzt wurde Im Laufe der Geschichte erfuhr das Kircheninnere einige Umbauten Fur die Umgestaltung im Jahre 1700 stiftete Magnus von Wedderkop der Kirche eine Kanzel einen Altar und eine Arp Schnitger Orgel Diese Innengestaltung verandert man 1780 wieder 1874 erfolgte unter dem Einfluss des Historismus eine Umgestaltung durch den preussischen Architekten Carl August Lohmeyer die bereits dicht an den heutigen Zustand herankam Die dreischiffige Aufteilung gab es ebenso wie die holzernen Bundelpfeiler und die eigenwilligen Tudorbogen unter und uber den Emporen Anfang der 1960er Jahre veranderte man das Innere der Kirche erneut dem Zeitgeschmack angepasst der Boden wurde gepflastert ein neuer schlichterer Steinaltar aufgebaut die Kanzel verandert die Emporen aus dem Altarraum entfernt und die grossen Glasfenster im Altarraum modernisiert Die bislang letzte Umgestaltung des Innenraums erfolgte 1992 die Kirche erhielt wieder eine neue Kanzel die Beleuchtung wurde ausgetauscht und die wenige Jahrzehnte vorher entfernten Emporen teilweise wieder hergestellt 1999 erwies sich die Bausubstanz des gesamten Westgiebels als marode so dass sowohl Mauerwerk als auch Holzkonstruktionen aufwendig saniert und in weiten Teilen ersetzt werden mussten 3 Ausstattung Bearbeiten nbsp TaufsteinfussDas alteste Ausstattungsstuck ist ein Taufsteinfuss aus dem 14 Jahrhundert Man fand ihn wahrend der Renovierung von 1956 in zwei Teile zerbrochen im Fundament der Emporen Der Taufstein war aus Kalkstein gefertigt der wahrscheinlich aus Gotland stammt Das Taufbecken selbst fehlt bis heute Die bemerkenswerten und in dieser Form seltenen Verzierungen im unteren Teil sind Gegenstand ausfuhrlicher Interpretationsversuche Es sind Tier und Menschenfiguren zu sehen die als Jagdszenen und Darstellung der Flora und Fauna zur Entstehungszeit gedeutet werden konnen fur die man aber auch einen christlich ikonographischen Bezug 4 konstruiert hat Der Taufstein soll eine Stiftung des Lubecker Ratsherren Aemilius Luchow sein 4 Die Kirche verfugt noch uber einen Opferstock mit Eisenbandbeschlag dessen Alter nicht genau bekannt ist Das wertvollste Ausstattungsstuck ein fruhgotischer Abendmahlskelch 5 aus dem fruhen 14 Jahrhundert befindet sich im St Annen Museum in Lubeck An der Wand gegenuber der Kanzel befindet sich ein kleiner holzerner Engelskopf der von dem 1598 gebauten und 1817 abgebrochenen herzoglichen Grabdenkmal in der Lauenburger Maria Magdalenen Kirche stammt Die Marienstatue in der Altarnische wurde 1978 von dem Bildhauer Joseph Pagenkemper aus Langenberg geschaffen An den Seitenwanden hangen zwei grosse Gemalde die ursprunglich als Altarbilder vorgesehen waren eines zeigt den auferstandenen Christus das andere Christus in Gethsemane 4 Im Innenraum der Kirche stehen noch vier Grabsteine die beim Umbau 1956 gefunden wurden Einer davon wurde fur Christoph Sierow 1700 bis 1757 den Amtmann des Amtes Steinhorst gefertigt 4 Glocken BearbeitenIm Turm hangen insgesamt vier Glocken Von diesen ist eine bereits alter drei Glocken ersetzten 1951 die wahrend des Zweiten Weltkriegs eingeschmolzenen Glocken Die drei Glocken von 1951 wurden als Gedachtnisglocken an die Kriegsereignisse entworfen und tragen die Inschriften Den Vermissten Niemand wird sie aus meiner Hand reissen Joh 10 28 LUT Den Gefallenen Siehe wir preisen selig die erduldet haben Jak 5 11 LUT Den Vertriebenen Wir haben hier keine bleibende Statt Hebr 13 14 LUT Orgel Bearbeiten nbsp Furtwangler Orgel von 1876Im Jahr 1701 1702 baute Arp Schnitger eine Orgel die von seinem Werkfuhrer Hans Hantelmann aufgestellt wurde Das Instrument verfugte uber 15 Register die sich auf zwei Manuale und Pedal verteilten Durch Georg Christoph Seyferth erfolgte 1780 ein Umbau der Orgel 6 Die heutige Orgel wurde 1876 durch Philipp Furtwangler amp Sohne mit ursprunglich 20 Registern auf zwei Manualen und einem Pedal gefertigt nachdem die Schnitger Orgel nach mehreren Branden und Loschwasserschaden unspielbar geworden war Sie ist Furtwanglers einziges in Schleswig Holstein