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Johannes I Tzimiskes griechisch Ἰwannhs Aʹ Tzimiskὴs Koyrkoyas Iōannes I Tzimiskis Kurkuas wahrscheinlich 924 in Konstantinopel 10 Januar 976 ebenda war von 969 bis 976 byzantinischer Kaiser Er starb nach der Ruckkehr von einem Feldzug gegen die Araber wahrscheinlich an Typhus Sein Beiname Tzimiskes stammt vom armenischen Wort tschemschkik ab das klein bedeutet Johannes beschutzt von Gott und der Jungfrau Maria Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Werdegang bis zur Kaiserkronung 1 2 Innere Aufstande und Aussenpolitik 1 3 Die Feldzuge des Kaisers 1 4 Bedeutung 2 Quellen 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenWerdegang bis zur Kaiserkronung Bearbeiten nbsp Kronung Kaiser Tzimiskes Chronik des Johannes Skylitzes Madrid Biblioteca Nacional Vitr 26 2 fol 159rJohannes war armenischer Abstammung und ein Verwandter des Kaisers Nikephoros II Unter dessen Oberkommando fuhrte er bereits 959 als fuhrender General des Ostheeres einen Feldzug gegen die Hamdaniden zum oberen Euphrat durch Zusammen mit General Basileios Lekapenos ersturmte General Tzimiskes die Stadt Samosata und fugte dem Gegner eine schwere Niederlage zu Nach der Erhebung Nikephoros II zum Kaiser im August 963 wurde Tzimiskes Strategos General des Themas Anatolikon In erster Ehe war er mit Maria Sklerina verheiratet er sorgte auch dafur dass sein Schwager Bardas Skleros mit hohen militarischen Posten bedacht wurde und baute seine eigene Machtstellung beim Ostheer aus Das anfanglich gute Verhaltnis zum neuen Kaiser wurde jedoch bald gestort vermutlich wollte dieser Johannes abberufen Daraufhin plante Johannes mit der Kaiserin Theophanu die ihren Gatten wegen seines Ausseren verabscheute und sich zu dem gutaussehenden Johannes hingezogen fuhlte die Ermordung des Kaisers Am 11 Dezember 969 gelangte Johannes mit seinen Schergen in den Bukoleon Palast und totete den schlafenden Nikephoros auf schandliche Weise Theophanus Drangen zur raschen Heirat mit Tzimiskes wurde jedoch bitter enttauscht Der greise Patriarch Polyeuktos von Konstantinopel verlangte unerbittlich vor Bewilligung seiner Kronung die Kirchenbusse des selbsternannten Kaisers Verbittert sah Theophanu jetzt ihre Machtposition schwinden sie musste zusehen wie Johannes seine Position durch die Heirat mit einem anderen Mitglied des alteren Kaiserhauses legitimierte Theodora eine der funf Schwestern des fruheren Kaisers Romanos II wurde aus dem Nonnenkloster geholt und im November 971 durch den neuen Patriarchen Basileios I Skamandrenos mit dem Kaiser vermahlt 1 Innere Aufstande und Aussenpolitik Bearbeiten Johannes hatte anfangs schwer mit den Umstanden seiner Machtubernahme zu kampfen Der Kaiser musste angeordnete Verordnungen seines Vorgangers bezuglich der Besteuerung der Kirche widerrufen um seine Stellung festigen zu konnen Bardas Phokas Neffe des Kaisers Nikephoros II und Dux von Chaldia und Koloneia wurde von Tzimiskes nach Amaseia verbannt Von dort entkam Bardas im Sommer 970 nach Kaisareia in Kappadokien der Machtbasis seiner Familie und liess sich zum Basileus ausrufen Sein Vater Leon Phokas unterstutzte von seinem Verbannungsort Lesbos aus die Rebellion indem er versuchte die Truppen im europaischen Reichsteil zum Abfall von Johannes Tzimiskes zu bewegen Der Aufstand der