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Kriminalsoziologie ist mit der Kriminalitat als gesellschaftlicher Erscheinung befasst Die Kriminalsoziologie gilt in Deutschland als ein Teilbereich der Soziologie und eine Bezugswissenschaft der Kriminologie Im Selbstverstandnis der angloamerikanischen Kriminologie und der deutschen Kritischen Kriminologie ist Kriminalsoziologie identisch mit Kriminologie Bis auf die Grundlegung durch den Belgier Adolphe Quetelet und den Franzosen Emile Durkheim stammen die kriminalsoziologischen Impulse ganz uberwiegend aus den USA Inhaltsverzeichnis 1 Abgrenzung zur Kriminologie und zur Devianzsoziologie 2 Grundlegung durch Quetelet und Durkheim 3 Atiologische Kriminalsoziologie 3 1 Sozialokologischer Ansatz Chicago School 3 2 Anomietheorie Robert K Merton 3 3 Theorien der Subkultur und des Kulturkonflikts 3 4 Soziale Lerntheorie 3 5 Kontrolltheorien 4 Die interaktionistische Wende Etikettierungsansatz 5 Neuere Theorien der Kriminalsoziologie 5 1 Rational Choice Ansatz 5 2 Reintegrative Shaming Braithwaite 5 3 Soziologie der Kontrollgesellschaft Foucault und Garland 6 Literatur 6 1 Allgemeine Werke zur Kriminalsoziologie 6 2 Werke zu einzelnen kriminalsoziologischen Themen 7 Siehe auch 8 EinzelnachweiseAbgrenzung zur Kriminologie und zur Devianzsoziologie BearbeitenKriminalsoziologie beschaftigt sich mit den sozialen Bedingungen von Kriminalitat und den gesellschaftlichen Reaktionen auf sie 1 Im deutschen Sprachraum wird die Kriminalsoziologie grundsatzlich und institutionell von der Kriminologie unterschieden eine Besonderheit die in angloamerikanischen Landern nicht existiert Dort ist Kriminologie ein sozialwissenschaftlich dominiertes Fach und wird von Sozialwissenschaftlern verschiedener Fachgebiete betrieben In Deutschland gehort die Kriminologie traditionell zu den Rechtswissenschaften die Kriminalsoziologie wird lediglich als eine ihrer Bezugswissenschaften genannt Sie ist nicht identisch mit der Devianzsoziologie bzw der Soziologie Abweichenden Verhaltens Die genannten speziellen Soziologien sind auch mit nichtkonformen Verhalten befasst das nicht zwangslaufig einer Straftat entspricht Die Kriminalsoziologie beschrankt sich auf juristisch als solche definierte Kriminalitat Delinquenz 2 Grundlegung durch Quetelet und Durkheim Bearbeiten nbsp Adolphe QueteletBereits die Klassiker soziologischen Denkens beschaftigten sich mit dem Problem der Kriminalitat Im Zusammenhang der socialen Frage wurde das Verbrechen in verschiedenen Varianten mit Armut Verstadterung Entwurzelung und Proletarisierung in Verbindung gebracht Dafur steht besonders Friedrich Engels mit seiner Schrift Die Lage der arbeitenden Klasse in England Karl Marx betrieb mit seiner Arbeit zum Gesetz uber den Holzdiebstahl Normgeneseforschung und deutete damit einen zentralen Gedanken der spateren Kriminalsoziologie an 3 Ferdinand Tonnies legte mehrere Untersuchungen zum Thema vor 4 wie zum Beispiel Das Verbrechen als sociale Erscheinung 5 Die wichtigsten Impulse fur die spatere Kriminalsoziologie entstammten der Moralstatistik Adolphe Quetelets und der Soziologie Emile Durkheims 6 Quetelet begrundete die Kriminalstatistik als Teilbereich der Moralstatistik und steht damit am Anfang einer empirisch fundierten kriminalsoziologischen Forschung Er ging davon aus dass