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Ludwig Holger Pfahls 13 Dezember 1942 in Luckenwalde ist ein deutscher Jurist und ehemaliger politischer Beamter CSU Von 1985 bis 1987 war er Prasident des Bundesamts fur Verfassungsschutz und von 1987 bis 1992 beamteter Staatssekretar im Bundesministerium der Verteidigung 2005 wurde er im Zusammenhang mit der Affare um den Waffenhandler Karlheinz Schreiber wegen Vorteilsannahme und Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt 2011 wurde er wegen betrugerischen Bankrotts und Betrugs zu 4 Jahren Gefangnis verurteilt Vorher war er jahrelang im Ausland auf der Flucht gewesen Inhaltsverzeichnis 1 Studium 2 Richter und Beamter 3 Verfassungsschutzprasident und Staatssekretar 4 Anwalt und Daimler Benz Bevollmachtigter 5 Flucht und Strafverfahren 5 1 Leuna Affare 5 2 Schreiber Affare um Panzerlieferung nach Saudi Arabien 6 Anklage und Verurteilung wegen betrugerischen Bankrotts und Betrugs 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseStudium BearbeitenPfahls besuchte das Leibniz Realgymnasium in Frankfurt und die Rupprecht Oberrealschule in Munchen Er studierte an den Universitaten Heidelberg Freiburg Wurzburg und Munchen Rechtswissenschaften und wurde 1971 mit der Dissertation Staat Kirche und Volksschule in Bayern zum Dr jur promoviert Richter und Beamter BearbeitenPfahls trat in den bayerischen Justizdienst ein 1974 wechselte er in das neu geschaffene Bayerische Umweltministerium und trat 1976 als Landtagsreferent in die Bayerische Staatskanzlei ein Dort wurde Franz Josef Strauss auf ihn aufmerksam und holte ihn 1978 als personlichen Referenten in seinen engeren Mitarbeiterkreis 1981 wurde Pfahls Leiter des Buros des Bayerischen Ministerprasidenten und ubernahm 1982 die Leitung der Grundsatzabteilung der Staatskanzlei Verfassungsschutzprasident und Staatssekretar BearbeitenVom 1 August 1985 bis 1 April 1987 war Pfahls Prasident des Bundesamts fur Verfassungsschutz 1 Danach holte ihn der damalige Verteidigungsminister Manfred Worner CDU auf Vorschlag von Strauss als beamteten Staatssekretar in das Ministerium Er war dort verantwortlich fur Rustungskontrolle Beschaffung und Export von Waffen Anfang 1992 schied Pfahls angeblich freiwillig dort aus dem Amt Spekuliert wurde in diesem Zusammenhang uber eine Verwicklung in geheime Waffenlieferungen aus den Bestanden der Nationalen Volksarmee der DDR an Israel vermutlich Sturmgewehre vom Typ Kalaschnikow AK 74 aus dem Ex DDR Munitionslager Kavelsdorf Anwalt und Daimler Benz Bevollmachtigter BearbeitenPfahls trat danach in eine Anwaltssozietat in Munchen ein Er wurde Generalbevollmachtigter der Daimler Benz AG zunachst fur Belgien und ab 1995 fur die Ostasien Vertretung in Singapur Sein damaliger Assistent war Dieter Holzers Sohn Nicolas Presserecherchen und Veroffentlichungen des Juli und August 2004 legen nahe dass sich Pfahls bereits wahrend seiner Zeit als beamteter Staatssekretar aktiv fur die Interessen von Daimler Benz AG und seiner Tochterunternehmen wie der DASA inzwischen EADS eingesetzt hat so bei der Beschaffung des Eurofighter Daimler Benz war auch Lieferant von Motoren und Fahrgestellen fur den ABC Spurpanzer Fuchs Flucht und Strafverfahren BearbeitenPfahls hat in mehreren Fallen Schmiergelder in Hohe von mehreren Millionen D Mark angenommen um politische Entscheidungen im Sinne von Lobbyisten zu fordern Strafverfolgungsmassnahmen