www.wikidata.de-de.nina.az
Eine Kontinuitatsgleichung ist eine bestimmte partielle Differentialgleichung die zu einer Erhaltungsgrosse s u gehort Sie verknupft die zeitliche Anderung t displaystyle frac partial partial t der raumlichen Dichte r displaystyle rho mit der diese Erhaltungsgrosse an einem Punkt vorliegt mit der raumlichen Anderung ihrer Stromdichte j displaystyle vec j r t j 0 displaystyle frac partial rho partial t vec nabla cdot vec j 0 Zur mathematischen Definition von displaystyle vec nabla cdot siehe Divergenz eines Vektorfeldes Die Kontinuitatsgleichung tritt in allen Feldtheorien der Physik auf Die erhaltenen Grossen konnen sein die Masse die elektrische Ladung die Energie die Wahrscheinlichkeit und einige Teilchenzahlen Leptonenzahl Baryonenzahl Die Verallgemeinerung der Kontinuitatsgleichung auf physikalische Grossen die keine Erhaltungsgrossen sind ist die Bilanzgleichung In ihr tritt auf der rechten Seite der Gleichung ein zusatzlicher Quellterm auf Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenhang mit einer Erhaltungsgrosse 2 Spezielle Kontinuitatsgleichungen 2 1 Hydrodynamik 2 2 Elektrodynamik 2 3 Quantenmechanik 3 Weitere Anwendungen Allgemeine Erhaltungsgrossen 4 Literatur 5 Weblinks 6 Einzelnachweise und FussnotenZusammenhang mit einer Erhaltungsgrosse BearbeitenDie in einem Volumen V enthaltene Ladung das Volumenintegral uber die Dichte kann sich aufgrund der Kontinuitatsgleichung nur dadurch andern dass unausgeglichene Strome aus der Oberflache des Volumens hinausfliessen Demnach andert sich die Gesamtladung fur V displaystyle V to infty zeitlich nicht und ist eine Erhaltungsgrosse wenn keine Netto Strome durch die Oberflache des betrachteten Volumens fliessen Denn die zeitliche Anderung der Ladung Q V displaystyle Q V gegeben durch Q V V d 3 x r t x displaystyle Q V iiint V mathrm d 3 x rho t vec x in einem zeitlich unveranderlichen Volumen V displaystyle V ist wegen der Kontinuitatsgleichung nach dem Integralsatz von Gauss d Q V d t V d 3 x r t V d 3 x j V j n d S displaystyle frac mathrm d Q V mathrm d t iiint V mathrm d 3 x frac partial rho partial t iiint V mathrm d 3 x vec nabla cdot vec j oint partial V vec j cdot vec n mathrm d S gleich dem Flachenintegral uber die Randflache V displaystyle partial V des Volumens uber den Anteil der Stromdichte j displaystyle vec j der in Richtung der Flachennormalen n displaystyle vec n nach aussen fliesst Die Ladung im Volumen andert sich nur sofern unausgeglichene Strome in der angegebenen Weise durch die Randflache fliessen Spezielle Kontinuitatsgleichungen BearbeitenHydrodynamik Bearbeiten Verandert sich in der Hydrodynamik die Massendichte r t x displaystyle rho t vec x weil die Flussigkeit mit der Geschwindigkeit u d x d t displaystyle vec u tfrac mathrm d vec x mathrm d t langs der Bahnkurven x t displaystyle vec x t stromt so ist die zugehorige Stromdichte j r u displaystyle vec j rho vec u dd und die Kontinuitatsgleichung lautet r t r u 0 r t r u r u 0 displaystyle begin alignedat 2 amp frac partial rho partial t vec nabla cdot rho vec u amp amp 0 Leftrightarrow amp frac partial rho partial t vec nabla rho cdot vec u rho vec nabla cdot vec u amp amp 0 end alignedat Begrundung Produktregel Fur die zeitliche Anderung der Dichte bei einem Teilchen das die Bahn x t displaystyle vec x t durchlauft besagt dies r t r d x d t r u d d t r t x t r u displaystyle begin alignedat 2 amp frac partial rho partial t vec nabla rho cdot frac mathrm d vec x mathrm d t amp amp rho cdot vec nabla cdot vec u Leftrightarrow amp frac mathrm d mathrm d t rho t