Kriminalitat und soziale Bedingungen in spezifischer Weise zusammenhangen In der von ihm so benannten mecanique sociale die Ursachen der sozialen Erscheinungen mit statistischen Methoden zu erforschen Dabei stutzte er sich auf das von Pierre Simon Laplace in Anschluss an Kant formulierte Kausalitatsgesetz 7 und die ebenfalls von Laplace weiterentwickelte Wahrscheinlichkeitsrechnung Damit gelang es Quetelet Regelhaftigkeiten in der empirischen Verteilung von Kriminalitat zu ermitteln Er erkannte dass das jahrliche Kriminalitatsaufkommen bei den wichtigsten Deliktarten konstant war Daraufhin formulierte er 1869 seine These vom Verbrechensbudget Es gebe ein Budget von erschreckender Regelmassigkeit Es sei das Budget der Gefangnisse der Galeeren und des Schafotts Es lasse sich vorhersehen was im jeweils nachsten Jahr zu erwarten sei 8 Eine der wichtigsten Beobachtungen Quetelets ist dass der Gipfel der Alterskurve der Kriminalitat sich zwischen dem 20 und 25 Lebensjahr befindet vorher steigt sie rasant an danach fallt sie langsam und gleichmassig ab Im Hinblick auf die Geschlechtsverteilung ermittelte er dass das Kriminalitatsaufkommen der Frauen nur ein Viertel des Kriminalitatsaufkommens der Manner ausmacht Weiterhin sah er Zusammenhange zwischen Jahreszeiten Regionen und dem Kriminalitatsaufkommen Wahrend sich in nordlichen Regionen und auch in der kalten Jahreszeit Eigentumsdelikte haufen kommen in sudlichen Regionen und auch in der warmen Jahreszeit Gewaltverbrechen ofter vor Auf Basis seiner statistischen Berechnungen wandte Quetelet das Konzept des Mittelwerts an Die Wahrscheinlichkeit mit der in bestimmten Bevolkerungsgruppen kriminelle Handlungen ausgefuhrt werden stellte er uber eine einzige Masszahl den penchant au crime dar Das fuhrte zu haufigen Missverstandnissen weil die Masszahl als diagnostische Grosse missverstanden wurde tatsachlich aber eine reine Wahrscheinlichkeitsziffer war 9 nbsp Emile DurkheimQuetelet betonte dass Kriminalitat nicht durch Armut verursacht werde Vielmehr meinte er Der Mensch wird nicht dadurch zum Verbrechen getrieben dass er wenig besitzt sondern viel haufiger dadurch dass er sich unvermittelt vom Wohlstand ins Elend versetzt sieht und nun nicht mehr alle Bedurfnisse befriedigen kann die er sich zugelegt hatte 10 Durkheims Arbeiten werden von Rene Konig als eigentlicher Beginn des modernen kriminalsoziologischen Denkens betrachtet 11 Fur Durkheim ist Kriminalitat normal und fur den Bestand sozialer Ordnung notwendig Die Geltung sozialer Normen erschliesse sich aus der gesellschaftlichen Sanktionierung von Abweichungen Demnach sei Kriminalitat integrierender Bestandteil einer jeden gesunden Gesellschaft Diese These leitete Durkheim aus der Beobachtung ab dass Kriminalitat zu jeder Zeit und in jeder beobachteten Gesellschaft vorgekommen sei Allerdings sei ein wie auch immer bemessenes erhohtes Kriminalitatsaufkommen pathologisch 12 Daruber hinaus analysierte Durkheim in seiner Studie Uber soziale Arbeitsteilung 1893 den Zusammenhang von sozialem Wandel und Kriminalitat Im Prozess der Industrialisierung erkannte er einen Verlust traditioneller Werte der sich zu einem Zustand der Norm und Regellosigkeit Anomie steigern kann In einem solchen gesellschaftlichen Zustand fehlen kollektive moralische Prinzipien an denen sich Menschen in ihrem