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Die Howaldtswerke Hamburg waren eine der Grosswerften auf der ehemaligen Elbinsel Ross im Stadtteil Steinwerder im Hamburger Hafen Sie entstand 1930 wahrend der Weltwirtschaftskrise durch Aufkauf von Betriebsteilen der insolventen Werften Vulkan und Janssen amp Schmilinsky durch die Kieler Howaldtswerke Bis 1939 war die Werft als Howaldtswerke AG Kiel Abteilung vormals Vulcan Betriebsteil des Kieler Unternehmens Nach Kauf der Kieler Werft durch das Deutsche Reich wurde 1939 Hamburg Stammsitz der Howaldtswerke AG Diese ubernahm bereits Mitte 1943 den Kieler Betrieb wieder Howaldtswerke Kiel 1952 wurden beide Standorte unternehmerisch getrennt Die Hamburger Werft firmierte bis 1968 als Howaldtswerke Hamburg A G nach dem Zusammenschluss mit der Deutschen Werft zum 1 Januar 1968 wurde sie innerhalb der Howaldtswerke Deutsche Werft A G Hamburg und Kiel HDW zum Betriebsteil Werk Ross Dieses wurde 1985 durch Blohm Voss erworben und bis zu seiner endgultigen Schliessung 1988 als Ross Industrie GmbH weitergefuhrt Das HDW Hochhaus ehemaliges Verwaltungsgebaude der Howaldtswerke Mai 2023 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorbedingungen 1 2 Grundung 1 3 Im Nationalsozialismus 1 4 Nachkriegszeit 1 5 Fusion zur HDW 1 6 Schliessung 1 7 Nachgeschichte 2 Schiffsbauten der Howaldtswerke Hamburg 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorbedingungen Bearbeiten Mit dem wachsenden Platzbedarf des Hamburger Hafens gegen Ende des 19 Jahrhunderts bezog man das westliche Steinwerder in die Hafenausbauplane ein Auf der zwischen Reiherstieg und Kohlbrand beides Verbindungsarme von Suderelbe und Norderelbe gelegenen Elbinsel Ross wurden etwa ab 1900 die Hafenbecken Kohlenschiffhafen Ellerholzhafen und Rosshafen angelegt Nach der Eroffnung des Hamburger Zweigbetriebs der Stettiner Werft AG Vulcan im Jahre 1909 dienten die Kaianlagen des in Vulkanhafen umbenannten Kohlenschiffhafens zur Ausrustung der dort gebauten Schiffe Mit den im Dritten Kohlbrandvertrag festgelegten wasserbaulichen Massnahmen wurde zwischen 1908 und 1911 parallel dazu der Mundungsbereich des Kohlbrand um 500 Meter elbabwarts verlegt und die ehemalige Kohlbrandmundung als neuer Kohlenschiffhafen verwendet Rosshafen und Travehafen fungierten als Binnenschiffhafen fur die Anbindung des Hamburger Hinterlandes Grundung Bearbeiten nbsp Gelande der ehemaligen Howaldtswerke Hamburg1 zugeschutteter Vulkanhafen2 Rest des Kohlenschiffhafens ehemalige Kohlbrandmundung3 Kohlbrand4 Rosshafen5 Tollerort heute Containerterminal CTT 6 Werfthafen Blohm Voss Zwischen 1911 und 1926 war die Vulkanwerft nach Blohm amp Voss die zweitgrosste Werft in Hamburg Nach erheblichem Ruckgang der Auftragslage Mitte der 1920er Jahre wurde das Unternehmen Teil der 1926 gegrundeten Deutsche Schiff und Maschinenbau Aktiengesellschaft Deschimag Zwei Jahre spater verkaufte der Bremer Konzern den schiffbaulichen Teil an die Howaldtswerke Kiel die auf dem ostlichen Areal am Hachmannkai des Rosshafens gelegenen Maschinenbauhallen der Werft wurden Anfang der 1930er Jahre abgebrochen Dort baute die MAN Tochterfirma Motorenwerk Hamburg GmbH ab 1938 in sechs grossen Werkshallen einen modernen Betrieb auf Zusatzlich zu Werftanlagen der ehemaligen Vulkanwerft ubernahmen die Howaldtswerke Kiel die auf dem nordlichen Ross am Tollerort gelegene insolvente Werft Janssen amp Schmilinsky Beide