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Als Sprengkandidatur schweizerisch oder Kampfkandidatur bezeichnet man das Aufstellen eines Gegenkandidaten bei einer Wahl in der ansonsten nur eine Person kandidieren wurde wenn dieser eine realistische Chance hat auch tatsachlich gewahlt zu werden Inhaltsverzeichnis 1 In der Schweiz 1 1 Auf nationaler Ebene 1 2 Auf kantonaler Ebene 2 In Deutschland 2 1 Beispiele 3 EinzelnachweiseIn der Schweiz BearbeitenAls Sprengkandidatur bezeichnet man im politischen System der Schweiz eine Kandidatur die entgegen den konkordanzdemokratischen Absprachen zwischen Parteien erfolgt Das kann beispielsweise geschehen indem eine Partei versucht einen Sitz zu erringen der ihr laut der stillschweigenden Ubereinkunft zur Sitzverteilung sogenannte Zauberformel nicht zusteht aber auch indem andere Parteien zusatzlich zum offiziellen Kandidaten einen Gegenkandidaten aus derselben Partei aufstellen Gelegentlich wird Sprengkandidatur auch als Synonym zur wilden Kandidatur verwendet Dieser Begriff benennt Kandidaturen die ohne Unterstutzung der eigenen Partei erfolgen Sprengkandidaturen sind bei Majorzwahlen moglich wo Einzelpersonen kandidieren Bei Proporzwahlen sind hingegen nur Kandidaturen auf Parteilisten moglich Auf nationaler Ebene Bearbeiten Bei den Wahlen zum Bundesrat stellt eine Sprengkandidatur ein politisches Manover dar bei dem andere Parteien zur Verhinderung der Wahl eines Politikers einen Kollegen aus dem gleichen Lager an seiner Stelle wahlen Auf diese Weise bleibt der Anspruch einer Partei auf Partizipation in der konkordanzdemokratischen Regierung unangetastet Beispiele dafur gab es mehrere in der Geschichte der schweizerischen Bundesratswahlen So wurde 1983 der Sprengkandidat Otto Stich anstelle der offiziellen SP Kandidatin Lilian Uchtenhagen gewahlt Zehn Jahre spater wurde die Wahl der offiziellen Kandidatin der SP Christiane Brunner durch den Neuenburger Nationalrat und Staatsrat Francis Matthey gesprengt der aber seine Wahl ablehnte worauf Ruth Dreifuss gewahlt wurde Christoph Blocher wurde bei den Bundesratswahlen 2003 als Sprengkandidat anstelle von Ruth Metzler gewahlt Zuletzt kam eine solche Sprengkandidatur bei den Bundesratswahlen 2007 zum Einsatz nachdem auf Vorschlag linker Parteien statt des Amtsinhabers Christoph Blocher die Bundner Regierungsratin Eveline Widmer Schlumpf im zweiten Wahldurchgang mit knapper Mehrheit gewahlt wurde Bei der Bundesratswahl 2019 trat Regula Rytz von den Grunen sowohl fur den Sitz von Simonetta Sommaruga als auch fur den von Ignazio Cassis an Bei beiden Wahlen wurde die notige absolute Mehrheit von Rytz klar verfehlt jedoch gelang es fur den Sitz von Ignazio Cassis mit 82 Stimmen deutlich mehr als die Anzahl der Sitze der Grunen in der Bundesversammlung auf die Kandidatin der Grunen zu vereinen und damit die Nichtberucksichtigung der Grunen in der Zauberformel zu kritisieren Auf kantonaler Ebene Bearbeiten Die Kantonsregierungen werden vom Volk gewahlt und zwar in den meisten Kantonen im Majorzverfahren Deshalb kommt es vor dass Politiker die von ihrer eigenen Partei nicht nominiert werden auf eigene Faust antreten Da bei diesen Wahlen eher Personlichkeiten als Parteien im Vordergrund stehen haben solche Kandidaturen auch reelle Chancen In Deutschland BearbeitenIn Deutschland wird in den Medien von einer Kampfkandidatur oder Kampfabstimmung gesprochen wenn entgegen den ublichen Gepflogenheiten bei einer Wahl von Parteiamtern mehrere Kandidaten antreten Trotz der innerparteilichen Demokratie ist es insbesondere bei Wahlen von Parteivorsitzenden ublich dass sich Fuhrungsgremien der Partei vorab auf einen Kandidaten einigen Gerade in kleinen Parteien kommt es vor Bundestagswahlen nicht selten zu Kampfabstimmungen um aussichtsreiche Listenplatze also um Platze auf den Landeslisten der Parteien zu Landtags oder Bundestagswahlen Da zum Beispiel Politiker von FDP und Grunen kaum eine reelle Chance haben in einem Wahlkreis direkt gewahlt zu werden sind diese Listen in kleinen Parteien der einzige Weg ein Landtags oder Bundestagsmandat zu erringen Haufig kommt es zu Kampfkandidaturen in aussichtsreichen Bundestags Wahlkreisen oder in Wahlkreisen in denen ein politischer Generationenwechsel stattfindet Beispiele Bearbeiten Hans Otto Wilhelm loste im November 1988 beim Landesparteitag der CDU Rheinland Pfalz Bernhard Vogel als Vorsitzenden ab nachdem er die Kampfabstimmung mit 258 189 Stimmen fur sich entschieden hatte Vogel trat danach auch als Ministerprasident zuruck 1 Oskar Lafontaine trat im November 1995 beim SPD Parteitag in Mannheim zur Kampfkandidatur um den Parteivorsitz gegen Rudolf Scharping an und gewann mit 321 190 Stimmen 2 Andrea Nahles setzte sich 2005 in einer Kampfabstimmung um die Nominierung zur SPD Generalsekretarin gegen Kajo Wasserhovel durch 3 Annegret Kramp Karrenbauer wurde in einer Kampfabstimmung gegen Jens Spahn und Friedrich Merz beim Parteitag der CDU Deutschlands im Dezember 2018 zur Parteivorsitzenden gewahlt Einzelnachweise Bearbeiten Joachim Frite Vannahme Bernhard Vogel tritt zuruck In Die Zeit 18 November 1988 abgerufen am 25 Mai 2012 Anja Wunsch Scharping verliert Parteivorsitz In Rheinische Post 16 November 2004 abgerufen am 25 Mai 2012 SPIEGEL Online Kampfabstimmung Nahles wird SPD Generalsekretarin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sprengkandidatur amp oldid 228094766 In Deutschland