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Die Judische Gemeinde Fulda ist die judische Gemeinde von Fulda Sie zahlt heute rund 450 Mitglieder Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Fuldaer Juden in Mittelalter und fruher Neuzeit 1 2 Judische Emanzipation im 19 Jahrhundert 1 3 Vernichtung der Gemeinde wahrend der Zeit des Nationalsozialismus 1 4 Erinnerung und Neubeginn nach 1945 2 Bekannte Rabbiner 3 Gemeindevorstand 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenFuldaer Juden in Mittelalter und fruher Neuzeit Bearbeiten Die Forschung geht davon aus dass sich Menschen judischen Glaubens schon sehr fruh im Bereich des Fuldaer Klosters angesiedelt haben zumal sie Fulda auf ihrem Weg von Frankfurt am Main nach Thuringen passieren mussten Den altesten Nachweis einer grosseren Zahl von Juden in Fulda erhalten wir 1235 durch eine blutige Mordtat der mehr als 30 Juden zum Opfer fielen und die zu einer kaiserlichen Gerichtsverhandlung fuhrte Die Tat blieb ungesuhnt Ein ahnlicher Vorfall ist von 1297 uberliefert Der Fuldaer Abt Heinrich V von Weilnau erhielt 1310 von Konig Heinrich das Recht verliehen von allen derzeit und kunftig in den Stadten und Orten des Stiftes lebenden Juden von diesen zu zahlenden Steuern und Abgaben zu erheben Seit der Zeit wurden mit Schutzbrief ausgestattete Juden in Fulda geduldet auch wenn sie keine vollen Burgerrechte hatten hohe Abgaben zahlen mussten und ihnen der Zugang zu zunftigen Berufen verwehrt blieb Aus dieser Zeit stammte auch der ehemalige judische Friedhof der sich an der Ecke Rabanusstrasse Sturmiusstrasse befand 1603 wurde das Rabbinat in Fulda durch die Taqqanah eines Rabbinerkonventes in Frankfurt am Main neben Frankfurt Worms Friedberg und Gunzburg als einer der funf zentralen judischen Gerichtshofe fur alle deutschen Gebiete bestimmt In Fulda befand sich auch eine beruhmte Talmudschule Jeschiwa Auch nach den Wirren der Reformationszeit und dem Dreissigjahrigen Krieg gab es noch eine judische Gemeinde wie ein noch im 20 Jahrhundert vorhandener Grabstein von 1665 zeigte Die Juden lebten damals in einem besonderen Stadtviertel von Fulda 1751 wurde eine Judenordnung erlassen Der deutsch judische Familienname Fuld auch Fould geschrieben stammt als Herkunftsname von der Stadt Fulda ebenso der Familienname Fulda Judische Emanzipation im 19 Jahrhundert Bearbeiten Infolge der Franzosischen Revolution setzte sich im 19 Jahrhundert allmahliche die Gleichberechtigung der Juden auch in Fulda durch nbsp Stelle an der die Synagoge bis 1938 stand1858 bis 1859 wurde im Judenviertel eine Synagoge erbaut 1890 wurde die Synagoge durch eine noch erhaltene Mikwe ein rituelles Bad erweitert Im Keller des spater gastronomisch genutzten Gebaudes sind die Badeanlagen noch zu sehen nbsp Das Haus der ehemaligen Mikwe nbsp Die ehemalige Judische Schule heute Gemeindezentrum1898 wurde eine judische Volksschule in einem Neubau in der Von Schildeck Strasse 10 Rangstrasse eingerichtet Der Bau wurde vom Architekten und Stadtbaumeister Johann Fuhrmann projektiert Es ist ein zweigeschossiger Backsteinbau mit Kruppelwalmdach Der Sockel ist aus Sandstein Am Giebel befindet sich ein Freigesparre mit Stichsagearbeiten das dem Schweizerstil zuzuordnen ist Es stellt in seiner Form ein grosses Omega dar dem Zeichen fur Anfang und Ende Hier wirkten der Lehrer Jakob Spiro bis 1910 Iwan Moller bis 1939 Abraham Raphael Sonn ab 1919 Sonn wurde 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert und die Schule geschlossen 1900 wurde von dem Architekten Karl Wegener ein judisches Altersheim errichtet 1904 folgte die Anlage eines neuen judischen Friedhofs auf dem heute auch die Bestattungen stattfinden Die Zahl der Gemeindemitglieder vor dem Ersten Weltkrieg betrug uber 1000 Vernichtung der Gemeinde wahrend der Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Zu Beginn des Jahres 1933 wenige Tage vor der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten lebten in Fulda das damals etwa 28 000 Einwohner zahlte 1 119 Menschen judischer Religionszugehorigkeit Sie hatten fast alle die deutsche Staatsangehorigkeit etwa die Halfte von ihnen war in Fulda geboren viele Familien lebten schon seit Generationen in der Stadt Die Terrorisierung und systematische Entrechtung der judischen Bevolkerung fuhrte zu einer kontinuierlichen Abwanderung in andere Orte zunachst vor allem innerhalb Deutschlands seit 1935 aber gezielt in die Emigration Zum Jahresende 1933 wurden noch 1 029 Fuldaer Juden gezahlt 1934 waren es 961 1935 925 1936 873 1937 780 1938 613 1939 310 1940 265 1941 115 Uberlagert wurde die Abwanderung aus Fulda durch den Zuzug von insgesamt etwa 600 Juden die uberwiegend aus den landlichen Regionen der naheren Umgebung stammten und offenbar in der Anonymitat einer grosseren Stadt Schutz vor den Nachstellungen ihrer Nachbarn auf den Dorfern suchten Bevorzugtes Emigrationsland waren die USA Nach dorthin meldeten sich von 1935 bis 1941 278 Personen ab nach Palastina gingen 212 nach England 187 Fuldaer Juden Sie durften sich ebenso in Sicherheit gebracht haben wie jene die nach Argentinien Brasilien Paraguay Kuba und nach Sudafrika emigrierten Ungewiss ist das Schicksal derjenigen 92 Personen die nach Holland und Frankreich verzogen Im Jahre 1939 wurden 14 Menschen von der sicheren Schweiz aufgenommen Bereits am 28 Oktober 1938 gab es in Fulda die erste Deportation Betroffen waren 47 Juden polnischer Nationalitat darunter auch 16 Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren die nach Polen abgeschoben werden sollten Polenaktion Grundlage war ein Befehl des Reichsfuhrers der SS vom 26 Oktober 1938 zur Ausweisung aller Juden polnischer Staatsangehorigkeit aus dem Gebiet des Deutschen Reiches Nachdem man den Betroffenen nur einen Tag Zeit gegeben hatte um das Notwendigste zu packen wurden sie mit dem Bus von Fulda nach Kassel gebracht um von dort an die polnische Grenze weitergeleitet zu werden Da sich das damals noch selbstandige Polen weigerte die Vertriebenen aufzunehmen kamen sie wieder nach Fulda zuruck Ihr Schicksal ist gut dokumentiert da sich ein ausfuhrlicher Schriftwechsel der Behorden erhalten hat Hierbei ging es nicht um die Menschen sondern um die Frage wer die Deportation zu bezahlen habe Man einigte sich schliesslich darauf den Zuruckgekehrten die Transportkosten ihrer Vertreibung in Rechnung zu stellen Wahrend der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge von NSDAP Mitgliedern aus Fulda und dem Kasseler Raum in Brand gesetzt Die Fuldaer Feuerwehr schutzte nur die umliegenden Wohnhauser die auch heute noch wie die angrenzende Mikwe in der Gasse erhalten sind Das judische Altersheim wurde im gleichen Jahr geschlossen 1939 40 wurde auch der alte judische Friedhof zerstort die Grabsteine entfernt und ein Park angelegt Ab dem 15 Oktober 1941 wurden alle verbliebenen Juden mit dem Judenstern offentlich gekennzeichnet In drei Deportationszugen am 8 Dezember 1941 31 Mai 1942 und 5 September 1942 wurden 243 judische Manner Frauen und Kinder in die Vernichtungslager Salaspils bei Riga Lublin und Theresienstadt spater nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet Erinnerung und Neubeginn nach 1945 Bearbeiten 1960 wurde auf einem Teil des Gelandes des alten judischen Friedhofes ein Gebaude errichtet das als Zollamt dient Im Keller des Gebaudes wurde ein Gedenkraum eingerichtet an dem eine Gedenktafel mit folgender Inschrift angebracht ist Dieser Raum sei geweiht der Erinnerung an die Seelen aller Heiligen Frommen und Grossen in Israel aller Manner und Frauen der altehrwurdigen Gemeinde Fulda die hier ihre Ruhestatte fanden bis zur gewaltsamen