erfolgten lediglich im Zusammenhang mit der Affare um Karlheinz Schreiber wegen der Lieferung von Panzern an Saudi Arabien In der Leuna Affare um Dieter Holzer wurde gegen ihn in Deutschland nicht ermittelt Leuna Affare Bearbeiten Hauptartikel Leuna Affare In den Jahren 2003 und 2004 wurden in einem spektakularen Gerichtsprozess in Paris die Geschaftspraktiken des Olkonzerns Elf Aquitaine juristisch aufgearbeitet darunter auch die Modernisierung und Erweiterung der alten Minol Raffinerie im ostdeutschen Leuna und der damit verbundene Verkauf der Minol Tankstellenkette durch die Treuhandanstalt an Elf in den Jahren 1991 Ausschreibung und 1992 Zuschlag und Vertragsunterzeichnung Die Beweisaufnahme 2003 ergab dass dabei ab Februar 1993 mindestens 161 Mio Franc etwa 25 Mio Euro vom Lobbyisten Dieter Holzer uber seine Gesellschaft Delta International an unterschiedliche weitgehend unbekannte Empfanger verteilt wurden Holzer wurde in diesem Zusammenhang in Frankreich zu Haft und Geldstrafe verurteilt Der fruhere Elf Manager Alfred Sirven sagte aus dass zwei damalige deutsche Minister oder Staatssekretare grosse Summen bekommen hatten Mindestens zwei Zahlungen 3 6 Mio DM und 1 5 Mio DM von Holzer erfolgten am 18 und 19 Marz 1993 auf zwei Konten in Luxemburg die von der franzosischen Justiz Pfahls zugeordnet wurden Franzosische Presserecherchen ergaben noch hohere Summen Unklar ist ob Pfahls der endgultige Empfanger war oder das Geld an Dritte weitergereicht wurde Schreiber Affare um Panzerlieferung nach Saudi Arabien Bearbeiten Am 22 April 1999 erwirkte die Staatsanwaltschaft Augsburg beim dortigen Amtsgericht einen Haftbefehl gegen Pfahls wegen des dringenden Tatverdachts der Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung Ihm wurde vorgeworfen vom Lobbyisten und Waffenhandler Schreiber 3 8 Millionen D Mark auf ein von diesem treuhandisch verwaltetes Konto in der Schweiz uberwiesen bekommen zu haben um einen Vertrag uber die Lieferung von 36 ABC Spurpanzer Fuchs nach Saudi Arabien zu ermoglichen Da wegen der vom Abnehmer gewunschten kurzfristigen Lieferung eine zeitnahe Produktion durch den Hersteller Thyssen AG nicht moglich war setzte Pfahls gegen den Widerstand des Heeres durch dass die Panzer aus den Bestanden der Bundeswehr nach Saudi Arabien geliefert wurden obwohl dadurch die Abwehrfahigkeit und die Ausbildungsfahigkeit des Heeres beeintrachtigt war Bei einem Auftragsvolumen von 446 Millionen D Mark sollen dabei 220 Millionen D Mark als Schmiergelder an die arabischen Auftraggeber die Waffenhandler Schreiber und Rolf Wegener sowie an Manager des Thyssen Konzerns geflossen sein Das Geld hatte Pfahls bei der Steuererklarung verschwiegen und dadurch Steuern von mehr als 1 9 Millionen D Mark hinterzogen Die Generalstaatsanwaltschaft in Munchen uberprufte den Haftbefehl und setzte ihn ausser Vollzug In der Zwischenzeit Anfang Mai 1999 setzte sich Pfahls nach Taiwan ab das mit Deutschland kein Auslieferungsabkommen hat Der damalige Staatsanwalt Winfried Maier schloss spater nicht aus dass Pfahls von der geplanten Verhaftung vorzeitig informiert worden war Am 6 Juli 1999 verlor sich seine Spur in Taipeh Pfahls schien nach Hongkong geflogen zu sein Wie am 10 Oktober 2005 in den ARD Nachrichten und dem Nachrichtenmagazin Report Munchen gemeldet wurde Pfahls bei seiner langwahrenden Flucht durch die franzosischen Nachrichtendienste Direction de la