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Langeleik auch langleik norwegisch langes Spiel ist eine langgestreckte Griffbrettzither die in der norwegischen Volksmusik besonders in den Regionen Valdres und Hallingdal traditionell von Frauen gespielt wird Mit einer Melodie und normalerweise sieben Bordunsaiten gehort die Langeleik wie das historische Scheitholt zu den Bordunzithern Langeleik Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Bauform und Spielweise 3 Verbreitung 4 Literatur 5 Diskografie 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenBordunzithern haben sich aus einsaitigen Stabzithern Musikstaben entwickelt der neben den Musikbogen einfachsten Form eines Saiteninstruments Die europaischen Zithern gehen auf das in der griechischen Antike zu Unterrichtszwecken gebaute Monochord zuruck Es bestand aus einem rechteckigen Holzkasten mit einem verschiebbaren Steg uber den eine Saite verlief Claudius Ptolemaus uberlieferte in seinem musiktheoretischen Werk Harmonik aus dem 2 Jahrhundert n Chr eine Kastenzither mit 15 gleich langen Saiten die als Unterrichtsmittel und in einem Ensemble verwendet wurde In derselben Funktion und zur Bestimmung der Lange von Orgelpfeifen wird ein solches Monochord mit zwischen einer und acht Saiten in mehreren Quellen des 10 und 11 Jahrhunderts erwahnt Nach einer Handschrift die sich im St John s College in Cambridge befindet und nach dem Werdener Psalter der in Berlin aufbewahrt wird beide aus dem 12 Jahrhundert setzten Spielleute das Monochord zusammen mit anderen Musikinstrumenten ein Vermutlich hatten sie die beweglichen Stege durch Bunde ersetzt und so die ersten Griffbrettzithern geschaffen Die Entwicklung verlief geradlinig bis zu den Bordunzithern die bei gleichbleibendem Korpus neben der Spielsaite mit einer Reihe Bordunsaiten ausgestattet wurden Daneben entstand mit dem Trumscheit im 12 Jahrhundert ein einsaitiges Streichinstrument ohne Griffbrett bei dem die Saite durch Beruhrung mit dem Daumen in der Naturtonreihe zum Erklingen gebracht werden konnte Durch einen Ruckgriff auf die Grundform eines Monochords erfand der schwedische Prediger Johann Dillner 1829 das einsaitige mit Bunden ausgestattete Psalmodikon das mit einem Bogen gestrichen wurde Es war in Skandinavien und im Baltikum als Hilfsmittel im Schulunterricht weit verbreitet 1 nbsp Ein Engel musiziert mit Langeleik in einem Orchester von 32 Engeln die Jesus und seine Apostel umgeben Wandmalerei in der um 1560 ausgemalten Nordkapelle der Kirche von Rynkeby Danemark Der Name Scheitholt ist erstmals bei Michael Praetorius in seinem Werk Syntagma musicum II De Organographica von 1619 fur eine Zither mit zwei Melodie und zwei Bordunsaiten belegt Die ersten Scheitholte besassen keinen Boden zwei mit dem Daumen gezupfte Spielsaiten und bis zehn Bordunsaiten Zum Typus eines langrechteckigen Kastens zahlt in Frankreich die epinette des Vosges Weiterentwicklungen mit einem von der Mandoline ubernommenen an einer Seite ausgebauchten Korpus sind die suddeutsche Scherrzither die in Norddeutschland den Niederlanden und Danemark verbreitete Hummel die in Danemark humle genannt wird und die ungarische citera In Schweden heisst dieser Instrumententyp langspel oder langharpa in Island langspil Eine besondere Variante in Finnland ist die vom Namen der finnischen Kastenzither kantele abgeleitete jouhi kantele auch jouhikko die mit dem Bogen gestrichen wird und typologisch zu den Streichleiern zahlt Die estnische kannel mit funf bis zwolf Saiten wird gezupft ebenso die ahnlich geformte litauische kankles und die grossere dreieckige kokles in Lettland Die niederlandische noordse balk besitzt einen elegant geschwungenen symmetrischen Korpus der mittig von einem Griffbrett geteilt wird uber das sechs Spielsaiten verlaufen In Vardal bei Gjovik wurde 1980 die alteste Langeleik mit der Jahreszahl 