www.wikidata.de-de.nina.az
Die Judische Gemeinde in Hanau wurde dreimal gegrundet und zweimal durch Pogrome zerstort einmal im Spatmittelalter und das andere Mal in der Zeit des Nationalsozialismus Inhaltsverzeichnis 1 Mittelalterliche Gemeinde 2 Vom 17 Jahrhundert bis zur Zeit des Nationalsozialismus 3 Neugrundung 2005 4 Judischer Friedhof 5 Liste der Hanauer Rabbiner 6 Literatur 7 Weblinks 8 Anmerkungen 9 EinzelnachweiseMittelalterliche Gemeinde BearbeitenDie Ursprunge der ersten judischen Gemeinde in Hanau liegen im Dunkeln Die altesten Urkunden die ihre Existenz belegen gehen von einer bereits bestehenden Gemeinde aus und stammen vom Beginn des 14 Jahrhunderts die alteste erhaltene stammt von 1313 1 Diese kleine Gemeinde besass eine Synagoge und einen Friedhof der aber mit dem heute noch existierenden nichts zu tun hat sondern ungefahr einen Kilometer sudostlich des erhaltenen zu vermuten ist wo der Flurname Alter Judenkirchhof bestand Mitglieder dieser ersten judischen Gemeinde der Stadt wurde in den Pestpogromen des Jahres 1349 verfolgt und umgebracht Ob das Pogrom vonseiten der Herrschaft Hanau initiiert oder gefordert wurde ist nicht bekannt allerdings profitierte Ulrich III von Hanau davon erheblich indem er sich judisches Eigentum aneignete darunter auch die Synagoge Weiter behauptete er der Brand des Hanauer Rathauses 1351 sei auf Brandstiftung durch Juden zuruckzufuhren und erhielt unter diesem Vorwand 1351 neue Rechte von Kaiser Karl IV verliehen unter anderem in einer Urkunde die ihm ein umfassendes Judenregal in seiner Herrschaft und daruber hinaus zugestand In der Stadt Hanau aber existierte von nun ab keine judische Gemeinde mehr nur einzelne Familien lassen sich bis in die Neuzeit hinein nachweisen 2 Vom 17 Jahrhundert bis zur Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten nbsp Graf Philipp Ludwig II von Hanau Munzenberg nbsp Ghetto Mauer Hanau nbsp Gedenkstein fur die 1938 zerstorte Synagoge die auf der gegenuber liegenden Strassenseite stand Nordstr 40 nbsp Sudostlicher Turm der Altstadt befestigung in dem sich von 1605 bis 1608 die provisorische Synagoge befand Im Dezember 1603 erliess Graf Philipp Ludwig II im Rahmen seiner Wirtschaftsforderungspolitik fur die Grafschaft Hanau Munzenberg ein Privileg zur Ansiedlung einer judischen Gemeinde in Hanau Zwischen der Alt und der Neustadt entstand im Bereich des Zwingers der Altstadtbefestigung die Judengasse heute Nordstrasse Die Gemeinde war unmittelbar der graflichen Verwaltung unterstellt nicht einer der beiden Stadtverwaltungen von Alt oder Neustadt Hanau Die Gemeinde erhielt zunachst 1605 einen Raum in dem an die Judengasse angrenzenden Hexen oder Diebsturm der Befestigung der Altstadt Hanau bis 1608 auf der gegenuberliegenden Seite der heutigen Nordstrasse die neue Synagoge eroffnet werden konnte Die damals aus 159 Personen 3 bestehende Gemeinde errichtete auch den heute noch erhaltenen judischen Friedhof in Hanau Hanau entwickelte sich im 17 und 18 Jahrhundert zu einem Zentrum des judischen Buchdrucks 4 Nach der Offnung des Hanauer Ghettos am Anfang des 19 Jahrhunderts im Zuge der Judenemanzipation wuchs die Gemeinde 1822 auf 540 Personen an 4 der Gesamtbevolkerung 3 1823 wurde hier das Provinzialrabbinat eingerichtet Die Synagoge blieb am angestammten Platz ein Gemeindehaus wurde spater aber in der Nurnberger Strasse 3 erworben Hier befand sich seit 1890 auch die judische Gemeindeschule Ihre grosste Personenzahl erreichte die Gemeinde 1902 mit 654 Mitgliedern 2 der Stadtbevolkerung In der Zeit der Weimarer Republik hatten viele Hanauer Juden Positionen in Industrie und Gewerbe inne so im Diamanthandel Warenhausbetrieb Bankwesen und in der Textilindustrie 3 Nachdem die Nationalsozialisten am 9 November 1938 im Novemberpogrom auch die Hanauer Synagoge zerstort hatten hielt die Restgemeinde ihre Gottesdienste im Gemeindehaus Das Gebaude wurde in den Bombenangriffen des Zweiten Weltkriegs zerstort 5 Von den 1933 noch 477 Hanauer Juden befanden sich im Juni 1939 noch 82 in der Stadt 3 164 Juden wurden im Mai und September 1942 von Hanau