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Die Marienkirche ist eine evangelische Pfarrkirche im historischen Stadtkern von Gnoien im Landkreis Rostock in Mecklenburg Vorpommern Die Kirchengemeinde gehort zur Propstei Rostock im Kirchenkreis Mecklenburg der Evangelisch Lutherischen Kirche in Norddeutschland Nordkirche Marienkirche in Gnoien Sudansicht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Marienaltar 4 Sonstige Ausstattung 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte BearbeitenGnoien wurde wohl in der Regierungszeit des Fursten Nikolaus I von Werle 1277 gegrundet und erstmals 1257 erwahnt Vermutlich wurde der Kirchenbau unmittelbar nach der Grundung des Ortes um 1230 40 begonnen Die Kirche zahlte ursprunglich zum Bistum Cammin von dem aus im fruhen 13 Jahrhundert das nahe Kloster Dargun neu gegrundet worden war das die alteste christliche Gemeinde im damaligen Zirzipanien bildete Der alteste Teil der Kirche ist der Chor an den nach Westen anschliessend in den nachfolgenden Jahrhunderten die zweischiffige Hallenkirche und danach der etwa 1445 fertiggestellte Turm angebaut wurden Das Patronatsrecht der Kirche in Gnoien lag beim jeweiligen Landesherren Zur Pfarrei Gnoien gehorten seit alters her die Dorfer Bobbin Warbelow und Klein Niekohr Ausserdem ist Gnoien seit alters her Sitz einer Propstei die wechselnden Superintendenturen heute Gustrow unterstand und zu der in wechselndem Umfang verschiedene Pfarreien der Umgebung zahlten Das Patronatsrecht der Kirchen in den zur Propstei zahlenden Rittergutern lag bei den jeweiligen Gutsbesitzern In Gnoien vollzog sich die Reformation uber einen langeren Zeitraum wahrend dessen es zu Glaubensstreitigkeiten in der Stadt und Anfeindungen gegen verschiedene Pfarrer kam Der erste evangelische Pfarrer in Gnoien war 1532 der Prediger Valentin Knapp zehn Jahre spater fanden in den Dorfkirchen der Umgebung trotzdem bisweilen noch katholische Handlungen statt 1546 gab es eine Predigersynode fur Gnoien und Umgebung die u a auch die Gottesdienstordnung zum Inhalt hatte Im Dreissigjahrigen Krieg wurde die Kirche schwer beschadigt wonach umfangreiche Reparaturen durchgefuhrt wurden Unter anderem errichtete man damals die kraftigen Strebepfeiler am Aussenmauerwerk um die durch vom Druck der Gewolbe belasteten desolaten Mauern abzustutzen 1739 und 1830 wurden abermals umfangreiche Reparaturen u a an der stark verwitterten Westseite des Turmes durchgefuhrt nbsp Ansicht von Nordosten Die Vorhalle mit dem Staffelgiebel wurde im spaten 19 Jahrhundert erganzt Bis ins 18 Jahrhundert hinein befand sich der Friedhof der Stadt auf dem Platz um die Kirche 1784 wurde ein neuer Friedhof vor dem Rostocker Tor angelegt woraufhin die Belegung des alten Friedhofs endete Nachdem 1818 die letzten Graber um die Kirche eingeebnet worden waren erhielt der Kirchplatz seine heutige Gestaltung durch die Anpflanzung der heute noch vorhandenen Linden Bei der umfassenden Renovierung von 1877 bis 1881 durch Theodor Kruger erhielt die Kirche ihr heutiges neugotisches Aussehen wobei auch im Norden und Suden die Seitenkapellen angebaut wurden Anlasslich dieser Renovierung hat man den historischen Marienaltar aus dem Chor entfernt und in einer der Seitenkapellen untergebracht Fur den Hauptaltar im Chor wurde stattdessen ein neugotisches Gemalde beschafft Die beiden Weltkriege uberstand die Kirche bis auf die Ablieferung von Glocken unbeschadet In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg fanden in der Kirche zeitweilig auch Messen fur die nach Gnoien gekommenen katholischen Fluchtlinge und Vertriebenen statt bevor diese ein eigenes Gemeindehaus erhielten 1958 59 wurde der Marienaltar renoviert und wieder im Chor aufgestellt 1961 wurden die Fenster der Kirche neu verglast Gegen Ende der 1960er Jahre waren die Dacher der Kirche in desolatem Zustand doch wurde die Kirche vorerst nicht in den Kreisbauplan aufgenommen so dass uber mehrere Jahre Turmschieferplatten vom Dach herabsturzten und das Betreten des Kirchenplatzes nur noch auf eigene Gefahr erfolgen konnte Erst 1978 wurde mit Mitteln des Sonderbauprogramms zur Erhaltung