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Hertingen ist seit dem 1 Januar 1975 ein Ortsteil der Gemeinde Bad Bellingen im Markgraflerland Die Ortschaft mit rund 600 Einwohnern liegt sudostlich von Bad Bellingen in einer hugeligen von Weinbergen gepragten Landschaft HertingenGemeinde Bad BellingenEhemaliges Gemeindewappen von HertingenKoordinaten 47 43 N 7 35 O 47 724 7 5867 332 Koordinaten 47 43 26 N 7 35 12 OHohe 332 mFlache 5 66 km 1 Einwohner 672 17 Dez 2019 2 Bevolkerungsdichte 119 Einwohner km Eingemeindung 1 Januar 1975Postleitzahl 79415Vorwahl 07635Karte Lage von Hertingen im GemeindegebietEvangelische Kirche HertingenEvangelische Kirche Hertingen Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Geschichte 2 1 Vorgeschichte 2 2 Ortsherrschaft 2 3 Dreissigjahriger Krieg 2 4 Franzosisch Russischer Krieg 1812 13 2 5 Deutsch Franzosischer Krieg 1870 71 2 6 Erster Weltkrieg 2 7 Zweiter Weltkrieg 2 8 Kirche 2 9 Muhle 2 10 Gemeindereform 1975 2 11 Wappen 3 Personlichkeiten 3 1 Johann Peter Hebel 3 2 Jakob Michael Reinhold Lenz 4 Bauwerke 5 Regelmassige Veranstaltungen 5 1 Grasbahnrennen am Markgraflerring 5 2 Hebelschoppen 5 3 Holzversteigerung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenIn einem weiten Talgrund ostlich der nordsudlich verlaufenden uralten Landstrasse heute B3 liegt das Dorf Hertingen inmitten von Ackern und Wiesen Zum Dorf Hertingen gehort der Wohnplatz Hertinger Muhle 3 heute Landhaus Ettenbuhl Ausserdem liegt die Wustung Kleinhertingen 4 auf der Gemarkung des Ortes Geschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Die erste erhaltene urkundliche Erwahnung Hertingen datiert von 1064 Die Siedlung durfte deutlich alter sein Vereinzelte Funde von Feuersteingeraten stammen vermutlich von wandernden Jagern und Sammlern der Alt Steinzeit Ein Plattengrab das nordlich des Dorfes entdeckt wurde konnte ebenso gut keltischen wie alemannischen Ursprungs sein es konnten keine fur die Altersbestimmung entscheidende Beobachtungen bei der Auffindung gemacht werden Sichere Siedlungsspuren liefert erst die Romerzeit So wurden zwei kleine Schmelzofen zur Verhuttung von Bohnerz aus dem Hertinger Wald bei einer villa rustica beobachtet Der Gutshof selbst mit einem grosseren Wohngebaude und weiteren Bauten lag in der Nahe der heutigen B3 Mehrere Mosaiksteinchen lassen kostbar ausgestattete Raume vermuten deren endgultige Freilegung noch aussteht Die Verhuttung von Eisenerz durch die Romer im ersten oder zweiten nachchristlichen Jahrhundert konnte eine Fortfuhrung keltischer Rohstoffnutzung sein Der Quellenreichtum des Hertinger Tales liess in alemannischer Zeit Hofgrundungen an mehreren Stellen zu Einige Hofnamen sind aus dem 13 und 14 Jahrhundert uberliefert Meierhof Munchweiler Hof Hummelhof St Margareten Hof Sie waren im Besitz verschiedener geistlicher und weltlicher Herren Ortsherrschaft Bearbeiten Zu den Grundbesitzern zahlte auch die Propstei Burgeln Es wird angenommen dass der Ort wegen deren Kastvogtei uber die Propstei Burgeln schon fruh an die Markgrafen von Hachberg Sausenberg kam 5 Bis 1733 lag die Ortsherrschaft in den Handen der Freiherren von Rotberg und zwar bei der evangelischen Linie weshalb auch das Dorf evangelisch wurde Wann das Geschlecht die Ortsherrschaft als Lehen der