vec x t amp amp rho cdot vec nabla cdot vec u end alignedat Begrundung totales Differential Entlang einer Trajektorie andert sich also die Dichte mit der Divergenz der Stromung u displaystyle vec u Die Stromung ist inkompressibel wenn die Dichte entlang einer Trajektorie konstant bleibt d d t r t x t 0 displaystyle frac mathrm d mathrm d t rho t vec x t 0 Daraus folgt dass in diesem Fall die Divergenz der Stromung Null ist u u x v y w z 0 displaystyle Rightarrow vec nabla cdot vec u frac partial u partial x frac partial v partial y frac partial w partial z 0 Elektrodynamik Bearbeiten In der Elektrodynamik ergibt sich die Kontinuitatsgleichung fur die elektrische Ladungsdichte r displaystyle rho und die elektrische Stromdichte j displaystyle vec j mithilfe der Identitat 0 displaystyle vec nabla cdot vec nabla times dots 0 und den beiden inhomogenen Maxwellgleichungen 0 div rot 0 H Maxwell t D j t D j r t j displaystyle 0 stackrel operatorname div operatorname rot 0 vec nabla cdot left vec nabla times vec H right stackrel text Maxwell vec nabla cdot left frac partial partial t vec D vec j right frac partial partial t vec nabla cdot vec D vec nabla cdot vec j frac partial rho partial t vec nabla cdot vec j d h es folgt mit der anderen inhomogenen Maxwell Gleichung 1 r t j 0 displaystyle frac partial rho partial t vec nabla cdot vec j 0 In Halbleitern beschreibt die Verletzung der Kontinuitatsgleichung r t j r g displaystyle frac partial rho partial t vec nabla cdot vec j r g die Anderung der Raumladungsdichte r displaystyle rho durch die Rekombinationsrate pro Volumen r displaystyle r und die Generationsrate g displaystyle g Aus den Maxwellgleichungen der Elektrodynamik folgt in CGS Einheiten fur die Energiedichte u 1 8 p E 2 B 2 displaystyle u frac 1 8 pi left vec E 2 vec B 2 right und die Energiestromdichte auch Poynting Vektor S c 4 p E H displaystyle vec S frac c 4 pi left vec E times vec H right nahezu eine Kontinuitatsgleichung u t S j E displaystyle frac partial u partial t vec nabla cdot vec S vec j cdot vec E Die Kontinuitatsgleichung fur die Energie im elektromagnetischen Feld ist dort erfullt wo die elektrische Stromdichte j displaystyle vec j verschwindet beispielsweise im Vakuum Dort kann sich Energiedichte nur durch Energiestrome andern Wo die elektrische Stromdichte j displaystyle vec j nicht verschwindet leistet das elektrische Feld E displaystyle vec E Arbeit und tauscht Energie mit den Ladungstragern aus Die Kontinuitatsgleichung fur die elektromagnetische Feldenergie ist der Satz von Poynting In der relativistischen Formulierung der Elektrodynamik mit Minkowski Vektoren fasst man cr und j zu einem Vierervektor zusammen j a c r j x j y j z displaystyle j alpha c rho j x j y j z Wie oben folgt aus den Maxwellgleichungen dass dessen Viererdivergenz verschwindet a j a c r c t j x x j y y j z z 0 displaystyle partial alpha j alpha frac c partial rho c partial t frac partial j x partial x frac partial j y partial y frac partial j z partial z 0 2 Diese Formulierung ist unabhangig von der gewahlten Minkowski Signatur aquivalent zur Kontinuitatsgleichung und kann auf relativistische Feldtheorien verallgemeinert werden Quantenmechanik Bearbeiten In der nichtrelativistischen Quantenmechanik wird der Zustand eines Teilchens etwa eines einzelnen Elektrons durch eine Wellenfunktion PS x t displaystyle Psi vec x t beschrieben Das Betragsquadrat r x t PS x t 2 displaystyle rho vec x t Psi vec x t 2 gibt die Wahrscheinlichkeitsdichte dafur an ein Teilchen zur Zeit t displaystyle t am Ort x displaystyle vec x vorzufinden Mit der