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Am 12 Dezember 2007 fanden in der Schweiz die Gesamterneuerungswahlen des Bundesrates statt Die Vereinigte Bundesversammlung beide Kammern des neu gewahlten Parlaments wahlte die Schweizer Regierung den Bundesrat fur die Amtszeit zwischen 2008 und 2011 Die Sitze wurden einzeln in der Reihenfolge des Amtsalters der Sitzinhaber bestellt Samtliche bisherigen Bundesrate kandidierten fur eine neue Amtszeit Im Normalfall werden amtierende Bundesrate wiedergewahlt Bisher wurden erst drei Regierungsmitglieder nicht wiedergewahlt nach uber hundert Jahren letztmals 2003 als die CVP einen Sitz an die SVP mit ihrem Sprengkandidaten Christoph Blocher verlor Der bisherige Bundesrat v l n r Doris Leuthard Christoph Blocher Moritz Leuenberger Micheline Calmy Rey Pascal Couchepin Samuel Schmid Hans Rudolf Merz Bundeskanzlerin Annemarie Huber HotzBesetzung von 2008 v l n r Eveline Widmer Schlumpf Moritz Leuenberger Micheline Calmy Rey Pascal Couchepin Samuel Schmid Doris Leuthard Hans Rudolf Merz Bundeskanzlerin Corina CasanovaOffizielles Bundesratsfoto 2008Es wurden alle Bundesrate ausser Christoph Blocher in ihrem Amt bestatigt Dieser verlor die Wahl zu Gunsten von Eveline Widmer Schlumpf SVP als Sprengkandidatin der Mitte links Parteien Diese hat die Wahl am 13 Dezember 2007 angenommen Inhaltsverzeichnis 1 Strategien der Fraktionen 2 1 Wahl Sitz von Moritz Leuenberger 3 2 Wahl Sitz von Pascal Couchepin 4 3 Wahl Sitz von Samuel Schmid 5 4 Wahl Sitz von Micheline Calmy Rey 6 5 Wahl Sitz von Christoph Blocher 7 6 Wahl Sitz von Hans Rudolf Merz 8 7 Wahl Sitz von Doris Leuthard 9 Wahl der Bundeskanzlerin 10 Wahl des Bundesprasidenten und des Vize Bundesprasidenten 11 Folgen in der SVP 12 Folgen fur das Regierungssystem 13 Weblinks 14 EinzelnachweiseStrategien der Fraktionen BearbeitenSVP Fraktion Die SVP bekannte sich im Vorfeld der Wahlen zur Konkordanz Sie versteht darunter dass die drei starksten Parteien 2 und die viertstarkste Partei einen Sitz stellen kann was die anderen Parteien auch anerkennen und diesen Vertreter selbst bestimmen darf was jedoch weder den Gepflogenheiten entspricht noch von den anderen Parteien akzeptiert wird Im Falle der Nicht Wiederwahl eines ihrer Bundesrate drohte sie sich aus dem Bundesrat zuruckzuziehen und in die Opposition zu gehen Nachdem die SVP zuerst angekundigt hatte die Kandidaten der anderen Parteien zu wahlen gab sie bekannt jene Parteien nicht zu unterstutzen welche Christoph Blocher nicht wahlen wollten namentlich die SP und die CVP SP Fraktion Die SP befurwortete die Konkordanz grundsatzlich der SVP FDP Block 4 Sitze entspreche aber nicht dem Wahleranteil Deshalb machte sie im Vorfeld der CVP ein Angebot ihr auf Kosten der FDP einen zweiten Sitz zuruckzugeben Ausserdem kundigte sie an den bisherigen SVP Bundesrat Christoph Blocher nicht zu wahlen Ob sie statt ihm einen anderen SVP Kandidaten oder auch einen Kandidaten einer anderen Partei wahlen wurde war vorerst unklar Am Vorabend der Wahl war klar dass die SP Fraktion alle Bundesrate ausser Christoph Blocher wiederwahlen wird Am Morgen der Wahl portierte die SP die Bundner SVP Regierungsratin Eveline Widmer Schlumpf CVP EVP glp Fraktion Im Vorfeld der Wahlen meldeten sich aus den