Betriebe wurden gemeinsam als Howaldtswerke AG Kiel Abteilung vormals Vulcan weitergefuhrt Im Nationalsozialismus Bearbeiten Nach der Machtergreifung Hitlers und der NSDAP Ende Januar 1933 kam den Hamburger Grosswerften eine besondere Bedeutung zu Zum einen sollten Arbeitsplatze im strukturschwachen Hamburg gesichert werden zum anderen wurde auch die Aufrustung der Wehrmacht forciert Bereits 1934 wurde die Produktion der Howaldtswerke zu nahezu 75 Prozent durch staatliche Zuschusse finanziert 1 Der Haupteigentumer der beiden Howaldtswerke Heinrich Diederichsen verkaufte im Marz 1937 seine Aktienanteile an die staatlichen Deutschen Werke damit war das Deutsche Reich alleiniger Aktionar Der Firmensitz wurde 1939 nach Hamburg verlegt und beide Betriebsteile bis 1943 der Kriegsmarine unterstellt 2 nbsp Das Kraft durch Freude Schiff Robert Ley Stapellauf 1938Der bedeutendste Bau bis 1939 war der Auftrag der Deutschen Arbeitsfront fur das K d F Kreuzfahrtschiff Robert Ley das im Marz 1938 vom Stapel lief Danach war die Werft einzig auf den Rustungsbau ausgerichtet und spezialisierte sich im U Boot Bau der Typen VII C und VII C 41 3 Ab 1940 wurde auf dem Werftgelande am sudwestlichen Ende des Vulkanhafens der U Boot Bunker Elbe II errichtet der nach seiner Fertigstellung 1941 der Ausrustung der neuen Schiffe vor ihrer Indienststellung diente und von Howaldt zusammen mit Blohm amp Voss genutzt wurde Ab 1941 setzten die Howaldtswerke verstarkt Zwangsarbeiter ein insgesamt handelte es sich um weit uber tausend Menschen aus ganz Europa Nachgewiesen sind die Unterbringung in acht von der Firma betriebenen Lager oder deren Beteiligung daran drei davon waren Unterkunfte in der Stadt in Ovelgonne in der St Pauli Hafenstrasse und in der Kirchenallee die Beteiligung am Lager Waltershof IV zusammen mit Blohm amp Voss die Beteiligung an den Lagern in den Schuppen 43 und 44 am O Swaldkai ein firmeneigenes Lager am Langen Morgen Hohe Schaar in Wilhelmsburg und die Beteiligung am Arbeitserziehungslager der Gestapo ebenfalls am Langen Morgen Gegen Ende des Krieges wurde die Werft durch Bombenangriffe schwer getroffen insbesondere der U Boot Bunker erhielt mehrere Treffer und wurde am 8 April 1945 teilweise zerstort Kurz vor der deutschen Kapitulation wurden aufgrund des Regenbogen Befehls von Admiral Donitz vier U Boote des damals neuesten Typs XXI im bzw vor dem Bunker von der eigenen Besatzung versenkt nbsp Vulkanhafen mit der Ruine des Bunkers Elbe II 1981Nach Kriegsende sprengten die britischen Royal Engineers die Anlage mitsamt den drei dort noch liegenden U Boot Wracks Die Bunkerruine und Teile der Wracks blieben im Gelande sichtbar insbesondere bei Ebbe bis der Vulkanhafen im Jahr 2003 zugeschuttet wurde 4 Nachkriegszeit Bearbeiten Ab dem Jahr 1948 begann der Wiederaufbau der Werft 1952 wurden die Hamburger und Kieler Werften selbststandige Firmen der Standort Ross wurde zur Howaldtswerke Hamburg A G HWH der andere Betrieb wurde zur Kieler Howaldtswerke AG Kiel In den Wirtschaftswunderjahren verzeichneten die HWH ein beachtliches Wachstum gegen Ende der 1950er Jahre waren etwa 10 000 Arbeiter und Angestellte dort beschaftigt Neben dem Werftgeschaft wurde der Maschinenbau und der Bau von Tankanlagen betrieben Insbesondere aber war das Unternehmen bekannt durch seine Grossbauten von Tankschiffen wie den damals weltweit grossten Tina Onassis Stapellauf 23 Juli 1953 und Al Malik Saud