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Wilhelm Georg Joachim Kuhn 2 August 1913 in Berlin 6 Marz 1994 in Romershag bei Bad Bruckenau war ein deutscher Major im Generalstab und Widerstandskampfer des 20 Juli 1944 Joachim Kuhn 1941 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Attentatsvorbereitungen 1 2 Das Attentat vom 20 Juli 1944 1 3 Gefangenschaft 1 4 Nach der Haft 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJoachim Kuhns Vater Arthur Julius Kuhn geboren 1883 in Cottbus war Maschinenbauingenieur und Patentanwalt seine Mutter Hildegard Maria Clara geb Kuster kam 1882 in Konigsberg i Pr zur Welt 1 Nach Angaben von Kuhn soll sein Grossvater mutterlicherseits der General der Kavallerie Graf von Klinckowstroem gewesen sein 2 Daher ruhrte sein Wunsch Offizier der Reichswehr zu werden Kuhn besuchte das Friedrichs Realgymnasium in Berlin und machte 1931 das Abitur Nach kurzem Studium an der Technischen Hochschule Karlsruhe trat er im Oktober 1932 in das 5 Pionierbataillon der Reichswehr in Ulm ein Kuhn besuchte 1933 34 die Kriegsschulen in Dresden und Munchen 3 Er nahm 1939 als Bataillons und Regimentsadjutant am Uberfall auf Polen und 1940 als Kompaniechef am Feldzug gegen Frankreich teil Zu Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion 1941 war Kuhn 1 Ordonnanzoffizier der 111 Infanterie Division 4 und blieb bis November 1941 an der Ostfront worauf er an die Kriegsakademie des Generalstabs kommandiert wurde Kuhn bestand die Abschlussprufung im Mai 1942 als Bester und wurde zum Generalstab des Heeres Organisationsabteilung beim OKH versetzt Im Mai 1943 wurde er zum Major befordert Als Generalstabsoffizier war Kuhn bis Marz 1944 Claus Schenk Graf von Stauffenberg unterstellt Claus Stauffenberg und Kuhn waren befreundet Kuhn war seit 1943 mit Stauffenbergs Cousine Marie Gabriele Schenk Grafin von Stauffenberg aus Jettingen verlobt 5 Die Zusammenarbeit mit Stauffenberg war wie Kuhn schilderte infolge seiner umfassenden Kenntnis und Bildung auf allen Gebieten des Lebens denkbar harmonisch da wir viele Beruhrungspunkte auf allgemeinen Lebens und politischen Auffassungen hatten In einem Gesprach mit Joachim Kuhn im August 1942 erklarte Stauffenberg die Behandlung der Bevolkerung durch die deutsche Zivilverwaltung der Mangel an politischer Zielumgebung fur die besetzten Lander die Judenbehandlung beweisen dass die Behauptungen Hitlers den Krieg fur eine Einordnung Europas zu fuhren falsch sind Damit ist dieser Krieg ungeheuerlich 6 Attentatsvorbereitungen Bearbeiten Mit seinem Freund Albrecht von Hagen vergrub Kuhn im November 1943 ein Kilogramm Sprengstoff fur Axel Freiherr von dem Bussche Streithorst der sich im November 1943 bei einer Vorstellung der neuen Winteruniformen der Wehrmacht fur den Russlandkrieg mit Adolf Hitler in die Luft sprengen wollte 7 Dieser Plan scheiterte jedoch weil die Uniformen auf ihrem Transport zur Wolfsschanze durch einen alliierten Luftangriff zerstort wurden Im Mai 1944 organisierte Kuhn erneut gemeinsam mit Albrecht von Hagen weiteren Sprengstoff fur ein Attentat auf Hitler und ubergab ihn an Generalmajor Helmuth Stieff der ihn an Stauffenberg weiterleitete Dieser Sprengstoff der am 15 Juli 1944 von Stauffenberg eingesetzt wurde stammte von Hagen und Kuhn 8 Am 22 Juni 1944 ubernahm Major i G Kuhn die Stelle des Ersten Generalstabsoffiziers Ia bei der 28 Jager Division unter dem Kommando von Generalleutnant Gustav Heisterman von Ziehlberg Das Attentat vom 20 Juli 1944 Bearbeiten Am Tag des Attentats dem 20 Juli 1944 war Kuhn an der Front bei Ostrow Mazowiecka Am 21 Juli 1944 begleitete Kuhn General Henning von Tresckow der vorgab sich uber die Frontlage unterrichten zu wollen und wurde Zeuge seines Todes Tresckow sagte zu Kuhn Sie wissen vor Stauffenberg war ich unter Beck der geistige Vorarbeiter dessen was gestern fehlschlug Ich kenne jede Einzelheit der Organisation und fuhle wie Beck und Stauffenberg die Mitverantwortung fur das Geschehene So ist auch meine Uhr abgelaufen Kuhn beschrieb das weitere Geschehen wie folgt Als ich mich ungefahr auf 100 m entfernte horte ich wie die Handgranate die von Tresckow bei sich hatte explodierte Auf meine offizielle Meldung uber seinen Tod durch