Verhalten orientieren konnen Dies hat zur Folge dass sich das Kriminalitatsaufkommen uber das als normal angesehene erhoht In seinem Buch uber den Selbstmord 1897 modifizierte er den Begriff der Anomie Menschliche Bedurfnisse seien prinzipiell unbegrenzt sofern sie nicht massigenden Einflussen von aussen unterlagen Fehlten solche Einflusse komme es auf individueller Ebene zu vielfaltigen sozialen Fehlanpassungen 13 Atiologische Kriminalsoziologie BearbeitenDer Begriff Atiologie stammt aus dem Griechischen aἰtia und bedeutet unter anderem Ursache Atiologische Kriminalitatstheorien sind somit Theorien uber die Ursache des Verbrechens Die atiologische Kriminalsoziologie forscht nach den gesellschaftlichen Ursachen delinquenten Verhaltens Sozialokologischer Ansatz Chicago School Bearbeiten Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst nbsp Robert Ezra Park Begrunder der Chicagoer SchuleDie Chicago School der Soziologie entstand in den fruhen 1920er Jahren an der University of Chicago Ihre Vertreter besonders Robert E Park und Ernest W Burgess fragten sich vor dem Hintergrund des raschen sozialen Wandels und der rasanten Verstadterung wie urbane Umgebungen kriminelle Handlungen hervorbringen Sie identifizierten delinquency areas in denen das Kriminalitatsaufkommen besonders hoch war Solche delinquency area seien die das Geschaftszentrum der Stadte umgebenden Quartiere transition zones in denen eine heterogene Bevolkerung mit durchweg niedrigem sozialokonomischen Status lebe Die Familienverhaltnisse seien haufig instabil die Wohnungen von schlechter Qualitat Die ethnische Zugehorigkeit der Bewohner spiele dabei keine besondere Rolle In weiter vom Zentrum entfernten Wohngebieten sinke das Kriminalitatsaufkommen wieder deutlich Die Chicagoer Soziologen erklarten das Phanomen der transition zones damit dass die Bewohner der Problemgebiete ausgehend von den Wandlungsprozessen in den nahe liegenden Geschaftszentren sozial desintegriert seien Traditionelle Institutionen Familie Nachbarschaft Schule spielten in den transition zones keine tragende Rolle Elemente dieses sozialokologischen Ansatzes kehrten 1982 mit der Broken Windows Theorie in die kriminologische Debatte zuruck Anomietheorie Robert K Merton Bearbeiten Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst nbsp Robert K Merton 1965 Robert K Merton baute seit 1938 Durkheims Ansatz zu einer speziellen Kriminalitatstheorie aus und entwickelte eine gesonderte Anomie Theorie Bei ihm druckt sich Anomie als eine Kluft zwischen verbreiteten gesellschaftlichen Zielen und der Verteilung von Mitteln zur Erreichung dieser Ziele aus Dieser Widerspruch konne unter anderen Moglichkeiten wie Ruckzug oder Ritualismus zu Straftaten fuhren Andere Kriminalsoziologen bereicherten den merton schen Ansatz um weitere Elemente So betonten Richard A Cloward und Lloyd E Ohlin dass die Wahrscheinlichkeit krimineller Handlungen stark von der Verfugbarkeit illegitimer Mittel abhange Dieser Ansatz schliesst an die Subkulturtheorien an Zeitgenossische Weiterentwicklungen der Anomietheorie sind die General Strain Theory von Robert Agnew und die Institutionelle Anomietheorie von Steven F Messner und Richard Rosenfeld Theorien der Subkultur und des Kulturkonflikts Bearbeiten 1938 legte Thorsten Sellin eine kriminalsoziologische Kulturkonflikttheorie