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Herbert Schnoor 1 Juni 1927 in Aurich 20 Juni 2021 in Werder Havel war ein deutscher Jurist Verwaltungsbeamter und Politiker SPD Von 1980 bis 1995 war er Innenminister von Nordrhein Westfalen sowie Abgeordneter im dortigen Landtag Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Literatur 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerbert Schnoor wurde 1927 als Sohn eines Volksschullehrers geboren und durchlief seine schulische Ausbildung in Aurich und Moordorf die er ab 1944 aufgrund seiner Verpflichtung zum Reichsarbeits und Kriegsdienst unterbrechen musste Diesen absolvierte er zunachst als Marinehelfer spater als Fahnenjunker in der Infanterie Am 25 Januar 1944 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 20 April desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 9 865 902 1 2 Wahrend des Krieges geriet er in franzosische Kriegsgefangenschaft aus der er 1947 floh 3 Nach dem Abitur am Gymnasium Ulricianum in Aurich 1947 nahm er 1948 ein Studium der Rechtswissenschaft an den Universitaten in Wurzburg und Gottingen auf das er 1952 mit dem Ersten und 1957 mit dem Zweiten Juristischen Staatsexamen beendete 1959 wurde er an der Universitat Gottingen zum Dr jur promoviert Dissertation Die nordwestdeutschen waldwirtschaftlichen Zusammenschlusse in der staatlichen Verwaltungsordnung 1958 trat Schnoor als Assessor in den Verwaltungsdienst des Landes Niedersachsen ein Er wurde ein Jahr spater Regierungsassessor und arbeitete von 1961 bis 1963 als Regierungsrat bei der Bezirksregierung Stade Im Anschluss war er kurzzeitig beim Bundesministerium fur Gesundheitswesen tatig und wurde dort zum Oberregierungsrat befordert 1964 wechselte er in den Verwaltungsdienst des Landes Nordrhein Westfalen zunachst als Referent im Kultusministerium Er trat 1965 in die SPD ein und war von 1966 bis 1969 Personlicher Referent des Kultusministers Fritz Holthoff 1965 wurde er zum Regierungsdirektor 1967 zum Ministerialrat und 1968 zum Leitenden Ministerialrat ernannt 1969 wurde er als Ministerialdirigent ins Innenministerium versetzt wo er fur ein Jahr die Leitung der Personalabteilung ubernahm Am 28 Juli 1970 wurde Schnoor in die von Ministerprasident Heinz Kuhn gefuhrte Regierung des Landes Nordrhein Westfalen als Staatssekretar im Ministerium fur Wissenschaft und Forschung unter Minister Johannes Rau berufen Danach betraute ihn Kuhn am 4 Juni 1975 mit der Leitung der Staatskanzlei die er bis 1980 innehatte Bei der Landtagswahl 1980 bei der die SPD die absolute Mehrheit der Mandate errungen hatte zog Schnoor als Abgeordneter uber die Landesliste in den Landtag Nordrhein Westfalen ein und wurde am 4 Juni 1980 als Nachfolger von Burkhard Hirsch FDP zum Innenminister ernannt Nach dem Rucktritt von Finanzminister Diether Posser ubernahm er am 1 Mai 1988 auch zusatzlich das Amt des stellvertretenden Ministerprasidenten Bei den Landtagswahlen 1985 und 1990 errang er jeweils ein Direktmandat fur den Landtagswahlkreis Dusseldorf I Wahrend seiner Amtszeit als Innenminister war Schnoor von 1980 bis 1985 Mitglied und danach stellvertretendes Mitglied des Bundesrates In den 1980er Jahren lehnte er die von Bundesinnenminister Friedrich Zimmermann vorangetriebene Verscharfung des Demonstrationsstrafrechts ab 4 und befurwortete stattdessen ein