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Die Heeresmunitionsanstalt Siegelsbach war eine Munitionsanstalt kurz Muna des Heeres der Wehrmacht in der Zeit des Nationalsozialismus bei Siegelsbach im Landkreis Heilbronn im nordlichen Baden Wurttemberg Sie wurde 1939 eingerichtet Wie alle Heeres Munitionsanstalten diente sie zunachst zur Fertigstellung von Artilleriegranaten war in der Endphase des Krieges auch Zwischenlager fur Raketen des Typs Aggregat 4 kurz A4 Propagandabezeichnung V2 Nach dem Zweiten Weltkrieg waren kurzzeitig ehemalige Zwangsarbeiter und spater Heimatvertriebene im Gelande einquartiert Ab 1950 nutzte die US Armee 117 Hektar des Gelandes wahrend die Gemeinde Siegelsbach auf den restlichen Flachen zunachst Gewerbe ansiedelte bevor ab 1959 die Bundeswehr die nicht von den Amerikanern genutzten Flachen beanspruchte Uber Jahrzehnte waren in der Anlage dann Gerate und Munitions Depots von US Armee und Bundeswehr zeitweise waren dort auch Atomsprengkopfe der amerikanischen Pershing Raketen gelagert Nach dem Abzug der Amerikaner 1993 machte die Bundeswehr die nun allein genutzte Anlage zum Geratehauptdepot nutzte sie aber seit 2002 nur noch als Verwahrlager und raumte sie 2010 vollstandig Seitdem wird das Gelande privatisiert und einer Gewerbenutzung zugefuhrt Die rund 208 Hektar umfassende Anlage war die grosste militarische Einrichtung im Kraichgau Siegelsbach Bahnhof Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Heeresmunitionsanstalt 1 2 Nutzung nach dem Zweiten Weltkrieg 1 3 Gerate und Munitionsdepot von Bundeswehr und US Streitkraften 1 4 Heutige Nutzung 2 Einzelnachweise 3 LiteraturGeschichte BearbeitenHeeresmunitionsanstalt Bearbeiten Das Waldgebiet zwischen Siegelsbach Obergimpern und Wagenbach war spatestens seit 1938 in das Interesse der Wehrmacht geruckt Die genauen Grunde fur die Standortwahl sind heute nicht mehr bekannt mogen aber wie bei der nahen Neckar Enz Stellung mit der Absicherung gegen einen moglichen Angriff aus Frankreich oder wie bei den spater in der Umgebung erbauten Rustungsstollen des nahen KZ Neckarelz mit der versteckten Lage in einem ansonsten militarisch wenig genutzten Landstrich zu tun haben Sicher im Zusammenhang stand die Anlage mit dem Gipsstollen in Neckarzimmern der als Lager der in Siegelsbach zu produzierenden Munition dienen sollte und fur den sicher dieselben Standortkriterien galten Das Oberkommando des Heeres ordnete am 1 Dezember 1938 die Errichtung einer oberirdischen Heeresmunitionsanstalt mit Gleisanschluss und Ubergabebahnhof im bezeichneten Waldgebiet an 1 Die Gemeinden Siegelsbach und Obergimpern wurden Anfang Februar 1939 uber eine geplante nicht naher bezeichnete militarische Anlage auf ihren Gemarkungen in Kenntnis gesetzt Von der Gemeinde Siegelsbach wurden 70 Hektar Wald dafur eingefordert von der Gemeinde Obergimpern 115 Hektar Durch einige im Umfeld errichtete zugehorige Gebaude hat sich die Gesamtflache spater noch etwas erhoht Die Erschliessung der Anlage sollte von Siegelsbach aus erfolgen Die Gemeindevertreter die zu Stillschweigen verpflichtet wurden hatten dem Vorhaben trotz grosser Zweifel nichts entgegenzusetzen Der Gemeinderat von Siegelsbach stimmte dem Verkauf der geforderten Flache am 24 Marz 1939 zu In Obergimpern kam der Verkauf erst am 28 Dezember 1941 als man auf Siegelsbacher Seite langst zu bauen begonnen hatte vor den Gemeinderat der ebenfalls zustimmte Im Mai 1943 wurden nachtraglich die Kaufvertrage geschlossen Die