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Das Kastell Cidamus war ein romisches Militarlager das bisher nur inschriftlich erschlossen ist Die Garnison wurde zu einem kurzfristig wichtigen Aussenposten Ihr oblag insbesondere die Sicherung des hier ansassigen Handelszentrums Der militarische Zusammenhalt mit dem Limes Tripolitanus in der Provinz Africa proconsularis erfolgte uber die Karawanenstrasse zum nordlich gelegenen Praesidium Si Aioun 1 Die Lokalisierung des Kastells wird auf der Gemarkung der heutigen ostlibyschen Grenzstadt Ghadames im Munizip Nalut vermutet Kastell CidamusAlternativname Cidamus Tidamhnsioi CydamaeLimes Limes Tripolitanusvordere LimeslinieDatierung Belegung Septimius Severus bis Philippus Arabs Typ VexillationskastellEinheit Vexillation der Legio III AugustaErhaltungszustand Der Standort wurde bis heute nicht aufgefunden Ort GhadamesGeographische Lage 30 8 0 4 N 9 29 58 2 O 30 133433333333 9 4994861111111 340Hohe 340 mRuckwartig Praesidium Si Aioun nordlich Das Kastell unten links als sudlichster Aussenposten des Limes Tripolitanus Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Forschungsgeschichte 3 Baugeschichte 3 1 Inschriften 3 2 Mogliche bauliche Nachweise 4 Literatur 5 AnmerkungenLage BearbeitenDer bereits in prahistorischer Zeit in einer sandigen Niederung entstandene Wustenort liegt rund 340 Meter uber dem Meeresspiegel Im Umfeld erheben sich mehrere Zeugenberge Nach Westen grenzt das Land an das Ostliche Sandmeer einem Teil der Wuste Sahara Die ostliche Topographie wird von dem ansteigenden Plateau der Hammada al Hamra dominiert dessen Tafelberge nach Norden hin immer deutlicher hervortreten Von grosser Bedeutung waren die aus Suden kommenden Karawanenrouten Sie brachten vielfaltige in Rom teilweise als Luxusguter gehandelte exotische Waren und Gold nach Norden Doch auch wichtige Grundnahrungsmittel wie das Steinsalz aus der Sahara von dem bereits Herodot im 5 Jahrhundert v Chr berichtet 2 wurden hier verhandelt Forschungsgeschichte BearbeitenDie fur die bisherigen Ergebnisse zu der militarischen Station von Cidamus wichtigen Forschungen sind eng mit den Grabungen italienischer Militars in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts verbunden Von 1913 bis 1914 forschte der italienische Hauptmann Alessandro Pavoni in Ghadames ihm folgte in der Zwischenkriegszeit der Major Ilo Perugini Unter Hauptmann Giuseppe Bilotti der von 1935 bis 1940 Untersuchungen durchfuhrte erfolgte 1935 eine erneute Aufdeckung des sogenannten Asnams von Ghadames 3 Baugeschichte BearbeitenEin erster und gleichzeitig einer der wichtigsten Kampfe um die Vorherrschaft in Tripolitanien fand hochstwahrscheinlich im Jahr 18 v Chr unter Lucius Cornelius Balbus Minor statt Als Heerfuhrer schlug dieser die Garamanten und Phazanii Zu seinen Siegen zahlte auch die Eroberung von Cidamus die Hauptstadt der Phazanii 4 Diese Kampfe sowie Cidamus wurden bereits von Plinius dem Alteren in seiner in den 70er Jahren des 1 Jahrhunderts n Chr entstandenen Naturalis historia erwahnt 5 Im 2 Jahrhundert wird die Stadt als Tidamhnsioi Tidamensi von dem Geographen Claudius Ptolemaus genannt 6 Der spatantike Historiker Prokop berichtete im 6 Jahrhundert dass die Bewohner der Stadt von alters her Verbundete Roms gewesen seien und ihre Vertrage wahrend der Regierungszeit des Kaisers Justinian I 527 565 erneuerten 7 8 Wie die romischen Quellen im Weiteren berichten lag zwischen den Phazanii und dem angrenzenden antiken Berbervolk der Garamanten der Mons Ater zu dem die heutige Hammada al Hamra gehort 9 Da jedoch auch der historische Fessan zum Territorium der Garamanten zahlte ist die antike Grenzziehung nur als grobe Lokalisierung zu