Phokaden wurde jedoch rasch niedergeschlagen Wahrend sein Vater geblendet wurde musste Bardas Phokas sich im Sommer 971 in Pisidien dem Feldherrn Bardas Skleros ergeben Leon Phokas und seine Familie wurden vom Kaiser zwar begnadigt verloren aber alle Stellungen und wurden auf Chios interniert Der Kaiser konnte sich aber im Inneren gegen die Grossgrundbesitzer die sich gegen die Zentralgewalt stemmten mit harten Massnahmen durchsetzen Zudem war er ja nur Sachwalter ebenso wie unter seinem Vorganger gehorte die Kaiserkrone offiziell den beiden minderjahrigen Sohnen des Kaisers Romanos II In der Aussenpolitik gelangen ihm diplomatische Erfolge Nach der Gefangennahme des Herzogs Pandulf I von Capua folgte die Verstandigung mit Otto I welche den Erhalt der letzten Besitzungen in Kalabrien vorerst sicherten Er sandte 972 seine Nichte Theophanu in das Ostfrankenreich Sie wurde am 14 April 972 in Rom durch Papst Johannes XIII mit Ottos Sohn den spateren Otto II getraut Damit entspannten sich die Beziehungen zwischen den beiden Kaiserreichen merklich Die Feldzuge des Kaisers Bearbeiten Bereits Nikephoros II hatte den Ruf eines erfolgreichen Feldherrn Doch Johannes sollte ihn diesbezuglich noch in den Schatten stellen Johannes traumte von einer Restauratio imperii des Ostreichs Ziel war sicherlich keine Restauration in den Grenzen eines Justinian I doch hatten die vorherigen Jahre deutlich gezeigt dass die Araber langst nicht mehr so stark waren wie in den beiden Jahrhunderten davor Infolge des russisch bulgarischen Krieges eroberte Grossfurst Swjatoslaw I von Kiew grosse Teile des Zarenreiches Bulgarien 968 hatte Swjatoslaw den bulgarischen Zaren Boris II besiegt und 969 seine Hauptstadt nach Pereslavetz verlegt Im gleichen Jahr eroberten die Russen Philippopolis marschierten in Thrakien ein und belagerten im Sommer 970 Adrianopel Im Jahr 970 gelang es dem Feldherrn und Schwager des Kaisers Bardas Skleros den geplanten Vormarsch einer russisch bulgarischen Koalition auf Konstantinopel in der Schlacht von Arkadiopolis vorerst zu stoppen nbsp Treffen von Swjatoslaw I und Johannes Tzimiskes Historisierende Darstellung von Klavdiy Lebedev 1916 Johannes Tzimiskes begann im Fruhjahr 971 zur Wiederherstellung des Gleichgewichtes einen Feldzug nach Bulgarien Mit einem gut gerusteten Heer besiegte er die Russen am Ufer des Flusses Goljana Kamciya und ersturmte wahrend des Osterfestes die Stadt Preslaw Die byzantinische Armee wurde durch eine starke Flotte verstarkt 300 Schiffe operierten an der Donau im Rucken des Gegners und waren mit griechischem Feuer ausgestattet Nach einem byzantinischen Sieg an der Donau bei Silistra im Mai rettete sich Swjatoslaw Heer in die Festung Dorostolon Drustur Durostorum Johannes Tzimiskes begann mit der Belagerung von Dorostolon welche insgesamt 65 Tage dauern sollte Nachdem er seine ausweglose Situation erkannt hatten ergab sich Swjatoslaws Heer am 24 Juli 971 auf freien Abzug und unterzeichnete einen Friedensvertrag mit dem Byzantinischen Reich Darin mussten die Rus ihre Anspruche auf Bulgarien Ungarn und den fruheren byzantinischen Handelsknoten Chersones auf der Krim aufgeben Silistra wurde nach dem Einzug der Byzantiner nach der Gattin des Kaisers in Theodoropolis umbenannt 2 Nach dem Machtverfall des Abbasiden Kalifats versuchte das Konkurrenz Kalifat der