Markgrafen erlangte ist nicht klar Am 25 Juni 1733 losten die Rotberg einen Rechtsstreit mit den Markgrafen von Baden Durlach durch den Verkauf ihrer Rechte im Dorf an die Markgrafen 6 Dreissigjahriger Krieg Bearbeiten Im Dreissigjahrigen Krieg zerstorten schwedische und kaiserliche Truppen bei ihren Beutezugen durch die obere Markgrafschaft neben anderen Orten auch Hertingen Vierzig Jahre spater erfolgte eine Brandschatzung durch franzosische Soldaten Der Wiederaufbau des schwergepruften Dorfes vollzog sich in den folgenden Jahren weiter unten im Tal Franzosisch Russischer Krieg 1812 13 Bearbeiten Nachdem Napoleons Russlandfeldzug 1812 in einem Desaster geendet hatte wechselten Anfang 1813 in den Befreiungskriegen zunachst Preussen und Osterreich spater auch die von Frankreich dominierten deutschen Rheinbundstaaten auf die russische Seite und trugen zur Niederlage und Abdankung Napoleons im Jahr 1814 bei 1813 lag russische Einquartierung in Hertingen Die Revolutionsjahre 1848 49 brachten badische und hessische Soldaten ins Dorf die auch an dem Gefecht auf der Scheideck bei Kandern am 20 April 1848 beteiligt waren in dem die Revolutionare unter Hecker eine empfindliche Niederlage hinnehmen mussten und in dessen Verlauf der Fuhrer des regularen Militars Freiherr Friedrich von Gagern den Tod fand Deutsch Franzosischer Krieg 1870 71 Bearbeiten nbsp Gemarkungsplan von Hertingen 1879 Im August 1870 mussten nach der Kriegserklarung Frankreichs die hertinger Reservisten einrucken Man befasste sich in Erinnerung an fruhere Einfalle der Franzosen mit dem Gedanken im Notfall in den Schwarzwald zu fliehen Als franzosische Mobilgarden den Rhein bei Bellingen uberquerten rollten Wagen mit Kindern Frauen Betten Mehlsacken und Weinfasschen aus dem bedrohten Dorf heran Die Kanderner Schutzengesellschaft ruckte durch einen Hertinger Burger alarmiert heran und trieb die Eindringlinge rasch uber den Fluss zuruck Die Fluchtling konnten heimkehren und es blieb in der Folgezeit am Oberrhein ruhig Der aus Hertingen stammende Artillerist Johann Hans Christian Henn erhielt ein besonderes Lob Er hatte bei der Belagerung von Strassburg das Kreuz auf dem Munsterturm krumm geschossen Erster Weltkrieg Bearbeiten Im Ersten Weltkrieg sind 18 Manner aus Hertingen vermisst oder gefallen Zweiter Weltkrieg Bearbeiten Im Zweiten Weltkrieg mussten die Einwohner von 3 September bis zum 24 Dezember 1939 ihre Hauser verlassen und wurden in der Bodenseegegend untergebracht Offenbar befurchteten die Entscheider einen franzosischen Angriff England und Frankreich hatten dem Deutschen Reich kurz nach dem Beginn des Uberfalls auf Polen den Krieg erklart Sie griffen aber zunachst nicht an Sitzkrieg Die letzten Kriegsmonate 1944 45 brachten Beschadigungen einer Reihe von Hausern durch Artilleriebeschuss 36 Manner kehrten aus dem Krieg nicht zuruck Kirche Bearbeiten In Klein Hertingen einer untergegangenen Hofgruppe in der Nahe der heutigen Bundesstrasse 3 befand sich eine Kapelle mit dem Patrozinium St Peter was auf ein hohes Alter hinweist 8 9 Jahrhundert Im 14 Jahrhundert hatte die Kapelle den Rang einer Pfarrkirche spater wurde sie als Filiale von Gross Hertingen bezeichnet seit dem 16 Jahrhundert ist von ihr keine Rede mehr Auch der ursprungliche Ort Hertingen lag hoher am