surveillance du territoire und Direction Generale de la Securite Exterieure unterstutzt die ihn unter anderem unbemerkt jeweils durch die Personenkontrollen diverser Flughafen geschleust haben sollen um sowohl die ruhende Elf Aquitaine als auch die Leuna Affare nicht zeitlich unpassend aufzuruhren 2000 schloss die CSU ihr langjahriges Mitglied Pfahls aus Begrundet wurde dies jedoch nicht mit dem Skandal um die Schmiergeldzahlungen sondern ruckstandigen Mitgliedsbeitragen Am 13 Juli 2004 wurde Pfahls in Paris festgenommen Die von einem franzosischen Fernsehteam gemachten Aufnahmen wurden von der Polizei beschlagnahmt und nicht zur Veroffentlichung freigegeben Am 20 Januar 2005 wurde Pfahls in Forbach an die deutschen Behorden ausgeliefert und als Untersuchungshaftling in die Justizvollzugsanstalt in Kaisheim verbracht Am Tag darauf eroffnete ihm der Vorsitzende Richter am Landgericht Augsburg Maximilian Hofmeister im dortigen Strafjustizzentrum den Haftbefehl Beim Prozessauftakt vor dem Landgericht Augsburg am 28 Juni 2005 gestand Pfahls die Annahme von Schmiergeld in Hohe von zwei Millionen D Mark von Waffenhandler Karlheinz Schreiber fur ein Panzergeschaft Uber seinen Verteidiger kundigte er ein weiteres Teilgestandnis uber die Annahme von weiteren 1 8 Millionen D Mark Schmiergeld an Pfahls sagte vor dem Landgericht aus bei den 1990 von Schreiber auf ein Schweizer Nummernkonto treuhanderisch eingezahlten zwei Millionen D Mark habe es sich um Bezahlung fur Lobbyarbeit beim Verkauf von Fuchs Panzern an die USA gehandelt Er ausserte Bedauern daruber das Geld angenommen zu haben Es ist mir nicht nur peinlich es ist mir auch unerklarlich wie es zu diesem Aussetzer gekommen ist Dabei betonte er aber es sei bei den Zahlungen nicht um Bestechung gegangen da das Geschaft auch ohne sein Zutun zustande gekommen ware Auch die 1 8 Millionen D Mark beim Verkauf von ABC Fuchs Panzern an Saudi Arabien 1991 will er nach den Worten seines Verteidigers Volker Hoffmann nicht als Bestechungsgeld sondern fur Lobbyarbeit kassiert haben Am 3 August 2005 wurde Pfahls diesbezuglich insbesondere durch die Aussage von Altkanzler Helmut Kohl entlastet indem dieser die eigene Verantwortung fur das Panzergeschaft mit Saudi Arabien bestatigte Pfahls entging dadurch dem Vorwurf der Bestechlichkeit Die Staatsanwaltschaft warf Pfahls nur vor die insgesamt 3 8 Millionen D Mark nur fur das Geschaft mit Saudi Arabien kassiert zu haben Das Geschaft mit den USA spielte dagegen in der Anklage keine Rolle auch weil nicht endgultig geklart wurde ob ein Teil der Vorwurfe verjahrt ist Pfahls stand wahrend des Prozesses zu seiner Aussage Ich war nicht der Einzige den der Waffenhandler bezahlt hat Damit wurde fur die Ermittler im Strauss Prozess erstmals das uber Schweizer Tarnkonten abgewickelte weit verzweigte Schmiergeldsystem Schreibers bestatigt Zu Umstanden Mithelfern und Hintergrunden seiner langjahrigen Flucht ausserte sich Pfahls nicht Am 12 August 2005 wurde Pfahls vom Landgericht Augsburg wegen Vorteilsannahme und Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten verurteilt was dem Antrag der Staatsanwaltschaft entsprach Wie der Vorsitzende Richter Hofmeister sagte war dem fruheren Staatssekretar im Rahmen eines Deals zwischen Gericht Staatsanwaltschaft und Verteidigung diese Strafe in Aussicht gestellt worden falls er ein Gestandnis ablege Die Strafe konnte da sie zwei Jahre