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Die St Jakobs Kirche ist die evangelische Stadtkirche der Stadt Kothen Anhalt Sie ist der spatgotische Nachfolgebau einer romanischen Kirche aus dem 12 13 Jahrhundert In der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts wurde das Gebaude renoviert und dabei teilweise umgestaltet Die Gruft der Kirche ist die Grablege des Furstenhauses von Anhalt Kothen St Jakob in Kothen Inhaltsverzeichnis 1 Baugeschichte und Baugestalt 2 Ausseres 3 Inneres 3 1 Furstengruft 4 Orgeln 5 Glocken 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBaugeschichte und Baugestalt BearbeitenMit dem Bau der heutigen Jakobskirche wurde in der Zeit um 1400 begonnen 1406 wurde Kothen von etwa 2000 Reisigen des Magdeburger Erzbischofs Graf Gunther II von Schwarzburg belagert und beschossen An eines der verwendeten Geschosse soll die im Nordteil der Kirche eingemauerte Steinkugel erinnern 1 Zwischen 1488 und 1513 wurde das Kirchenschiff uberwolbt nachdem fehlende Gelder durch auswartige Stiftungen und Darlehen aufgebracht wurden 2 Bis zum Jahr 1514 entstand dabei eine Kirche die aus einem dreischiffigen Langhaus besteht und im Osten durch einen kurzen eingezogenen Chor mit 5 8 Schluss abgeschlossen wird nbsp Kothen Westturme von St JakobUrsprunglich stand vor dem Langhaus im Westen ein Turm der jedoch im Jahr 1599 einsturzte An seiner Stelle wurde erst in den Jahren 1896 bis 1898 unter der Leitung des Architekten Bernhard Sehring das heutige Turmpaar errichtet mit 75 Metern die hochsten Kirchturme in Anhalt 1525 wurde die Reformation in Kothen eingefuhrt Ab 1533 bis zu seinem Tode wirkte hier der beruhmte Reformator Johann Schlaginhaufen 1498 1560 Ursprunglich katholisch dann lutherisch ab 1606 reformiert diente St Jakob stets als Pfarrkirche der Stadtgemeinde Dies fuhrte zu wiederholten erheblichen Anderungen vor allem des Innenraums und besonders zur Entfernung wesentlicher Teile der mittelalterlichen Ausstattung der Kirche An drei Seiten des Langhauses fugte man 1672 Emporen fur die gewachsene Gemeinde ein Bei der letzten grossen Umgestaltung der Kirche zwischen 1866 und 1869 wurden diese jedoch wieder entfernt Hierbei legte man auch die noch heute bestehende Furstengruft neu an und errichtete in den jeweils ostlichsten Jochen der Seitenschiffe steinerne Emporen fur den Rat und das Furstenhaus Unter der nordlichen der beiden Emporen fand eine neue Sakristei ihren Platz Daruber hinaus erganzte man die Ausstattung in dieser Zeit durch einen neuen Altar eine Kanzel und eine Orgel In dieser Form hat sich das Gebaude weitgehend bis heute erhalten Ausseres BearbeitenDie Kothener St Jakobs Kirche gliedert sich im Wesentlichen in drei von aussen gut zu unterscheidende Bauteile Im Westen steht zunachst das Turmpaar das mit dem dazwischen liegenden Vorraum und Emporengebaude und der Galeriebrucke den Eindruck eines riegelartigen Westbaus macht Es hebt sich sowohl formal als auch stilistisch von der ubrigen Kirche ab So wurden im Gegensatz zu den ubrigen Aussenwanden der