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Axel Ernst August Clamor Franz Albrecht Erich Leo Freiherr von dem Bussche Streithorst 24 April 1919 in Braunschweig 26 Januar 1993 in Bonn Bad Godesberg war ein deutscher Berufsoffizier zuletzt im Range eines Majors Europa Politiker und Widerstandskampfer in der Widerstandsgruppe des 20 Juli 1944 Axel von dem Bussche 1943 Inhaltsverzeichnis 1 Motivation zum Widerstand 2 Attentatsversuch Dezember 1943 3 Verwundung und Entkommen 4 Auszeichnungen 5 Spateres Leben 6 Familie 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseMotivation zum Widerstand BearbeitenAxel von dem Bussche wurde 1919 als Sohn des Offiziers und Gutsbesitzers Georg von dem Bussche Streithorst 1883 1959 des Herrn auf Rittergut Thale und dessen danischer Frau Jenny Lassen geboren Er entstammte dem ostwestfalischem Uradelsgeschlecht Bussche In Thale besuchte er die Volksschule und legte 1937 das Abitur in Munchen ab Nach dem Abitur trat er als Offizieranwarter in das Infanterie Regiment 9 der 23 Infanterie Division in Potsdam ein das aufgrund seines hohen Anteils an adeligen Offizieren salopp Regiment Graf Neun genannt wurde Aus diesem Regiment ging eine ganze Reihe von Widerstandskampfern hervor 1938 1939 besuchte er die Kriegsschule in Hannover Im Zweiten Weltkrieg nahm er zunachst am Polen und Frankreichfeldzug spater am Krieg gegen die Sowjetunion teil Bereits 1940 erfuhr er wahrend eines Aufenthaltes in Breslau von Pogromen an der Zivilbevolkerung Am 5 Oktober 1942 wurde der hochdekorierte Oberleutnant als 23 Jahriger auf dem Flugplatz von Dubno in der Ukraine zufallig Zeuge einer Massenexekution von uber dreitausend Zivilisten Mannern Frauen und Kindern uberwiegend Juden die wahrend zweier Tage von acht SS und mehreren SD Leuten systematisch vollzogen wurde Von dem Bussche hat dieses Verbrechen beschrieben SS Leute fuhrten die Juden an eine Grube Dort mussten sie sich entkleiden danach in die Grube steigen in der schon eine Schicht zuckender Leiber lag Mit dem Gesicht nach unten mussten sie sich dem Befehl gehorchend auf die Ermordeten legen und wurden dann durch Schusse in den Hinterkopf getotet 1 Bis dahin hatte sich der Berufsoffizier Bussche an den personlichen Eid auf den obersten Kriegsherrn Adolf Hitler gebunden gefuhlt Nach diesen Geschehnissen fragte er sich und im Regiment im kleinen Kreis zu dem unter anderem Richard von Weizsacker gehorte 2 weshalb er noch an diesen Eid gebunden sein sollte der auf Achtung und Gegenseitigkeit beruhe wenn der Fuhrer diesen unzahlige Male durch die von ihm angeordneten Verbrechen bereits gebrochen hatte Drei Monate nach seinem traumatischen Erlebnis der Massenexekution von Zivilisten stand von dem Bussches Entschluss fest Es konnte nicht mehr darum gehen das eigene Leben auf dem Schlachtfeld zu opfern sondern darum es fur Deutschland gegen Hitler einzusetzen Dieses bis zu seinem Tode niemals verwundene Erlebnis motivierte ihn sich durch Vermittlung von Fritz Dietlof von der Schulenburg dem Widerstandskreis um Claus Schenk Graf von Stauffenberg gegen das Hitler Regime bewusst anzuschliessen Im Oktober 1943 reiste er zu Oberstleutnant Stauffenberg nach Berlin Von dem Bussche inzwischen zum Hauptmann befordert und beim Grenadier Regiment 9 als Bataillonskommandeur tatig war von der Begegnung mit Stauffenberg tief beeindruckt Er sprach spater von dem hellen Glanz der sicheren Gelassenheit dieses Mannes Bussche erklarte angesichts der von ihm unfreiwillig als Zeuge erlebten Verbrechen gebe es fur einen Offizier nur drei Wege um seine Ehre zu bewahren Durch sich Einreihen in die Gruppe der Opfer also Fallen Fahnenflucht oder Rebellion Von dem Bussche wurde durch Stauffenberg in die Verschworungsplane gegen Hitler eingeweiht Auf die entsprechende Frage Stauffenbergs erklarte er sich ohne Zogern bereit sein Leben in einem Selbstmordattentat auf Hitler