Fatimiden in Tunesien Mahdia durch Truppenverschiebungen uber das Niltal und Palastina bei der Verteidigung Syriens einzugreifen Wahrend der Kampfe am Balkan hatten die Araber bereits 971 versucht das verlorene Antiochia am Orontes zuruckzugewinnen und konnten im Juli 972 ein byzantinisches Kontingent vor Amida vernichten 3 Im Feldzug von 974 wandte sich der Kaiser mit einem neuen Heer gegen die Araber an der Ostgrenze der Marsch erfolgte uber Umwegen nach Armenien Er konnte sich mit Truppen des verbundeten Konigs Aschot III erheblich verstarken und marschierte uber Martyropolis Mayyafariquin und Amida nach Suden Die Bevolkerung von Nisibis entfloh beim Anmarsch der Byzantiner kampflos in die Ebene von Dschazira Warum Tzimiskes den Feldzug nicht gegen das ungeschutzte Bagdad weiterfuhrte und mit reicher Beute ins Winterlager nach Antiochia zuruckkehrte bleibt unklar Wahrend des Winters auf 975 musste Johannes in die Hauptstadt zuruckgekehrt den asketischen Patriarchen Basileios Skamandrenos ersetzen und den nach Konstantinopel geflohenen romischen Papst Bonifaz VII Asyl gewahren Im Fruhjahr 975 wurde die verworrene Kirchenpolitik durch die Erhebung des neuen Patriarchen Antonios Studides beigelegt Nach Antiochia zuruckgekehrt fuhrte er seine Armee im Feldzug von 975 zuerst nach Emesa das sich kampflos ergab und nahm dann die alte Handelsmetropole Baalbek ein Das Ende der arabischen Herrschaft in Syrien schien kurz bevorzustehen schliesslich fiel die syrische Hauptstadt Damaskus an Byzanz zuruck Schliesslich marschierte Johannes Tzimiskes im Sommer 975 in Palastina ein Es gelang seinen Truppen Nazareth und die wichtigen Hafenstadte Akkon und Caesarea Maritima zu erobern Er liess darauf auch Sidon und Byblos sturmen um sich uber diese Hafenstadte den Nachschub durch seine Flotte sichern zu konnen Auf die Einnahme der Heiligen Stadt Jerusalem verzichtete er jedoch weil er sich bereits an der Kuste am Widerstand der Festung Tiberias verrannt hatte und um seine Versorgungslinien nicht uber Gebuhr zu belasten Dennoch hatte Byzanz einen nicht geringen Teil seiner verlorenen Ostgebiete wiedererobert Es war ein neuer Hohepunkt byzantinischer Macht gleichzeitig wurde die strukturellen Schwachen der arabischen Herrschaft offengelegt Doch auf dem Hohepunkt seines Erfolgs starb der Kaiser uberraschend nach der Ruckkehr vom syrischen Kriegsschauplatz am 10 Januar 976 Die Todesursache war vermutlich Typhus allerdings stimmen die griechischen und arabischen Quellen weitgehend darin uberein dass er auf Betreiben des Basileios Lakapenos vergiftet wurde Bedeutung Bearbeiten Johannes I galt als einer der fahigsten Feldherren und Kaiser welche Byzanz hervorgebracht hatte Nachdem bereits sein Vorganger Nikephoros II militarisch sehr erfolgreich agiert hatte gelang es Tzimiskes die Grossmachtstellung von Byzanz neu zu errichten Durch seine Erfolge gegen die Truppen des Kiever Rus am Balkan und gegen die Araber in Syrien stand Byzanz nach der Katastrophe der islamischen Expansion in Palastina und der Levante auf einem neuen Hohepunkt seiner Machtentfaltung Allerdings blieb Johannes im Hinblick auf territoriale Gewinne hinter seinem Nachfolger Basileios II zuruck dessen Erfolge aber nur von kurzer Dauer waren Dass Johannes aber nur als Usurpator an die Macht kam indem er seinen Vorganger und Verwandten