Kirche an den Obergeschossen der Turme und dem oberen Teil des Emporengebaudes auch Ziegelsteinverblendungen eingesetzt und fur damalige Verhaltnisse sehr moderne Formen fur die Verzierungen gewahlt An das Turmpaar schliesst sich das Langhaus der Kirche an welches sich uber funf Joche erstreckt und von einem hohen schiefergedeckten Dach bekront wird Den Ostabschluss bildet ein im Vergleich dazu klein wirkender kurzer Chorbau mit polygonal gebrochenem Abschluss und steilem Dach Beide Dachpartien tragen jeweils einen sechs bzw achtseitigen Dachreiter mit nahezu identischen geschweiften Hauben sowie an der Ostseite des Chores ein grosses Zwerchhaus An der sudlichen zum Markt der Stadt weisenden Flanke ist dem Langhaus ein flachgedeckter mit einer Masswerkbalustrade gezierter Anbau angefugt der die Vorhalle des Sudportals der Kirche aufnimmt Alle Aussenwande der Kirche sind steinsichtig und werden nur durch schlichte Strebepfeiler mit sparsamen Werksteinverzierungen einem umlaufenden Gesims unter den Fensterbanken und den dreibahnigen Fenstern mit spatgotischen Werksteinmasswerken gegliedert nbsp Westliches PortalVon Westen her betritt man die Kirche durch ein Doppelportal an dem sich gotische Stilzitate und Formen des zum Ende des 19 Jahrhunderts hin aufkommenden Jugendstils vermischen Die beiden ubrigen Portale befinden sich jeweils an der Nord beziehungsweise an der Sudseite am zweiten Joch des Langhauses Inneres BearbeitenDas Innere der Kirche prasentiert sich als einheitlicher dreischiffiger Hallenraum uber funf Jochen An diesen schliesst sich im Osten ein kurzer leicht erhohter Chor an der einen aus drei Seiten des Achtecks gebildeten Abschluss besitzt Das Mittelschiff ist etwa doppelt so breit wie die beiden Seitenschiffe und wird von diesen durch achteckige Pfeiler getrennt die in Kapitellen enden Auf ihnen ruht ein den gesamten Innenraum uberspannendes Netzgewolbe welches mit grossen farbig gefassten Schlusssteinen geschmuckt ist In den ostlichsten Jochen der Seitenschiffe befinden sich steinerne Emporeneinbauten mit neugotischem Bauschmuck Bei Gottesdiensten hatte auf der sudlichen Empore ursprunglich das Furstenhaus und ihm gegenuber der Rat der Stadt seinen festen Sitz Unter der nordlichen Empore wurde die Sakristei eingerichtet Vor dem Aufgang zum Chor fuhrt eine schmale steile Treppe zur Furstengruft hinab Nordlich davon hat am Pfeiler die Kanzel der Kirche ihren Aufstellungsort erhalten Den Westabschluss der Halle bildet eine die gesamte Breite des Innenraums einnehmende Emporenanlage mit einer steinernen Masswerkbrustung Unter der Empore fuhrt ein Vorraum zum Westportal zwischen den Turmen Die Wande des Innenraums sind weiss getuncht Die Pfeiler Arkadenbogen und Gewolberippen sind steingrau und rot gefasst und mit einem weissen Fugennetz versehen Bei der letzten Renovierung wurden die Kapitelle und Kragsteine der Pfeiler und Wandpartien mit Blattgold verziert Furstengruft Bearbeiten In der Gruft der Kirche St Jakob befindet sich das Erbbegrabnis der askanischen Fursten von Anhalt