Reihen der CVP unterschiedliche Stimmen Parteiprasident Christophe Darbellay stellte sich fur den Bedarfsfall als Kandidat zur Verfugung 1 An der Fraktionssitzung vom 11 Dezember wurde jedoch entschieden keinen offiziellen Kandidaten gegen einen bisherigen Bundesrat aufzustellen Eine Mehrheit beabsichtigte aber Christoph Blocher nicht zu unterstutzen Darbellay half in der Folge mit die Wahl von Widmer zu koordinieren FDP Fraktion Die FDP wollte alle bisherigen Bundesrate wiederwahlen Nach den Parlamentswahlen regte FDP Prasident Fulvio Pelli an SP FDP und SVP sollten je ihren amtsaltesten Bundesrat zuruckziehen um eine Erneuerung der Landesregierung auf der Basis der Konkordanz zu ermoglichen Diese Idee setzte sich nicht durch Grune Fraktion Die Grunen erhoben Anspruch auf einen Sitz im Bundesrat und portierten offiziell Luc Recordon als Kandidaten fur den Sitz von Christoph Blocher Dies wurde mehrheitlich als taktisches Manover angesehen um Druck gegen Blocher aufzubauen Nachdem es eine Ubereinkunft fur die Wahl von Eveline Widmer Schlumpf gab unterstutzten sie diese Kandidatur und zogen Luc Recordon zuruck 1 Wahl Sitz von Moritz Leuenberger Bearbeiten nbsp Moritz LeuenbergerAls erster stellte sich der amtsalteste Bundesrat Moritz Leuenberger Mitglied der SP und Vorsteher des Eidgenossischen Departementes fur Umwelt Verkehr Energie und Kommunikation UVEK zur Wahl Seine Wiederwahl war im Voraus schon unumstritten Er trat ohne Gegenkandidat an und wurde bei 64 Enthaltungen und 4 ungultigen Wahlzetteln bei 246 eingegangenen Wahlzetteln und einem absoluten Mehr von 90 mit 157 Stimmen wiedergewahlt 2 Da die SVP zuvor schon mitgeteilt hatte nicht fur ihn zu stimmen konnte er sein hohes Resultat von 2003 nicht mehr erreichen 1 Wahlgangausgeteilte Wahlzettel 246eingegangene Wahlzettel 246leer ungultig 64 4gultig Total 178absolutes Mehr 90Moritz Leuenberger 157Verschiedene 212 Wahl Sitz von Pascal Couchepin Bearbeiten nbsp Pascal CouchepinAls Zweiter stellte sich Bundesrat Pascal Couchepin FDP Vorsteher des Eidgenossischen Departementes des Innern EDI zur Wiederwahl Obwohl der zweite Sitz der FDP nicht unbestritten war und Couchepin in Umfragen bei der Bevolkerung schlechte Resultate erhielt schien seine Wiederwahl sicher Es wurde vermutet dass Couchepin nach seinem Jahr als Bundesprasident zurucktreten wurde Mit dem zweitbesten Wahlresultat seit 1991 bei Bundesratswahlen wurde Pascal Couchepin im ersten Wahlgang wiedergewahlt 1 Wahlgangausgeteilte Wahlzettel 246eingegangene Wahlzettel 246leer ungultig 13 2gultig Total 231absolutes Mehr 116Pascal Couchepin 205Verschiedene 263 Wahl Sitz von Samuel Schmid Bearbeiten nbsp Samuel SchmidAuch Bundesrat Samuel Schmid SVP Vorsteher des Eidgenossischen Departementes fur Verteidigung Bevolkerungsschutz und Sport VBS stellte sich zur Wiederwahl Auch diese war unbestritten 1 Wahlgangausgeteilte Wahlzettel 244eingegangene Wahlzettel 244leer ungultig 21 4gultig Total 219absolutes Mehr 110Samuel Schmid 201Verschiedene 184 Wahl Sitz von Micheline Calmy Rey Bearbeiten nbsp Micheline Calmy ReyAls nachste war die Bundesprasidentin 2007 Micheline Calmy Rey SP Vorsteherin des Eidgenossischen Departementes fur auswartige Angelegenheiten EDA an der Reihe Micheline Calmy Rey wurde im ersten