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Johann Casimir von Haffelin 3 Januar 1737 in Minfeld 27 August 1827 in Rom war ein Priester der Diozese Speyer Kardinal und wichtiger Diplomat zur Zeit von Konig Max I Joseph als bayerischer Gesandter in Rom brachte er 1817 das Konkordat zwischen dem Konigreich Bayern und der katholischen Kirche unter Papst Pius VII zum Abschluss Kardinal von Haffelin zeitgenossisches Olgemalde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Werdegang 1 2 Priester Historiker und Pralat 1 3 Bischof und Bayerischer Gesandter 1 4 Kardinal 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Werdegang Bearbeiten Johann Casimir Haffelin wurde am 3 Januar 1737 als Sohn des herzoglich pfalz zweibruckischen Amtsschreibers Georg Daniel Haffelin und seiner Ehefrau Anna Elisabeth geb Schonlaub im Schlossgut des sudpfalzischen Minfeld geboren und am 13 Januar getauft Er war der mittlere von insgesamt 3 Sohnen der Eltern sein alterer Bruder Laurentius Joseph war 1735 der Jungere Georg Daniel 1738 geboren In seiner Neueren Geschichte der Bischofe von Speyer schreibt der Historiker Franz Xaver Remling Schon fruh wurde der talentvolle Knabe Casimir zum Studium bestimmt Uber die ersten Stationen des Unterrichtes ist nichts Sicheres bekannt vermutlich ging er zunachst in die Dorfschule von Minfeld und die Lateinschule im nahen pfalz zweibruckischen Bergzabern Eindeutig belegt ist sein Aufenthalt an der von Jesuiten gefuhrten Lehranstalt Pont a Mousson Hier studierte er Theologie und erlernte sowohl Latein als auch Franzosisch Beide Sprachen beherrschte er vorzuglich was seiner diplomatisch kirchlichen Tatigkeit sehr zugutekam Von Pont a Mousson wechselte der junge Pfalzer 1762 nach Heidelberg wo er am 31 August des Jahres an der Universitat immatrikuliert wurde Dort graduierte er 1765 zum Baccalaureus Biblicus und promovierte erst 1781 in Theologie an der Universitat Ingolstadt Priester Historiker und Pralat Bearbeiten Schon am 24 September 1763 hatte der Theologe Haffelin zu Speyer in der Stiftskirche St German und Mauritius von Weihbischof Johann Adam Buckel die Priesterweihe erhalten Noch im gleichen Jahr stellte Kurfurst Karl Theodor den jungen Geistlichen als pfalzischen Hofkaplan in Mannheim an Was den Herrscher bewog Haffelin an den Mannheimer Hof zu berufen ist nicht mehr bekannt Fur den Priester begann damit ein lebenslanges Wirken fur das Haus Wittelsbach Kurfurst Karl Theodor war wissenschaftlich kunstlerisch und historisch sehr interessiert Durch ihn wurde 1758 in Mannheim die Kunstakademie unter Peter Anton von Verschaffelt ins Leben gerufen am 15 Oktober 1763 grundete der Furst dort auch seine Kurpfalzische Akademie der Wissenschaften Academia Theodoro Palatina die es sich zum erklarten Ziel gesetzt hatte die Pfalzer Historie zu erforschen und die Pfalz zum Vaterland der Wissenschaften zu machen 1767 ernannte Karl Theodor den Hofkaplan Haffelin zum ausserordentlichen ein Jahr spater zum ordentlichen Mitglied der Wissenschaftsakademie Sofort erhielt er einen Spezialauftrag Man schickte ihn 1767 nach Rom um die Bestande der ehemaligen Bibliotheca Palatina aus Heidelberg aufzuspuren die Kurfurst Maximilian I im Dreissigjahrigen Krieg erbeutet und dem Papst zum Geschenk gemacht hatte In ihren Bestanden die in der riesigen Vatikanischen Bibliothek nur einen kleinen Bruchteil ausmachten schlummerten immens wichtige Dokumente zur Pfalzischen Geschichte seit Jahrhunderten von niemand mehr gesichtet Haffelin sollte diese Bestande finden und auswerten Er wurde in Rom fundig und hatte als