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Dieser Artikel befasst sich mit dem Dorf in der Leipziger Tieflandsbucht Zu anderen Orten siehe Hoyersdorf und Hoiersdorf Begriffsklarung Heuersdorf war ein Dorf in der Leipziger Tieflandsbucht Das Gebiet des Ortes gehort seit 2004 zur Stadt Regis Breitingen Nach langem letztlich aber vergeblichem Widerstand der Bewohner wurden ab 2007 Heuersdorf und auch das seit 1935 dazugehorende Grosshermsdorf ausgesiedelt und abgerissen um dem Braunkohlentagebau Vereinigtes Schleenhain Platz zu machen Die letzten Bewohner haben Heuersdorf im Sommer 2009 verlassen Am 31 Dezember 2007 betrug die Einwohnerzahl 48 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Natur und Vegetation 3 Kulturdenkmaler 4 Braunkohlenbergbau 4 1 1949 bis 1990 4 2 Nach 1990 4 3 Umsiedlungsstandorte Heuersdorf 4 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Protest gegen die Abbaggerung in Heuersdorf mit Skulpturen im September 1996 nbsp Emmauskirche am ursprunglichen Standort nbsp Landleben und Taborkirche in Grosshermsdorf um 1840 nbsp Taborkirche 2007 nbsp Protest gegen die Abbaggerung in Heuersdorf im Mai 2006Herausragendes Baudenkmal des Ortes war die in ihren Ursprungen aus dem 13 Jahrhundert stammende romanische Emmauskirche bei der es sich um eine der altesten Kirchen in Sachsen handelt Sie wurde erstmals 1297 urkundlich erwahnt und war bis zu ihrer Umsetzung nach Borna im Jahre 2007 zugleich der alteste bauliche Sachzeuge der Gemeinde Diese Ersterwahnung ist zugleich der Beginn der urkundlich belegten Geschichte von Heuersdorf Als Ort selbst wird Heuersdorf erstmals 1487 als Heynnersdorff erwahnt Die Struktur des Dorfes ist die eines geschlossenen Sackgassendorfes Es war ein reiches Bauerndorf 1525 nahmen acht Bauern am Bauernkrieg teil Sie wurden daraufhin zu Geldstrafen verurteilt 1542 kam es in Heuersdorf zur Einfuhrung der Reformation 1548 war Heuersdorf ein Amtsdorf im Amt Borna 2 Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges erfolgten schwere Plunderungen und die Bewohner mussten durchziehende Soldaten versorgen 1792 und 1853 kam es in Heuersdorf zu Grossbranden mit erheblichen Schaden Der mit Heuersdorf zusammengewachsene Ortsteil Grosshermsdorf wurde 1378 als Gros Hermannsdorff auch Hermansdorf magnum erstmals erwahnt Die von Wiprecht von Groitzsch angeworbenen Ansiedler errichteten den Ort als Gassen und Platzdorf mit Rittersitz Bereits vor 1480 wurde eine Kirche in Grosshermsdorf errichtet 1525 erhoben sich die Bewohner von Grosshermsdorf gegen harte Fronbedingungen 1545 wurde erstmals Schulunterricht durch den Kirchendiener abgehalten Grosshermsdorf lag ebenfalls im kursachsischen bzw koniglich sachsischen Amt Borna es unterstand aber bis 1856 der Gerichtsbarkeit des ortlichen Ritterguts 1875 gehorten Heuersdorf und Grosshermsdorf zur Amtshauptmannschaft Borna im Konigreich Sachsen des Deutschen Reiches In beiden Orten grundete sich 1897 ein Turnverein 1900 hatte Heuersdorf 226 Einwohner und Grosshermsdorf 222 In der Umgebung Heuersdorfs wurden um 1900 zahlreiche Kohlegruben eroffnet Braunkohlenwerke mit Brikettierungsanlagen entstanden in den Nachbarorten Breunsdorf Deutzen und Ramsdorf 1933 hatten Heuersdorf und Grosshermsdorf zusammen 498 Einwohner Am 1 April 1935 wurde Grosshermsdorf nach Heuersdorf eingemeindet und der Name der Gemeinde auf Heuersdorf festgelegt Bei der Durchfuhrung der Bodenreform 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone wurden das einstige Grosshermsdorfer Rittergut ein Staatsgut und ein Gut der Deutschen Erdol Aktiengesellschaft enteignet Das Herrenhaus des Rittergutes wurde zur Schule umgebaut die bis 1966 in Heuersdorf bestand 1949 wurde sudlich von Heuersdorf der Tagebau Schleenhain aufgeschlossen Obwohl im Ort einige Bergleute lebten war Heuersdorf wie schon vor dem Ersten Weltkrieg auch nach dem Zweiten Weltkrieg weiterhin bauerlich dominiert 1951 war ein Drittel der Einwohner Neuburger 1958 und 1960 wurde die Heuersdorfer Landwirtschaft in drei verschiedene LPGen umgewandelt die sich 1969 zur LPG Typ III Frohe Zukunft zusammenschlossen 1976 schloss sich die Heuersdorfer LPG der LPG Deutsch Sowjetische