vor die sich anfangs hauptsachlich auf amerikanische Einwanderer Kriminalitat aus der Zwischenkriegszeit bezog und an die Forschungsergebnisse der Chicago School anknupft Heute wird dieser Ansatz unter anderen auf die kriminalsoziologische Analyse der dschihad salafistischen Subkultur in Deutschland verwendet 14 Albert K Cohen erarbeitete in den 1950er Jahren eine Subkulturtheorie nach der abweichende Gruppen eigene Normen entwickeln die sich bewusst von denen der weissen Mittelklasse absetzen Das Kennzeichen der verwahrlosten Gruppenkultur oder der Kultur der Bande ist die ausdruckliche und vollstandige Ablehnung der Massstabe der Mittelklasse und die Bejahung ihres genauen Gegenteils 15 Soziale Lerntheorie Bearbeiten Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Lerntheoretische Uberlegungen wurden dann erstmals 1939 von Edwin H Sutherland in die Kriminalsoziologie eingebracht Mit seiner Theorie der differentiellen Assoziationen oder Theorie der differentiellen Kontakte legte er dar dass kriminelles Verhalten wie jedes andere Verhalten erlernt sei Auch die Theorie der Neutralisierung wird den sozialen Lerntheorien zugeordnet Gresham M Sykes und David Matza wandten sich damit gegen die Annahme der Subkulturtheorie nach der jugendliche Delinquente abweichenden Gruppen Normen folgen Mit ihrer Theorie der Differentiellen Verstarkung fugten Ronald L Akers und Robert L Burgess dem sutherland schen Ansatz eine weitere Sichtweise hinzu Danach ist die positive oder negative Verstarkung situationsabhangig So muss eine Haftstrafe nicht stigmatisierend sein sie kann auch zu einer Statusverbesserung in einer subkulturellen Gruppe fuhren Kontrolltheorien Bearbeiten Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Kontrolltheorien auch Bindungs oder Halttheorien erklaren weshalb Menschen sich konform und nicht abweichend bzw delinquent verhalten Sie wurden von drei Kriminalsoziologen Albert J Reiss 1951 Walter C Reckless 1961 Travis Hirschi 1969 nacheinander entwickelt und ausgebaut Reiss hob auf den inneren Halt ab Reckless auf den ausseren Halt Travis Hirschi schliesslich entwarf eine Theorie der vier Bindungen wonach die Angepasstheit vom Grad der Einbindung des Individuums in die Gesellschaft abhangig ist Zusammen mit Michael R Gottfredson erarbeitete Hirschi 1990 in dem gleichnamigen Buch eine weitere deutlich umstrittenere Theorie namens A General Theory of Crime Diese beruht auf der Vorstellung einer geringen Selbstkontrolle low self control Sie ist die bekannteste der allgemeinen Kriminalitatstheorien Es wird bezweifelt dass diese Theorie noch der Kriminalsoziologie zuzurechnen ist Die interaktionistische Wende Etikettierungsansatz Bearbeiten nbsp Howard S Becker 2012 Mit dem Labeling Approach Etikettierungsansatz wandten sich Kriminalsoziologen von atiologischen Erklarungen abweichenden Verhaltens ab und konzentrierten sich auf die gesellschaftliche Konstruktion von Kriminalitat Daraus folgte eine Konzentration auf Instanzenforschung zu Lasten der Untersuchung von Tat und Tatern Der Etikettierungsansatz wurde auf wissenschaftstheoretischer Basis des symbolischen Interaktionismus formuliert Als Haupttheoretiker des Etikettierungsansatzes gelten Edwin M Lemert und Howard S Becker von dem die viel zitierte Definition stammt Abweichendes Verhalten ist das