Priester im Vatikan problemlosen Zugang zu den Buchern Schon kurz nach der Ruckkehr fuhr er wieder nach Rom nun in Begleitung des kurfurstlichen Hofbibliothekars Abbe Nicolas Maillot de la Treille von Peter Anton von Verschaffelt Theodor von Hacke Nicolas de Pigage sowie Franz Joseph und Wilhelm Anton Weiler die ihn bei der Arbeit unterstutzen sollten Daruber berichtet der Zweibrucker Hofmaler Johann Christian von Mannlich der schon langere Zeit in Rom weilte und sich vorubergehend den Landsleuten angeschlossen hatte in seinen Lebenserinnerungen Einige Tage widmeten wir der beruhmten Vatikana wo wir die Heidelberger Bibliothek besonders aufmerksam betrachteten Wahrend Abbe Maillot und Haffelin in den alten Handschriften blatterten besahen wir uns die etruskischen Vasen und ein Grab mit der Asche eines Romers J C Mannlich Lebenserinnerungen Haffelin besuchte zusammen mit seinem Mitbruder Maillot de la Traille auch Herculaneum und Pompeji bevor sie im Oktober 1768 wieder nach Mannheim zuruckkehrten Fur Johann Casimir Haffelin stellte diese Italienreise einen bedeutenden Einschnitt in seinem Leben dar und blieb dauerhaft geistig pragend In der Mannheimer Akademie der Wissenschaften hielt er Vortrage daruber und publizierte auch eine ganze Reihe diesbezuglicher Abhandlungen die sich besonders mit kunstlerischen und historischen Themen befassten Ausfluss aus dieser Italienreise ist wohl auch seine Berufung zum Pfalzischen Kabinettsantiquarius und zum Munzkabinettsdirektor wo er im Auftrag Karl Theodors systematisch alle Antiquitaten und andere Monumente die durch die Unterthanen oder sonsten gefunden werden mogten sammeln pflegen und katalogisieren sollte Jene Aufgabe kam auch den personlichen Neigungen des Priesters entgegen Haffelin wurde dadurch zum heimatkundlichen und denkmalpflegerischen Pionier Mit gleichinteressierten Freunden grundete Haffelin 1775 auch die Kurfurstliche Deutsche Gesellschaft zur Pflege deutscher Sprache und spezifisch deutschen Kulturgutes In der Residenz Mannheim bemuhten sich die Jesuiten schon langer um Theaterauffuhrungen in deutscher Sprache ebenso wirkte zeitweise Schiller dort Neben Haffelins Bruder Johann Jakob wirkten in der Deutschen Gesellschaft zu Mannheim u a auch Friedrich Schiller Gotthold Ephraim Lessing Friedrich Gottlieb Klopstock Johann Georg von Stengel der Pfalzer Malerdichter Friedrich Muller die Autorin Sophie von La Roche Wolfgang Heribert von Dalberg Minister und ehrenamtlicher Intendant des Theaters sowie der Priester Joseph Anton Sambuga der spater als Prinzenerzieher am bayerischen Hof grossen Einfluss gewann Am 30 Dezember 1777 starb in Munchen der letzte altbayerische Kurfurst Maximilian III und sein Pfalzer Verwandter Kurfurst Karl Theodor trat vertragsgemass die Erbfolge an Regent Regierung und Hof ubersiedelten nach Munchen Mannheim sank zur Provinz herab Schon 1778 berief der Kurfurst Casimir Haffelin dorthin als Regierungsrat fur kirchenpolitische Belange Haffelin war dort auch massgeblich an der 1781 erfolgten Grundung der Englisch Bayerischen Zunge sowie des Bayerischen Grosspriorates des Malteserordens beteiligt und wurde 1783 Generalvikar des Grosspriorates sowie Komtur der Kommende Kaltenberg 1782 wurde er Mitglied und 1805 Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Papst Pius VI ernannte Haffelin 1783 zum papstlichen Hauspralaten zeitgleich wurde er Vizepropst des Kollegiatstifts Zu unserer lieben Frau in Munchen dem auch die Hofpfarrei angeschlossen war Bischof und Bayerischer Gesandter Bearbeiten Am 28 September 1787 wurde der Pfalzer von