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Leopold von Anhalt Kothen 29 November 1694 in Kothen 19 November 1728 ebenda war regierender Furst von Anhalt Kothen aus dem Hause der Askanier Er ist als Forderer und lebenslanger Freund Johann Sebastian Bachs in die Geschichte eingegangen Leopold Furst von Anhalt Kothen im Harnisch Den Hermelinmantel halt sein Kammermohr Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 1 2 Fruhe Jahre 1 3 Kavalierstour 1 4 Regierungszeit 2 Leistungen 3 Gartenkunst 4 Ehen und Nachkommen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie Bearbeiten Leopold war der zweite Sohn von Furst Emanuel Lebrecht von Anhalt Kothen und dessen ursprunglich morganatischer Gattin Gisela Agnes von Rath 1 1698 erfolgte die offizielle Anerkennung aller mannlichen Nachkommen durch die anhaltischen Fursten und 1699 die kaiserliche Bestatigung Von seinen funf Geschwistern uberlebten ihn nur sein Bruder und Nachfolger August Ludwig und seine Schwester Prinzessin Christiane Charlotte Fruhe Jahre Bearbeiten nbsp Leopold Furst von Anhalt KothenLeopolds Vater verstarb bereits 1704 wodurch seine Mutter als Regentin massgeblichen Einfluss auf die Erziehung des erst zehnjahrigen Knaben erlangte Das vaterliche Testament setzte zwar die streng lutherische Furstin als Vormund Konig Friedrich I von Preussen jedoch als Obervormund ein Die Obervormundschaft bevorzugte eine reformierte Erziehung Leopolds der bisher von seiner Mutter lutherisch erzogen worden war und bestimmte deshalb dass der kunftige Furst die von Friedrich I gegrundete neue Ritterakademie Berlin besuchte die zeitgleich zur Ritterakademie in Dom Brandenburg entstand und so ging Leopold 1708 bis 1710 dorthin 2 Im November 1708 fand am Berliner Hof die grosse Festoper Alexanders und Roxanen Heyrath von Augustin Reinhard Stricker statt in der Leopold als Tanzer mitwirkte Kavalierstour Bearbeiten Am 9 Oktober 1710 begann Leopold seine Kavalierstour Hier begleitete ihn der lutherische Christoph Jobst Zanthier da kein geeigneter reformierter Begleiter gefunden werden konnte Dass die Anstrengungen seiner Mutter gering gewesen sein durften einen solchen zu finden ist offensichtlich Seine Reise fuhrte ihn im Winter 1710 11 nach Den Haag wo er in nur vier Monaten insgesamt zwolf Mal die Oper besuchte und damit seine Vorliebe fur die Musik offenbarte Vor allem die Werke von Jean Baptiste Lully beeindruckten ihn und er erwarb eine rare Opera des Herrn Lully die Musik gedruckt Leopold selbst spielte Cembalo und Violine Nach Leopolds Ruckkehr 1711 wollte Friedrich I ihn zu einer commandirenden Generalitat committiren doch zeigte Leopolds Mutter ihren Unwillen und so zog der Konig seinen Vorschlag wieder zuruck Stattdessen reiste Leopold nach England und besuchte die Oper in London und die Universitat Oxford wo ihn vor allem die Bibliothek interessierte Anschliessend reiste er uber Holland Frankfurt am Main und Augsburg nach Italien In Venedig gab er allein fur Opernbesuche 130 Taler aus In Rom wurde eigens fur einen Monat ein Violinmeister vermutlich Johann David Heinichen engagiert Dieser begleitete die Kothener Reisegesellschaft vermutlich auch wahrend ihrer weiteren Zeit in Italien Auf einen Besuch in Florenz folgte Turin und neun Tage spater Wien Dort erwarb er das Buch mit 12 Cantaten von Francesco Mancini Am 17 April 1713 kehrte Leopold nach Kothen zuruck Seine Ausgaben beliefen sich auf insgesamt 55 749 Taler Die aufgrund der hohen Kosten entstandene Debatte beendete Leopold mit dem Entschluss die Kothener Hofmusik zu grunden und die Halfte der Kosten selbst zu tragen Dank der 1713 erfolgten Auflosung der Berliner Hofkapelle standen ihm ausgezeichnete Musiker zur Verfugung Als erster Dirigent der neuen Hofkapelle wurde 1714 der Opernkomponist Augustin Reinhard