Verhalten das Menschen so bezeichnen 16 Diejenigen die Regeln setzen oder Regeln durchsetzen nennt Becker moral entrepreneur Moralische Unternehmer in der deutschen Kriminologie haufig als Moralunternehmer ubersetzt In der deutschen Kriminalsoziologie wurde der Labeling Ansatz in erster Linie und besonders von Fritz Sack im Rahmen der kritischen Kriminologie rezipiert und zugespitzt Danach wurde jede Devianz Resultat von Zuschreibungen was die so Etikettierten zu Opfern machte Dies war in der ursprunglich symbolisch interaktionistischen Version jedoch so nicht der Fall Darum konnte die radikalisierte Auslegung des Ansatzes vom Soziologen und Kriminologen Michael Bock als Fehlrezeption bezeichnet werden Die amerikanischen Labeling Theoretiker konnten gelassen und konstruktiv den bisherigen kriminalsoziologischen Wissensbestand integrieren In der Variante von Sack jedoch erhielten die Etikettierungsansatze eine giftige Unduldsamkeit nicht nur gegenuber den anderen soziologischen Ansatzen sondern gegenuber allem atiologischen Denken 17 Die radikal kritische Version des Etikettierungsansatzes hatte wissenschaftliche und kriminalpolitische Konjunktur von etwa 1970 bis 1990 Inzwischen hat sie einen Bedeutungsverlust erlitten Die moderate Variante dass namlich Abweichung nicht bereits in der Welt vorhanden ist sondern aus sozialen Prozessen hervorgeht ist derweil Gemeingut geworden Neuere Theorien der Kriminalsoziologie BearbeitenRational Choice Ansatz Bearbeiten Rational Choice beziehungsweise die Theorie der rationalen Entscheidung entstammt der Wirtschaftswissenschaft und setzt die Annahme eines Individuums voraus aus jedem Handeln Nutzen zu ziehen Zur Kriminalsoziologie trugen Vertreter des Rational Choice Ansatzes Abschreckungstheorien bei die insbesondere in die Kriminalpolitik hinein wirken Jack P Gibbs geht davon aus dass kriminelle Handlungen unwahrscheinlicher werden wenn angedrohte Sanktionen der kriminellen Handlung mit Sicherheit folgen wenn sie der Tat mit geringer zeitlicher Verzogerung folgen wenn sie so schwer sind dass ihre Nachteile den Nutzen aus der kriminellen Handlung deutlich uberwiegen Reintegrative Shaming Braithwaite Bearbeiten Der australische Kriminologe und Soziologe John Braithwaite legte 1989 mit seinem Konzept des reintegrative shaming eine allgemeine Theorie der Kriminalitat vor in der er traditionelle soziologische Erklarungsansatze wie Subkulturtheorie Lerntheorie Halttheorie und Anomietheorie miteinander und mit dem Etikettierungsansatz verknupft und dies zudem in ein Verhaltnis zu den empirischen Ergebnissen der Entwicklungskriminologie bringt Der zentrale Begriff in seiner Theorie ist das shaming Beschamung Dadurch wird im Individuum eine interne Kontrolle erzeugt die ihm die Richtung fur sozial akzeptiertes Verhalten vorgibt Kommt es dennoch zur Delinquenz sind zwei Shaming Versionen durch die soziale Umwelt moglich Das stigmatisierende Beschamen Exklusion und das reintegrierende Beschamen Inklusion Nur das reintegrative shaming garantiert eine geringe Ruckfalldelinquenz Dieses Verfahren setzt jedoch Gemeinschaften voraus die inklusionsbereit und fahig sind Soziologie der Kontrollgesellschaft Foucault und Garland Bearbeiten Auf Basis der foucault schen Gouvernementalitat wird zum Beispiel von Susanne Krasmann aufgezeigt dass soziale Probleme