Pius VI zum Titularbischof von Chersonesus in Creta bestimmt und am 11 November vom apostolischen Nuntius Giulio Cesare Zoglio in der Malteserkirche St Michael zu Munchen geweiht Unter dem 1 Juni 1790 erfolgte durch Kurfurst Karl Theodor seine Erhebung in den Adelsstand als Reichsfreiherr Johann Casimir Haffelin erhielt am 2 April 1799 die Ernennung zum kurfurstlichen Oberhofbibliothekar und ubte dieses Amt bis 1803 aus In jener Eigenschaft besorgte er fur den Kurfursten auch die Auflosung dessen Mannheimer Bibliothek und die Uberfuhrung der Bestande nach Munchen Zusammen mit seinem Assistenten Franz Ignaz von Streber betreute Haffelin zudem das kurfurstliche Munzkabinett am Munchner Hof Am 18 November 1803 trat die entscheidende Wende in Johann Casimir Hafelins Leben ein Er avancierte zum Bayerischen Gesandten beim Heiligen Stuhl Neben seiner kirchlichen und politischen Tatigkeit fungierte Haffelin in Italien auch als Sekundant des kunstsinnigen Kronprinzen Ludwig zum Aufspuren und Ankaufen von wertvollen Altertumern und Kunstgegenstanden Er wahlte die Objekte mit grossem Sachverstand aus und unterstutzte den Prinzen nachhaltig gegenuber dem Vater und der Regierung in Bayern die fur solch kostspielige Dinge nur wenig Verstandnis aufbrachten Den Ankauf des weltberuhmten Barberinischen Fauns heute eine der grossen Kunstattraktionen Munchens empfahl er gegenuber dem Prinzen mit den weitblickenden Worten Das sind Erwerbungen die einmal einfach preislos kostbar sein werden Brief Haffelins an Kronprinz Ludwig vom 10 November 1809 Wegen Verschleppung des Papstes zwischen 1806 und 1814 war Haffelin seit 17 Juni 1810 auch ausserordentlicher Bayerischer Gesandter und bevollmachtigter Minister beim Konig beider Sizilien der die papstlichen Interessen vertrat mit Sitz in Neapel Am 24 Oktober 1810 verliess der Pfalzer Rom und kehrte erst am 28 August 1815 wieder dorthin zuruck Am 5 Juli 1817 gelang Johann Casimir von Haffelin nach zahen Verhandlungen mit der Kurie der Abschluss des lange erstrebten Konkordates zwischen der katholischen Kirche und dem Konigreich Bayern Es wurde von Kardinal Ercole Consalvi im Auftrag von Papst Pius VII und Johann Casimir von Haffelin als Vertreter des Konig Max I Joseph von Bayern unterzeichnet Consalvi und Haffelin hatten beide am Zustandekommen den entscheidenden Anteil Kardinal Bearbeiten Nach Konkordatsabschluss erhob Papst Pius VII den Pfalzer Bischof im Konsistorium vom 6 April 1818 zum Kardinalpriester zunachst mit der Titelkirche Santa Sabina ab 1822 St Anastasia In dieser Eigenschaft nahm Haffelin am Konklave bei der Wahl Papst Leo XII 1823 teil Bei seinen Diplomatenkollegen scheint der Pfalzer Pralat aufgrund seines freundlichen Wesens recht beliebt gewesen zu sein Der zeitgenossische Preussische Gesandte beim Hl Stuhl der junge Barthold von Niebuhr schreibt uber ihn Unter den Gesandten ist mir am wohlsten mit dem Baierischen einem Greise von 85 Jahren einem alten Geistlichen voller Herz und Freundlichkeit Laut Rudolf Fendler der 1980 eine sehr sorgfaltig erarbeitete Haffelin Biografie publizierte rechneten es sich viele deutsche Rombesucher als besondere Ehre an wenn sie von dem als Kunst und Geschichtskenner geschatzten Pralaten empfangen wurden Als sich im Sommer 1816 der Maler Ludwig Emil Grimm der Bruder der beruhmten Marchensammler in Rom aufhielt stellte er uber den mit Haffelin befreundeten Maler Graf August von Seinsheim den Kontakt her und traf den Gesandten daraufhin In seinen Lebenserinnerungen beschreibt Grimm spater den Kardinal und seine romischen Lebensumstande sehr