von Kirchen der Kirchturm saniert und das Kirchenschiff neu eingedeckt zwei Jahre spater erhielten die Seitenkapellen und der Chor neue Dacher 1985 wurde ein elektrisches Lautewerk eingebaut 1992 und 2005 wurden Heizmoglichkeiten im Kirchenschiff geschaffen so dass dieses seitdem ganzjahrig fur Gottesdienste zur Verfugung steht Beschreibung Bearbeiten nbsp Blick vom Schiff zum Chor nbsp Deckenmalerei im ostlichen Gewolbejoch des ChorsDie Stadtpfarrkirche St Marien ist ein fruhgotischer Backsteinbau bestehend aus Chor Langhaus und Turm Das Aussere ist reichhaltig an allen Seiten mit Blenden Friesen und Strebepfeilern geschmuckt und gegliedert Der rechteckige Chor aus Backsteinen mit seinen zwei quadratischen Jochen und zwei steilen Kreuzrippengewolbe entstand Mitte bis Ende des 13 Jahrhunderts Das Satteldach ist niedriger als das vom Langhaus Die Chorfenster sind seitlich zweiteilig und am Ostgiebel dreiteilig Zum Langhaus offnet sich der Chor durch zwei spitzbogige Arkaden Bemerkenswert ist die Gewolbemalerei im Chor die um 1300 entstand und die um 1880 freigelegt und erneuert wurde Das ostliche Gewolbejoch zeigt Christus als Erloser der Welt ausserdem Maria Anna und Johannes den Taufer Das westliche Gewolbejoch zeigt biblische Szenen die Geburt Jesu die Kronung Maria die Verkundigung Maria sowie die Kreuzigungsszene Das zweischiffige Langhaus stammt aus dem 14 Jahrhundert Die gotische Saalkirche mit ihren drei Jochen wird durch starke Strebepfeiler gestutzt und gegliedert Ein Satteldach schutzt das Gebaude Die Kreuzrippengewolbe werden von achteckigen Pfeilern getragen Die sechs dreiteiligen Spitzbogenfenster weisen Kleeblattfriese auf Ein Deutsches Band schmuckt als Fries die Wande Die Einbauten der Empore storen den Eindruck der ansonsten harmonischen gotischen Kirche Die spitzbogigen Portale an der Nord und Sudseite springen zuruck und werden verziert in den Gewanden durch Rundstabe Der quadratische Westturm von 1445 hat einen vierseitigen Pyramidenhelm mit einer Gaube fur die Uhrschlagglocken Der Turm misst bis zur Spitze des Wetterhahns rund 56 Meter Der Blendenschmuck betont in den Obergeschossen die Horizontale An der Westseite befindet sich ein Spitzbogenportal das durch Wulste und Kehlen gegliedert ist Durch die Restaurierungen in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts fanden Veranderungen an den Fenstern und Schmuckmotiven statt Bei der neugotischen Umgestaltung der Kirche in der Zeit um 1880 wurden auch die seitlichen Anbauten an den Chor erganzt Die Vorhalle an der Nordseite des Chors hat einen durch Blenden gegliederten Staffelgiebel und ein Portal das mit einem Wimperg uberkront wurde Auch die Sakristei an der Sudseite des Chors weist einen Staffelgiebel auf Marienaltar Bearbeiten nbsp Marienaltar im ChorDer spatgotische Flugelaltar entstand in etwa um 1510 20 Dem Stil nach konnte er einer Lubecker Werkstatt zugeschrieben werden In der Ausfuhrung des Altars speziell in der Gestaltung der Gesichter und der Haartracht der dargestellten Figuren lassen sich mindestens zwei ausfuhrende Meister unterscheiden Im Mittelschrein befindet sich Maria im Strahlenkranz mit dem Knaben auf dem Arm die zu ihren Fussen einst von zwei bereits vor Jahrzehnten gestohlenen Engeln flankiert wurde Links und rechts des Mittelbildes sowie in den beiden Flugel geben insgesamt zwolf Reliefs Szenen aus dem Marienleben wieder Die oberen sechs Bilder zeigen von links nach rechts das Gebet fur das kinderlose Paar Anna und Joachim die Geburt Maria Maria auf den 13 Stufen des Tempels Maria Vermahlung mit Josef Maria Verkundigung sowie Maria Heimsuchung Die unteren sechs Bilder zeigen die Geburt Jesu die Beschneidung Jesu die Anbetung durch die drei Weisen Jesu im Tempel die Flucht nach Agypten und den Marientod An den senkrechten Streben zwischen den einzelnen Relieffeldern befinden sich weitere kleine Figuren Die Aussenseiten der Altarflugel waren einst bemalt jedoch waren die Gemalde im Lauf der Zeit sehr schadhaft geworden und wurden bei einer Restaurierung dann entfernt Der Marienaltar stand bis zur Sanierung der 1880er Jahre im Chor der Kirche Darauf nahm man