zu opfern Spater rechtfertigte er seinen Totungsvorsatz mit dem Nothilfe Paragraphen des deutschen Strafgesetzbuches 32 StGB den er schon als Rekrut in Potsdam hatte auswendig lernen mussen Attentatsversuch Dezember 1943 BearbeitenFur einen potenziellen Attentater bestand die wesentliche Problematik darin mit einer Waffe oder Sprengstoff in Hitlers Nahe zu gelangen Henning von Tresckow aus dem gleichen Regiment wie von dem Bussche stammend und neben Stauffenberg der Kopf der Verschworung schlug vor eine Vorfuhrung der fur die Ostfront geanderten Uniformen zu nutzen weil neben Hitler auch Goring und Himmler an der Veranstaltung teilnehmen wollten Fur die Vorfuhrung im Fuhrerhauptquartier Wolfsschanze bei Rastenburg wurde zunachst der 23 November 1943 spater der 16 Dezember 1943 bestimmt Von dem Bussche war ausersehen den Anwesenden die Vorzuge dieser neuen Uniformen zu erklaren welche von Soldaten vorgefuhrt werden sollten die nicht in die Attentatsplane eingeweiht waren Er beabsichtigte ein Selbstmordattentat um Hitler in die Luft zu sprengen In einem geeigneten Augenblick wollte er eine in seiner Uniform verborgene Mine scharfen die von ihm selbst mit einem Handgranatenzunder versehen worden war Eine von Stauffenberg vorgeschlagene Bombe mit chemischem Zunder lehnte er ab weil ihm die Zeitspanne von zehn Minuten vom Scharfmachen bis zur Explosion zu lang erschien Diese Einschatzung basierte auf der Erfahrung die zuvor Rudolf von Gersdorff gemacht hatte Handgranatenzunder hingegen explodieren bereits nach vier bis funf Sekunden Bussche plante das unvermeidliche Zischen des Zunders durch eigenes Rauspern zu uberspielen und dabei Hitler zu umarmen um diesen als Attentatsziel sicher zu toten Von dem Bussche hielt sich in der zweiten Novemberhalfte 1943 drei Tage und zwei Nachte in der Gastebaracke des ostpreussischen Fuhrerhauptquartiers Wolfsschanze bereit Bei seiner Ankunft hatte er den Mitverschworern Major i G Joachim Kuhn und Oberst Helmuth Stieff die ihm von Stauffenberg ubergebenen Dokumente zur Durchfuhrung des Staatsstreiches ausgehandigt Diese Dokumente wurden nach dem Scheitern des Attentatsplanes zusammen mit dem Sprengstoff durch Major Kuhn im Gelande des OKH vergraben aufgrund Kuhns Angaben zur Lage des Verstecks am 17 Februar 1945 von sowjetischen Offizieren gefunden und teilweise als Kopie im Jahr 1997 von Boris Jelzin an den damaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl ubergeben Von dem Bussche wurde am 18 November 1943 von Stieff informiert dass der Eisenbahnwaggon mit den Vorfuhruniformen am 17 November 1943 bei einem alliierten Luftangriff auf Berlin vernichtet worden war Es hiess daraufhin dass die Beschaffung von Ersatzuniformen mindestens bis zum Januar 1944 dauern werde Von dem Bussche begab sich daher wieder zu seiner Einheit an die Ostfront bei Newel mit der Absicht das Attentat im Januar 1944 erneut zu versuchen Jedoch sprach sich sein in die Plane nicht eingeweihter Vorgesetzter Paul Gurran gegen die geplante Vorfuhrung der Uniformen aus mit dem Ausspruch Meine Offiziere sind keine Mannequins 3 4 Verwundung und Entkommen BearbeitenStauffenberg hatte fur von dem Bussche bereits einen Marschbefehl fur Februar 1944 von der Ostfront nach Berlin besorgt Bevor es zu dem Attentat kam war von dem Bussche am 30 Januar 1944 durch einen sowjetischen Granatsplitter schwer verwundet worden Ein Bein wurde amputiert Da er als Trager des von Hitler gestifteten Deutschen Kreuzes in Gold als Privileg mehrere Monate im SS Lazarett Hohenlychen verbracht hatte entging von dem Bussche auch der Verfolgungswelle nach dem 20 Juli 1944 Er war neben Fabian von Schlabrendorff Philipp Freiherr von Boeselager Ewald Heinrich von Kleist Schmenzin Joachim Kuhn und Rudolf Christoph Freiherr von Gersdorff einer der wenigen Offiziere der Verschworergruppe die den Krieg uberlebten Auszeichnungen BearbeitenEisernes