liberaleres Kontrastprogramm 5 In seine Amtszeit fiel im August 1988 das Gladbecker Geiseldrama In der Folge verteidigte Schnoor das Vorgehen der Polizei Nordrhein Westfalen 6 7 geriet aber nach dem Rucktritt des Bremer Innensenators Bernd Meyer zunehmend in Bedrangnis 8 Von Ministerprasident Rau gestutzt 9 musste er sich nach einem Antrag der CDU Opposition im Landtag im Februar 1989 vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss verantworten 10 11 Dort wurde ihm vorgeworfen die Gefahrlichkeit der Geiselnehmer unterschatzt zu haben Er begegnete den Vorwurfen damit dass es keine falsche Entscheidungen gegeben habe sondern nur einen Mangel an richtigen und blieb trotz zahlreicher Rucktrittsforderungen im Amt Im Juni 1989 wurde er von der Verantwortung am Ablauf des Polizeieinsatzes freigesprochen Die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens wegen fahrlassiger Totung wurde von der Bochumer Staatsanwaltschaft abgelehnt Schnoor setzte sich in Nordrhein Westfalen zusammen mit Gernot Wiessner fur das Bleiberecht der Jesiden ein und reiste 1989 zusammen mit einer Delegation 12 in die Turkei um sich selbst ein Bild von der Verfolgung der Jesiden zu machen 13 Anfang der 1990er Jahre forderte Schnoor eine Liberalisierung in der Asylpolitik Im Hinblick auf den zunehmenden Rechtsradikalismus veranderte er seine Haltung zur Deeskalationsstrategie bei Demonstrationen 14 15 Im Zusammenhang mit dem Mordanschlag von Solingen musste er im Sommer 1994 einraumen dass der Verfassungsschutz den Leiter einer Kampfsportschule als V Mann in der rechtsextremen Szene von Solingen eingesetzt hatte 16 17 18 Bei der Landtagswahl im Mai 1995 kandidierte Schnoor erneut fur seinen Wahlkreis unterlag aber dem CDU Politiker Heinz Hardt und schied als Abgeordneter aus dem Landtag aus Wie bereits Ende 1994 angekundigt schied er am 17 Juli 1995 aus Altersgrunden als Innenminister und stellvertretender Ministerprasident aus der Landesregierung aus Zu seinem Nachfolger als Innenminister wurde Franz Josef Kniola bestellt das Amt des stellvertretenden Ministerprasidenten ubernahm Michael Vesper Nach seinem Ruckzug aus der nordrhein westfalischen Landespolitik nahm Schnoor eine Tatigkeit als Anwalt fur Offentliches Recht in einer Dusseldorfer Kanzlei auf Daruber hinaus unterstutzte er den brandenburgischen Innenminister Alwin Ziel beim Aufbau der Landes und Kommunalverwaltungen Herbert Schnoor war verheiratet und Vater zweier Tochter Er starb am 20 Juni 2021 im Alter von 94 Jahren in Werder Havel 19 20 Ehrungen BearbeitenGustav Heinemann Burgerpreis am 21 Mai 1989 durch den Parteivorsitzenden Hans Jochen Vogel zusammen mit dem Fluchtlingsrat West Berlin 21 Verdienstorden des Landes Nordrhein Westfalen 6 November 1997 22 Verdienstorden des Landes Brandenburg 14 Juni 2010 Ehrenpreis der GEA Gemeinschaft Ezidischer Akademiker fur besondere Verdienste fur die ezidische Gemeinschaft 2014 23 Literatur BearbeitenMunzinger Internationales Biographisches Archiv 50 1995 vom 4 Dezember 1995Siehe auch BearbeitenKabinett Kuhn II Kabinett Kuhn III Kabinett Rau I Kabinett Rau II Kabinett Rau III Kabinett Rau IVWeblinks BearbeitenKabinettsprotokolle der Landesregierung von Nordrhein Westfalen Herbert Schnoor beim Landtag Nordrhein WestfalenEinzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 39010166 Ehemalige Mitglieder