in der Postmoderne tendenziell weniger aus den personlichen Fehlanpassungen individueller Tater abgeleitet werden als aus dem Stand und den Moglichkeiten der technischen Uberwachung Ahnlich argumentiert der US amerikanische Kriminologe und Soziologe David W Garland Hohe Kriminalitatsraten und damit eine hohere Kriminalitatsgefahrdung wurden hingenommen man stelle sich durch weitgehende Sicherheitsmassnahmen darauf ein Diesen spatmodernen Umgang mit der Kriminalitat nennt Garland Kriminologie des Alltags Literatur BearbeitenAllgemeine Werke zur Kriminalsoziologie Bearbeiten Fritz Sack Rene Konig Hrsg Kriminalsoziologie Akademische Verlagsgesellschaft Frankfurt am Main 1968 Fritz Sack Probleme der Kriminalsoziologie In Rene Konig Hrsg Handbuch der empirischen Sozialforschung 2 Auflage Enke Stuttgart 1969 S 192 492 Dietmar K Pfeiffer Sebastian Scheerer Kriminalsoziologie Eine Einfuhrung in Theorien und Themen Kohlhammer Stuttgart 1979 ISBN 3 17 004892 9 Christian Ludemann Thomas Ohlemacher Soziologie der Kriminalitat Theoretische und empirische Perspektiven Juventa Verlag Munchen 2002 ISBN 3 7799 1475 1 Stefanie Eifler Kriminalsoziologie Transcript Verlag Bielefeld 2002 ISBN 3 933127 62 9 Dietrich Oberwittler Susanne Karstedt Hrsg Soziologie der Kriminalitat VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2004 ISBN 3 531 14059 0 Siegfried Lamnek Theorien abweichenden Verhaltens Teil 1 Klassische Ansatze 9 Auflage Fink Paderborn 2013 ISBN 978 3 8252 3935 0 Siegfried Lamnek Theorien abweichenden Verhaltens Teil 2 Moderne Ansatze 3 Auflage Fink Paderborn 2008 ISBN 978 3 8252 1774 7 Helge Peters Devianz und soziale Kontrolle Eine Einfuhrung in die Soziologie abweichenden Verhaltens 3 vollst uberarb Auflage Juventa Verlag Weinheim Munchen 2009 ISBN 978 3 7799 1486 0 Dieter Hermann Andreas Poge Hrsg Kriminalsoziologie Handbuch fur Wissenschaft und Praxis Nomos Baden Baden 2018 ISBN 978 3 8487 2806 0 Werke zu einzelnen kriminalsoziologischen Themen Bearbeiten Emile Durkheim Die Regeln der soziologischen Methode 1984 Original 1895 Emile Durkheim Der Selbstmord 1983 Original 1897 Robert E Park Ernest W Burgess Roderick D McKenzie The City 1928 Robert K Merton Social Structure an Anomie In American Sociological Review Band 3 1938 S 672 682 deutsch Sozialstruktur und Anomie In F Sack R Konig Hrsg Kriminalsoziologie Frankfurt am Main 1968 S 283 313 Richard Cloward Loyd Ohlin Delinquency and Opportunity 1960 Robert Agnew Foundation for a General Strain Theory of Crime an Delinquency In Criminology Band 30 1992 S 47 88 Thorsten Sellin Culture Conflict and Crime New York 1938 Albert K Cohen Delinquent Boys 1955 deutsch Kriminelle Jugend Zur Soziologie jugendlichen Bandenwesens Reinbek 1961 Edwin K Sutherland Principles of Criminology 1939 G M Sykes D Matza Techniken der Neutralisierung Eine Theorie der Delinquenz In F Sack R Konig Kriminalsoziologie Frankfurt am Main 1968 Travis Hirschi Causes of Delinquency 1969 Travis Hirschi Michael Gottfredson A General Theory of Crime 1990 A J Reiss Delinquency as the failure of personal and social controls 1951 Walter C Reckless The crime problem 1961 Edwin M Lemert Der Begriff der sekundaren Devianz In Klaus Luderssen Fritz Sack Hrsg Seminar Abweichendes Verhalten I Die selektiven Normen der Gesellschaft Frankfurt am Main 1974 Howard S