Nikephoros II ermorden liess warf aber schon damals trotz seiner spateren in den zeitgenossischen Quellen bezeugten ritterlichen Gesten einen schwarzen Schatten auf seinen zweideutigen Charakter Nach ihm ist die turkische Kleinstadt Cemisgezek benannt worden Quellen BearbeitenDie wichtigste erzahlende Quelle zu seiner Regierungszeit sind die Historien des Leon Diakonos Davon wohl teilweise abhangig ist Johannes Skylitzes der aber auch andere heute verlorene Quellen benutzte Leonis Diaconi Caloensis historiae libri decem Hrsg von Charles Benoit Hase Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae 3 Bonn 1828 die beste Ubersetzung mit sehr guter Einleitung und Kommentierung ist The History of Leo the Deacon Byzantine military expansion in the tenth century Introd transl and annotations by Alice Mary Talbot and Denis F Sullivan Dumbarton Oaks Research Library and Collection Washington DC 2005 Hans Thurn Hrsg Ioannis Scylitzae Synopsis historiarum Berlin 1973 es ist keine deutsche Ubersetzung der betreffenden Passagen bei Skylitzes verfugbar dafur aber eine neuere englische John Skylitzes A Synopsis of Byzantine History 811 1057 Translated by John Wortley With Introductions by Jean Claude Cheynet and Bernard Flusin and Notes by Jean Claude Cheynet Cambridge 2010 Einzelnachweise Bearbeiten John Julius Norwich Byzanz Band II Bechtermunz Munchen 1994 S 275 John Julius Norwich Byzanz Band II Bechtermunz Munchen 1994 S 270 278 Norwich Byzanz Band II S 283 fLiteratur BearbeitenWilhelm Blum Johannes Tzimiskes In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 3 Bautz Herzberg 1992 ISBN 3 88309 035 2 Sp 415 416 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Jan Louis van Dieten Johannes I Tzimiskes In Biographisches Lexikon zur Geschichte Sudosteuropas Band 2 Munchen 1976 S 278 f Ralph Johannes Lilie Byzanz Das zweite Rom Siedler Berlin 2003 ISBN 3 88680 693 6 Ralph Johannes Lilie Claudia Ludwig Thomas Pratsch Beate Zielke Harald Bichlmeier Bettina Kronung Daniel Foller Alexander Beihammer Gunter Prinzing Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit 2 Abteilung 867 1025 Band 3 Ignatios 22713 Lampudios 24268 Nach Vorarbeiten F Winkelmanns erstellt Herausgegeben von der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften De Gruyter Berlin 2013 ISBN 978 3 11 016668 2 S 40 54 Nr 22778 Warren Treadgold A History of the Byzantine State and Society Stanford University Press Stanford CA 1997 ISBN 0 8047 2630 2 Mark Whittow The Making of Byzantium 600 1025 University of California Press Berkeley CA 1996 ISBN 0 520 20496 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johannes Tzimiskes Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ioannes I Tzimiskes in der Prosopography of the Byzantine WorldVorgangerAmtNachfolgerNikephoros II Kaiser von Byzanz 969 976Basileios II Normdaten Person GND 118712446 lobid OGND AKS LCCN nr2006009505 VIAF 4890522 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Johannes TzimiskesALTERNATIVNAMEN Johannes Tzimiskes I Iwannhs Tzimiskhs Koyrkoyas griechisch Iōannes A Tzimiskes Kurkuas Johannes Tzimiskes KurkuasKURZBESCHREIBUNG byzantinischer KaiserGEBURTSDATUM um 924GEBURTSORT KonstantinopelSTERBEDATUM 10 Januar 976STERBEORT Konstantinopel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Tzimiskes amp oldid 237389993