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Die Urfassung von Krieg und Frieden ist die erste 1867 abgeschlossene und vom Autor zum Druck vorgesehene Fassung des Romans Krieg und Frieden von Leo Tolstoi die in wesentlichen Teilen Umfang geschichtsphilosophische Exkurse einzelne Handlungsstrange und Personen sowie Deutlichkeit politischer Tendenzen von der spater kanonisierten Standardausgabe des Romans abweicht Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Unterschiede zwischen der Urfassung und der Standardausgabe 3 Rekonstruktions und Veroffentlichungsgeschichte der Urfassung 4 Ausgaben 5 QuellenEntstehungsgeschichte BearbeitenIm Februar 1863 begann Tolstoi aufbauend auf seinem Romanfragment Die Dekabristen sowie auf Planen fur einen Familienroman mit einer ersten Variante von insgesamt 15 des Anfangs von Krieg und Frieden Gut vier Jahre spater im Fruhjahr 1867 schloss er das Manuskript ab dessen erste Teile bereits 1865 1866 in der Zeitschrift Russki Westnik erschienen waren und sandte seinem Verleger einen Vertragsentwurf fur eine Veroffentlichung in Buchform 1 Er verwandte dabei erstmals den Titel Krieg und Frieden fur sein Werk fur das er bis dahin den Titel Ende gut alles gut geplant hatte 2 Moglicherweise aufgrund von Unstimmigkeiten mit seinem Verleger Katkov der sich fur eine Fortsetzung der Zeitschriftenfassung des Romans aussprach kam die Buchveroffentlichung der Urfassung nicht zustande Tolstoi nutzte diese Phase fur eine weitere Bearbeitung des Romans wobei er laut seiner Notizen hierzu ursprunglich vor allem eine Kurzung der vorhandenen Fassung vorsah Aus der geplanten Redigierung und Kurzung wurde jedoch eine vollkommene Neubearbeitung des Werkes das zwei Jahre spater nicht in einer gekurzten sondern in einer vom Umfang nahezu verdoppelten und in Teilen deutlich veranderten Fassung erschien Je nach Zahlweise folgten zu Lebzeiten Tolstois noch vier bis funf weitere Fassungen die jedoch in den Handlungsstrangen und den auftretenden Personen nur gering voneinander abwichen und zur Grundlage der spateren Standardausgabe wurden Unterschiede zwischen der Urfassung und der Standardausgabe BearbeitenEinige wesentliche Unterschiede zwischen Urfassung und allen spateren Fassungen und damit der Standardfassung 3 Der deutlich geringere Umfang der Urfassung ergibt sich vor allem daraus dass in den spateren Fassungen Tolstoi seine geschichtsphilosophischen Exkurse ebenso wie einige historische Ausfuhrungen und Schlachtenbeschreibungen deutlich ausbaute Einige Exkurse der Urfassung ubernahm er dagegen nicht Im Gegensatz zu den spateren Fassungen uberlebt Andrei Bolkonski eine der Hauptfiguren des Romans in der Urfassung Der Schluss des Werkes wurde gegenuber der Urfassung die mit einer Doppelhochzeit schliesst deutlich verandert und ausgeweitet ein Epilog kam neu hinzu Etliche Stellen nahmen in der Urfassung deutlich weniger Rucksichten auf die moralischen Normen und politisch korrekten Ansichten seiner Zeit So gibt es in der Urfassung etwa eine mehrseitige Beschreibung der Initiation Nikolai Rostows in die Mannerwelt der Armee durch einen Bordellbesuch die in den spateren Fassungen fehlt Der Tod Helene Besuchows wird noch schnorkellos auf eine Fehlgeburt nach einer Schwangerschaft durch einen ihrer Liebhaber zuruckgefuhrt und es tauchen Plunderungen durch russische Soldaten auf die in spateren Fassungen gestrichen sind Tolstois Pazifismus ist in der Urfassung erheblich deutlicher benannt etwa wenn er die Toten einer Schlacht als die in der Schlacht ermordeten russischen wie franzosischen Soldaten bezeichnet Tolstois Auffassung dass im Krieg niemand die Ereignisse wirklich kontrolliert und die Moglichkeiten eines einzelnen Menschen wie Napoleons den Lauf der Geschichte zu beeinflussen ausserst begrenzt sind wird in der Urfassung klarer ausgedruckt als in spateren Fassungen Rekonstruktions und Veroffentlichungsgeschichte der Urfassung BearbeitenDie Rekonstruktion der Urfassung galt lange Zeit als unmoglich Zwar waren die ersten Teile in der Zeitschrift Russkij