Hang und damit an der Bundesstrasse 3 als der heutige Ort Seine Kirche mit dem umfriedeten Gottesacker befand sich inmitten der Siedlung Der Friedhof ist bis heute geblieben die Kirche wurde abgebrochen als 1785 der Grundstein fur die neue Evangelische Kirche Hertingen in der Mitte des heutigen Ortes gelegt wurde Muhle Bearbeiten Um 1800 klapperte eine Muhle im Tal die 1718 als Lehnsmuhle der Herrschaft Rotteln im Besitz der Herren von Rotberg bzw Leutrum erscheint spater um 1800 1811 aber in Privatbesitz auftaucht und noch 1930 da schon teilweise mit Elektrizitat betrieben und zur Walzmuhle umgebaut arbeitete Gemeindereform 1975 Bearbeiten Bis zur Gemeindereform Anfang der 70er Jahre war die Gemeinde Hertingen selbstandig mit eigenem Verwaltungssitz Aufgrund der vom Landtag beschlossenen Gemeindereform Anfang der 70er Jahre mussten sich die Vertreter der Gemeinde Hertingen zwischen einem Zusammenschluss mit den Gemeinden Bad Bellingen Bamlach und Rheinweiler oder der Zugehorigkeit zur Gemeinde Schliengen entscheiden Deshalb entstand am 1 Januar 1975 Bad Bellingen in seiner heutigen Form 7 Da bei der Gemeindereform keine der Gemeinden von der Einwohnerzahl her dominierend war wurde fur alle vier Gemeinden die Ortschaftsverfassung mit Ortsvorsteher und Ortschaftsverfassung vereinbart damals allerdings nur fur eine Wahlperiode Die Ortschaftsverfassung ist mit der Wahlperiode 1994 ausgelaufen Sie wurde also nicht mehr verlangert womit Friedrich Krenzlin der letzte amtierende Ortsvorsteher in Hertingen bleibt Wappen Bearbeiten Blasonierung In Blau ein zunehmender goldener Mond mit Gesicht uber drei balkenweise gestellten goldenen Sternen 8 Die Gemeinde hatte bereits im 19 Jahrhundert aus ungeklartem Grund Mond und Sterne im Gemeindesiegel gefuhrt 1906 schlug das Generallandesarchiv Karlsruhe das Wappen in der heutigen Form vor und die Gemeinde nahm den Vorschlag an Personlichkeiten BearbeitenJohann Peter Hebel Bearbeiten Johann Peter Hebel lebte 1780 1783 in Hertingen und war dort Vikar Jakob Michael Reinhold Lenz Bearbeiten Der aus Livland stammende Schriftsteller Jakob Michael Reinhold Lenz 1751 1792 lebte von Januar 1779 bis in den Sommer des Jahres in Hertingen wohin Johann Georg Schlosser ihn zur Behandlung seines beeintrachtigten Geisteszustandes gesandt hatte Wahrscheinlich ist dass er sich in der Behandlung des Chirurgen Johann Georg Kaspar Zollikofer 1737 1799 befand der in Hertingen ein Haus unterhielt in dem gemutskranke Menschen untergebracht wurden wie der Hertinger Heimatforscher Hubert Gilgin vermutet Die Lage dieses Hauses in dem Ort ist nicht mehr feststellbar Im Sommer 1779 wurde Jakob Lenz von seinem Brueder Carl Lenz in Hertingen abgeholt der mit ihm nach Livland reiste Bauwerke Bearbeiten nbsp Landhaus EttenbuhlEvangelische Kirche in der Dorfmitte Altes Feuerwehrhaus heute Arche genannt Burgersaal der von den Burgern selbst erbaut wurde Eine teilweise erhaltene Muhle Landhaus EttenbuhlRegelmassige Veranstaltungen BearbeitenGrasbahnrennen am Markgraflerring Bearbeiten Jeweils im August veranstaltet der MSC Rebland 9 mit Hilfe der Hertinger Burger und auch Helfer aus Umgebung ein internationales Flutlicht Grasbahnrennen Die Helfer arbeiten alle ehrenamtlich Hebelschoppen Bearbeiten Ebenfalls einmal im Jahr meist