Becker Outsiders 1963 deutsch Aussenseiter Zur Soziologie abweichenden Verhaltens 1973 Stephan Quensel Sozialpsychologische Aspekte der Kriminologie Handlung Situation u Personlichkeit Enke Stuttgart 1964 Jack P Gibbs Crime Punishment an Deterrence 1975 John Braitwaite Crime Shame and Reintegration Cambridge University Press 1989 Susanne Krasmann Die Kriminalitat der Gesellschaft Zur Gouvernementalitat der Gegenwart 2003 Michel Foucault Geschichte der Gouvernementalitat 2 Bande 2004 David W Garland Kultur der Kontrolle Verbrechensbekampfung und soziale Ordnung in der Gegenwart 2008 Siehe auch BearbeitenListe von KriminalsoziologenEinzelnachweise Bearbeiten Stefanie Eifler Kriminalsoziologie Transcript Verlag Bielefeld 2002 ISBN 3 933127 62 9 S 5 ff Nicole Bogelein Daniel Wolter Zur Lage der Kriminalsoziologie in Deutschland Eine empirische Annaherung In Kriminologisches Journal 47 Jg Heft 2 2015 S 131 145 hier S 132 f Manuskript online Michael Bock Kriminalsoziologie in Deutschland Ein Resumee am Ende des Jahrhunderts In Horst Dreier Hrsg Rechtssoziologie am Ende des 20 Jahrhunderts Gedachtnissymposium fur Edgar Michael Wenz Mohr Siebeck Tubingen 2000 S 115 136 hier S 117 Jurgen Oetting Ferdinand Tonnies ein vergessener Kriminalsoziologe In Tonnies Forum Jg 27 Nr 1 2018 S 45 51 Ferdinand Tonnies Das Verbrechen als sociale Erscheinung In Archiv fur soziale Gesetzgebung und Statistik Jg 8 1895 S 329 ff auch in Ferdinand Tonnies Soziologische Schriften 1889 1905 Hrsg von Rolf Fechner Profil Verlag Munchen Wien 2008 ISBN 978 3 89019 640 4 S 119 134 Stefanie Eifler Kriminalsoziologie Transcript Verlag Bielefeld 2002 S 14 f Vgl Gottfried Gabriel Klaus Mainzer Peter Janich Kausalitat Kausalitatsprinzip Kausalitatsgesetz In Jurgen Mittelstrass Gereon Wolters Hrsg Enzyklopadie Philosophie und Wissenschaftstheorie 4 Bande Mannheim Stuttgart Weimar 1984 1995 1996 Nachdruck ebenda 2004 Band 2 S 372 376 Stefanie Eifler Kriminalsoziologie Transcript Verlag Bielefeld 2002 S 15 f Stefanie Eifler Kriminalsoziologie Transcript Verlag Bielefeld 2002 S 16 f Quetelet 1833 zitiert nach Stefanie Eifler Kriminalsoziologie Transcript Verlag Bielefeld 2002 S 17 Rene Konig Theorie und Praxis in der Kriminalsoziologie In Ders Materialien zur Kriminalsoziologie Herausgegeben von Aldo Legnaro und Fritz Sack Rene Konig Schriften Band 13 Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2004 ISBN 3 8100 3306 5 S 31 37 hier S 32 Erstabdruck in Fritz Sack Rene Konig Hrsg Kriminalsoziologie Akademische Verlagsgesellschaft Frankfurt am Main 1968 S IX XV Stefanie Eifler Kriminalsoziologie Transcript Verlag Bielefeld 2002 S 18 Stefanie Eifler Kriminalsoziologie Transcript Verlag Bielefeld 2002 S 18 f Roland Chr Hoffmann Plesch Deutsche IS Dschihadisten Kriminalatiologische und kriminalpraventive Analyse des Radikalisierungsprozesses Teil 3 Kriminalsoziologische Aspekte In Kriminalistik Band 69 Nr 2 2015 S 74 80 Albert K Cohen Kriminelle Jugend Zur Soziologie jugendlichen Bandenwesens Reinbek 1961 S 97 Howard S Becker Aussenseiter Zur Soziologie abweichenden Verhaltens Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1981 S 8 Michael Bock Kriminologie 4 Auflage Munchen 2013 S 71 Normdaten Sachbegriff GND 4128665 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kriminalsoziologie amp oldid 236074251