der NSDAP als nachmalige NRW Landtagsabgeordnete Portrat der Woche Dann kann die Polizei einpacken Interview mit NRW Innenminister Herbert Schnoor SPD uber seinen Kollegen Friedrich Zimmermann In Der Spiegel Nr 37 1983 S 24 25 online 12 September 1983 Weisser Rabe In Der Spiegel Nr 52 1987 S 29 31 online 21 Dezember 1987 Uly Foerster Georg Bonisch Die Polizei muss handeln NRW Innenminister Herbert Schnoor SPD uber den Polizeieinsatz In Der Spiegel Nr 34 1988 S 24 27 online 22 August 1988 Damit werden wir nicht fertig In Der Spiegel Nr 35 1988 S 88 94 online 29 August 1988 Drei Minuten In Der Spiegel Nr 47 1988 S 30 31 online 21 November 1988 Guter Mensch In Der Spiegel Nr 48 1988 S 25 26 online 28 November 1988 Nicht wunschenswert In Der Spiegel Nr 7 1989 S 23 25 online 13 Februar 1989 Gegendarstellung Herbert Schnoors zu Nicht wunschenswert In Der Spiegel Nr 12 1989 S 34 online 20 Marz 1989 Herbert Schnoor Unvergessen in Der Herr schafft Gerechtigkeit und Recht Festschrift fur Hans Engel Wuppertal 2001 S 59 67 Internationale GEA Konferenz Abgerufen am 9 November 2014 Aufmarsche verbieten In Der Spiegel Nr 41 1993 S 56 online 11 Oktober 1993 Weinen fur Deutschland In Der Spiegel Nr 15 1994 S 18 22 online 11 April 1994 Schlagerclique der Rechtsradikalen In Focus 19 1994 9 Mai 1994 abgerufen am 21 Oktober 2012 Politischer GAU In Der Spiegel Nr 23 1994 S 28 29 online 6 Juni 1994 Politischer Stammtisch In Der Spiegel Nr 24 1994 S 35 36 online 13 Juni 1994 Thomas Kutschaty zum Tod von Herbert Schnoor Architekt und Verteidiger des liberalen Rechtsstaats auf den Seiten von www nrwspd de abgerufen am 21 Juni 2021 Innenministerium trauert um Staatsminister a D Herbert Schnoor auf den Seiten von land nrw de abgerufen am 22 Juni 2021 Pressemitteilung X 1989 der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands Verdienstordentragerinnen und trager seit 1986 Nicht mehr online verfugbar Staatskanzlei des Landes Nordrhein Westfalen archiviert vom Original am 10 Oktober 2019 abgerufen am 11 Marz 2017 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www land nrw Internationale GEA Konferenz Abgerufen am 9 November 2014 Leiter der Staatskanzlei des Landes Nordrhein Westfalen Hermann Wandersleb Karl Mohr Otto Bleibtreu Josef Oermann Franz Tillmann Friedrich Halstenberg Herbert Schnoor Rolf Krumsiek Klaus Dieter Leister Wolfgang Clement Rudiger Frohn Georg Wilhelm Adamowitsch Wolfram Kuschke Angelika Marienfeld Hans Heinrich Grosse Brockhoff Karsten Beneke Franz Josef Lersch Mense Nathanael LiminskiInnenminister des Landes Nordrhein Westfalen Walter Menzel 1947 1950 Karl Arnold 1950 Adolf Flecken 1950 1952 Franz Meyers 1952 1956 Hubert Biernat 1956 1958 Josef Hermann Dufhues 1958 1962 Willi Weyer 1962 1975 Burkhard Hirsch 1975 1980 Herbert Schnoor 1980 1995 Franz Josef Kniola 1995 1998 Fritz Behrens 1998 2005 Ingo Wolf 2005 2010 Ralf Jager 2010 2017 Herbert Reul 2017 Normdaten Person GND 17047769X lobid OGND AKS LCCN n85264070 VIAF 5364859 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schnoor HerbertKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Verwaltungsbeamter und Politiker SPD MdLGEBURTSDATUM 1 Juni 1927GEBURTSORT AurichSTERBEDATUM 20 Juni 2021STERBEORT Werder Havel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herbert 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