plastisch und detailliert Er Graf Seinsheim ging mit uns zum bayerischen Gesandten Kardinal Haffelin In dessen Zimmer sah es recht geistlich aus aber doch vornehm Er hatte einen langen damastenen Schlafrock und violette Strumpfe an ein altes etwas dickes Mannchen ausserst freundlich weisse Haare gelb im Gesicht wenn ich nicht irre war er blatternarbig Er trippelte in der Stube auf dem Teppich herum und wenn er trank so zitterte ihm die Hand Wir mussten in sein Schlafzimmer kommen er machte das Fenster auf und sagte Nun sehen Sie einmal wie schon Auf einer Mauer stand eine Aloe mit einem sehr langen Stengel der voller Bluten war so lebte der gutmutige alte Herr seine Tage dahin Ludwig Emil Grimm Erinnerungen aus meinem Leben 1 Auch der Dichter August von Platen berichtet uns kaum ein Jahr vor dem Tod Haffelins wie er diesen in Rom sah Vorgestern am Tag Allerheiligen habe ich den Papst in der Sixtinischen Kapelle gesehen sogar mit der dreifachen Krone Ein Kardinal lass die Messe der bayerische Gesandte Kardinal Haffelin ist uralt und muss immer von zweien gefuhrt werden Tagebucher August von Platen 3 November 1826 Clemens Brentano kommt in einem Brief an Josef Gorres zu einem fast vernichtenden Urteil uber den betagten Pfalzer Allerdings muss man dabei beachten dass fur Brentano und Gorres in erster Linie religiose Aspekte zahlten auf welchem Gebiet Haffelin tatsachlich eher farblos war Unberucksichtigt bleiben dabei seine kunsthistorischen und diplomatischen Qualitaten sowie seine allseits geachtete Personlichkeit Brentano schrieb die bayerischen Sachen stehen sehr elend in Rom Der Cardinal Haffelin ist 88 Jahre und eine Null dazu macht 880 Jahre Josef von Gorres gesammelte Briefe Band III Munchen 1874 S 250 Kardinal Haffelin starb am 27 August 1827 in der bayerischen Gesandtschaft in Rom Bestattet wurde er in seiner Titelkirche wo sich auch ein Grabstein mit Portrat befindet Johann Casimir Haffelin war neben Johannes von Geissel der einzige Pfalzer Kardinal im 19 Jahrhundert Er wird im Nekrologium Totenbuch der Priester des Bistums Speyer gefuhrt Literatur BearbeitenRudolf Fendler Johann Casimir von Haffelin Historiker Kirchenpolitiker Diplomat und Kardinal Gesellschaft fur Mittelrheinische Kirchengeschichte Mainz 1980 130 Seiten Karl Theodor von Heigel Haeffelin In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 49 Duncker amp Humblot Leipzig 1904 S 697 f Edgar Krausen Haeffelin Kasimir In Neue Deutsche Biographie NDB Band 7 Duncker amp Humblot Berlin 1966 ISBN 3 428 00188 5 S 429 Digitalisat Ursula Rumpler Haeffelin Johann Casimir Frhr v In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 28 Bautz Nordhausen 2007 ISBN 978 3 88309 413 7 Sp 710 744 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks BearbeitenHaffelin Johann Casimir von In Salvador Miranda The Cardinals of the Holy Roman Church Website der Florida International University englisch Einzelnachweise Bearbeiten Ludwig Emil Grimm Erinnerungen aus meinem Leben Leipzig 1913 S 252 VorgangerAmtNachfolgerGian Francesco Catena bis 1776 vakantBayerischer Gesandter beim Heiligen Stuhl 1803 18091815 1827vakantKonrad Adolf von Malsen ab 1829 Normdaten Person GND 118719807 lobid OGND AKS LCCN n88003011 VIAF 72188871 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Haffelin Johann CasimirALTERNATIVNAMEN Haffelin Johann Casimir vonKURZBESCHREIBUNG deutscher Diplomat und KardinalGEBURTSDATUM 3 Januar 1737GEBURTSORT MinfeldSTERBEDATUM 27 August 1827STERBEORT Rom Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Casimir Haffelin amp oldid 227735991