vestnik erschienen der Hauptteil lag jedoch in Form von 1800 beidseitig beschriebenen Blattern vor die Tolstoi fur seine Korrekturen nutzte indem er neue Varianten uber den handschriftlichen Text schrieb in den er zudem bereits altere noch zur Urfassung gehorende Korrekturen eingefugt hatte Erforderlich war also eine Einordnung welche Korrektur nach der Urfassung 1867 geschrieben wurde welche in die Urfassung ubernommen werden sollten und welche bereits dafur verworfen waren 4 Evelijna Zajdenŝnur eine Mitarbeiterin des Moskauer Tolstoi Museums begann 1918 neben ihrer beruflichen Tatigkeit mit der Aufarbeitung des Manuskriptnachlasses von 5000 Seiten und es gelang ihr in jahrzehntelanger Arbeit eine Rekonstruktion der Urfassung die 1983 in einer Reihe der Akademie der Wissenschaften der UdSSR veroffentlicht wurde Bestandteile dieser Rekonstruktion waren in Klammern gesetzt auch gestrichene Passagen und Randbemerkungen des Autors 2000 erschien schliesslich eine russische Ausgabe ohne den wissenschaftlichen Anspruch der Akademieausgabe bei der die in Klammern gesetzten Bemerkungen weggelassen und franzosische Passagen durch spatere Ubersetzungen Tolstois ersetzt wurden Von dieser Ausgabe folgten seither Ubersetzungen in verschiedene Sprachen darunter auch ins Deutsche Ausgaben Bearbeiten1981 russische Erstveroffentlichung der von Evelijna Zajdenŝnur rekonstruierten Urfassung mit Anmerkungen des Autors und in Klammern gestrichenen Passagen 2000 Veroffentlichung einer russischen Ausgabe ohne wissenschaftliche Anmerkungen Deutsche Ubersetzung der von Anmerkungen bereinigten russischen Fassung Leo Tolstoi Krieg und Frieden Die Urfassung Aus dem Russischen von Dorothea Trottenberg Mit einem Nachwort von Thomas Grob Eichborn Verlag Berlin 2003 ISBN 3 8218 0702 4 entsprechend Leo Tolstoi Krieg und Frieden Die Urfassung Aus dem Russischen von Dorothea Trottenberg Mit einem Nachwort von Thomas Grob 4 Auflage Fischer Verlag Frankfurt am Main 2015 ISBN 978 3 596 90296 5 Quellen Bearbeiten Die Unberechenbarkeit des Lebens und des Romans Krieg und Frieden in der Urfassung Nachwort von Thomas Grob zur deutschen Ausgabe der Urfassung S 1208 1209 Laut dem Nachwort von Thomas Grob zur deutschen Ausgabe der Urfassung S 1211 Die an anderer Stelle SZ Buchbesprechung vom 17 November 2003 via buecher de aufgestellte Behauptung Ende gut alles gut sei auch noch als Titel der Urfassung vorgesehen gewesen ist demzufolge nicht zutreffend Die Auflistung folgt im Wesentlichen den Ausfuhrungen in Die Unberechenbarkeit des Lebens und des Romans Krieg und Frieden in der Urfassung Nachwort von Thomas Grob zur deutschen Ausgabe der Urfassung S 1208 1209 Die Unberechenbarkeit des Lebens und des Romans Krieg und Frieden in der Urfassung Nachwort von Thomas Grob zur deutschen Ausgabe der Urfassung S 1212 Werke von Lew Tolstoi Romane Krieg und Frieden Krieg und Frieden Urfassung Anna Karenina AuferstehungNovellen Die Kosaken Wieviel Erde braucht der Mensch Der Tod des Iwan Iljitsch Die Kreutzersonate Der Teufel Der gefalschte Coupon Hadschi Murat FamiliengluckAutobiografie Kindheit Knabenjahre JunglingsjahrePhilosophische Schriften Kritik der dogmatischen Religion Meine Beichte Worin mein Glaube besteht Das Himmelreich in euch Was ist Kunst Gegen die moderne Kunst Uber Erziehung und Bildung Wovon die Menschen lebenDramen Die Macht der Finsternis Der lebende Leichnam Und das Licht scheinet in der Finsternis unvollendet Erzahlungen und Kurzgeschichten Der Uberfall Der Holzschlag Sewastopol Zyklus Der Schneesturm Der Morgen eines Gutsbesitzers Zwei Husaren Der Degradierte Luzern Albert Drei Tode Polikuschka Eine Idylle Der Gefangene im Kaukasus Jermak und die Eroberung Sibiriens Gott sieht die Wahrheit sagt sie aber nicht sogleich Die Barenjagd Meine Hunde Der Leinwandmesser Die beiden Alten Wo die Liebe ist da ist auch Gott Kinderweisheit und Mannertorheit Lass den Funken nicht zur Flamme werden Die Kerze Die drei Greise Der reuige Sunder Iwan der Narr Das eigrosse 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