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Die Evangelische Kirche Hertingen ist die Pfarrkirche des Bad Bellingener Ortsteils Hertingen im Landkreis Lorrach Sie wurde in den 1780er Jahren neu erbaut und ersetzte einen baufalligen Vorgangerbau Evangelische Kirche von der Chorseite Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Kirchengebaude 2 2 Inneres und Ausstattung 2 3 Orgel 2 4 Glocken 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie geschichtliche Entwicklung der kirchlichen Verhaltnisse in Hertingen ist nicht ganz klar Jedenfalls existierten zunachst zwei Siedlungen Klein Hertingen Hertingen minori und das grosse Hertingen Der aufgegangene Ort Klein Hertingen lag zwischen Hertingen und der heutigen Bundesstrasse 3 Dort sollen mehrfach Reste alterer Gebaude zutage getreten sein 1 Fur Klein Hertingen soll 1130 eine Capellania et Capella ad St Petrum erwahnt sein 2 Tatsachlich soll vor 1859 dort ein Gewann den Namen St Peter getragen haben 1 Schon im Liber memorialis Sancti Galli dem St Galler Verbruderungsbuch aus der Zeit von 801 900 soll Hirtinchaim erwahnt sein 3 Die Benennung nach St Peter legt die Vermutung hoheren Alters nahe und weist sehr wahrscheinlich in die spat merowingische also noch fruh frankische Zeit weil zahlreiche St Peterskirchen im Breisgau mit alemannischem Adelsbesitz im Zusammenhang stehen 4 1275 wird in Klein Hertingen wieder die Kapelle erwahnt 5 spater 1360 70 als Ecclesia Kirche bezeichnet 6 schliesslich 1493 aber wieder als Kapelle namlich Filial minoris Hertikeij 7 Der Kirchensatz lag vor 1380 bei den Deutschherren in Beuggen spater bei den Markgrafen auch von Burgeln aus wurden jahrlich einige Messen gelesen 1 8 Wann Klein Hertingen und mit ihm die Peterskirche untergegangen sind ist nicht bekannt nbsp Geschichtstafel an der KirchenfassadeAuch das eigentliche Hertingen lag naher an der Bundesstrasse 3 als der heutige Ort namlich etwa dort wo sich heute an dessen Westrand der Friedhof befindet Die Verwustungen des Dreissigjahrigen Kriegs und Wassermangel waren Anlass fur die Verlegung des Ortes in die Senke des Haselbachs 1 Ein Pfarrer in Hertinchein wird erstmals 1215 erwahnt 9 die Kirche 1275 5 Das Patronat lag bei den Markgrafen die Baupflicht bis 1735 bei den Herren von Rotberg die bis zu diesem Zeitpunkt Lehnsherren der Markgrafen in Hertingen waren 10 Sie scheinen wenig fur den Erhalt des Kirchengebaudes getan zu haben uber das im Ubrigen wenig bekannt ist Gleich 1736 wandte sich die Gemeinde an die neue Herrschaft den Markgrafen Karl Wilhelm 1761 folgte eine bewegte Klage Die Kirche sei baufallig schadhaft und zu klein fur die 400 Seelen des Ortes sodass eine neue und grossere notwendig sei Der Turm wackle und drohe einzusturzen Sein Dachstuhl sei so gebrechlich dass man nicht einmal das Uhrwerk sicher darin befestigen konne Die Gewichte seien unlangst herabgesturzt und hatten in die 20 Personen wenn nicht toten so doch gefahrlich beschadigen konnen Die ungefahr 22 Meter lange 6 Meter breite und 4 Meter hohe Kirche sei wegen der Enge nichts als eine Gelegenheit des Gedranges und der Unordnung Eine Erweiterung gestattet die Enge des Kirchhofs nicht Ungeschickt ist dass die Kirche ausserhalb des Ortes steht Bei kaltem Wetter sei der Weg aus dem Ort fur Kinder und alte Leute zu weit Ein Abbruch der Kirche ermogliche auch die erforderliche Erweiterung des Friedhofs 1780 war das Gebaude so baufallig dass der Turm mit Seilen zusammengebunden werden musste 11 1782 musste im Kirchen und Schulvisitationsprotokoll eingeraumt werden dass es keinen anderen Ort gebe wo die Kirche in einem so elenden Zustand sei wie in Hertingen 12 Die Kirche