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Die Hornfliegen Sciomyzidae sind eine Familie kleiner bis mittelgrosser Fliegen Brachycera die weltweit vertreten ist Die Larven der Fliegen ernahren sich als Parasiten Aasfresser oder Rauber hauptsachlich von Schnecken Neben dem Trivialnamen Marshflies werden sie daher im Englischen auch Snail killing Flies genannt HornfliegenAnticheta brevipennisSystematikKlasse Insekten Insecta Ordnung Zweiflugler Diptera Unterordnung Fliegen Brachycera Teilordnung MuscomorphaUberfamilie SciomyzoideaFamilie HornfliegenWissenschaftlicher NameSciomyzidaeFallen 1820Melierte Schneckenfliege Coremacera marginata source source source source source source Pherbellia annulipes auf Totholz Video ca eine Minute Larve einer aquatisch lebenden Hornfliegenlarve Nach unten weisend die Kopfkapsel oben das Hinterende mit Fortsatzen zwischen den Atemoffnungen Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise 2 1 Adulte Hornfliegen 2 2 Larvenentwicklung 3 Verbreitung 4 Lebensraum 5 Forschung 6 Systematik 6 1 Innere Systematik 6 2 Unterfamilien 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Hornfliegen erreichen im Adultstadium je nach Art 2 bis 14 Millimeter Lange Die Larve von Salticella stuckenbergi aus der Unterfamilie Salticellinae wird im dritten Larvenstadium uber 23 Millimeter lang und ist damit die grosste Larve innerhalb der Familie der Hornfliegen 1 Der Korperbau der adulten Fliegen ist schlank die Farbung ist matt grau selten glanzend schwarz braun oder rotbraun Die Beine konnen rot oder gelb gefarbt sein Die Flugel sind hyalin oder mit schwarzen Flecken oder einer Netzzeichnung versehen Diese auffallige Flugelzeichnung ist kein Merkmal verwandtschaftlicher Verhaltnisse obwohl sie innerhalb einer Art wenig variabel ist In vielen Gattungen haben nur wenige Arten eine auffallige Flugelzeichnung die anderen nicht Die Costalader ist nicht unterbrochen die Subcosta ist vollstandig Eine Medio Cubital Querader bm cu ist vorhanden die Analzelle ist geschlossen Der Kopf ist halbkugelformig oder rund Die Antennen sind langlich die Arista ist oft flaumig behaart manchmal tragt sie auch langere Haare Punktaugen und Ozellenborsten sind vorhanden ausser bei der Gattung Sepedon Vibrissen sind keine vorhanden Der Kopf tragt grosse Facettenaugen Lebensweise BearbeitenAdulte Hornfliegen Bearbeiten Die adulten Hornfliegen halten sich meist in der Nahe von Feuchtgebieten auf Hier leben Mollusken von denen sich die Larven ernahren konnen Die geschlechtsreifen Tiere sitzen meist in der Vegetation auf der Unterseite der Blatter und ernahren sich von Tau und Nektar Larvenentwicklung Bearbeiten Die Larven der Fliegen brauchen fur ihre Entwicklung tierische Nahrung Dabei werden von der uberwiegenden Mehrheit der Larven Schnecken angefallen Manche Arten betatigen sich im ersten Larvenstadium als Aasfresser spater als Parasitoid und leben im dritten Larvenstadium rauberisch Die Larven der Unterfamilie Phaeomyiinae sind Parasiten bzw Parasitoide von Doppelfussern Diplopoden wahrend sich die Larven der ubrigen Hornfliegen von Mollusken oder in seltenen Fallen von Ringelwurmern im Susswasser ernahren Nur die Larven der Arten Dictya disjuncta Sepedonella nana Sepedon knutsoni und Sepedon ruficeps befallen Ringelwurmer