Stricker nach Kothen verpflichtet den Leopold schon aus seiner Berliner Zeit kannte Regierungszeit Bearbeiten Am 30 November 1715 hatte Leopold sein vogtbares Jahr erreicht und am 14 Mai 1716 nahm er im Schloss und Rathaus die Erb und Landeshuldigungen entgegen Seine Mutter die von 1704 bis 1715 als Regentin geherrscht hatte zog sich auf ihren Witwensitz Schloss Nienburg in Nienburg Saale zuruck Die ersten Probleme warteten aber bereits auf den jungen Fursten Wegen der seit 1702 in Anhalt Kothen eingefuhrten Primogenitur musste er seinen jungeren Bruder August Ludwig abfinden Dieser erhielt das als Exklave jenseits von Gusten gelegene 1547 von Georg III erbaute Schloss Warmsdorf und das Land Warmsdorf mit allen Einkunften im Jahr 1715 1716 waren es 9 893 zuvor 13 094 Taler sowie weitere Zugestandnisse Nicht lange nach seiner Thronbesteigung bot der 22 jahrige Leopold Johann Sebastian Bach den Posten als Kapellmeister seiner Hofkapelle an Man darf davon ausgehen dass Leopold den Komponisten schon seit der Hochzeit seiner Schwester am 24 Januar 1716 kannte als Bach im Gefolge des Weimarer Herzogs Ernst August I in Nienburg erschien Der bisherige Hofkapellmeister Stricker verliess Kothen Anfang 1717 und bereits am 5 August 1717 unterzeichnete Bach den Vertrag mit Kothen Da er jedoch versaumt hatte in Weimar um Entlassung zu bitten wurde er dort fur kurze Zeit arrestiert und konnte daher erst Anfang 1718 seine Kothener Stelle als Strickers Nachfolger antreten Dank des musikinteressierten jungen Fursten der zeitweise selbst als Violinist im Orchester mitwirkte wurden die Kothener Jahre zu einer ausserst produktiven Zeit fur Johann Sebastian Bach Hier entstanden neben der seinem Gonner gewidmeten weltlichen Kantate Durchlauchtster Leopold BWV 173a zahlreiche Instrumentalwerke Konzerte mehrere der Brandenburgischen Konzerte Teil I des Wohltemperierten Claviers sowie mehrere Orchestersuiten Furst Leopold stand Pate bei der Geburt von Bachs fruh verstorbenem Sohn Leopold August und blieb dem Komponisten auch nach seinem Weggang 1723 freundschaftlich verbunden In der Folgezeit gab es zwischen Leopold und seinem Bruder August Ludwig im fernen Warmsdorf wie auch mit seiner Mutter in Nienburg wiederholt Streitigkeiten So schickte Leopold 1718 oder 1719 bewaffnete Manner nach beiden Orten um dort sein Wappen anbringen zu lassen Seine Mutter liess jedoch das Wappen ihres Sohnes sofort wieder entfernen Die so erlittene Demutigung beantwortete Leopold 1721 mit weiteren Truppen die nach Nienburg marschierten das Wappen Kothens wieder anbrachten und den dortigen Amtsadvokaten Johann Jacob Langemach festnahmen Auch nach der jenseits von Anhalt Bernburg gelegenen doch zu Kothen gehorigen Exklave Warmsdorf wurde Militar entsandt um funf Richter zu arrestieren die im dortigen Gebiet im Auftrag seines Bruders amtiert hatten Im August 1722 einigten sich die Bruder doch war die Mutter nicht Teil des Vergleichs Am 17 November 1728 spielte Furst Leopold zum letzten Mal Violine und starb zwei Tage darauf im Alter von 33 Jahren Mangels eines mannlichen Nachkommen sein einziger Sohn Erbprinz Emanuel Ludwig starb kurz vor ihm wurde Leopolds Bruder August Ludwig sein Nachfolger Einen Tag nach der Beisetzung Leopolds am 23 Marz 1729 in der Furstengruft der St Jakobskirche fuhrte Bach seine Trauerkantate Klagt Kinder klagt es aller Welt die sogenannte Kothener Trauermusik BWV 244a im Rahmen eines Gedachtnisgottesdienstes fur den verstorbenen Landesherren in der Jakobskirche auf Fur dieses Gelegenheitswerk griff Bach vermutlich auf neun Satze der Matthauspassion zuruck Lediglich der Text ist im Original uberliefert doch eine Rekonstruktion der Musik wurde 2010 am gleichen Ort uraufgefuhrt Leistungen BearbeitenFur das Furstentum Anhalt Kothen war die 1714 