Vermogensverwaltung des Heeres zahlte den Kaufpreis von uber 1 Mio RM anteilig an die Gemeinden jedoch nicht in bar sondern als Reichsanleihen die schon zwei Jahre spater mit dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches ihren gesamten Wert verloren Noch im Fruhjahr 1939 begann der Bau der Heeresmunitionsanstalt auf dem Siegelsbacher Teil der Flache Erbaut wurde der Eingangsbereich im Nordosten der Anlage mit Verwaltungsgebauden Unterkunften und Sozialgebauden ausserdem die Gebaude zur Munitionsbearbeitung sowie verschiedene technische Gebaude darunter Kesselhaus Werkstatten und Garagen Der grosste Teil der Flache wurde fur die verstreut liegenden 75 Munitionshauser und Packmittelschuppen benotigt Zur Gewinnung der zum Bau der Gebaude benotigten Steine pachtete die Hanauer Firma W Franz im Juli 1939 den damals brachliegenden Siegelsbacher Steinbruch viel weiteres Baumaterial kam uber die Krebsbachtalbahn deren zuvor bescheidenes Guteraufkommen sich mit Beginn der Bauarbeiten vervielfachte Die Planungen sahen vor die Anlage in Siegelsbach fur 600 Beschaftigte aufzuschlagen und im zugehorigen Lager in Neckarzimmern weitere 200 Arbeitsplatze zu schaffen Die Arbeiter sollten im Ort oder in der Umgebung wohnen Eine kleine Wohnsiedlung fur hohere Dienstgrade sollte an der Zufahrtsstrasse von Siegelsbach aus entstehen Zusatzlich zu errichtende Unterkunftsbaracken sollten nur im Falle der Mobilmachung belegt werden in Friedenszeiten aber als Erholungsheime fur Arbeiter anderer Munitionsanstalten dienen da man die Siegelsbacher Anlage von amtlicher Seite auch als die schonstgelegene Munitionsanstalt Grossdeutschlands betrachtete Noch wahrend der Bauarbeiten brach der Zweite Weltkrieg aus so dass die Heeresleitung auf rasche Fertigstellung der Anlage drangte Insbesondere sollten die Gebaude nun nicht mehr massiv sondern in schneller Holzbauweise fertiggestellt werden woruber sich die ortliche Bauleitung aber nachweislich der doch in Sandstein gefertigten meisten Bauten hinweg gesetzt hat Im Dorf Siegelsbach sah man die militarische Bautatigkeit kritisch da Siegelsbach nun auch militarisches Angriffsziel sein konnte Der Siegelsbacher Bahnhof wurde 1940 zur Bewaltigung des grossen Guteraufkommens massiv ausgebaut und erhielt drei zusatzliche Rangier und Abstellgleise Die Munitionsanstalt erhielt einen eigenen Gleisanschluss und auf ihrem Gelande wurden insgesamt rund 18 Kilometer Gleise verlegt etwa ein Kilometer mehr als die Lange der Krebsbachtal Hauptstrecke Der Bahnhof erhielt 1942 noch zwei Stellwerke Am Munawald entstand ein Haltepunkt der Nebenbahn der nach dem damaligen Kommandeur Hauptmann Thom Thoms Hutten genannt wurde heute Siegelsbach Wald Ab Oktober 1940 wurden in der Munitionsanstalt von 250 Arbeiterinnen und Arbeitern Artilleriegranaten gefertigt Sprengstoff Zundmittel Kartuschen und Pulver der Granaten kamen aus anderen Produktionsanlagen in Siegelsbach erfolgte die Endmontage und die Versandverpackung Sofern die Granaten nicht sofort an die Front ausgeliefert wurden hat man sie in den 75 Munitionshausern der Siegelsbacher Anlage zwischengelagert Die geplante Lagerung in Neckarzimmern liess sich nicht verwirklichen da nach Neckarzimmern keine direkte Eisenbahnverbindung bestand und nach Beginn der Kriegsproduktion auch der Bau einer geplanten Linie nicht mehr sinnvoll gewesen ware So verliessen die Munitionszuge Siegelsbach direkt an ihre Bestimmungsorte Jeden Tag verliess mindestens ein Zug manchmal auch