Wahlgang wiedergewahlt Wie schon zuvor bei der Wahl von Bundesrat Moritz Leuenberger enthielten sich die meisten Mitglieder der SVP der Stimme 1 Wahlgangausgeteilte Wahlzettel 246eingegangene Wahlzettel 246leer ungultig 65 1gultig Total 180absolutes Mehr 91Micheline Calmy Rey 153Verschiedene 275 Wahl Sitz von Christoph Blocher Bearbeiten nbsp Christoph Blocher bisheriger Sitzinhaber Kandidat der SVP nbsp Eveline Widmer Schlumpf neu gewahlte BundesratinDarauf stand Bundesrat Christoph Blocher SVP Vorsteher des Eidgenossischen Justiz und Polizeidepartementes EJPD zur Wiederwahl an Im ersten Wahlgang verfehlte er mit 111 Stimmen die Mehrheit und wurde somit nicht vom Parlament bestatigt Eveline Widmer Schlumpf erreichte 116 Stimmen Da das absolute Mehr bei 120 Stimmen lag wurde ein zweiter Wahlgang angesetzt In diesem erreichte Widmer Schlumpf mit 125 Stimmen 3 das absolute Mehr 122 Stimmen 4 womit Christoph Blocher nicht wiedergewahlt war Die SVP beantragte nach dem Bekanntwerden dieses Ergebnisses eine Unterbrechung der Wahlen die jedoch nicht gewahrt wurde Fur den Fall einer Nicht Wiederwahl von Christoph Blocher hatte die SVP den Ruckzug aus der Landesregierung angekundigt Der bereits gewahlte Bundesrat Samuel Schmid liess sich aber wie von seiner Seite ebenfalls bereits vorgangig angekundigt dennoch fur eine weitere Amtszeit vereidigen Widmer Schlumpf die in Bern gar nicht selbst anwesend war verlangte einen Tag Bedenkzeit und erklarte am 13 Dezember 2007 die Annahme der Wahl 5 6 Daraufhin wurde sie aus der SVP ausgeschlossen und grundete ihre eigene Partei die BDP Diese existierte bis 2020 als sie durch eine Fusion mit der CVP in der Partei Die Mitte aufging 1 Wahlgang 2 Wahlgangausgeteilte Wahlzettel 246 246eingegangene Wahlzettel 246 246leer ungultig 6 2 4 0gultig Total 238 242absolutes Mehr 120 122Christoph Blocher 111 115Eveline Widmer Schlumpf 116 125Verschiedene 11 26 Wahl Sitz von Hans Rudolf Merz Bearbeiten nbsp Hans Rudolf MerzAls Sechster stellte sich Bundesrat Hans Rudolf Merz FDP Vorsteher des Eidgenossischen Finanzdepartementes EFD zur Wiederwahl Auch bei ihm war eine Abwahl zu Gunsten eines Sitzes der CVP oder der Grunen nicht auszuschliessen da das Anrecht der FDP auf einen zweiten Sitz umstritten war Ebenfalls denkbar war dass die SVP nun mit Christoph Blocher nach seiner Nicht Wiederwahl in der vorangegangenen Wahl gegen Hans Rudolf Merz antreten wurde Allerdings trat keines dieser Szenarien ein 1 Wahlgangausgeteilte Wahlzettel 246eingegangene Wahlzettel 244leer ungultig 8 3gultig Total 233absolutes Mehr 117Hans Rudolf Merz 213Verschiedene 207 Wahl Sitz von Doris Leuthard Bearbeiten nbsp Doris LeuthardZuletzt stand Bundesratin Doris Leuthard CVP Vorsteherin des Eidgenossischen Volkswirtschaftsdepartementes EVD zur Wahl an Sie wurde von allen Fraktionen ausser der SVP unterstutzt und wurde gewahlt 3 1 Wahlgangausgeteilte Wahlzettel 245eingegangene Wahlzettel 244leer ungultig 49 4gultig Total 191absolutes Mehr 96Doris Leuthard 160Christoph Blocher 12Wahl der Bundeskanzlerin BearbeitenBundeskanzlerin Annemarie Huber Hotz FDP trat zuruck Deshalb wurde eine Neubesetzung notig Folgende Kandidaten wurden vorgeschlagen Corina Casanova Kandidatin CVP Nathalie Falcone Kandidatin SVP Markus Seiler Kandidat