Partisanenhand wurde General von Tresckow mit allen militarischen Ehren beigesetzt 9 Heisterman von Ziehlberg gab entgegen einem ausdrucklichen Befehl Kuhn die Gelegenheit sich nach dem Attentat vom 20 Juli 1944 der Festnahme zu entziehen 10 Er gab spater an er habe Kuhn die Gelegenheit zum Suizid geben wollen Offiziell wurde General Heisterman von Ziehlberg dafur am 2 Februar 1945 in den Berlin Ruhlebener Murellenbergen wegen Ungehorsams erschossen Nach Auswertung von Aktenmaterial und Zeugenberichten wurde erst lange nach dem Krieg deutlich dass Ziehlbergs Zusammenarbeit mit Generaloberst Beck wahrend deren gemeinsamer Zeit im Oberkommando des Heeres die wahre Belastung fur Ziehlberg war und der Vorfall mit Kuhn als ein willkommener Anlass genutzt wurde Gefangenschaft Bearbeiten Am 27 Juli 1944 wurde Major Kuhn von den Truppen der sowjetischen 2 Belorussischen Front bei Bialystok gefangen genommen Nach seinen eigenen Aussagen wollte Kuhn nicht zum Feind uberlaufen sondern in der Nahe der russischen Linie den Tod durch die feindliche Kugel suchen Kuhn wurde von der Spionageabwehr der Roten Armee grundlich verhort Sein Wissen uber die Widerstandsgruppe gegen Hitler und seiner eigenen Teilnahme daran legte er in einem Dokument mit dem Titel Eigenhandige Aussagen ausfuhrlich dar Von 1944 bis 1951 wurde Kuhn vom militarischen Nachrichtendienst SMERSCH in diversen Gefangnissen in Moskau festgehalten Am 6 Februar 1945 verurteilte das Reichskriegsgericht in Berlin Kuhn wegen Fahnenflucht zum Feind und des Kriegsverrates in Abwesenheit zum Tode 11 12 Am 17 Februar 1945 fanden SMERSCH Offiziere unter Anleitung von Kuhn im verlassenen Hauptquartier des Oberkommandos des Heeres im OKH Mauerwald bei Rastenburg in Ostpreussen einige von Kuhn auf Stauffenbergs Weisung im Herbst 1943 im Erdboden vergrabene Metalldosen in denen sich geheime Dokumente der Verschworung gegen Hitler befanden 13 Diese Dokumente waren Kuhn im Dezember 1943 von Axel von dem Bussche ubergeben worden Am 17 Oktober 1951 verurteilte die Sonderberatung beim Minister fur Staatssicherheit der UdSSR Kuhn als Kriegsverbrecher zu einer 25 jahrigen Gefangnisstrafe Aus der Anklageschrift Es wurde festgestellt dass die Teilnehmer der Verschworung folgendes Ziel hatten Vernichtung Hitlers Abschluss eines Separatfriedens mit England Frankreich und den USA Fortsetzung des Krieges gegen die Sowjetunion gemeinsam mit diesen Staaten 14 Kuhn war von 1951 bis 1955 im Alexandrowski Zentralgefangnis bei Irkutsk inhaftiert Er litt in dem Sondergefangnis an Unterernahrung und war vermutlich auch psychisch erkrankt Ein im August 1954 von sowjetischen Arzte verfasstes Gutachten kam zu dem Ergebnis dass Kuhn unter paranoider Schizophrenie litt 15 Am 15 Februar 1952 schrieb er in einem Brief an den sowjetischen Minister fur Sicherheit Ich bin gezwungen gewesen den Namen Kuhn zu tragen und unter ihm zu leben aufgrund der Forderung der deutschen Regierung Ich bin aber von Geburt des Namens Graf von der Pfalz Zweibrucken Dies nach dem Erlass des Reichsprasidenten vom 13 6 1926 sechsundzwanzig 16 Kuhn erklarte dem Untersuchungsrichter bis zum 13 Juni 1926 habe er nichts uber seine wirkliche Herkunft gewusst Sein Vater sei der Graf von Pfalz Zweibrucken gewesen Arthur Kuhn sei sein Stiefvater Auf Bitte seiner Mutter habe er niemandem etwas uber seine Herkunft erzahlt Kuhn hoffte wahrscheinlich durch diese Geschichte seine Situation verbessern zu konnen Nach der Haft Bearbeiten Kuhn wurde aufgrund eines Erlasses des Prasidiums des Obersten Sowjets der UdSSR vom 28 September 1955 vorzeitig entlassen Am 16 Januar 1956 erreichte er das Grenzdurchgangslager Friedland bei Gottingen und wurde damit offiziell der Deutschen Bundesregierung ubergeben 17 Sein Antrag auf Anspruch von Dienstbezugen wurde nicht bewilligt da er nach Ansicht der zustandigen Behorde am 4 August 1944 vom damaligen Staatsoberhaupt aus der deutschen Wehrmacht ausgestossen wurde Auf Grund dieser Aussage beantragte Joachim Kuhn als Opfer des Nationalsozialismus entschadigt zu werden aber auch dies wurde abgelehnt Kuhn versuchte auch die Aufhebung seiner Todesstrafe zu erwirken was aber wegen Nichtauffindbarkeit des schriftlichen Urteils abgelehnt wurde