zwei Zuge mit 25 bis 30 gedeckten Guterwagen mit je 15 Tonnen Munition die Anlage Als Lokomotiven kamen angemietete schwere Dampflokomotiven der Reichsbahn zum Einsatz da die schwachen Lokomotiven der Krebsbachtalbahn die schweren Guterzuge nicht hatten bewegen konnen Eingesetzt waren eine ehemalige polnische Guterzuglok des Typs PKP Tp 108 als Beutelokomotiven sowie drei Tenderlokomotiven der Baureihe 93 aus den Bestanden der ehemaligen Badischen Staatsbahnen Im Laufe des Zweiten Weltkriegs stieg die Zahl der in der Muna beschaftigten Menschen auf rund 2000 an Zu den ursprunglichen Handwerkern Feuerwerkern und Feuerwehrleuten sowie der Wachkompanie kamen kriegsdienstverpflichtete Frauen russische Kriegsgefangene italienische Militarinternierte sowie diverse dienstverpflichtete Auslander und Wehrmachtsstrafgefangene Ein geringer Teil der Beschaftigten wohnte in der Taubenackersiedlung am Wagenbacher Weg der die Verbindung zwischen Ort und Muna bildete In der Taubenackersiedlung waren ab 1940 drei Hauser einer geplanten Wohnsiedlung fertiggestellt worden in der man spater mit Rucksicht auf den dorflichen Charakter Siegelsbachs nur hochstens 30 Familien von hoheren Beamten und Offizieren unterbringen wollte Zur Unterbringung der vielen restlichen Beschaftigten fuhrte die Heeresverwaltung Verhandlungen mit der Gemeinde Siegelsbach zur Ausweisung neuer Baugebiete die jedoch alle nicht fruchteten Schliesslich wurden verschiedene Barackenlager innerhalb und ausserhalb des Muna Gelandes errichtet das Frauenlager aus vier Wohn zwei Wasch und einer Kuchenbaracke am Wagenbacher Weg sieben weitere Baracken innerhalb des Muna Gelandes sowie das aus weiteren Baracken bestehende Russenlager zwischen Muna und Wagenbacher Weg Ab 1943 wurde das Sud und Sonderlager der Muna ausgebaut in dem ab 1944 V2 Raketen zwischengelagert wurden Das Sudlager erhielt eine eigene Weiche von der Krebsbachtal Hauptbahn uber die die Raketenteile getrennt nach Sprengkopfen und Zundern mit Tarnzugen vom KZ Dora angeliefert wurden Von der Lagerung in der bewaldeten uneinsehbaren und abgeschiedenen Siegelsbacher Muna versprach man sich einen besseren Schutz vor Luftangriffen Im Sudlager gab es 30 holzerne Hallen die mit Lorengleisen verbunden waren und jeweils neun Raketen aufnehmen konnten die in der Reihenfolge in der sie ankamen auch wieder weiter verschickt wurden Ab Sommer 1944 begannen zahlreiche Luftangriffe in der Umgebung Am 27 Mai 1944 wurde der Bahnhof Neckarbischofsheim Reichsbahn an dem die Nebenbahn zur Muna abzweigte von Tieffliegern angegriffen wobei ein Lokfuhrer getotet wurde Im Herbst ereigneten sich weitere Angriffe auf den Bahnhof wobei drei Zwangsarbeiter getotet und drei Bahnbeschaftigte schwer verletzt wurden Im Herbst 1944 ging auch die Produktion in der Muna deutlich zuruck da immer weniger des benotigten Sprengstoffs und der sonstigen Teile nach Siegelsbach gelangten Mit sinkender Produktion wurde auch die Personalstarke der Anlage reduziert Am Sonntag den 25 Februar 1945 ereignete sich ein schwerer Luftangriff in zwei Wellen Nicht nur die abgeworfenen Bomben sondern auch die auf dem Gelande detonierenden Explosivstoffe verursachten schwere Schaden 2 Da an diesem Sonntag nicht gearbeitet wurde und sich nur Wachposten und einige Kriegsgefangene in der Anlage befanden waren nur sechs Todesopfer zu beklagen Ein weiterer Angriff fand am 2 Marz 1945 statt die meisten Bomben gingen aber auf dem freien Gelande zwischen dem Ort und der Muna nieder