Kothen Folgende Mitglieder der Familie sind hier in zum Teil aufwandig verzierten Prunksargen bestattet Ludwig I 1579 1650 Furst von Anhalt Kothen Amoena Amalie von Bentheim Tecklenburg und Steinfurt 1586 1625 1 Ehefrau des Fursten Ludwigs I Ludwig 1607 1624 Erbprinz von Anhalt Kothen Sohn des Fursten Ludwigs I Luise Amoena von Anhalt Kothen 1609 1625 Tochter Fursten Ludwigs I Sophie zur Lippe 1599 1654 2 Ehefrau des Fursten Ludwig I Amalie Luise von Anhalt Kothen 1634 1635 Tochter Fursten Ludwigs I Wilhelm Ludwig 1638 1665 Furst von Anhalt Kothen Lebrecht 1622 1669 Furst von Anhalt Kothen Sophie Eleonore von Stolberg Wernigerode 1628 1675 Ehefrau des Fursten Lebrecht Emanuel 1631 1670 Furst von Anhalt Kothen Anna Eleonore von Stolberg Wernigerode 1651 1690 Ehefrau des Fursten Emanuel Johanna 1618 1676 Dechantin in Quedlinburg Tochter des Fursten August von Anhalt Plotzkau Sophie 1627 1679 Tochter des Fursten August von Anhalt Plotzkau Elisabeth 1630 1692 Tochter des Fursten August von Anhalt Plotzkau Friederike Henriette von Anhalt Bernburg 1702 1723 1 Ehefrau des Fursten Leopold Emanuel Lebrecht 1671 1704 Furst von Anhalt Kothen Gisela Agnes von Rath 1669 1740 Ehefrau des Fursten Emanuel Lebrecht August Lebrecht 1693 Erbprinz von Anhalt Kothen Sohn des Fursten Emanuel Lebrecht Leopold 1694 1728 Furst von Anhalt Kothen Emanuel Ludwig 1726 1728 Erbprinz von Anhalt Kothen Sohn des Fursten Leopold Leopoldine Charlotte 1727 1728 Tochter des Fursten Leopold Gisela Auguste 1698 Prinzessin von Anhalt Kothen Tochter des Fursten Emanuel Lebrecht Christiane Charlotte 1702 1745 Tochter des Fursten Emanuel Lebrecht August Ludwig 1697 1755 Furst von Anhalt Kothen Agnes Wilhelmine von Wuthenau 1700 1725 1 Ehefrau des Fursten August Ludwig Gisela Henriette 1722 1728 Tochter des Fursten August Ludwig Agnes Leopoldine 1724 1766 Tochter des Fursten August Ludwig Christiane Johanne Aemilie von Promnitz 1708 1732 2 Ehefrau des Fursten August Ludwig Anna Friederike von Promnitz 1711 1750 3 Ehefrau des Fursten August Ludwig Charlotte Sophie 1733 1770 Tochter des Fursten August Ludwig Karl August 1771 1793 Sohn des Fursten Karl Georg Lebrecht Luise 1772 1775 Tochter des Fursten Karl Georg Lebrecht Ludwig 1778 1802 Sohn des Fursten Karl Georg Lebrecht Luise von Hessen Darmstadt 1779 1811 Ehefrau des Prinzen Ludwig Friedrich Wilhelm August 1801 Sohn des Prinzen Ludwig Ludwig II August Karl Friedrich Emil 1802 1818 2 Herzog von Anhalt Kothen Wilhelm Ernst 1717 1719 Erbprinz von Sachsen Weimar Eisenach Sohn der Eleonore Wilhelmine von Anhalt Kothen Heinrich 1778 1847 4 Herzog von Anhalt Kothen Auguste Reuss zu Kostritz 1794 1855 Ehefrau des Herzogs HeinrichOrgeln BearbeitenBis 1866 stand in St Jakob eine Orgel von Zacharias Thayssner die jedoch storanfallig und wahrend Johann Sebastian Bachs Wirkungszeit 1717 1723 in Kothen sogar unspielbar gewesen sein soll Die jetzige Orgel wurde im Zuge der Bach Renaissance 1872 von Friedrich Ladegast Weissenfels erbaut und am 15 September besagten Jahres eingeweiht Das mechanische