erhaltenes Werk 14 originale Register sind erhalten 7 Im Zuge der Kirchenrenovierung folgte 1991 1992 eine Restaurierung durch den Orgelbauer G Christian Lobback und eine Erweiterung um Salicional und Oboe im Brustwerk auf 22 Register Nach Unwetterschaden 1999 baute Lobback die Orgel im Jahr 2002 aus und wieder ein Der funfteilige neogotische Prospekt hat in der Mitte ein risalitartig vorspringendes Flachfeld das von Pilastern gegliedert und von Vierpassen und einem vergoldeten Kreuz bekront wird Zwei flankierende Flachfelder haben oben einen Fries mit dem Bibelvers Lobet den Herrn mit Psaltern u Harfen Ps 150 3 LUT Sie leiten zu den uberhohten polygonalen Aussenturmen uber die durch Vierpasse verziert sind Die Pfeifenfelder schliessen nach oben mit Nonnenkopfen ab Dem Gehause ist ein profilierter Gesimskranz mit Spitzen aufgesetzt Die Disposition lautet wie folgt I Hauptwerk C f31 Bordun 16 F2 Prinzipal 8 F3 Hohlflote 8 F4 Oktave 4 F5 Gedackt 4 F6 Waldflote 2 F7 Quinte 2 2 3 8 Mixtur IV VI F9 Trompete 8 II Brustwerk C f310 Salicional 8 11 Gedackt 8 F12 Gemshorn 4 F13 Prinzipal 2 F14 Terzian II15 Blockflote 1 16 Scharff III17 Oboe 8 Tremulant Pedal C d118 Subbass 16 F19 Prinzipal 8 F20 Gedackt 8 F21 Oktave 4 F22 Posaune 16 Koppeln II I I PF Furtwangler 1876 Pastorat BearbeitenDas alte Pastorat wurde 1691 in Fachwerkbauweise errichtet und ist das alteste Haus im Dorf Sandesneben Es ist bis heute nicht stark verandert worden und dient gleichzeitig als Gemeindehaus Personlichkeiten BearbeitenZu ihren Pastoren zahlte der Dichter Michael Christoph Brandenburg der hier von 1755 bis zu seinem Tod 1766 amtierte Besonderen Einfluss auf die Entwicklung der Gemeinde nahmen die langjahrigen Pastoren Carl Catenhusen Amtszeit von 1850 bis 1893 und Arno Mau Amtszeit von 1929 bis 1953 In der Amtszeit Catenhusens wurde der Friedhof aus der unmittelbaren Umgebung der Kirche auf ein eigenes Grundstuck am Ortsrand verlegt in der Amtszeit Maus errichtete man die heutige Friedhofskapelle 2016 wurde die Kirche in den Medien erwahnt weil sich hier zum ersten Mal in der Geschichte der Kirche in Norddeutschland ein schwules Pastorenpaar die Pastorenstelle teilte 8 Fotografien Bearbeiten nbsp Ansicht von Osten mit Kriegerdenkmal nbsp Renovierter Westgiebel nbsp Hauptraum Blick zur Orgel nbsp Blick von der Empore in den Altarraum nbsp EngelskopfLiteratur BearbeitenHermann Augustin Hrsg Land hore des Herren Wort Ev luth Kirche und Kirchen im Kreis Herzogtum Lauenburg Schmidt Romhild Lubeck 1984 ISBN 3 7950 0700 3 S 247 252 Manfred Markwardt Marita Bauer Christian Lopau Kirchenfuhrer fur die St Marien Kirche zu Sandesneben Hrsg Kirchengemeinde Sandesneben Eigenverlag Sandesneben 2014 Einzelnachweise Bearbeiten a b Geschichte des Ortes auf der Homepage der Gemeinde Sandesneben Abgerufen am 12 November 2019 Bilder vom alten Turm und der Kirche ohne Turm auf einer privaten Internetseite zur Geschichte des benachbarten Ortes Kastorf Abgerufen am 11 Juli 2018 Ulrike Schwalm Sandesneben Zwei Frauen retten St Marien In Hamburger Abendblatt 28 August 2002 Sandesneben Zwei Frauen retten St Marien abgerufen am 11 Juli 2018 a b c d Rundgang durch die Kirche Flyer mit Auszugen zur Kirche aus der Chronik von Sandesneben Foto des Abendmahlskelchs auf der Homepage der Gemeinde Abgerufen am 9 Juli 2018 Gustav Fock Arp Schnitger und seine Schule Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord und Ostseekustengebiet Barenreiter Kassel 1974 ISBN 3 7618 0261 7 S 162 Hamburger Abendblatt vom 29 Juni 2001 Musik zum Orgeljubilaum abgerufen am 11 Juli 2018 Bericht des epd auf evangelisch de vom 6 Januar 2016 Abgerufen am 11 Juli 2018 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienkirche Sandesneben Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage der Gemeinde Geschichte der Kirchen der Gemeinde Sandesneben Ubersicht uber die Geschichte der Orgel53 687138888889 10 496472222222 Koordinaten 53 41 13 7 N 10 29 47 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkirche Sandesneben amp oldid 220920716