1524 gefunden 2 Dieser Fund ist alter als die bis dahin bekannten schriftlichen Quellen zu den Bordunzithern Die alteste bekannte Abbildung um 1560 stammt aus der Kirche von Rynkeby im sudlichen Danemark 3 Die erste namentliche Erwahnung einer Langeleik ist die Beschreibung eines Gastes bei einer Hochzeit die 1619 im Dorf Hemne 90 Kilometer westlich von Trondheim stattfand Der Gast konnte weil er angetrunken war sich nicht mehr an das Lied erinnern das er gesungen hatte wusste aber noch dass ein Madchen ihn auf der Langeleik begleitet hatte So steht es in einem 1622 veroffentlichten Bericht des Trondheimer Bischofs Ende des 17 Jahrhunderts war die Langeleik ein beliebtes Begleitinstrument fur Tanze und Lieder in Hjartdal in der sudnorwegischen Provinz Telemark Dasselbe wird im 18 Jahrhundert fur den nahegelegenen Ort Tinn angegeben Wahrscheinlich wurde die Langeleik in weiten Teilen des Landes gespielt Anfang des 20 Jahrhunderts schien das Instrument nicht mehr zeitgemass und verschwand um 1930 aus den Rundfunkprogrammen Die Tradition blieb danach nur begrenzt in den sudnorwegischen Regionen Valdres und Hallingdal erhalten Seit den 1970er 1980er Jahren gibt es eine gewisse Wiederbelebung Langeleiks sind in Musikgeschaften zu kaufen und werden in manchen Schulen unterrichtet Bauform und Spielweise BearbeitenDer Korpus ist langrechteckig und flach wobei viele Instrumente sich an einem Ende verjungen und einige auf einer oder beiden Seiten leicht ausgebaucht sind Die Saiten verlaufen uber eine ebene Decke bis zu einem in den Korpus integrierten oder abgesetzten und nach unten gebogenen Wirbelkasten Die altesten Exemplare aus dem 17 Jahrhundert sind einfache aus Brettern gefugte rechteckige Kasten ohne Boden Die Zahl der Saiten schwankt bei alteren Langeleiks zwischen vier und 14 heute sind eine Melodiesaite und sieben Bordunsaiten aus Stahl ublich Bis zu drei Bordunsaiten konnen bei manchen Instrumenten kurzer sein Die freie Lange der Melodiesaite bei einem modernen Exemplar betrug 72 Zentimeter Der Abstand der Bunde bei fruheren Instrumenten ergab ungewohnliche Tonintervalle die zwischen einem temperierten Halbton und Ganzton lagen Ein Halbtonintervall kommt in der alteren norwegischen Volksmusik nicht vor 4 Der pythagoreischen Stimmung gemass bilden Quinte und Oktave den Rahmen der Tonskala Die Intervalle bei verschiedenen alten Instrumenten weichen betrachtlich voneinander ab Heute ist eine diatonische Skala fur die Melodiesaite ublich die beim Grundton c1 beginnt 5 Die Bordunsaiten sind im Quint und Oktavabstand oder als Dur Dreiklang gestimmt 6 In den 1920er Jahren gab es teilweise kontroverse Diskussionen unter Musikern und Komponisten uber die in der norwegischen Volksmusik verwendeten Tonskalen 7 Erik Eggen veroffentlichte 1923 eine Untersuchung alter Langeleiks und kam zu dem Schluss dass die Volksmusik teilweise auf einer Naturtonreihe besonders auf dem achten bis zwolften Oberton basiert wahrend Eivind Groven dessen Untersuchungen sich auf die Seljefloyte Weidenflote konzentrierten in noch starkerem Mass die Bedeutung der Naturtonskala hervorhob Eine andere These fuhrte die ungleichen Tonstufen auf die unbewusste gleichzeitige Verwendung verschiedener Skalen zuruck Als Grundlage der Untersuchungen konnten 100 noch entsprechend funktionsfahige Langeleiks dienen die zu der Gesamtzahl von 200 Exemplaren gehoren die aus der Zeit zwischen der Mitte des 17 Jahrhunderts und dem 19 Jahrhundert erhalten geblieben waren Eine weitere Untersuchung von 1974 erbrachte das verbindende Ergebnis dass sich bei vielen Langeleiks die Intervalle der unteren und der oberen Oktave unterscheiden und sich insgesamt ausser Quinte und Oktave kaum eine klare Intervallregel feststellen lasst 8 Die Langeleik liegt quer vor dem sitzenden Spieler auf einem Tisch Die Melodiesaite und einige oder alle Bordunsaiten