Instrument hat 47 Register auf drei Manualen und Pedal Ursprunglich waren nur 40 Register vorgesehen die Anzahl wurde in der weiteren Planung auf 44 und anschliessend auf den jetzigen Umfang erhoht Die Orgel ist vom Erbauer 1905 mit einer Barkermaschine fur das Hauptwerk erganzt worden 1928 kam ein Motor dazu der den Blasebalg abloste 3 1972 wurden drei Register barockisiert und dieser Eingriff 1992 ruckgangig gemacht 4 Zuletzt wurde die Orgel 1997 umfassend restauriert Sie umfasst 3000 Pfeifen in einer Grosse zwischen zehn Zentimetern und zehn Metern Diese sind den einzelnen Werken als Pfeifengruppen zugeordnet 5 6 nbsp Prospekt der Ladegast Orgel von 1872I Hauptwerk C f A 1 1 Principal 16 2 Bordun 16 3 Principal 0 8 4 Viola di Gamba 0 8 5 Doppelflote 0 8 6 Flauto amabile 0 8 7 Nasard 0 5 1 3 8 Octave 0 4 9 Gemshorn 0 4 10 Rohrflote 0 4 11 Quinte 0 2 2 3 12 Octave 0 2 13 Terz 0 1 3 5 14 Cornett II IV15 Mixtur IV V16 Trompete A 2 0 8 II Oberwerk C f 17 Gedackt 16 18 Geigenprincipal 0 8 19 Quintaton 0 8 20 Salicional 0 8 21 Rohrflote 0 8 22 Octave 0 4 23 Flauto minor 0 4 24 Nasard 0 2 2 3 25 Octave 0 2 26 Piccolo 0 1 27 Progressio harm II IV28 Oboe 0 8 III Echowerk C f 29 Gedact 16 30 Aeoline 16 31 Viola d amour 0 8 32 Liebl Gedact 0 8 33 Flauto traverso 0 8 34 Fugara 0 4 35 Zartflote 0 4 36 Flautino 0 2 Pedal C 37 Violon 32 38 Principalbass 0 16 39 Violon 16 40 Subbass 16 41 Nasard 10 2 3 42 Ovtavbass 0 8 43 Cello 0 8 44 Bassflote 0 8 45 Octave 0 4 46 Posaune 16 47 Trompete 0 8 Koppeln OW HW EW HW HW P Anmerkungen Abbildung vom Spieltisch von 1972 Original von Ladegast nicht vorhanden Glocken BearbeitenDie Kirche besitzt heute drei Glocken in der Tonfolge es g c Die kleinste Glocke wurde um 1400 durch einen unbekannten Giesser geschaffen die mittlere 1931 durch die Giesserei Schilling Apolda 2001 kam die grosse Glocke hinzu die durch die Kunst und Glockengiesserei Lauchhammer geschaffen wurde Alle Glocken hangen an geraden Jochen und werden elektrisch angetrieben Literatur BearbeitenStadt und Kathedralkirche St Jakob zu Kothen Kleiner Kirchenfuhrer Hrsg Evangelische Kirchengemeinde St Jakob KothenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons St Jakob Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Evangelische Kirchengemeinde St Jakob Kothen Beitrag zur Orgel auf www orgel verzeichnis de abgerufen am 29 Oktober 2022Einzelnachweise Bearbeiten Gunther Hoppe Die Entwicklung der Stadt Kothen ein chronologischer Abriss 2 Teil 1985 S 7 Gunther Hoppe 1985 S 6 Kothen St Jakobi Stadtkirche Orgel Verzeichnis Orgelarchiv Schmidt Abgerufen am 29 Oktober 2022 https musikkoffer sachsen anhalt de instrument ladegast orgel in der kirche st jakob koethen Informationen zur Ladegast Orgel Sylke Hermann 150 klangvolle Jahre In Glaube und Heimat vom 24 Juli 2022 S 9 51 751208333333 11 973647222222 Koordinaten 51 45 4 3 N 11 58 25 1 O Normdaten Geografikum GND 1146181418 lobid OGND AKS VIAF 7782151248009144270009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Jakob Kothen amp oldid 237626780