betrachten Die romischen Beziehungen zu den Phazanii ahnelten denen der Garamanten und die starke Anbindung von Cidamus an Rom im 1 und 2 Jahrhundert n Chr lasst sich neben der schriftlichen Beurkundung auch archaologisch belegen So liess sich romische Feinkeramik des 2 Jahrhunderts im Umkreis von 1 5 Kilometern um die heutige Oasenstadt feststellen Deutliche Zeugnisse legte auch die Nekropole der Stadt ab Sie zog sich uber zwei Kilometer nach Westen an einer Ausfallstrasse entlang und enthielt die regional typischen Asnam Idole Unter anderem durch sie konnten die Graber als romisch libysche Bestattungen identifiziert werden 8 Weiter regionaltypische Merkmale wiesen Grabinschriften auf die teils eine Vermischung von romischen konventionellen Angaben mit bis heute unidentifizierbaren lateinischen Buchstabenzusammenstellungen zeigen 10 Ausschlaggebend fur die Errichtung einer Garnison in Cidamus war die bereits erwahnte verkehrsgeographisch vorteilhafte Lage sowie die logistische Schlusselposition der Oasenstadt 11 Spekulationen uber die Grosse dieser Garnison sind bis heute nicht abgeschlossen Moglicherweise wird das militarisch belegte Areal nicht uber die Grosse eines Kleinkastells hinausgegangen sein wobei an eine Anlage wie das Kleinkastell Tisavar gedacht werden konnte 12 Die Besatzung wird zumindest eine geeignete Grosse besessen haben um diesen wichtigen Handelsplatz im Barbaricum fur Rom zu sichern Der Archaologe David J Mattingly nahm an dass die Fortifikation von Cidamus schon nach kurzer Zeit moglicherweise im Zuge einer erneuten Verstarkung der nordlich gelegenen Reichsgrenze aufgelost wurde und die Phazanii wieder in ihren alten hegemonialen Bundniszustand mit Rom zuruckkehrten Als Zeitpunkt fur dieses Ereignis bot der Archaologe die Errichtung des Centenariums Kasr Duib zwischen 244 und 246 n Chr an das den nordostlichen Rand der Hammada al Hamra sicherte 8 Inschriften Bearbeiten Eine Militaranlage selbst scheint nach den bisher bekannten epigraphischen Zeugnissen erst wahrend der Regierungszeit der Severer entstanden zu sein Damals wurde der tripolitanische Limes neu organisiert womit die Grundung etlicher neuer Grenzkastelle einherging Einen deutlichen Hinweis auf die Prasenz einer Vexillation der Legio III Augusta gibt eine Bauinschrift die wahrend der 1935 am sogenannten Asnam durchgefuhrten Ausgrabungen ans Licht kam und bereits nach dem Zweiten Weltkrieg wieder verloren war 3 Die Namen des Kaisers Severus Alexander und seiner Mutter Iulia Mamaea wurden nach ihrer Ermordung 235 n Chr im Zuge einer Damnatio memoriae erradiert Iulia Mamaea wird in dem Text als mater castrorum genannt Diese Erhebung erfuhr sie mutmasslich um 225 n Chr nach dem Tod ihrer Mutter Iulia Maesa die bis dahin diesen Titel trug Der fehlende Name des Statthalters von dem nur die ersten beiden Buchstaben erhalten blieben wird mit Fabius Fabianus erganzt 13 Der mit seinem vollen Namen Caius Fabius Fabianus Vetilius Lucilianus genannte Legat ist in diesem Amt fur die Regierungszeit des Severus Alexander verburgt 14 Imp eratori Caes ari M arco Aureli o Severo Ale xandro Pio Fel ici Aug usto et Iuli ae Mamaeae Aug ustae matri Aug usti e t castrorum sub Fa bio Fabiano l eg ato Aug usti pr o pr aetore c larissimo v iro vexi lla tio leg ionis III Au g ustae P iae V indicis Severianae per uum c enturionem leg ionis eiusdem fecitUbersetzung Dem Kaiser Caesar Marcus Aurelius Severus Alexander dem Frommen Glucklichen dem Augustus und Julia Mamaea der Mutter des Augustus Augusta und der Militarlager Unter Fabius Fabianus Statthalter mit propratorischen Befugnissen dem hochangesehenen Mann hat eine Abteilung der 3 Legion Augusta die Treue Retterin die Severische