werden mit einem langen Plektrum in der rechten Hand gezupft Zeigefinger Mittel und Ringfinger der linken Hand verkurzen die Melodiesaite Der Daumen kommt grundsatzlich nicht der kleine Finger bei manchen Musikern zum Einsatz Diese Spielweise wird zur Begleitung von Volkstanzen in gleichbleibendem Tempo angewandt bei anderen Melodien etwa den klokkeslatter klokke latt Glockenton Glockenmelodien in tempo rubato konnen gelegentlich auch einzelne Begleitsaiten zur Melodiebildung angezupft werden Das in einem schwingenden Bogen in einer Auf und Abwartsbewegung gefuhrte Plektrum produziert den Rhythmus Die Abwartsbewegung erfolgt mit etwas starkerem Druck gegen die Saiten und so dass die Melodiesaite lauter erklingt als die ubrigen Saiten damit der Melodieton auf den Grundschlag fallt Bei manchen Aufwartsbewegungen streicht das Plektrum nur uber die Melodie und die ersten zwei oder vier Begleitsaiten Zwischen den mit dem Plektrum bei der Abwartsbewegung erzeugten Grundschlagen fallen rhythmische Unterteilungen durch die auf die Saite druckenden Finger der linken Hand Wahrend der Mittel oder Ringfinger die Saite niederdruckt kann der Zeigefinger die Saite fur einen zusatzlichen Zwischenton anzupfen Desgleichen ergibt sich wenn nur ein Finger auf der Saite ruht und beim Abheben die Saite seitwarts wegdruckt Ein zweiter Effekt entsteht wenn ein Finger der linken Hand die Melodiesaite direkt auf einen Bund schlagt und so einen hoheren als den bereits mit dem Mittelfinger niedergedruckten und mit dem Plektrum angeschlagenen Ton hinzufugt Beide Spieltechniken der linken Hand ergeben in Verbindung mit den Grundschlagen des Plektrums maximal vierfach unterteilte rhythmische Muster 9 Verbreitung BearbeitenIn der norwegischen Volksmusik sind bis heute mehrere traditionelle Saiteninstrumente in Gebrauch Die alten Blasinstrumente zu denen lange Holztrompeten lur gehorten sind dagegen auch aus den landlichen Regionen verschwunden Die Langeleik fallt traditionell in den Wirkungskreis der Frauen In landlichen Regionen hielten sich die Frauen im Sommer mit dem Vieh auf den Hochweiden soeter auf Hier entstand eine besondere Liedgattung im Zusammenhang mit den alltaglichen Aufgaben Bestimmte smorbon genannte Lieder beschreiben die Herstellung von Butter es gab melodisch ausgestaltete Rufe fur Ziegen geitlokkar Kuhe kulokkar oder zur Verstandigung der Hirten laling huving uber grosse Entfernungen Am fruhen Abend waren die Frauen auf dem soeter mit Handarbeiten beschaftigt oder trugen Instrumentalstucke lydarslattar mit Langeleiks vor Spater am Abend spielten sie zu Gesellschaftstanzen Konzert und Tanzbegleitung blieben die beiden Einsatzgebiete der Langeleik Schriftliche Quellen vom Ende des 17 Jahrhunderts kunden von regelmassig sonntagabends stattfindenden Konzerten bei denen Frauen Langeleik spielten Dennoch gab es einige Manner die als professionelle Langeleik Spieler bekannt wurden Ragnhild Viken um 1810 1895 war eine professionelle Langeleik Spielerin die auf Markten und bei Feierlichkeiten auftrat Sie brachte das Instrument ihrem Sohn Johannes Viken 1844 1936 bei der ebenfalls ein bekannter Musiker wurde In ebensolchem Ansehen stand Berit Pynten 1809 1812 1899 1900 die in einem Gehoft in Valdres lebte In ihrer niedrigen Hutte erhielt sie in den 1880er Jahren Besuch von Edvard Grieg der sich vorspielen liess und ihre Tanzlieder auf Papier notierte Grieg und andere norwegische Komponisten studierten im 19 Jahrhundert Volksmusik die sie als Element der nationalen Kultur schatzten Von Berit Pynten wird uberliefert dass sie wahrend des Spiels ein kleines tanzendes Puppchen mit einer Schnur an ihrer rechten Hand befestigt hatte 10 Im Lauf des 17 Jahrhunderts kamen verschiedene Formen der Violine auf welche die beiden Einsatzgebiete der Langeleik ubernahmen und sie allmahlich in ihr Kerngebiet zuruckdrangten Das europaische