zugehorigen Wahrscheinlichkeitsstromdichte j i ℏ 2 m PS PS PS PS displaystyle vec j frac i hbar 2m Psi vec nabla Psi Psi vec nabla Psi gilt ohne ausseres Magnetfeld als Folge der Schrodingergleichung die Kontinuitatsgleichung t r j 0 displaystyle frac partial partial t rho vec nabla cdot vec j 0 Ist ein ausseres Magnetfeld vorhanden muss auf die Pauli Gleichung zuruckgegriffen werden und es ergibt sich j i ℏ 2 m PS PS PS PS q m A PS PS ℏ 2 m PS s PS displaystyle vec j frac i hbar 2m Psi dagger vec nabla Psi vec nabla Psi dagger Psi frac q m vec A Psi dagger Psi frac hbar 2m vec nabla times Psi dagger vec sigma Psi wobei s displaystyle sigma fur die Pauli Matrizen stehen Der letzte Term verschwindet zwar bei der Divergenzbildung und ist nicht direkt aus der Pauli Gleichung ableitbar ergibt sich aber aus dem nichtrelativistischen Grenzfall der Dirac Gleichung Im Rahmen der relativistischen Quantenmechanik gehorchen Teilchen der Klein Gordon Gleichung fur Skalarbosonen beziehungsweise der Dirac Gleichung fur Fermionen Da die Gleichungen der Speziellen Relativitatstheorie gehorchen konnen die Kontinuitatsgleichungen fur diese Falle in manifest kovarianter Form m j m t r j 0 displaystyle partial mu j mu partial t rho vec nabla cdot vec j 0 geschrieben werden und es ergibt sich j KG m i ϕ m ϕ ϕ m ϕ displaystyle j text KG mu mathrm i left phi partial mu phi phi partial mu phi right j Dirac m ps g 0 g m ps displaystyle j text Dirac mu psi dagger gamma 0 gamma mu psi wobei ϕ displaystyle phi beziehungsweise ps displaystyle psi fur die skalare bosonische vektorwertige fermionische Wellenfunktion stehen und g displaystyle gamma die Dirac Matrizen sind Im Rahmen der Klein Gordon Kontinuitatsgleichung kann im Gegensatz zum nichtrelativistischen oder fermionen Fall die Grosse j 0 1 c i ϕ t ϕ ϕ t ϕ displaystyle j 0 frac 1 c mathrm i left phi partial t phi phi partial t phi right nicht als Wahrscheinlichkeitsdichte gedeutet werden da diese Grosse nicht positiv semidefinit ist Weitere Anwendungen Allgemeine Erhaltungsgrossen BearbeitenMan erkennt an der Analogie zum elektrischen Fall dass Kontinuitatsgleichungen immer dann gelten mussen wenn eine ladungsartige Grosse und eine stromartige Grosse wie oben angegeben zusammenhangen Als weiteres konkretes Beispiel konnte man etwa den in der Thermodynamik wichtigen Warmestrom angeben Die Ladungsdichte muss bei Integration uber den Gesamtraum eine Erhaltungsgrosse ergeben z B die elektrische Gesamtladung bzw im Falle der Quantenmechanik die Gesamtwahrscheinlichkeit 1 oder im dritten Fall die gesamte zugefuhrte Warme bei Systemen deren Warmeinhalt als erhalten angesehen werden kann z B Warmediffusion In der Stromungsmechanik folgt aus der Kontinuitatsgleichung das Kontinuitatsgesetz fur inkompressible Fluide Literatur BearbeitenBatchelor G K An introduction to fluid dynamics Cambridge university press 2000 ISBN 0 521 66396 2Weblinks BearbeitenVideo Kontinuitatsgleichung Institut fur den Wissenschaftlichen Film IWF 2004 zur Verfugung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek TIB doi 10 3203 IWF C 14818 Einzelnachweise und Fussnoten Bearbeiten Bei der Herleitung wird u a die Divergenz der sog Maxwellschen Erganzung D t displaystyle frac partial vec D partial t gebildet und die Vertauschbarkeit der partiellen Ableitung t displaystyle frac partial partial t mit dem Divergenzoperator benutzt Torsten Fliessbach Elektrodynamik Spektrum Akademischer Verlag 3 Auflage S 159 Normdaten Sachbegriff GND 4165165 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kontinuitatsgleichung amp oldid 220550695