Der Ort blieb bei beiden Angriffen von Bombentreffern verschont gleichwohl waren viele Dacher und Fenster durch Druckwellen zerstort worden Gleich nach dem ersten Angriff wurden die Arbeiten in der weitgehend zerstorten Muna grosstenteils eingestellt gleichzeitig ruckte auch die Front immer naher Einige transportable Maschinen wurden ausgelagert Ein Teil der Beschaftigten wurde im Ort noch mit einfachen Arbeiten wie dem Reinigen von Waffen weiterbeschaftigt In der Karwoche Ende Marz 1945 hat ein Sprengkommando tagelang einen Grossteil der noch ubrigen Sprengmittel der Muna gesprengt Am Karsamstag ruckten die letzten Soldaten ab Die Amerikaner erreichten am Ostersonntag den Nachbarort Huffenhardt wo es wegen des Widerstands einer SS Einheit zu erbitterten Kampfen kam Am Folgetag ruckten die Amerikaner kampflos in Siegelsbach ein Nutzung nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten Nach der amerikanischen Besatzung bot die Muna ein chaotisches Bild Die Amerikaner beschlagnahmten vor allem die verbliebenen V2 Teile und transportierten sie rasch ab kummerten sich dann aber zunachst nicht weiter um die Anlage Auf dem von Bombentrichtern zerfurchten Gelande blieben grosse Mengen an verstreuten Sprengmitteln und Granatkartuschen zuruck Einige Munitionshauser waren unzerstort geblieben und voll mit Munition inmitten der Anlage stand auch noch ein ganzer Guterzug mit schussfertigen Granaten Bis Juli 1945 lebten noch ehemalige russische Kriegsgefangene in einigen unzerstorten Baracken auf dem Gelande Als diese die Heimreise angetreten hatten wurde das Barackenlager von der UNRRA neu mit ehemaligen polnischen Zwangsarbeitern belegt die dort bis Januar 1946 blieben Von den fruheren Zwangsarbeitern gingen zahlreiche Ubergriffe und Plunderungen auf die Zivilbevolkerung aus Ab Februar 1946 war das Barackenlager in der Muna Durchgangslager fur Heimatvertriebene aus den Ostgebieten die man nach ihrer Registrierung und medizinischen Untersuchung schnellstmoglich in Privatquartieren in der Umgebung unterbrachte teils in erdruckender Enge In den drei Offiziershausern an der Wagenbacher Strasse lebten 1953 noch 28 Mietparteien Die Gemeindeverwaltung erlaubte den Einwohnern gleich nach Kriegsende das zur Reparatur ihrer kriegsgeschadigten Hauser benotigte Baumaterial vor allem Ziegel aus der Muna zu holen Beim Weiterbau der Taubenackersiedlung griff man auch auf das verstreut in der Muna herumliegende Baumaterial zuruck Neben den berechtigten Personen kamen das ganze zweite Halbjahr 1945 noch viel mehr unberechtigte hinzu die aus der Muna alles Verwertbare heraus schafften von Buntmetall uber Werkzeuge Maschinen Kohlen und Holz bis hin zu ubrig gebliebenen Pulverkisten und einem Teil der Eisenbahnschienen Erst im Dezember 1945 verbot der Landrat in Sinsheim Zivilpersonen den Zutritt zur Muna Als Wachposten wurden die im Lager lebenden Polen in schwarze Uniformen gesteckt denen gegenuber sich die Berechtigten auszuweisen hatten Diese Massnahme anderte jedoch kaum etwas am regen Treiben innerhalb der Anlage Als die Polen im Januar 1946 abgezogen waren wurde die Gemeinde Siegelsbach mit der Aufstellung eines 25 kopfigen Wachdienstes beauftragt spater auch mit der Aufstellung von etwa 80 Personen fur Aufraumarbeiten wofur auch Bewerber aus den umliegenden Orten angenommen wurden Am 13 April 1946 ereignete sich ein schweres Explosionsungluck Zunachst kam es gegen 15 Uhr zu einer schweren Explosion und dem Ausbruch eines Feuers das einen