Streichinstrument verbreitete sich unter den Namen flatvele flache Geige und venleg vele gewohnliche Geige uberwiegend im Norden und Osten des Landes wahrend die Hardangerfiedel hardingfele mit zusatzlichen vier oder funf Resonanzsaiten unter dem Griffbrett in nahezu unveranderter Form seit etwa 1700 im Suden und Westen gespielt wird 11 Die auf der Langeleik gespielten Musikstucke werden in Tanzlieder und Melodien zum Zuhoren unterteilt Zu den Tanzliedern gehoren der nach seiner Heimatregion Hallingdal benannte lebhafte und schnell gespielte Tanzstil halling der ganger und in Valdres Hallingdal und Telemark der in einem strengen asymmetrischen Takt stehende springar Mehrere Komponisten ubernahmen Rhythmus und melodische Formen des springar unter anderem Edvard Grieg in seiner Volksmusikadaption Jon Vestafes Springdans Opus 72 2 In der Popularisierung der Volksmusik waren Grieg der Violinist Ole Bull 1810 1880 und der Komponist Ludvig Mathias Lindeman 1812 1887 vorausgegangen Lindemans umfangreiche Sammlung norwegischer Volkslieder AEldre og nyere norske Fjeldmelodier Altere und neuere norwegische Bergmelodien erschien in zwolf Banden zwischen 1853 und 1863 ein Nachfolgeband kam 1867 heraus Seine Klavierbearbeitung des Tanzstuckes Springlatt enthalt nach Aussage des norwegischen Pianisten Einar Steen Nokleberg von der linken Hand zu spielende typische Tonfolgen der Langeleik 12 Konzertante Musikstucke gehoren zur Gruppe der klokkeslatter oder huldreslatter Huldrenmelodien Huldra ist ein den Trollen verwandtes schones Madchen in der skandinavischen Mythologie 13 Literatur BearbeitenOla Kai Ledang Instrument Player Music On the Norwegian Langleik In Gustaf Hillestrom Hrsg Studia instrumentorum musicae popularis III Musikhistoriska museets skrifter 5 Festschrift fur Ernst Emsheimer Musikhistoriska museet Stockholm 1974 S 107 118 Abb S 273 f Pandora Hopkins Norway In Thimothy Rice James Porter Chris Goertzen Hrsg Garland Encyclopedia of World Music Volume 8 Europe Routledge New York London 2000 S 414 f Reidar Sevag Tellef Kvifte Langeleik In Grove Music Online 2001Diskografie BearbeitenGunvor Hegge Langeleik Knut Kjok Violine Roger Slastuen Violine Jacques Leininger Langeleik Norvege la langeleik Ocora Radio France 2003 M0505276 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Langeleik Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Anders Erik Roine 3 langeleik Munnharpe festival Fagernrs 2010 Youtube VideoEinzelnachweise Bearbeiten John Henry van der Meer Zither In Friedrich Blume Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart MGG Band 14 Erste Auflage 1968 Sp 1363f Klaus Peter Koch Saiteninstrumente In Herbert Jankuhn Heinrich Beck Hrsg Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 26 De Gruyter Berlin 2004 S 158 Pandora Hopkins Norway In Garland 2000 S 414 Andreas Michel Zithern C Europaische Kastenzithern I Griffbrettzithern 1 Scheitholte und Kratzzithern In MGG Online September 2015 Ola Kai Ledang 1974 S 109 Olaf Gurvin Norwegen In MGG Band 9 Erste Auflage 1961 Sp 1586 Hans Hinrich Thedens Norwegische Volksmusik im Schallarchiv PDF 132 kB International Association of Music Librarie Band 51 2 April Juni 2004 S 3 Reidar Sevag Neutral Tones and the Problem of Mode in Norwegian Folkmusic In Gustaf Hillestrom Hrsg Studia instrumentorum musicae popularis III Musikhistoriska museets skrifter 5 Festschrift fur Ernst Emsheimer Musikhistoriska museet Stockholm 1974 S 207 213 Ola Kai Ledang 1974 S 109f Margaret Hayford O Leary Culture and Customs of Norway ABC CLIO Santa Barbara CA 2010 S 145 Pandora Hopkins Norway In Garland 2000 S 415 Daniel M Grimley Grieg Music Landscape and Norwegian Identity Bodyell Press Woodbridge 2006 S 36 44 ISBN 978 1 84383 210 2 Margaret Hayford O Leary 2010 S 146 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Langeleik amp oldid 227125653