wurde schliesslich in den Jahren 1785 bis 1786 abgebrochen lediglich zwei Spitzbogengewande liess man links vom Friedhofseingang stehen 13 1785 legte die Gemeinde den Grundstein fur eine neue Kirche die vom Markgrafen Carl Friedrich von Baden gefordert wurde Die Abbruchreste der alten Kirche wurden teilweise fur den Neubau wiederverwendet 1 In den Jahren 1971 bis 1972 erhielt die Kirche unter anderem neue Glasfenster eine neue Empore sowie einen neuen Altar In einem Anbau an der Sudwand erhielt die Gemeinde Wirtschafts und Veranstaltungsraumlichkeiten Nach den Renovierungsarbeiten wurde das Gotteshaus am 9 Juli 1972 wieder eingeweiht 14 Beschreibung Bearbeiten nbsp Evangelische Kirche von der TurmseiteKirchengebaude Bearbeiten Der Kirchenbau besteht aus einem rechteckigen walmdachgedeckten Langhaus und einem daran angebauten dreigeschossigen Glockenturm Die Langsseiten des Langhauses tragen in zwei Reihen rechteckige Fenster Der Haupteingang befindet sich in der Ostfassade ein Seiteneingang in der Nordfassade Der Turm mit rotlicher Sandstein Eckquaderung ist uber ein im unteren Drittel leicht eingeknicktes Pyramidendach gedeckt das uber eine Turmkugel und einen Wetterhahn bekront wird An seiner Westfassade besitzt er in jedem Stockwerk rechteckige Fenster in die vertikale Lamellen eingelassen sind Im oberen Stockwerk hat er zu jeder Seite rechteckige Schalloffnungen und daruber ein Zifferblatt der Turmuhr Inneres und Ausstattung Bearbeiten Die Kirche ist im Inneren mit einer flachen Decke eingezogen Uber dem schlicht gehaltenen Altar hangt ein einfaches Kreuz Links vom Altar steht ein Kanzelpult Die Darstellung an der Sudwand des Langhauses wurde von Niel Bohn beschaffen Einer unter euch wird mich verraten Orgel Bearbeiten nbsp Die Orgel mit dem Original Prospekt von Blasius BernauerDie Orgel steht unter Denkmalschutz Aus der Erbauungszeit der Kirche stammend war sie 1787 das letzte Werk des in Staufen im Breisgau lebenden Orgelbauers Blasius Bernauer 1740 1818 bevor dieser aus wirtschaftlichen Grunden seine Selbststandigkeit aufgeben musste und nur noch in der Werkstatt seines Sohnes Xaver Bernauer mitarbeitete Von diesem Meister haben sich im Ubrigen nur die Gehause in Tiengen und das der Chororgel in St Peter sowie die Chororgel in Laufenburg in der Schweiz und eine von dem Orgelsachverstandigen Bernd Sulzmann 1940 1999 zugeschriebene Kastenorgel in Rheinfelden in der Schweiz erhalten 15 Das Instrument in Hertingen besitzt ein Manual ein angehangtes Pedal und sieben Register 14 Im Laufe des 19 Jahrhunderts wurde die Orgel mehrfach repariert blieb aber in ihrem historischen Originalzustand erhalten Erst 1972 wurde es bei einer Restaurierung durch Hermann Eule aus Bautzen erforderlich die Mixtur nach dem vorgefundenen Bestand zu erneuern 16 Die letzte Restaurierung erfolgte 2014 durch den Orgelbauer Jens Steinhoff aus Schworstadt wobei das Instrument in den vorderen Bereich der umgestalteten Empore versetzt wurde um es besser sichtbar zu machen und den Klang im Raum zu verbessern 17 18 Das kleine Dorforgelchen ist eines der reizendsten Instrumente am Oberrhein 19 Blasius erreicht in Hertingen mit nur sieben Stimmen eine unubertroffene klangliche Aussage 20 Manual CD c3Copel 8 Prinzipal 4 Gedackt 4 Oktave 2 Fortsetzung Quinte 1 1 3 Cornett V ab c1 2 2 3Mixtur III 1 Tremulant Pedalwerk C d0 angehangt nbsp Das Pfeifenwerk das bis auf die im Vordergrund zu erkennende Mixtur von Blasius Bernauer stammt nbsp Der Spieltisch nbsp Die beiden von Jens Steinhoff sorgfaltig aufgearbeiteten Original Keilbalge der Orgel nbsp GlockenturmGlocken Bearbeiten Das dreistimmige Gelaut der Kirche von Hertingen setzt