Kreuz II und I Klasse Deutsches Kreuz in Gold Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes Verwundetenabzeichen in Gold Verdienstkreuz 1 Klasse 1972Spateres Leben BearbeitenZum Besitz der Bussches gehorte in Thale ein Rittergut in Gestalt des ehemaligen Klosters Wendhusen Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg nach der Vertreibung von seinem Besitz in der damals sowjetisch besetzten Zone studierte er an der Universitat Gottingen Rechtswissenschaften und wurde der erste Nachkriegs Vorsitzende des AStA der Universitat Gottingen 5 Nach der Studienzeit arbeitete er als Programmassistent bei der Deutschen Abteilung von BBC London 1948 49 wirkte er als Lektor und Referent fur Werbung im Suhrkamp Verlag bis er bis 1953 die Leitung der Pressestelle in dem mit der Vorbereitung neuer deutscher Streitkrafte befassten Amt Blank ubernahm Anschliessend wechselte er ins Presse und Informationsamt der Bundesregierung als Mitarbeiter im Commonwealth und USA Referat Von 1954 bis 1958 diente er als Legationsrat in der deutschen Botschaft in Washington Von 1959 bis 1962 war er Leiter des von Kurt Hahn Karl Reinhardt und dem Markgrafen von Baden gegrundeten Internates Schule Schloss Salem Nach Grundung der Deutschen Entwicklungsdienst GmbH wurde er Anfang 1964 zu einem ihrer beiden geschaftsfuhrenden Direktoren berufen in dieser Funktion hatte er bis 1966 massgeblichen Anteil am Aufbau der deutschen Entwicklungshilfe Organisation Daneben und danach war er ab 1964 Mitglied des Prasidiums des Deutschen Evangelischen Kirchentages Mitarbeiter im Weltkirchenrat Berater der Weltbank Wegbereiter der Stockholmer UN Umweltkonferenz von 1972 und fur ein Jahr Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin Hier wirkte er an der Vorbereitung der ersten UN Umweltkonferenz mit Im Jahr 1991 war er einer der erfolglosen Klager gegen die Bundesregierung vor dem Bundesverfassungsgericht wegen der Nichtruckgabe seines in Thale 1946 von der sowjetischen Besatzungsmacht enteigneten Besitzes Er empfand die Enteignung de jure durch die sowjetische Besatzungsmacht de facto durch deutsche Kommunisten als ungerecht und in seinem Falle nicht einmal nach sowjetischen Standards gerechtfertigt weil nach deren Bestimmungen nur Faschisten von Enteignungen betroffen werden sollten zu denen er sich nicht zahlen lassen wollte Er verstand nicht weshalb die Regierung der Bundesrepublik nach 1990 Eigentumerin seines ehemaligen Landbesitzes in Thale dieses Unrecht nicht durch Ruckgabe der Grundstucke an ihn als rechtmassigen Eigentumer wiedergutmachen wollte Das Bundesverfassungsgericht argumentierte die Enteignung und Vertreibung hatten sich vor der Grundung der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1949 ereignet Die Bundesregierung sei demnach fur Kriegsfolgen die sich vor ihrer Grundung ereignet haben nicht verantwortlich zu machen Von dem Bussche empfand die Argumentation des Gerichtes als skandalos Seiner Auffassung zufolge konne Unrecht nicht zu Recht werden Wegen dieser Angelegenheit war von dem Bussche zeitweilig mit dem damaligen Bundesprasidenten Richard von Weizsacker zerstritten mit dem ihn eigentlich eine jahrzehntelange enge Freundschaft verband Nach von dem Bussches Tod am 26 Januar 1993 in Bad Godesberg Beisetzung in der Familiengruft der Familie Dietzsch Doertenbach in Lehrensteinsfeld hat seine alteste Tochter Nicola Dietzsch Doertenbach grossere Teile des ehemaligen Familienbesitzes von der Bundesrepublik Deutschland kauflich zuruckerworben Familie BearbeitenAxel Freiherr von dem Bussche Streithorst entstammte dem alten ostwestfalischen Adelsgeschlecht von dem Bussche und war Sohn von Georg Freiherr von dem Bussche Streithorst und seiner danischen Frau Jenny Lassen Er hatte zwei Geschwister Sein alterer Bruder Cuno ist im Zweiten Weltkrieg gefallen Seit 1950 war er selbst mit der Englanderin Lady Camilla