Freundschaft Grossstolpen an Im Jahr 1990 lebten in Heuersdorf 347 Menschen 1992 wurde Horst Bruchmann Burgermeister der sich fur den Erhalt der Gemeinde einsetzte Das 1993 verkundete Versprechen der Sachsischen Landesregierung Heuersdorf wurde erhalten bleiben und der Tagebau am Ort vorbeigefuhrt werden wurde bereits ein Jahr spater im Rahmen der Planungen zur Weiterfuhrung des Tagebaus Schleenhain und zum Neubau des Braunkohlekraftwerks Lippendorf zuruckgenommen Ein Kabinettsbeschluss der Sachsischen Staatsregierung im Marz 1994 legte die Umsiedlung der Gemeinde und den Aufbau Neu Heuersdorfs fest 3 Mit dem Heuersdorfgesetz wurde die Auflosung der Gemeinde und deren Eingemeindung nach Regis Breitingen zum 1 Januar 1999 festgelegt Diese Entscheidung wurde mit Beschluss des Verfassungsgerichtshofs des Freistaats Sachsen mit Wirkung zum 1 Oktober 2000 aufgehoben 4 Erst nach weiteren Verfahren erfolgte zum 1 Oktober 2004 die endgultige Eingemeindung nach Regis Breitingen Natur und Vegetation BearbeitenDas Heuersdorfer Okosystem mit seinem das Dorf umschliessenden Auenbereich den Obstbaumen sowie alten Kopfweidenbestanden und die Dorfteichanlage gehort zum Fragment und Naturschutzgebiet des Bornaer Pleissenlandes das durch Braunkohletagebaue im 20 Jahrhundert fast vollstandig verschwunden ist nbsp Heuersdorf mit AuenwieseKulturdenkmaler BearbeitenIn Heuersdorf gab es mehr als 40 Gebaude und Gebaude Ensembles mit Denkmalstatus Dazu zahlten die Taborkirche die Grosshermsdorfer Rittergutsanlage mit Herrenhaus aus der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts und mehrere Drei Seiten Hofe mit Wohnhaus Stall und Nebengebauden in Heuersdorf und Grosshermsdorf die uberwiegend in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts errichtet wurden und in ihrem baulichen Urzustand grosstenteils von der Landkultur des Bornaer Umlandes zeugten Ebenfalls unter Denkmalschutz steht die Emmauskirche die im Oktober 2007 nach Borna umgesetzt wurde Am 23 November 2008 fand der letzte Gottesdienst in der Taborkirche statt die im Juni 2010 abgerissen wurde Zuvor waren bereits die Graber des angrenzenden Friedhofs umgebettet worden Braunkohlenbergbau Bearbeiten1949 bis 1990 Bearbeiten Aufgrund der unter der Dorflage befindlichen Braunkohle wurde die Abbaggerung des Ortes im Verlauf des Aufschlusses des Tagebaues Schleenhain festgesetzt Bereits mit der Vorplanung und Erschliessung des Tagebaues Schleenhain 1949 wurde Heuersdorf unter Bergbauschutz gestellt Dieser Grosstagebau wurde 1949 mit einer Laufzeit von 70 Jahren konzipiert Seitdem musste langfristig gesehen mit der Abbaggerung von Heuersdorf gerechnet werden was auch dazu fuhrte dass Erhaltungsmassnahmen an der Bausubstanz und Infrastruktur von staatlicher Seite nur nach dem Minimalprinzip genehmigt wurden Trotzdem wurden 1965 Hauser fur ausgesiedelte Bewohner des Nachbardorfes Schleenhain in Heuersdorf errichtet Bereits 1972 wurde der Gemeinderat wieder verstarkt auf das Bergbauschutzgesetz verwiesen denn nach vorubergehender in Aussicht gestellter Abkehr von diesem langfristigen Vorhaben um 1965 im Rahmen erwarteter Erdollieferungen aus der UdSSR zum Ausbau der Petrochemie der DDR die auch eine Reduzierung der gesamten Braunkohleforderung in der DDR vorsahen war die Devastierung von Heuersdorf bis zur Auflosung der DDR fest eingeplant Die Chronik von Schleenhain aus dem Jahr 1967 beschreibt indirekt die zu devastierenden Dorfer im Abbaufeld des Tagebaus Schleenhain Auf seiner Oberflache sind ausser den drei Ortschaften Schleenhain Breunsdorf und Heuersdorf keine grosseren naturlichen oder kunstlichen Hindernisse vorhanden Der Ort Drossdorf der ebenfalls in die Abbaubilanz des Tagebaues Schleenhain im Jahr 1981 einbezogen wurde jedoch aufgrund seiner Randlage an der Bundesstrasse 176 vorerst nicht fur eine Tagebauinanspruchnahme vorgesehen war gehort auch zu den devastierten Orten des Tagebaues Schleenhain Nach 1990 Bearbeiten nbsp Das ehemalige Gemeindehaus im Zeichen des Protests Mai 2009 nbsp Abriss in Heuersdorf im Mai 2006Mit dem teilweisen Niedergang der ostdeutschen Braunkohlenwirtschaft 1990 91 hofften die Bewohner Heuersdorfs dass der Ort durch den