sich wie folgt zusammen 14 Name Schlagton Gussjahr GiessereiGrosse Glocke a 1950 Albert Junker BrilonMittlere Glocke c 1950 Albert Junker BrilonHebel Glocke e 1924 Glockengiesserei BachertAus dem Gussmaterial einer Weitenauer Glocke von 1684 entstand die Hebel Glocke die zu Ehren des Dichters Johann Peter Hebel seinen Namen und ein Relief von ihm tragt und an seine Zeit in Hertingen erinnert Sie hat die Inschrift Johann Peter Hebel Vikar in Hertingen 1780 83 dem Dichter und Verherrlicher unserer Heimat spateren Pralaten unserer evang prot Landeskirche zum Gedachtnis Auf der Ruckseite steht der Spruch Wer christlich lebt het frohe Muet der lieb Gott stoht fur alles guet 21 Literatur BearbeitenJohannes Helm Kirchen und Kapellen im Markgraflerland Mullheim Baden 1989 ISBN 3 921709 16 4 S 40 41 Albert Eisele Hertingen Die Geschichte der Kirche Die Geschichte des Dorfes In Die Markgrafschaft Heft 2 1960 S 4 7 Digitalisat der UB Freiburg Werner Schar Hertingen das liebliche Hebeldorflein im Markgraflerland in Das Markgraflerland Heft 1 1966 S 1 44 Digitalisat der UB Freiburg H Ernst Hertingen in 400 Jahre Evangelischer Kirchenbezirk Badenweiler Mullheim 1556 1956 1956 S 78 81Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Hertingen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bilder der Evangelischen Kirche HertingenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Helm S 40 unter Bezugnahme auf C G Fecht Der sudwestliche Schwarzwald 1859 S 333 4 Lorenz Werkmann 1811 1879 Pfarrer in Heitersheim Historisch Statistisches uber das Decanat Neuenburg im Breisgau bis 1556 in Freiburger Diozesan Archiv 1871 S 173 ohne konkreten Nachweis der Quelle online Eisele S 4 unter Bezugnahme auf Heinrich Roth St Peter und St Martin bei Waldkirch Ein Beitrag zur Fruhgeschichte des Elztales unter Berucksichtigung der St Peters und St Martinskirchen im Breisgau Waldkirch 1953 Eisele wie vor S 5 a b Dekan Wendelin Haid Pfarrer in Lautenbach Hrsg Liber decimationis cleri Constanciensis pro Papa de anno 1275 in Freiburger Diozesan Archiv S 211 online Wendelin Haid Hrsg Liber taxationis ecclesiarum et beneficiorum in Dioecesi Constantiensi de anno 1353 darin der 2 Teil Liber marcarum 1360 70 Freiburger Diozean Archiv 1870 S 88 online Franz Zell Archivar a D in Freiburg und Michael Burger Pfarrer in Goggingen Hrsg Registra subsidii caritativi im Bisthum Konstanz in Freiburger Diozesan Archiv 1895 S 204 online Eisele S 4 Lorenz Werkmann Historisch Statistisches uber das Decanat Neuenburg im Breisgau bis 1556 in Freiburger Diozesan Archiv 1871 S 172 Rudolf Wackernagel Urkundenbuch der Stadt Basel 1890 ff Band 1 S 59 online Ausfuhrlich Eisele S 5 f Helm S 40 unter Bezugnahme auf Schar S 7 Eisele S 6 Helm S 40 Eisele S 7 a b c Helm S 41 Bernd Sulzmann Quellen und Urkunden uber Leben und Wirken der Orgelmachersippe Bernauer Schuble im Markgraflerland In Acta organologica Band 13 1979 S 124 192 Bernd Sulzmann Historische Orgeln in Baden 1980 S 124 Jutta Schutz 227 Jahre alte Orgel zuruck In Weiler Zeitung 22 Dezember 2014 online abgerufen am 5 Februar 2015 Informationen zur Orgel auf der Website der Orgelbaufirma Bernd Sulzmann Historische Orgeln in Baden 1690 1890 Munchen Zurich 1980 ISBN 3 7954 0421 5 S 124 Wenn Sulzmann von dem einzigen erhaltenen Werk ihres Erbauers spricht verengt er den Blick auf Baden und erwahnt die Orgel im schweizerischen Laufenburg AG nicht Bernd Sulzmann Historische Orgeln in Baden 1690 1890 Munchen Zurich 1980 ISBN 3 7954 0421 5 S 143 Ernst S 8047 724133164722 7 58703053 Koordinaten 47 43 26 9 N 7 35 13 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Hertingen amp oldid 236783789