uberstieg zwar nicht von vornherein zur Bewahrung ausgesetzt werden jedoch wurde Pfahls bereits kurz nach dem Urteil im September 2005 nach 13 Monaten Haft der Halfte seiner Gefangnisstrafe unter Anrechnung der Zeit in Auslieferungs und Untersuchungshaft auf Bewahrung entlassen Anklage und Verurteilung wegen betrugerischen Bankrotts und Betrugs BearbeitenIm September 2007 erklarte sich Ludwig Holger Pfahls fur mittellos und stellte Zahlungen an seine Glaubiger unter anderem den Fiskus ein Im Dezember 2010 wurde berichtet die Staatsanwaltschaft ermittle wegen der Vermutung er verheimliche ein Millionenvermogen 2 Diese Ermittlungen fuhrten zu seiner Verhaftung und einer weiteren Anklage gegen ihn die die Staatsanwaltschaft Augsburg am 11 April 2011 wegen Bankrotts Betrugs und Erpressung erhob 3 Anfang Oktober 2011 begann der neue Prozess Pfahls gestand dass rund 2 1 Millionen Euro auf Konten auf den Bahamas in der Schweiz und in Luxemburg lagen 4 Am 9 November 2011 wurde er zu 4 Jahren Haft verurteilt 5 Nach Uberzeugung des Gerichts hatte Pfahls nach seiner Freilassung seine Villa in Sudfrankreich an einen Strohmann verkauft und mehrere Millionen Euro auf Tarnkonten verschoben 6 Durch Rucknahme der gegen dieses Urteil eingelegten Revision wurde das Urteil im Dezember 2011 rechtskraftig 7 Wegen Beihilfe wurden seine Ehefrau und der Lobbyist Dieter Holzer zu mehrjahrigen Haftstrafen verurteilt 7 Literatur BearbeitenMatthias Geis Kleiner Fisch ganz gross In Die Zeit Nr 31 2004 Peter Fahrenholz Der Fall eines Prinzen In Suddeutsche Zeitung 14 Juli 2004 Stephan Lebert Ein Ausgestossener klagt an In Die Zeit 8 Marz 2018 S 12 Weblinks BearbeitenDossier zu Ludwig Holger Pfahls Spiegel OnlineEinzelnachweise Bearbeiten Geschichte In verfassungsschutz de Archiviert vom Original abgerufen am 28 Juni 2023 Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Pfahls soll Millionen vor Glaubigern verheimlicht haben Nicht mehr online verfugbar 23 Dezember 2010 ehemals im Original abgerufen am 25 Dezember 2010 1 2 Vorlage Toter Link www spiegel de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Bankrott Betrug Erpressung Erneut Anklage gegen Ludwig Holger Pfahls Nicht mehr online verfugbar 20 April 2011 ehemals im Original abgerufen am 27 April 2011 1 2 Vorlage Toter Link www rp online de Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Ex Staatssekretar Pfahls gibt Auslandskonten zu Focus Online 5 Oktober 2011 Ex Staatssekretar Pfahls zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt In Suddeutsche Zeitung 9 November 2011 Gefangnisurteil rechtskraftig Focus Online 27 Dezember 2011 a b fr online dePrasidenten des Bundesamtes fur Verfassungschutz Otto John 1950 1954 Hanns Jess kommissarisch 1954 1955 Hubert Schrubbers 1955 1972 Gunther Nollau 1972 1975 Richard Meier 1975 1983 Heribert Hellenbroich 1983 1985 Ludwig Holger Pfahls 1985 1987 Gerhard Boeden 1987 1991 Eckart Werthebach 1991 1995 Hansjorg Geiger 1995 1996 Peter Frisch 1996 2000 Heinz Fromm 2000 2012 Hans Georg Maassen 2012 2018 Thomas Haldenwang seit 2018 Normdaten Person GND 140216715 lobid OGND AKS VIAF 103757780 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pfahls Ludwig HolgerKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist und Politiker CSU GEBURTSDATUM 13 Dezember 1942GEBURTSORT Luckenwalde Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludwig Holger Pfahls amp oldid 235046214