FDPCorina Casanova wurde mit 124 Stimmen im ersten Wahlgang gewahlt Nathalie Falcone und Markus Seiler erzielten 64 bzw 52 Stimmen Es gingen 246 Wahlzettel ein wovon zwei leer und keiner ungultig war Das absolute Mehr betrug 123 Wahl des Bundesprasidenten und des Vize Bundesprasidenten BearbeitenNach der Wahl der Bundesrate wahlte die Bundesversammlung den Bundesprasidenten fur das Jahr 2008 Turnusgemass war der damalige Vizeprasident Pascal Couchepin an der Reihe dessen Stellvertreter hatte Christoph Blocher im Falle seiner Wahl werden sollen Bundesrat Pascal Couchepin wurde mit 197 Stimmen zum Bundesprasidenten gewahlt Die Wahl des Vizeprasidenten wurde auf den Folgetag verschoben da noch nicht sicher war ob Christoph Blocher definitiv abgewahlt worden war Nachdem Widmer Schlumpf am 13 Dezember ihre Wahl angenommen hatte wurde Hans Rudolf Merz mit 193 Stimmen zum neuen Vizeprasidenten gewahlt 3 Folgen in der SVP BearbeitenDer Wahlausgang hatte zur Folge dass die SVP Fraktion ihre Bundesrate Eveline Widmer Schlumpf und Samuel Schmid aus der SVP Fraktion ausschloss d h sie nicht mehr an den Fraktionstreffen teilnehmen liess Sie kundigte an sich von ihnen nicht in der Regierung vertreten zu fuhlen und einen bedingungslosen Oppositionskurs einzuschlagen Da aber nicht alle Exponenten diese Politik mittragen wollten stand die SVP vor einer Zerreissprobe Juristisch gesehen hatte der Fraktionsausschluss dagegen keine Bedeutung da gemass Artikel 61 des Parlamentsgesetzes ohnehin nur Stande und Nationalrate Mitglieder einer Fraktion sein konnen und Bundesrate deshalb keiner Fraktion angehoren Folgen fur das Regierungssystem BearbeitenErstmals in der Geschichte der Schweizerischen Eidgenossenschaft trug die grosste Fraktion die Regierung nicht mit Durch die gut ausgebildeten Volksrechte Volksinitiativen Referenden hatte die Opposition starke Mittel zur Verfugung die die Politik blockieren konnten Allerdings war die SVP dabei nicht sehr erfolgreich weshalb sie versuchte Samuel Schmid zum Rucktritt zu bewegen um ihre Opposition vorzeitig zu beenden siehe Bundesratswahl 2008 Weblinks BearbeitenGesamterneuerungswahl des Bundesrats vom 12 Dezember 2007 Website der Schweizer Bundesversammlung Einzelnachweise Bearbeiten Die Taktik spaltet die CVP Memento vom 12 Dezember 2007 im Internet Archive In Tages Anzeiger 9 Dezember 2007 BR Moritz Leuenberger Memento vom 7 April 2014 im Internet Archive Website der Schweizer Bundersversammlung abgerufen am 8 Mai 2014 a b c Bundesratswahl Resultate der Erneuerungswahlen vom 12 Dezember 2007 In SRF Archiviert vom Original am 16 Dezember 2007 abgerufen am 12 Dezember 2007 Nach der Wahl ist vor der Wahl Eveline Widmer Schlumpf will Bedenkzeit In Tagesschau SRF archiviert vom Original am 14 Dezember 2007 abgerufen am 12 Dezember 2007 Eveline Widmer Schlumpf nimmt Wahl an In SWI swissinfo ch 13 Dezember 2007 Eveline Widmer Schlumpf ist neue Bundesratin In news ch 13 Dezember 2007 Bundesratswahlen in der Schweizerischen EidgenossenschaftGesamterneuerungswahlen 1864 1919 1922 1925 1928 1931 1935 1939 1943 1947 1951 1955 1959 1963 1967 1971 1975 1979 1983 1987 1991 1995 1999 2003 2007 2011 2015 2019 2023 nbsp Ersatzwahlen 1854 1920 1929 1934 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