Sepedonella nana aus dem tropischen Afrika frisst ausschliesslich an dem Hulsenwurmchen Aulophorus furcatus aus der Familie Naididae Sepedon ruficeps ist eigentlich auf Susswasserschnecken spezialisiert ernahrt sich aber gelegentlich von den Wurmern 2 Die Larven von Eulimnia philpotti Ilione lineata und vier Arten der Gattung Renocera darunter Renocera pallida befallen Muscheln Anders als bestimmte Wasserwanzen die als Ektoparasiten fallweise auch an Muscheln saugen leben diese Hornfliegenlarven zumindest in den fruhen Stadien als obligate Parasitoide innerhalb der Muschelschalen einige verpuppen sich dort auch Dabei bleiben alle Arten bis auf Renocera pallida wahrend dieser Phase ihrer Larvalentwicklung unter Wasser 3 Funf Arten der Gattung Anticheta ernahren sich in ihrem fruhen Larvenstadium ausschliesslich von Schneckeneiern Zwei Arten bleiben auch in den spateren Larvenstadien bei dieser Ernahrungsweise die anderen erbeuten und fressen dann auch die Jungtiere der Schnecken 1 Alle ubrigen Arten befallen Schnecken Die meisten Arten entwickeln sich in Gehauseschnecken aber einige Arten bevorzugen Nacktschnecken Es werden sowohl Land als auch Wasserschnecken befallen Die in Frage kommenden Wasserschnecken leben bis auf wenige Ausnahmen im Susswasser und besitzen keinen Deckel Im Brack und Salzwasserbereich konnen Strandschnecken zur Nahrung fur die Larven der Hornfliegen werden jedoch wenige Arten kommen dafur in Frage Die Weibchen der Hornfliegen legen ihre Eier auf oder in der Nahe von Schnecken ab Die Larven der meisten Arten mussen ihre Nahrungsquelle erst aufsuchen Manche Arten beginnen ihren Lebenszyklus als Aasfresser Die Larven leben aquatil oder semi aquatil sowie rein terrestrisch Nur die an Muscheln parasitierenden Larven konnen unter Wasser atmen Terrestrische Arten sind oft Parasitoide Nach dem Tod ihres Wirtstieres kriechen sie aus der Schnecke und durchleben ihr letztes Larvenstadium als Schneckenrauber Einige Arten schliessen ihren Lebenszyklus in der Schnecke ab und verpuppen sich im Schneckenhaus 1 Verbreitung BearbeitenIn allen biogeographischen Regionen und Okozonen sind Arten aus der Familie der Hornfliegen beheimatet Die geringste Artenzahl weisen dabei Ozeanien mit vier Arten Australien mit 12 Arten und Neuseeland mit 25 Arten auf In der Nearktis gibt es hingegen 172 Arten in der Palaarktis 157 Fur die Neotropis kommen noch 91 Arten hinzu fur die Afrotropis und Orientalis 95 Arten 4 Lebensraum BearbeitenDie Lebensraume der geschlechtsreifen Hornfliegen liegen meist am Rande von Gewassern und in Feuchtgebieten Nicht nur die Feuchtgebiete selbst bilden das Habitat fur die Hornfliegen auch Walder und Wiesen kommen je nach Art dafur in Frage Einige Pherbellia Arten Renocera stroblii und einige weitere Arten findet man beispielsweise haufig an schattigen Ufern von Waldbachen Es gibt aber auch Arten die in besonders trockenen kalkreichen Wiesen zu finden sind In subalpinen Hochstaudenfluren fliegt beispielsweise die seltene Ectinocera borealis Bisher nur in den osterreichischen Alpen gefunden wurde Euthycera alpina 5 Viele Arten leben in Sumpfen mit einem hohen Anteil von Seggen In Europa sind das Vertreter der Gattungen Ilione Elgiva und Renocera z B Renocera pallida Auf Binsen vor allem auf Juncus Horsten kommen