Auflosung des Friedhofes zur Zeit der Schreckensherrschaft Eine weitere Gedenktafel wurde an der Ecke des verbliebenen Parks aufgestellt Hier erinnerte in den Jahren 1975 bis 1988 die ortliche Gruppe der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes jeweils am 9 November an die Ausloschung der judischen Gemeinde von Fulda Spater fand die Gedenkveranstaltung auf dem Platz der niedergebrannten Synagoge statt Heute tragt der Park den Namen Jerusalemplatz Er erhielt den Namen in der Zeit als der damalige Oberburgermeister Hamberger den Kontakt zur judischen Gemeinde Fuldas intensivierte und ausbaute 1987 wurde das Gebaude Von Schildeck Strasse 13 nach der Nutzung als stadtische Hilfsschule durch den Oberburgermeister Hamberger wieder der judischen Gemeinde zur Nutzung ubergeben Es beherbergt heute das judische Kulturzentrum Im ersten Stock ist die Synagoge untergebracht Weiterhin sind in dem Gebaude ein Museum eine Bibliothek und Gemeinderaume untergebracht 2010 hat die Gemeinde 444 Mitglieder Sie wird vom Kasseler Rabbiner betreut Die Ausrichtung ist konservativ orthodox Es wird Religionsunterricht fur alle Schulklassen angeboten Bekannte Rabbiner BearbeitenMeir ben Baruch ha Levi gestorben 1404 genannt Maharam Segal oder Maharam Sal MaHaRaM מהר ם ist Akronym von מורנו הרב רבי מאיר Morenu ha Raw Rabbi Meir unser Lehrer der Gelehrte Rabbi Meir SegaL סג ל ist Akronym von סגן לויה Segan Lewija Vorsteher der Levitenschaft 1 Halfte des 14 Jahrhunderts in Fulda spater in Frankfurt Nurnberg und seit 1392 in Wien David ben Isaak 1565 bis 1588 in Fulda Ruben ben Salomon bis 1598 in Fulda Isaak ben Elieser Lippmann Mise a Isaak von Fulda um 1529 30 1601 02 um 1594 bis 1601 02 in Fulda Naphtali Herz Hirz ben David oder benElieser Bacharach 1598 bis 1609 in Fulda Elia ben Mosche Loanz 1555 oder um 1564 1636 genannt Baal Schem 1604 bis 1609 in Fulda spater in Worms Aaron Samuel ben Mosche Schalom Kremenec gestorben 1616 1615 bis 1616 in Fulda Pinchas Hurwitz Hurvir gestorben 1653 um 1620 in Fulda spater in Prag Meir ben Jakob ha Kohen Schiff um 1605 1644 genannt MaHaRaM ab 1622 in Fulda Elieser Meschulam Sussmann ben Isaak Brilin um 1594 um 1660 um 1653 in Fulda Meir Stern vor 1661 1680 Moses Fulda 1671 mit der Gemeinde vertrieben Jakob ben Mardochai aus Fulda vertrieben spater in Schwerin Pinchas Isaak ben Naftali ha Kohen gestorben 1724 1709 bis 1722 in Fulda spater in Kremsier Moses ben Naftali Nathan Heilbronn gestorben 1777 1762 bis 1776 in Fulda Joseph Joel gestorben nach 1787 genannt Wiesbaden ab 1777 in Fulda Vater des Theologen und Reformpadagogen Joseph Johlson 1777 1851 Salomon ben Jehuda Loeb Wormser 1806 Isaak Seckel Wormser 1769 1839 1806 bis 1839 in Fulda Dr Jakob Rosenberg 1806 1868 1843 bis 1852 in Fulda spater in Groningen Dr Samuel David Enoch 1814 1876 1855 bis 1876 in Fulda Dr Michael Cahn ha Kohen 1847 1918 oder 1920 1877 bis 1918 in Fulda Baruch Kunstadt 1884 1967 1907 bis 1939 Rabbinatsassessor in Fulda dann in Jerusalem dort Mitbegrunder der Talmudhochschule Kol Torah Dr Leo Cahn 1889 1959 1919 bis 1939 in FuldaGemeindevorstand BearbeitenRoman Melamed Bella Gusman Alina SardlischwiliLiteratur BearbeitenPaul Horn Zur Geschichte der Juden in Fulda P Horn Tel Aviv 1969 Paul Horn Naftali Sonn The History of the Jews in Fulda A Memorial Book Jerusalem 1971 Michael Imhof Hrsg Juden in Deutschland und 1000 Jahre Judentum in Fulda Imhof Petersberg ISBN 978 3 86568 673 2 Naftali Sonn Otto Berge Schicksalswege der Juden in Fulda und Umgebung Stadtarchiv Fulda 1984 Weblinks BearbeitenJudische Gemeinde Fulda Fulda Wiki Judisches Leben in FuldaJudische Gemeinden im Landesverband Hessen Bad Nauheim Darmstadt Fulda Giessen Hanau Kassel Limburg Marburg Offenbach Wiesbaden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Fulda amp oldid 229827086