Mildred Nicola Acheson Tochter des Archibald Acheson 5 Earl of Gosford und Mildred Carter geschiedene Schenk Freifrau von Stauffenberg verheiratet Er hatte mit ihr die Tochter Nicola Dietzsch Doertenbach geb Freiin von dem Bussche Streithorst und Jane Johanna Freiin von dem Bussche Streithorst Aus Lady Camillas erster Ehe mit Hans Christoph Schenk Freiherr von Stauffenberg stammen ihre drei Sohne Sebastian Patrick und Damian Schenk Freiherr von Stauffenberg Axel von dem Bussche war Vetter des danischen Widerstandshelden Anders Lassen der im Zweiten Weltkrieg in der britischen Armee gegen Deutschland kampfte Literatur BearbeitenJoachim Fest Hitler Eine Biographie Propylaen Verlag 2 Aufl 2004 ISBN 3 549 07172 8 S 957 Joachim Fest Staatsstreich Der lange Weg zum 20 Juli Siedler Verlag 1994 ISBN 3 88680 539 5 S 226 ff Marion Grafin Donhoff in Axel von dem Bussche v Hase amp Koehler Verlag 1994 ISBN 3 7758 1311 X Josef Tal Ein Mensch zu Mensch Erlebnis im Wissenschaftskolleg Berlin In Axel von dem Bussche Hase amp Koehler Verlag 1994 ISBN 3 7758 1311 X S 125 131 ff Gevinon von Medem Axel von dem Bussche v Hase amp Koehler Verlag 1994 ISBN 3 7758 1311 X Peter Hoffmann Claus Schenk Graf von Stauffenberg und seine Bruder DVA Stuttgart 1992 ISBN 3 421 06533 0 Die Sicherheit des Diktators Hitlers Leibwachen Schutzmassnahmen Residenzen Hauptquartiere Munchen 1975 Widerstand Staatsstreich Attentat Der Kampf der Opposition gegen Hitler Munchen 1979 Guido Knopp Sie wollten Hitler toten Munchen 2004 ISBN 3 570 00664 6 S 132 ff Ines Reich Potsdam und der 20 Juli 1944 Auf den Spuren des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus Begleitschrift zur Ausstellung des Militargeschichtlichen Forschungsamtes und des Potsdam Museums Rombach Freiburg im Breisgau 1994 ISBN 3 7930 0697 2 S 68 ff Biografie uber Axel von dem Bussche Streithorst Munzinger Archiv in http munzinger de document 00000005298Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Axel von dem Bussche im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiografie der Gedenkstatte Deutscher Widerstand Winfried Heinemann Axel Bussche in NDB online Einzelnachweise Bearbeiten nach Marion Grafin Donhoff in Axel von dem Bussche von Hase und Koehler Verlag 1994 ISBN 3 7758 1311 X S 32 Martin Doerry Klaus Wiegrefe Spiegel Gesprach Es war grauenhaft In Der Spiegel Nr 35 2009 S 70 73 online hier S 72 Zitat Aber ein Freund von mir im Regiment Axel von dem Bussche hatte im ruckwartigen Heeresgebiet beobachtet wie judische und nichtjudische Bewohner der Gegend einen tiefen Graben ausheben sich hineinlegen mussten und dann erschossen wurden Er kam gleich zum Regiment zuruck und es ist mir unvergesslich wie er sagte das Einzige was er zu tun versaumt habe sei gewesen sich dazuzulegen Axel war ein Hune von Mann hochdekoriert Er war tief gepragt von diesem Erlebnis und wenn man das von ihm gehort hatte dann konnte man sich nur noch soweit moglich an Widerstandsplanen beteiligen maria trunschke gurran eu Memento des Originals vom 29 Dezember 2020 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot maria trunschke gurran eu Stefan Wolter Pastorenkinder im Weltkrieg Schriftenreihe Denk MAL Prora Bd 6 Halle 2014 S 353 Erinnerungen von Dietrich Goldschmidt in der Erinnerungswerkstatt NorderstedtNormdaten Person GND 119150832 lobid OGND AKS LCCN n94076079 VIAF 40182006 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bussche Axel von demALTERNATIVNAMEN Bussche Streithorst Axel Ernst August Clamor Franz Albrecht Erich Leo von dem vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Berufsoffizier zuletzt im Range eines Majors und Widerstandskampfer in der Widerstandsgruppe des 20 Juli 1944GEBURTSDATUM 24 April 1919GEBURTSORT BraunschweigSTERBEDATUM 26 Januar 1993STERBEORT Bonn Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Axel von dem Bussche amp oldid 238089468