Al Awal Stapellauf 3 Juni 1954 Fusion zur HDW Bearbeiten Die Verlagerung des Schiffbaus nach Asien fuhrte in den 1960er Jahren zu massivem Auftragsruckgang der sogenannten Werftenkrise von der die Howaldtswerke massiv betroffen waren Im November 1967 beschlossen das Bundesschatzministerium als Eigentumerin der Howaldtswerke in Hamburg und Kiel sowie die Gutehoffnungshutte GHH als Eigentumerin der Deutschen Werft den Zusammenschluss der drei Unternehmen zu den Howaldtswerken Deutsche Werft AG HDW Die Hamburger HDW umfasste darin neben dem Werk Ross die Betriebsteile Werk Finkenwerder der ehemalige Hauptstandort der Deutschen Werft und das Werk Reiherstieg der ehemaligen Reiherstiegwerft die bereits 1927 von der Deutschen Werft ubernommen worden war Im Werk Ross wurden vor allem Turbinentanker und Containerschiffe gebaut Spektakular war der Aufbau der Bohrinsel Transocean 4 Schliessung Bearbeiten nbsp Umfangreicher Reparaturbetrieb 1980 im Vordergrund der gesprengte Bunker Elbe II Doch auch die Fusion hielt den Niedergang nicht auf Von den drei HDW Standorten in Hamburg wurden bereits im Jahr 1973 der Schiffsneubau eingestellt und das Werk Finkenwerder geschlossen und im Jahr 1979 der Reparaturbetrieb im Werk Reiherstieg eingestellt Das Werk Ross blieb mit 4 600 Arbeitern zunachst bestehen 1982 und 1983 wurden mit der Rebecca Wesch und der Karsten Wesch zwei moderne 18 750 BRT Mehrzweck Containerschiffe gebaut Doch im Marz 1983 gab die Geschaftsleitung die Entlassung von rund 2 400 Beschaftigten bekannt 1983 wurde der Schiffsneubau endgultig eingestellt und das Werftgelande um 100 000 Quadratmeter verkleinert Zahlreiche Proteste begleiteten diesen Prozess sie gipfelten in einer spektakularen Besetzung des Betriebsgelandes vom 12 bis 20 September 1983 5 Am 1 Oktober 1985 wurde das Werk Ross als letzter Hamburger Betrieb der Howaldtswerke aus dem Werftenverbund ausgegliedert und sollte verselbstandigt werden Doch am 21 November 1985 wurde die HDW ruckwirkend zum 1 Oktober 1985 also dem Datum der Ausgliederung an Blohm Voss verkauft und zu deren Tochtergesellschaft Ross Industrie GmbH umgewidmet Zu diesem Zeitpunkt waren noch etwa 2 200 Arbeiter auf der Werft beschaftigt In der Folgezeit kam es zu weiteren Entlassungen und ab Januar 1986 zur Kurzarbeit Im Oktober 1987 wurde der Betrieb endgultig eingestellt Nachgeschichte Bearbeiten Uber Jahrzehnte waren im Vulkanhafen die Bunkerruinen und U Bootwracks bei Niedrigwasser sichtbar Erst mit der Erweiterung des Containerhafens wurden im Oktober 1995 die Boxen mit Elbsand zugespult und ab dem Jahr 1999 das gesamte Becken des Vulkanhafens verfullt Im Sommer 2003 konnten die letzten noch sichtbaren Reste mit einer Erdschicht uberdeckt und eine Abstellflache fur Container des benachbarten Containerterminals Tollerort geschaffen werden 6 Schiffsbauten der Howaldtswerke Hamburg Bearbeiten nbsp Seebaderschiff Wappen von Hamburg Stapellauf 1965 nbsp HADAG Fahre Max Brauer Stapellauf 1980 nbsp Kreuzfahrtschiff Astoria Stapellauf 1981Im Verlaufe ihrer Existenz haben die Howaldtswerke Hamburg vor allem Frachtschiffe und Tankschiffe bis zu einer Grosse um die 10 000 BRT gebaut ab 1953 auch einige grossere Turbinen Tanker ab 25 000 BRT daneben einige Fischdampfer und Fahrgastschiffe Zwischen April 1941 und 1945 war die Werft ausschliesslich fur die Kriegsmarine tatig In den 1960er Jahren erstellte sie 22 Landungsboote fur die Bundesmarine