Stattdessen ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen Fahnenflucht und angeblicher Bespitzelung von Kameraden wahrend der Gefangenschaft Erst spater wurde Joachim Kuhn rehabilitiert Ihm wurde das Angebot unterbreitet mit dem Dienstgrad eines Oberstleutnants in die Bundeswehr einzutreten 18 Dies lehnte er wegen seines Gesundheitszustandes ab Zu anderen Uberlebenden des Widerstands nahm Kuhn keine Verbindung mehr auf Besuche ihrerseits lehnte er ab Er sprach nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft nie uber seine Rolle im Widerstand Nach dem Tod seiner Eltern lebte er allein und zuruckgezogen in Bad Bocklet und starb nach einem Schlaganfall in einem Pflegeheim bei Bad Bruckenau Er hinterliess keine Nachkommen Am 13 November 1998 stellte die Militarstaatsanwaltschaft in Moskau fest dass Kuhn 1951 zu Unrecht verurteilt worden war Am 23 Dezember 1998 wurde Kuhn vom Militargericht des Militarbezirks von Moskau mangels des Tatbestandes eines Verbrechens in seinen Handlungen rehabilitiert Literatur BearbeitenPeter Hoffmann Stauffenbergs Freund Die tragische Geschichte des Widerstandskampfers Joachim Kuhn 19 C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 55810 8 Horst Muhleisen Hellmuth Stieff und der deutsche Widerstand PDF 8 1 MB In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 39 1991 H 3 S 339 377 ISSN 0042 5702 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Joachim Kuhn Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Joachim Kuhn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Peter Hoffmann Tresckow und Stauffenberg in FAZ vom 20 Juli 1998 Boris Chawkin Alexander Kalganow Neue Quellen zur Geschichte des 20 Juli 1944 aus dem Archiv des Foderalen Sicherheitsdienstes der Russischen Foderation FSB Eigenhandige Aussagen von Major i G Joachim Kuhn Zentralinstitut fur Mittel und Osteuropastudien ZIMOS an der Katholischen Universitat Eichstatt Ingolstadt PDF 219 kB Einzelnachweise Bearbeiten Peter Hoffmann Stauffenbergs Freund S 10 Dabei konnte es sich nach Peter Hoffmann Stauffenbergs Freund S 11 um Arthur Graf von Klinckowstroem 1848 1910 aus Korcklack in Ostpreussen oder dessen Zwillingsbruder Carl 1848 1903 gehandelt haben Eigenhandige Aussagen des Kriegsgefangenen Major der deutschen Wehrmacht Ioachim Kuhn vom 2 September 1944 in Peter Hoffmann Stauffenbergs Freund S 189 Peter Hoffmann Stauffenbergs Freund S 14 Marie Gabriele Gagi Schenk Grafin von Stauffenberg war die Tochter von Claus Stauffenbergs Vetter Clemens sen Schenk Graf von Stauffenberg und Elisabeth Schenk Grafin von Stauffenberg Peter Hoffmann Stauffenbergs Freund S 22 Jan Holger Kirsch Der 20 Juli angekommen in der deutschen Gesellschaft Clio online Historisches Fachinformationssystem e V Details siehe Norbert Haase Aus der Praxis des Reichskriegsgerichts IfZ 1991 Heft 3 S 353ff Jurgen Leskien MarkischeAllgemeine vom 28 Mai 2004 Memento vom 17 November 2004 im Internet Archive Markische Verlags und Druck Gesellschaft mbH Potsdam Boris Chawkin Alexander Kalganow Neue Quellen zur Geschichte des 20 Juli 1944 S 10 PDF 219 kB Norbert Haase Aus der Praxis des Reichskriegsgerichts IfZ 1991 Heft 3 S 403 PDF 7 7 MB Peter Hoffmann Stauffenbergs Freund S 79 Boris Chawkin Alexander Kalganow Neue Quellen zur Geschichte des 20 Juli 1944 S 12 PDF 219 kB Boris Chawkin Alexander Kalganow Neue Quellen zur Geschichte des 20 Juli 1944 S 12 PDF 219 kB Boris Chawkin Alexander Kalganow Neue Quellen zur Geschichte des 20 Juli 1944 S 13 PDF 219 kB Peter Hoffmann Stauffenbergs Freund S 131 Boris Chawkin Alexander Kalganow Neue Quellen zur Geschichte des 20 Juli 1944 S 15 PDF 219 kB Peter Hoffmann Stauffenbergs Freund S 135 Peter Hoffmann Stauffenbergs Freund S 145 Rezension von Hanne StinshoffNormdaten Person GND 124230938 lobid OGND AKS LCCN no2007127034 VIAF 10773949 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kuhn JoachimALTERNATIVNAMEN Kuhn Wilhelm Georg Joachim vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Offizier und WiderstandskampferGEBURTSDATUM 2 August 1913GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 6 Marz 1994STERBEORT Bad Bruckenau Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joachim Kuhn amp oldid 232561747