in Mitteleuropa regelmassig Pherbellia Arten vor z B Pherbellia silana oder Pherbellia ventralis Einige andere Arten der Gattung Pherbellia findet man an Totholz vor z B Pherbellia scutellaris Pherbellia rozkosnyi Pherebellia steyskali oder Pherbellia anullipes Forschung BearbeitenDer Lebenszyklus vieler Arten der Hornfliegen wurde entschlusselt und ihre Vermehrung und Ernahrung im Labor untersucht Grund dafur ist die Funktion dieser Fliegen bei der Regulation der Populationsdichte von Schnecken Da einige Schneckenarten als Zwischenwirte von menschlichen und tierischen Parasiten bekannt sind oder Schaden in der Landwirtschaft verursachen wurde der Einsatz der Hornfliegen zur biologischen Schadlingsbekampfung untersucht Allerdings ist die Zucht dieser Fliegen schwierig und der Grad der Parasitierung nicht sehr hoch sodass der Erfolg dieser Methode nicht gesichert erscheint Ein weiteres Interesse der Forschung liegt in der Vielfalt der Kombinationen im Nahrungserwerb der Larven in denen fakultative mit obligaten Phasen als Aasfresser Rauber Parasiten und Parasitoide abwechseln Die Evolution des Nahrungserwerbs und die Lebenszyklen der Tiere werden auf ihre Tauglichkeit hin untersucht phylogenetische Zusammenhange und verwandtschaftliche Beziehungen zu klaren In der regionalen Feldforschung werden vor allem die auffalligen Formen gesammelt und verzeichnet sei es wegen ihrer gemusterten Flugel oder wegen der fur Zweiflugler beachtlichen Grosse Die kleineren Arten werden oft ubersehen zumal sie oft in schwer zuganglichen Feuchtgebieten vorkommen Im Regelfall werden die Fliegen mit dem Insektennetz von der Vegetation gekaschert Adulte Tiere werden oft in Lichtfallen als Beifange von Schmetterlingen gefunden diese Fange werden aber selten wissenschaftlich ausgewertet Systematik BearbeitenInnere Systematik Bearbeiten Die Systematik der Hornfliegen ist in den vergangenen Jahrzehnten nicht zuletzt aufgrund phylogenetischer Untersuchungen grundlegend uberarbeitet worden Die Gruppen der Huttonininae Phaeomyiinae und Tetanocerini wurden fruher als eigene Familien aufgefasst Die Phaeomyiinae unterscheiden sich von der Unterfamilie Sciomyzinae vor allem durch ihre Lebensweise sie parasitieren nicht Mollusken sondern Doppelfusser Diplopoda Sie sind wie die Huttonininae eine artenarme Gruppe die manchmal provisorisch zu den Hornfliegen gestellt wird in anderen Fallen als eigene Familie gelistet wird Die Tetanocerini werden jedoch in neueren systematischen Arbeiten sogar als Bestandteil der Unterfamilie Sciomyzinae also der Hornfliegen im engeren Sinn angesehen Sie bekommen innerhalb dieser Unterfamilie den Rang einer Tribus Ob fur die Salticellinae mit nur zwei rezenten Arten eine eigene Unterfamilie notig ist oder ob fur die rund 80 Arten der Gattung Sepedon zusammen mit verwandten Gattungen eine eigene Tribus oder sogar Unterfamilie aufgestellt werden sollte ist Gegenstand weiterer phylogenetischer Untersuchungen Die Helosciomyzidae die fruher ebenfalls einen Bestandteil der Familie der Hornfliegen bildeten wurden als eigenstandige Familie ausgegliedert Unterfamilien Bearbeiten Es gibt unterschiedliche systematische Unterteilungen der Familie der Hornfliegen Weltweit sind rund 550 Arten aus 63 Gattungen beschrieben in Europa gibt es aus der hier