erfolgte Neugrundung der Hofmusik zuerst unter Augustin Reinhard Stricker und nach ihm unter Bach eine bedeutende kulturelle Bereicherung Den uberwiegenden Teil von Bachs weltlicher Musik verdanken wir seiner Kothener Schaffenszeit Weiterhin wurde 1718 zusammen mit August Ludwig die Schlossbibliothek als Bibliotheque publique neu gegrundet die aber mit 190 Banden zunachst nur einen bescheidenen Umfang hatte Unter Leopold von Anhalt Kothen begann 1724 die Uberformung des Kothener Schlossgartens im barocken Stil Der Aufbau eines bedeutenden Orangeriebestandes und die Errichtung eines prunkvollen Orangeriegebaudes fallen in diese Zeit Leopold liess die Burgstrasse erneuern und die Wallstrasse in Kothen von Grund auf neu anlegen wo er seinem Kapellmeister J S Bach ein neues Haus zur Verfugung stellte 1723 wurde mit Unterstutzung des Fursten ein Waisenhaus in Kothen eroffnet Die Kothener Leopoldstrasse ist nach ihm benannt Gartenkunst BearbeitenSeit 1714 bemuhte sich Leopold von Anhalt Kothen um den Aufbau eines qualitativ hochwertigen Orangeriebestandes fur den Kothener Residenzgarten den heutigen Schlossgarten der von Ludwig von Anhalt Kothen um 1606 begrundet worden war Ab 1720 entstand hier ein neues Gartenquartier in dem Zitrus und andere Kubelpflanzen aufgestellt wurden Bis ca 1728 errichtete man auch die prachtige Orangerie die der Architekt Johann Michael Hoppenhaupt der Altere entworfen hatte 3 Ehen und Nachkommen BearbeitenIm Dezember 1721 heiratete Furst Leopold in erster Ehe Prinzessin Friederike Henriette von Anhalt Bernburg 1702 1723 Die beiden hatten eine gemeinsame Tochter Prinzessin Gisela Agnes von Anhalt Kothen 1722 1751 Furst Leopold II von Anhalt DessauDie Namenswahl wurde als Versohnungsgeste gegenuber seiner Mutter interpretiert Nach dem Ableben seiner ersten Gattin vermahlte Leopold sich 1725 mit Prinzessin Charlotte Friederike von Nassau Siegen 1702 1785 Tochter des Fursten Friedrich Wilhelm I von Nassau Siegen Mit ihr hatte er zwei Kinder die beide fruh verstarben Erbprinz Emanuel Ludwig von Anhalt Kothen 1726 1728 Prinzessin Leopoldina Charlotte von Anhalt Kothen 1727 1728 Literatur BearbeitenLeopold Furst von Anhalt Kothen Reisetagebuch Hs im Historischen Museum Schloss Kothen Hermann Waschke Anhaltische Geschichte 3 Bande Schulze Cothen 1912 13 Christine Siegert Florentiner Musikkultur zur Zeit des Besuchs von Prinz Leopold von Anhalt Kothen in Cothener Bach Hefte 12 2004 ISBN 3 910017 08 8 NDB 11 317 und 14 268 Michael Karkosch Der Fruchtbringende Lustgarten zu Kothen und die anhaltische Orangeriekultur in Die Gartenkunst 2 2010 S 177 207 ISSN 0935 0519 Einzelnachweise Bearbeiten Heinrich Ludwig Gude Staat der Fursten zu Anhalt Sambt einem Anhang von Hertzogthumb Sachsen Lauenburg 1708 S 64 und 10 von Freyberg Berichte des von Freyberg an den Oberhauptmann von Freyberg wahrend des Aufenthalts Furst Leopolds von Anhalt Kothen an der Ritterakademie in Berlin 1707 1708 Akte In Landesarchiv Sachsen Anhalt Benutzungsort Dessau Hrsg Anhalt Kothen Das Furstenhaus Die Edukation Erziehung und Information des Erbprinzen Leopold und des Prinzen August Ludwig von Kothen 1704 1710 Akte Rep Z 70 A 2 Nr 1 a Eigenverlag Berlin Dessau 1708 S 1 f sachsen anhalt de abgerufen am 7 April 2023 400 Jahre Gartenkunst in Kothen abgerufen am 8 Marz 2011VorgangerAmtNachfolgerEmanuel LebrechtFurst von Anhalt Kothen 1704 1728August LudwigNormdaten Person GND 104173416 lobid OGND AKS LCCN n95093248 VIAF 263843594 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME LeopoldALTERNATIVNAMEN Anhalt Kothen Leopold vonKURZBESCHREIBUNG Furst von Anhalt KothenGEBURTSDATUM 29 November 1694GEBURTSORT KothenSTERBEDATUM 19 November 1728STERBEORT Kothen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Leopold Anhalt Kothen amp oldid 232557596