massiven Bedeutungsverlust der Braunkohle in der Kohlechemie und aufgrund der Schliessung zahlreicher Tagebaue im Bornaer Revier erhalten bleiben wurde Mit der Entscheidung zum Bau eines neuen Braunkohlekraftwerkes am Standort Lippendorf wurde 1994 ein Braunkohlenplan fur Westsachsen von der Staatsregierung des Freistaates Sachsen erarbeitet der die Versorgung des Kraftwerkes mit heimischer Braunkohle aus der Umgebung fur 40 Jahre vorsieht Die Gemarkung von Heuersdorf wurde darin als Abbaugebiet im Teilfeld Schleenhain des aus drei Teilfeldern Peres Groitzscher Dreieck und Schleenhain bestehenden Tagebaus Vereinigtes Schleenhain festgeschrieben Nach einer zehn Jahre anhaltenden Auseinandersetzung um den Erhalt der Gemeinde Heuersdorf mit der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft wurde die Gemeinde am 1 Oktober 2004 kommunalrechtlich in die Stadt Regis Breitingen eingemeindet Am 25 November 2005 verlor die Gemeinde vor dem Sachsischen Verfassungsgerichtshof das Gerichtsverfahren das sie gegen das sogenannte Heuersdorf Gesetz welches die Abbaggerung regelt angestrengt hatte Das Gericht urteilte daruber ob das vom Sachsischen Landtag beschlossene Heuersdorf Gesetz verfassungskonform ist und bestatigte dies Bei der Urteilsverkundung betonte der Vorsitzende Richter es habe nicht gewertet ob hier politische Vernunft waltete Die Braunkohlevorrate unter dem Dorf werden auf 52 Millionen Tonnen geschatzt welche einer Laufzeit des Kraftwerks Lippendorf von etwas mehr als vier Jahren entsprechen Im Mai 2006 begann der Abriss des Dorfes Im Herbst 2007 wurde die Emmauskirche in die angrenzende Stadt Borna transportiert Die letzten Bewohner zogen 2009 aus Heuersdorf aus bis 2010 wurde das Dorf vollstandig abgetragen nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Heuersdorf und der Tagebau Schleenhain im Mai 2009 Umsiedlungsstandorte Heuersdorf Bearbeiten nbsp Transport der Emmauskirche nach BornaEinen gemeinsamen Umsiedlungsstandort wie er im Mitteldeutschen Revier in den Fallen Schwerzau und Grossgrimma nach 1990 erfolgreich praktiziert und 1994 fur Heuersdorf geplant wurde wollten die Einheimischen nicht hinnehmen Die Umsiedlungsstandorte verteilen sich auf mehrere Orte in der naheren und weiteren Umgebung von Heuersdorf vor allem auf die Stadt Regis Breitingen wo das Wohngebiet Am Waldchen entstand sowie deren Ortsteile Hagenest und Ramsdorf sowie auf die Stadt Frohburg Weitere Bewohner zogen in die Gemeinden Neukieritzsch und Deutzen sowie in den Bohlener Ortsteil Gaulis im damaligen Landkreis Leipziger Land jetzt Landkreis Leipzig Siehe auch Bearbeiten Liste deutscher BraunkohletagebaueLiteratur BearbeitenHeuersdorf Geschichte und Abschied eines mitteldeutschen Dorfes Pro Leipzig Verlag Leipzig 2009 ISBN 978 3 936508 36 9 Richard Steche Heuersdorf In Beschreibende Darstellung der alteren Bau und Kunstdenkmaler des Konigreichs Sachsen 15 Heft Amtshauptmannschaft Borna C C Meinhold Dresden 1891 S 62 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heuersdorf Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Heuersdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen Grosshermsdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen Heuersdorf de Bildersammlung zu Heuersdorf Heuersdorf und Grosshermsdorf Bericht Umsetzung der Heuersdorfer Kirche nach Borna im Oktober 2007 Fotogalerie bei Flickr Heuersdorf Ausradierung eines Dorfes Text und BilddokumentationenEinzelnachweise Bearbeiten Landkreis Leipzig Nahverkehrsplan PDF 3 2 MB Landkreis Leipzig S 13 abgerufen am 19 November 2023 Karlheinz Blaschke Uwe Ulrich Jaschke Kursachsischer Amteratlas Leipzig 2009 ISBN 978 3 937386 14 0 S 62 f Joachim Guntner Requiem fur Heuersdorf Raubbau und Enteignung das Ende einer Ortschaft im sachsischen Braunkohlegebiet Neue Zurcher Zeitung Nr 193 22 23 August 2009 S 40 Urteil des Verfassungsgerichts Sachsen vom 14 Juli 2000 Vf 40 VIII 9851 118297222222 12 391061111111 Koordinaten 51 7 N 12 23 O Ortsteile der Stadt Regis Breitingen Breitingen Hagenest Ramsdorf Regis Wildenhaindevastierte Ortsteile Grosshermsdorf Heuersdorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heuersdorf amp oldid 239273039