angegebenen Zusammenstellung rund 150 Arten aus 25 Gattungen Unterfamilien und ausgewahlte GattungenUnterfamilie Sciomyzinae Tribus Sciomyzini Gattung Atrichomelina Cresson 1862 Gattung Colobaea Zetterstedt 1837 Gattung Ditaeniella Sack 1939 Gattung Oidematops Cresson 1920 Gattung Pherbellia Robineau Desvoidy 1830 Gattung Poecilographa Melander 1913 Gattung Sciomyza Fallen 1820 Tribus Tetanocerini Gattung Anticheta Haliday 1838 Gattung Coremacera Rondani 1856 Melierte Schneckenfliege Coremacera marginata Gattung Dichetophora Dichetophora obliterata Gattung Dictya Meigen 1803 Gattung Dictyacium Steyskal 1956 Gattung Elgiva Meigen 1838 Gattung Euthycera Latreille 1829 Gattung Hedria Steyskal 1954 Gattung Hoplodictya Cresson 1920 Gattung Limnia Robineau Desvoidy 1830 Gattung Neolimnia Tonnoir amp Malloch 1928 Untergattung Neolimnia Tonnoir amp Malloch 1928 Untergattung Pseudolimnia Tonnoir amp Malloch 1928 Untergattung Sublimnia Harrison 1959 Gattung Oligolimnia Mayer 1959 Gattung Perilimnia Becker 1919 Gattung Pherbecta Steyskal 1956 Gattung Pherbina Robineau Desvoidy 1830 Gattung Pteromicra Lioy 1864 Gattung Renocera Hendel 1900 Gattung Sepedomerus Steyskal 1973 Gattung Sepedon Latreille 1804 Sepedon sphegea Gattung Sepedonea Steyskal 1973 Gattung Tetanocera Dumeril 1800 Gattung Trypetoptera Hendel 1900 Trypetoptera punctulataUnterfamilie Huttonininae Tribus Huttoninini Gattung Huttonina Tonnoir amp Malloch 1928 Untergattung Huttonina Tonnoir amp Malloch 1928 Untergattung Huttoninella Barnes amp Knutson 1989 Tribus Prosochaetini Gattung Prosochaeta Malloch 1935Unterfamilie Phaeomyiinae Gattung Akebono Gattung PelidnopteraUnterfamilie Salticellinae 2 Gattungen eine davon nur fossil Gattung Prosalticella fossil erhalten Gattung Salticella Robineau Desvoidy 1830Einzelnachweise Bearbeiten a b c Lloyd Vernon Knutson amp Jean Claude Vala Biology of Snail killing Sciomycidae Flies Cambridge University Press 2011 Jean Claude Vala amp Louis Ghelus Gbedjissi Biology of the Afrotropical Sepedonella nana Diptera Sciomyzidae whose larvae feed only on freshwater Aulophorus furcatus Oligochaeta Naididae Zootaxa 3102 Seiten 50 68 2011 B A Foote L V Knutson amp J B Keiper The snail killing flies of Alaska Diptera Sciomyzidae Insecta Mundi 326 13 1 2 45 1999 Jean Claude Vala et al A cornucopia for Sciomycidae Diptera Studia dipterologica 19 1 2 Seiten 67 137 2012 Bernhard Merz amp Alois Kofler Zum Vorkommen von Hornfliegen in Osttirol und Karnten Osterreich Diptera Phaeomyiidae amp Sciomyzidae Berichte des naturwissenschaftlich medizinischen Vereins in Innsbruck 93 Seiten 107 119 2006Literatur BearbeitenLloyd Vernon Knutson amp Jean Claude Vala Biology of Snail killing Sciomycidae Flies Cambridge University Press 2011 ISBN 0 521 86785 1 C O Berg amp Lloyd V Knutson Biology and Systematics of the Sciomyzidae Annual Review of Entomology 23 Seiten 239 258 1978 William L Murphy Lloyd V Knutson Eric G Chapman Rory J Mc Donnell Christopher D Williams Benjamin A Foote amp Jean Claude Vala Key Aspects of the Biology of Snail Killing Sciomyzidae Flies Annual Review of Entomology 57 Seiten 425 447 2012Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hornfliegen Sciomyzidae Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hornfliegen amp oldid 221520740