im Holocaust in Konzentrations und Vernichtungslager deportiert 6 230 Hanauer Juden wurden im Holocaust ermordet 7 Neugrundung 2005 BearbeitenAm 10 April 2005 wurde in Hanau mit Hilfe des Landesverbandes der Judischen Gemeinden in Hessen zum dritten Mal eine judische Gemeinde gegrundet 8 Ihr gehorten bei Grundung 63 Personen an Ein Grossteil der Mitglieder stammt wie in vielen Judischen Gemeinden Deutschlands aus der ehemaligen Sowjetunion 9 Am 17 April 2005 wurde in der Wilhelmstrasse 11a in Hanau im Gebaude der ehemaligen Zahnradfabrik Schwahn die neue Synagoge und das Gemeindezentrum eingeweiht 10 Die Gemeinde zahlt heute 206 Gemeindemitglieder 11 2019 rief die Judische Gemeinde Hanau zum ersten Mal die Judischen Kulturwochen ins Leben 12 Nach einer pandemiebedingten Pause im Jahre 2020 und dem ubergeordneten Festjahr 1700 Jahre Judisches Leben in Deutschland 13 fanden die Judischen Kulturwochen 2022 zum zweiten Mal statt 14 nbsp Infoportal Judentum Digital http judentum digital de der Judischen Gemeinde Hanau2021 startete die Judische Gemeinde Hanau erfolgreich das Informationsportal Judentum Digital 15 Die Umsetzung wurde durch die Forderung des Hessischen Informations und Kompetenzzentrum gegen Extremismus HKE ermoglicht 16 17 Hauptaugenmerk des Portals ist eine digitale Synagogenfuhrung und Erklarungen der wichtigsten judischen Feiertage Aufgrund der Coronapandemie wuchs die Idee die geplanten Begegnungsformate in der Synagoge in den offentlichen Raum Schule zu verlegen Daraus entstand ein Projekttag im Rahmen von Judentum Digital 18 Die Karl Rehbein Schule integrierte den Projekttag als erste Schule in den Unterricht 19 Im Jahr 2006 wurde eine Gedenktafel fur die 1942 deportierten Gemeindemitglieder im Hanauer Hauptbahnhof eingeweiht 6 2010 wurde an der Ghetto Mauer Hanau eine Gedenktafel fur die im Nationalsozialismus verfolgten Juden eingerichtet mit 230 Bronzeplattchen jeweils einem fur die im Holocaust Ermordeten 7 Anm 1 Judischer Friedhof Bearbeiten nbsp Eingangstor des Judischen Friedhofs in Hanau KesselstadtAls Friedhof wird der Neue Judische Friedhof in Hanau Steinheim in der Odenwaldstrasse genutzt 20 In Anbetracht der Vollauslastung des Friedhofs wurde am 20 September 2022 in Hanau ein neuer Judischer Friedhof eingeweiht 21 Das rund 1 300 m grosse Areal befindet sich auf dem Friedhof in Hanau Kesselstadt Eigentumer des Friedhofs ist der Landesverband der Judischen Gemeinden in Hessen 22 Liste der Hanauer Rabbiner BearbeitenDie Liste ist unvollstandig und beruht auf verschiedenen Quellen 23 bis 1609 Jakob Kohen 1609 1615 Eliyahu Loanz 1565 1635 1642 1646 Gershon Ashkenazi um 1650 Jair Chaim Bacharach 1668 1677 Jakob Simon Bosnis um 1690 Haggai Enoch Frankel um 1704 Meier Elsass 1704 1718 Moshe Broda um 1760 Uri Schraga Phoebus Helmann 1760 1791 Jakob Benjamin Kronstadt 1795 1830 Mose Tobias Tubia Sontheimer 1755 1830 1833 1836 Moses Schwarzschild 1804 1875 1835 1882 Samson Felsenstein 1807 1882 24 1884 1900 Markus Koref 1833 1900 25 1901 1920 Salomon Menachem Halevi Bamberger 1869 1920 26 1921 1938 Hirsch Gradenwitz 1876 1943 2006 2010 Menachem Mendel Gurewitz 1974 7 27 2012 2015 Shimon Grossberg 28 2017 2019 Michael Yedwabny 29 2019 aktuell Shimon Grossberg 30 Literatur BearbeitenNaftali B Bamberger Hg Der Judische Friedhof in Hanau Kommission fur die Geschichte der Juden in Hessen Wiesbaden 2005 ISBN 978 3 921434 25 3 Friedrich Battenberg Zur Emanzipation der Juden in der ehemaligen Grafschaft Hanau In Neues Magazin fur Hanauische Geschichte Hanau 2023 S 3 43 Leopold Lowenstein Das Rabbinat in Hanau nebst Beitragen zur Geschichte der dortigen Juden Droller Frankfurt am Main 1921 Digitalisat der Universitat Frankfurt am Main PDF Eckhard Meise Kurzer Uberblick uber die Geschichte der Hanauer Juden und ihrer Synagogen In Neues Magazin fur Hanauische Geschichte Hanau 2010 S 45 102 Eckhard Meise Quellen und Literatur zur Geschichte der Hanauer Juden In Neues Magazin fur Hanauische Geschichte Hanau 2010 S 103 107 Shmuel Spector Geoffrey Wigoder Hg The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust