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Die Scherrzither auch Kratzzither oder Schlagzither ist ein altes bauerliches Saiteninstrument das zu den Kastenzithern gehort und in der alpenlandischen Volksmusik verwendet wird Insbesondere wird das Spiel mit der Scherrzither im Allgau im benachbarten Vorarlberger und Tiroler Raum sowie in Oberbayern gepflegt Die schmale Form der Scherrzither gehort wie das altere Scheitholt zu den Bordunzithern eine Variante mit einem breiter ausgebauchten Korpus besitzt keine Bordunsaiten ScherrzitherRegionale Bezeichnungen sind Raffele in Tirol Zwecklzither in Vorarlberg und Scharr im Werdenfelser Land In Norddeutschland und Teilen Skandinaviens wird ein ahnliches Instrument Hummel genannt Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Bauform 3 Spielweise 4 Raffele 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenDie Scherrzither ist eine Weiterentwicklung des mittelalterlichen Scheitholt und eine von vielen fruhen Zitherformen Sie ist als eine Vorstufe der heutigen Konzertzither zu sehen Im Allgau kann die Verwendung der Scherrzither bereits im Jahr 1675 nachgewiesen werden 1 Ferner wird uber das Instrument in alten Schriften vom Anfang des 19 Jahrhunderts geschrieben wie mit ihm in der Bauernstube oder auf der Sennhutte zum Tanz aufgespielt wurde Es existieren noch Scherrzithern beispielsweise im Oberstdorfer Heimatmuseum die um das Jahr 1800 datiert werden konnen Bauform BearbeitenDie Scherrzither besteht aus einem Resonanzkasten mit der Form eines im Wesentlichen einseitig asymmetrisch ausgebauchten und abgerundeten Rechtecks und einem daran befestigten Griffbrett mit diatonisch angeordneten Bunden Darauf sind zwei gleichklingende Metallsaiten gespannt Eine oder mehrere Saiten neben dem Griffbrett schwingt oder schwingen als Bordunton mit Insbesondere alte Instrumente sind mitunter in Form und Aussehen relativ verschieden da sie nicht nach einem einheitlichen Plan gefertigt wurden Die diatonische Anordnung der Bunde lasst nur ein Spielen in bestimmten Tonarten zu Um Melodien mit anderen Tonarten spielen zu konnen baute man fruher gelegentlich Zwillings oder Drillingszithern mit mehr als nur einem Griffbrett Mit den Fingern der linken Hand wird auf dem Griffbrett die Melodie ein oder mehrstimmig gegriffen wahrend die rechte Hand mittels eines Plektrums in rhythmischen Anschlagbewegungen uber die Saiten streicht Dabei entsteht bei schnelleren Handbewegungen ein markanter tremoloartiger Klang Die Scherrzither besitzt im Unterschied zur Normalzither keine Freisaiten Begleitsaiten Die fehlende Begleitung wird daher von einem zweiten Instrument ubernommen meist von einer Gitarre oder Bassgitarre Spielweise BearbeitenIm Allgau war das Spiel mit der Scherrzither Anfang des 20 Jahrhunderts beinahe ausgestorben Zu dieser Zeit wird in Oberstdorf noch von einem Mann berichtet der das Instrument beherrschte Er hiess August Bader oder wie er von den Leuten genannt wurde Gorers Gustl ein Sennhirte und Holzer Ware der 18 jahrige Max Schraudolf nicht zufallig diesem August Bader begegnet ware die Scherrzither wohl nur noch im Museum zu finden Denn Schraudolf begeisterte sich sofort fur das beinahe ausgestorbene Instrument lernte es spielen und setzte sich fur den Rest seines Lebens dafur ein sodass es heute wieder im ganzen Allgau gespielt wird 2 Einen weiteren Beitrag fur die heutige Verbreitung dieses Instruments leistete Michael Bredl Neben mehreren Scherrzither Duos und Trios finden sich heute auch uberregional bekannte Volksmusik Ensembles die die Scherrzither in ihrem Instrumentarium haben wie beispielsweise die Fraunhofer Saitenmusik Raffele Bearbeiten nbsp Raffele gebaut 2013Eine in Tirol verbreitete Variante der Scherrzither ist das etwas grossere Raffele auch Raffelzither genannt Wahrend es bei den historischen Bauformen eine grosse Variationsbreite gibt haben heutige Raffelzithern meist drei Spielsaiten zwei a und eine d Saite und keine Bordunsaiten Das Raffele erkennt man auch an einer etwas gleichmassigeren Ausbuchtung am Resonanzkasten Im Burggrafenamt Sudtirol ist eine viersaitige Variante verbreitet zwei a eine d und eine g Saite mit einem zusatzlichen chromatischen Bund 2 von links Diese Bauweise wurde wesentlich von der Musiklehrerin Marianne Elsler gepragt um die eingeschrankten Spielmoglichkeiten der dreisaitigen Bauform zu erweitern Literatur BearbeitenGerlinde Haid Raffele In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 4 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2005 ISBN 3 7001 3046 5 Kulturreferat der Landeshauptstadt Munchen Hrsg Das Tiroler Raffele und die Allgauer Scherrzither 1990Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Scherrzither Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Vom Monochord zur Zither Klangbeispiel mit Gitarre als Begleitung mp3 Datei 77 kB Einzelnachweise Bearbeiten Scherrzither Baukurs Memento vom 23 Januar 2005 im Internet Archive Tag der Zither Memento vom 24 Januar 2005 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scherrzither amp oldid 191550571