durch uus Zenturio der Legion dies errichtet Die alteste bisher bekannte offizielle Inschrift aus Cidamus entstand wahrend der Regierungszeit des aus Leptis Magna stammenden Kaisers Septimius Severus Trotz ihrer starken Fragmentierung lassen die Reste noch eine genauere Datierung in die Jahre zwischen 209 und 211 n Chr zu Das Stuck wurde 1913 entdeckt Das dritte p in Imppp wurde nach der Damnatio memoriae des ermordeten Kaisers Geta im Jahr 212 n Chr erradiert 3 Impp p eratoribus Ca es aribus Severo Pio Parth ico max imo Ein wahrend der Regierungszeit des Kaisers Caracalla 211 217 entstandener fragmentierter Votivaltar wurde 1948 an einer nicht mehr lokalisierbaren Stelle gefunden 15 Die Datierung der offiziell angelegten Inschrift ergibt sich aus der Nennung des Statthalters der Provinz Numidia Marcus Valerius Senecio Die Inschrift nennt auch den Namen der Stadt prae tendent es Cy damis votu m sol verunt li b entes sub Val erio Sene cione leg ato Aug usti pr o pr aetore c larissimo v iro Mogliche bauliche Nachweise Bearbeiten Der Afrikareisende Henri Duveyrier 1840 1892 berichtete bei seinem Besuch in Ghadames uber den baulich aus dem Verband der Stadtmauer herausstechenden nordwestlichen Eckturm Sein Mauerwerk bestand aus kleinen Mauersteinen die von einigen Ziegeln durchsetzt waren Ein weiterer bereits versturzter Turm in der Nachbarschaft wies dieselben Merkmale auf Duveyrier sah in der Stadt ausserdem romische Saulen und Kapitelle teilweise als Spolien verbaut in der Hauptmoschee 16 Literatur BearbeitenDavid J Mattingly Tripolitania Taylor amp Francis 2005 ISBN 0 203 48101 1 Alessandro Pavoni Notizie archeologiche sui monumenti antichi di Ghadames In Rivista coloniale 8 15 1913 S 309 318 Ilo Perugini Gadames Monografia del territorio edita a cura del Comando R C T C della Tripolitania Tripoli 1929 Anmerkungen Bearbeiten Praesidium Si Aioun 32 1 46 96 N 10 18 34 03 O 32 029711111111 10 309452777778 Hans Christian Schneider Die Bedeutung der romischen Strassen fur den Handel In Munstersche Beitrage zur antiken Handelsgeschichte 1 1 1982 S 85 95 hier S 91 a b c Joyce Maire Reynolds John Bryan Ward Perkins Inscriptions of Roman Tripolitania British School at Rome Rom London 1952 S 226 David J Mattingly Tripolitania Taylor amp Francis 2005 ISBN 0 203 48101 1 S 114 Plinius Naturalis historia 5 35 36 31 22 Ptolemaeus Geographia 4 3 6 Prokop De Aedificis 6 3 a b c David J Mattingly Tripolitania Taylor amp Francis 2005 ISBN 0 203 48101 1 S 122 Werner Huss Kidame In Der Neue Pauly DNP Band 6 Metzler Stuttgart 1999 ISBN 3 476 01476 2 CIL 8 2 Michael Mackensen Mannschaftsunterkunfte und Organisation einer severischen Legionsvexillation im tripolitanischen Kastell Gholaia Bu Njem Libyen In Germania 86 1 2008 S 271 307 hier S 283 David J Mattingly Farmers and frontiers Exploiting and defending the countryside of Roman Tripolitania In Libyan Studies 20 1989 S 139 Robert Saxer Untersuchungen zu den Vexillationen des romischen Kaiserheeres von Augustus bis Diokletian In Epigraphische Studien 1 Beihefte der Bonner Jahrbucher Bohlau 1967 S 103 CIL 8 10990 Joyce Maire Reynolds John Bryan Ward Perkins Inscriptions of Roman Tripolitania British School at Rome Rom London 1952 Nr 907 AE 1952 96 David J Mattingly Tripolitania Taylor amp Francis 2005 ISBN 0 203 48101 1 S 154 Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Vorderer tripolitanischer Limes Ostlicher Grosser Erg Praesidium Si Aioun Kastell Cidamus Kleinkastell Bir Mahalla Kleinkastell Tisavar Centenarium Tibubuci Kleinkastell Ksar Chetaoua Kleinkastell Bezereos Kleinkastell Henchir Krannfir Kleinkastell Ksar Tabria Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Cidamus amp oldid 238867729