anfangs Herbst treffen sich Freunde und Liebhaber der alemannischen Sprache zum Hebelschoppen in Hertingen Hier lebt im Andenken an Johann Peter Hebel der alte landestypische Dialekt wieder auf Holzversteigerung Bearbeiten Meist am letzten Wochenende des Monates Januar treffen sich die Einwohner und Burger aus umliegenden Dorfern im Gemeindewald Dort kann das gemeindeeigene Holz erstanden werden Die Veranstaltung wird im Wechsel von den ortlichen Vereinen bewirtet Literatur BearbeitenAlbert Eisele Hertingen Die Geschichte der Kirche Die Geschichte des Dorfes In Die Markgrafschaft Heft 2 1960 S 4 7 Digitalisat der UB Freiburg Werner Schar Hertingen das liebliche Hebeldorflein im Markgraflerland In Das Markgraflerland Heft 1 1966 S 1 44 Digitalisat der UB Freiburg Willi Werth Romische Eisenverhuttung im Hebelhof Hertingen Basler Geographische Hefte Nr 15 Basel 1977 Separatdruck aus Regio Basiliensis XVIII 1 1977 Willi Werth Vormittelalterlicher Bergbau im Markgraflerland Abb 5 Hertingen Bergwerkkarte von 1768 und Fundstelle Hebelhof In Das Markgraflerland 1977 S 215 Digitalisat der UB Freiburg Helmut Fehse Gunter Henn Ursel Tanner Ortsfamilienbuch Hertingen 1565 2009 Teilort der Gemeinde Bad Bellingen Hrsg Gemeinde Bad Bellingen 2009 Badische Ortssippenbucher 136 Albert Krieger Badische Historische Kommission Hrsg Topographisches Worterbuch des Grossherzogtums Baden Band 1 Heidelberg 1904 Spalte 951 online bei Universitatsbibliothek Heidelberg Johann Baptist Kolb Historisch statistisch topographisches Lexicon von dem Grossherzogthum Baden H N Band 2 Karlsruhe 1814 S 65 66 Google Digitalisat Adolf Schopflin Ruckblick auf 80 Jahre Hertinger Hebelschoppen In Das Markgraflerland Heft 1 1991 S 111 114 Digitalisat der UB Freiburg Heinrich Bucheler J M R Lenz in Hertingen Eine Betrachtung In Das Markgraflerland Heft 1 1994 S 181 184 Digitalisat der UB Freiburg Martin Keller 86 Hertinger Hebelschoppen In Das Markgraflerland Band 1 1997 S 168 169 Digitalisat der UB Freiburg Abteilung Landesbeschreibung des Staatsarchivs Freiburg im Breisgau Bearbeiter Kreisbeschreibungen des Landes Baden Wurttemberg Der Landkreis Lorrach Band I A Allgemeiner Teil B Gemeindebeschreibungen Aitern bis Inzlingen C Quellen und Literatur Herausgegeben von der Landesarchivdirektion Baden Wurttemberg in Verbindung mit dem Landkreis Lorrach Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993 ISBN 3 7995 1353 1 S 579 585 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hertingen Bad Bellingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hertingen Altgemeinde Teilort Historisches Ortslexikon Baden Wurttemberg In LEO BW Landesarchiv Baden Wurttemberg Geschichte Hertingens auf der Gemeinde Homepage von Bad Bellingen Private Homepage zur Ortschaft HertingenEinzelnachweise Bearbeiten Abteilung Landesbeschreibung des Staatsarchivs Freiburg im Breisgau Bearbeiter Kreisbeschreibungen des Landes Baden Wurttemberg Der Landkreis Lorrach Band I A Allgemeiner Teil B Gemeindebeschreibungen Aitern bis Inzlingen C Quellen und Literatur Herausgegeben von der Landesarchivdirektion Baden Wurttemberg in Verbindung mit dem Landkreis Lorrach Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993 ISBN 3 7995 1353 1 S 538 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