Bd A J New York 2001 S 494 Hanau Weblinks BearbeitenHomepage der Judischen Gemeinde Hanau Homepage der heutigen Hanauer Gemeinde auf der Website des Zentralrat der Juden in Deutschland Zur Geschichte der judischen Gemeinde Hanau auf der Website Alemannia judaicaAnmerkungen Bearbeiten Auf das Verlegen von Stolpersteinen wurde in Hanau verzichtet Einzelnachweise Bearbeiten Leopold Lowenstein Das Rabbinat in Hanau nebst Beitragen zur Geschichte der dortigen Juden Droller Frankfurt am Main 1921 S 1 Digitalisat der Universitat Frankfurt am Main PDF Zur Geschichte der judischen Gemeinde Hanau auf der Website Alemannia judaica a b c d Artikel Hanau In Shmuel Spector Geoffrey Wigoder Hrsg The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust Bd A J New York 2001 S 494 Artikel Hanau in Fred Skolnik Michael Berenbaum Hrsg Encyclopedia Judaica Bd 8 2 Auflage 2007 S 317 Angelika Cipa u a Hanauer Stadtfuhrer Dreissig Statten demokratischer Geschichte und antifaschistischen Widerstandes Frankfurt 1983 S 38 a b Hanau erinnert an Deportation seiner Juden In Frankfurter Allgemeine Zeitung 31 Mai 2006 a b c Ute Vetter Hanau Gedenkstatte Ghettomauer In Frankfurter Rundschau 31 Mai 2010 Judische Gemeinde grundet sich in Hanau neu In FAZ NET ISSN 0174 4909 faz net abgerufen am 19 Dezember 2018 Lilly Wolter Wandel in Zahlen 9 August 2022 abgerufen am 13 Oktober 2022 Judische Gemeinde grundet sich in Hanau neu In FAZ NET ISSN 0174 4909 faz net abgerufen am 14 April 2020 Statistik Abgerufen am 13 Oktober 2022 Judische Lebenswelten Ausstellung feierlich eroffnet Abgerufen am 13 Oktober 2022 Stadt Hanau presse service de Abgerufen am 13 Oktober 2022 deutschlandfunkkultur de Hanau Zweite Judische Kulturwochen sind eroffnet Abgerufen am 13 Oktober 2022 mtness Judentum digital Abgerufen am 13 Oktober 2022 deutsch Judische Gemeinde Hanau Projekt Judentum digital Synagogenfuhrung Lehrhaus und Begegnungen 17 Marz 2021 abgerufen am 13 Oktober 2022 Online Angebot der Judischen Gemeinde Hanau gelobt Abgerufen am 13 Oktober 2022 mtness Judentum digital Abgerufen am 13 Oktober 2022 deutsch Judische Gemeinde in Hanau startet Aktionstage an Schulen Das Schweigen wird grosser Abgerufen am 13 Oktober 2022 Judische Gemeinde Hanau In zentralratderjuden de abgerufen am 22 Februar 2020 Erstmals seit dem 17 Jahrhundert wieder ein judischer Friedhof eingeweiht Abgerufen am 13 Oktober 2022 Stadt Hanau presse service de Abgerufen am 13 Oktober 2022 Angaben nach dem Artikel Hanau In Shmuel Spector Geoffrey Wigoder Hrsg The Encyclopedia of Jewish Life before and during the Holocaust Bd A J New York 2001 S 494 und nach der Website Alemannia judaica Zur Geschichte der judischen Gemeinde Hanau und Zur Geschichte des Rabbinates im 19 20 Jahrhundert in Hanau Siehe zu ihm den Artikel Felsenstein Samson In Biographisches Handbuch der Rabbiner hg von Michael Brocke und Julius Carlebach Bd 1 Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen bohmischen und grosspolnischen Landern 1781 1871 bearbeitet von Carsten Wilke Teil 1 A J Munchen 2004 S 302 f Siehe zu ihm den Artikel Koref Markus Mordechai In Biographisches Handbuch der Rabbiner hg von Michael Brocke und Julius Carlebach Bd 2 Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871 1945 bearbeitet von Katrin Nele Jansen Teil 1 Aaron bis Kusznitzki Munchen 2009 S 348 Siehe zu ihm den Artikel Bamberger Salomon Menachem Halevi In Biographisches Handbuch der Rabbiner hg von Michael Brocke und Julius Carlebach Bd 2 Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871 1945 bearbeitet von Katrin Nele Jansen Teil 1 Aaron bis Kusznitzki Munchen 2009 S 54 f http www ordonline de rabbiner gurewitz menachem Rabbinat der Judischen Gemeinde Hanau Abgerufen am 3 Juni 2019 deutsch Rabbiner Orthodoxe Rabbinerkonferenz Abgerufen am 19 Dezember 2018 Rabbinat Gemeinde Judische Gemeinde Hanau Abgerufen am 3 Juni 2019 Judische Gemeinden im Landesverband Hessen Bad Nauheim Darmstadt Fulda Giessen Hanau Kassel Limburg Marburg Offenbach Wiesbaden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Hanau amp oldid 238635786