Anstoss an der vorreformatorischen Arbeit in der evangelischen Kirche und hat den Altar in die Sakristei versetzt Anstelle des Marienaltars wurde ein neugotisch gerahmtes Olgemalde mit einer Kreuzigungsszene als Altaraufsatz verwendet Der Marienaltar wurde 1958 59 umfassend renoviert Dabei wurde er neu vergoldet und schadhafte Teile der Figuren wurden ersetzt Anschliessend wurde er wieder im Chor aufgestellt Da es weiterhin Bedenken gegen den Altar gab hat die Kirchengemeinde ein grosses holzernes Kruzifix auf dem Altartisch aufgestellt das die Marienfigur grosstenteils verdeckte Dieses Kruzifix wurde spater im Chor aufgehangt so dass der Blick auf den gesamten Altar frei wurde nbsp Mittelbild des Altars nbsp Flugeltafel MarientodSonstige Ausstattung Bearbeiten nbsp Blick zur OrgelemporeDie Orgel der Kirche ist bereits mindestens das dritte Instrument in der Geschichte der Kirche und wurde vom Orgelbauer Friedrich Hermann Lutkemuller im Jahr 1859 als Ersatz fur ein 1737 38 bei David Baumann gebautes Instrument gebaut Die Orgel hat 24 Register auf zwei Manualen und Pedal Im Jahr 1892 ersetzte Lutkemuller auf Weisung des Orgelrevisors Massmann das Register Flautino 2 durch Sanfte Aeoline 8 Die ursprunglichen Orgelpfeifen mussten im Ersten Weltkrieg abgeliefert werden und wurden 1925 durch Zinkpfeifen ersetzt Lange Zeit unterblieben notige Instandhaltungen an dem Instrument 1994 fanden erste Notreparaturen statt um den weiteren Zerfall aufzuhalten Nachdem im Sommer 2003 starke Hitze und Trockenheit weitere Schaden an dem Instrument verursacht hatten wurde die Orgel unter wesentlicher Kostenbeteiligung der ZEIT Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius bis zum Sommer 2004 umfassend restauriert wobei auch der Umbau von 1892 ruckgangig gemacht und das ursprungliche Klangbild wiederhergestellt wurden I Hauptwerk C f3Bordun 16 Viola di Gamba 16 Principal 8 Flote 8 Salicional 8 Octave 4 Quinte 2 2 3 Octave 2 Mixtur VTrompete 8 II Oberwerk C f3Quintaton 16 Principal 8 Gedackt 8 Dolce 8 Octave 4 Flote 4 Flautino 2 Clarinett 8 Pedal C d1Subbass 16 Violon 16 Principal 8 Bassflote 8 Violoncell 8 Posaune 16 Koppeln Manualkoppel PedalkoppelNeben der heute verwendeten Kanzel aus dem 19 Jahrhundert hat sich im Turmuntergeschoss eine Kanzel aus dem spaten 16 Jahrhundert erhalten die mit den Evangelisten und Sankt Salvator als Bildnissen in Nischen versehen ist Des Weiteren sind zu erwahnen zwei Holzfiguren wahrscheinlich aus dem 14 Jahrhundert die Christus und Maria darstellen der gotische Taufstein der aus Brudersdorf bei Dargun stammen soll und ein gotischer Kelch von 1424 An der Ostwand des Kirchenschiffs ist rechts neben dem Chorbogen das neugotische Altarbild von Paul Haendler von 1881 aufgehangt das sich bis 1959 im Chor befunden hatte Gegen Ende des 19 Jahrhunderts waren funf Bronzeglocken im Kirchturm aufgehangt davon zwei Stundenschlagglocken in der charakteristischen Gaube des Turmdachs In den beiden Weltkriegen mussten verschiedentlich Glocken abgeliefert werden und wurden spater durch Neuanschaffungen ersetzt von 1945 bis 1959 kam sogar ein alter Kesselboden als Ersatz fur die abgelieferten Uhrglocken zum Einsatz Die alteste in der Kirche erhaltene Glocke stammt aus dem 13 Jahrhundert und wurde von Albertus Anegod gegossen Die neuesten Glocken fur Stunden und Viertelstundenschlag wurden 2001 gestiftet nbsp Historische Kanzel nbsp Ehemaliges AltarbildLiteratur BearbeitenKirchgemeinderat Gnoien Geschichte und Geschichten um den Kirchturm Gnoien 2004 Kirchgemeinderat Gnoien Die St Marien Kirche zu Gnoien und ihre Geschichte Gnoien 2007 Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Mecklenburg Deutscher Kunstverlag Munchen und Berlin 1980 Marianne Mehling Hrsg Knaurs Kulturfuhrer Mecklenburg Vorpommern Droemer Knaur Munchen 1991 ISBN 3 426 26490 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marienkirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen zur Lutkemuller Orgel Video vom Vollgelaut der Glocken53 967983 12 709288 Koordinaten 53 58 4 7 N 12 42 33 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marienkirche Gnoien amp oldid 205903694