Eine Auswahl bekannter Schiffe ist im Folgenden aufgefuhrt Als Howaldtswerke AG Kiel Abteilung vormals Vulcan Baderschiff Konigin Luise 1934 fur die Hamburg Amerika Linie Passagierschiff Robert Ley 1938 fur die Deutsche Arbeitsfront 33 U Boote Typ VII C 1940 bis 1944 fur die deutsche KriegsmarineAls Howaldtswerke Hamburg A G Turbinentanker Tina Onassis 1953 fur A S Onassis New York Turbinentanker AI Malik Saud AI Awal 1954 fur A S Onassis New York Motorfrachtschiff Cap San Nicolas 1961 fur die Hamburg Sudamerikanische D G Hamburg 1982 in Gadani verschrottet Motorfrachtschiff Cap San Antonio 1961 fur die Hamburg Sudamerikanische D G Hamburg 1986 in Huangpu verschrottet Fahrgastschiff Helgoland 1963 fur die HADAG Hamburg war als Hospitalschiff in Vietnam Fahrgastschiff Wappen von Hamburg 1965 fur die HADAG Hamburg von November 2010 bis Januar 2011 in Esbjerg verschrottet 22 Landungsboote Klasse 520 1965 bis 1966 fur die BundesmarineAls Howaldtswerke Deutsche Werft A G Hamburg und Kiel HDW Bohrinsel Transocean 4 1977 fur die Transocean Drilling Co Fahrgastschiff Max Brauer 1980 fur die HADAG Hamburg ab April 2015 in Papenburg verschrottet Fahrgastschiff Adolph Schonfelder 1981 fur die HADAG Hamburg seit 2007 als Adler Vineta in Peenemunde Fahrgastschiff Astor 1981 fur die HADAG seit 2013 als Saga Pearl II im Kreuzfahrtbetrieb Mehrzweck Containerschiffe der C KlasseLiteratur BearbeitenHerbert Diercks Der Hamburger Hafen im Nationalsozialismus Wirtschaft Zwangsarbeit und Widerstand herausgegeben von der KZ Gedenkstatte Neuengamme Hamburg 2008 Das Heft basiert auf der Ausstellung Der Hamburger Hafen im Nationalsozialismus im Hamburger Rathaus vom 25 Januar bis zum 17 Februar 2008 und weiterer Termine Arnold Kludas Dieter Maass Susanne Sabisch Hafen Hamburg Die Geschichte des Hamburger Freihafens von den Anfangen bis zur Gegenwart Hamburg 1988 ISBN 3 8225 0089 5Weblinks BearbeitenDie Howaldtswerke Hamburg in den 1950er Jahren Im Vordergrund der Vulkanhafen mit dem gesprengten U Boot Bunker Elbe II am rechten Bildrand Howaldtswerke Hamburg Private Homepage eines ehemaligen HWH HDW Mitarbeiters mit vielen Fotos und vollstandigen Baulisten Video Gewinner waren wir nicht aber wir haben gekampft u a Holger Mahler der damalige Betriebsratsvorsitzende berichtet uber die Betriebsbesetzung 1983 Fruhe Dokumente und Zeitungsartikel zur Howaldtswerke Hamburg in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Klaus Weinhauer Handelskrise und Rustungsboom Die Wirtschaft in Forschungsstelle fur Zeitgeschichte in Hamburg Hrsg Hamburg im Dritten Reich Gottingen 2005 ISBN 3 89244 903 1 Seite 195 Kieler Stadtarchiv Howaldtswerke Memento des Originals vom 14 Dezember 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www kiel de abgerufen am 22 November 2011 Eberhard Rossler Die deutschen Uboote und ihre Werften S 216 Bernard amp Graefe Verlag Koblenz 1990 ISBN 3 7637 5879 8 siehe dazu ausfuhrlich und mit vielen Bildern Christel Grube Geschichtsspuren de vormals lostplaces de U Boot Bunker in Hamburg 1 abgerufen am 14 Mai 2009 Ralf Lange Henning Rademacher Hafenfuhrer Hamburg Hamburg 1999 ISBN 3 932844 31 9 Seite 147 Christel Grube U Boot Bunker in Hamburg 9 April 2008 Homepage Geschichtsspuren de vormals lostplaces de abgerufen am 29 Dezember 200953 525373 9 95033 Koordinaten 53 31 31 N 9 57 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Howaldtswerke Hamburg amp oldid 235909132