mit Pulver beladenen Zug in Brand setzte dessen Waggons anschliessend der Reihe nach ebenfalls explodierten Bei dem Ungluck kamen zwei junge Manner aus Babstadt zu Tode die im Munawald Holzarbeiten erledigten Die Ursache des Unglucks ist unklar So konnte einer der beiden Manner die Explosion durch unvorsichtigen Umgang mit offenem Feuer verursacht haben oder es konnte eine fur spater an jenem Tag geplante kontrollierte Sprengung zu fruh und unsachgemass ausgelost worden sein Als Folge des Unglucks wurde das Vertriebenenlager auf dem Muna Gelande Anfang Mai 1946 aus Sicherheitsgrunden aufgelost Die vorrangigen Aufraumarbeiten auf dem Gelande galten nun der Beseitigung der noch vorhandenen Pulvermengen wofur auch Spreng und Abrustungsexperten herangezogen wurden die die Baracken auf dem Gelande bezogen Im Mai und Juni 1946 gingen 2100 Tonnen Pulver aus Siegelsbach als Reparationsleistung nach Frankreich und danach intensivierte sich die Raumung des Pulvers noch Im Sommer 1947 verliessen taglich 10 bis 12 Waggons mit Pulver das Gelande Zur Beseitigung der im Gelande verstreuten Munition wurden Sammelkommandos aufgestellt und Sprengplatze bei Obergimpern und im Wimpfener Wald eingerichtet wo noch im Herbst 1948 taglich die aufgesammelten Munitionsmengen gesprengt wurden Im Sommer 1946 ubernahm auch die Staatliche Erfassungs Gesellschaft fur offentliches Gut GmbH Steg die Erfassung und Verwertung der in der Muna befindlichen Guter Holz und Ziegel gingen zumeist an die Menschen der Umgebung die Eisenbahnteile kamen u a dem Wiederaufbau des Mannheimer Hafens der Albtalbahn in Ettlingen und der Filderbahn in Stuttgart zugute Nach dem Absammeln der oberirdischen Pulver und Munitionsreste schloss sich bis 1951 die Suche und Unschadlichmachung der im Boden verbliebenen Blindganger der Bombenangriffe an die in die Gegend von Pforzheim gebracht und dort gesprengt wurden Die Arbeiten verliefen ohne gefahrliche Zwischenfalle Die Suche nach Blindgangern war auch deswegen notig geworden weil in den spaten 1940er Jahren erste Industriebetriebe die noch vorhandenen Gebaude im nordostlichen Bereich der Muna nutzten und in Folge dieser Nutzung auch eine geringe Bautatigkeit auf dem Gelande einsetzte Zu den ersten Betrieben zahlten 1948 die Konservenfabrik Rosenberg und die Drogerieverarbeitung Roderburg die jedoch nicht lange bestanden sowie die erfolgreichere Elektrogeratefirma Naujocks und Stolle und die Handschuhfabrik Perkuhn Nach Aufhebung der Sperrverordnung im Herbst 1951 begann die Gemeinde Siegelsbach mit der Anwerbung von weiteren Industriebetrieben Selbst die Bundesdruckerei in Frankfurt am Main zeigte sich 1952 an der Nutzung von einem Teil des Gelandes im Munawald interessiert Die Gewerbeansiedlung erfuhr bis zur Mitte der 1950er Jahre einen Aufschwung Gleichwohl kursierten auch bald Geruchte dass das gesamte Muna Areal wieder militarisch genutzt werden sollte zumal die Amerikaner seit 1950 von den insgesamt 208 Hektar der Anlage rund 117 Hektar belegt hatten namlich die Flachen der Munitionshauser und des Sonderlagers und 1955 mit der Grundung der Bundeswehr auch die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik begann Gerate und Munitionsdepot von Bundeswehr und US Streitkraften Bearbeiten Im Oktober 1956 kam es zu einer Aussprache zwischen Vertretern der Gemeinde der Betriebe des Landratsamtes und des Kreisrats sowie Vertretern umliegender Gemeinden bei der die Gemeinde und die Betriebe auf einen Verbleib des angesiedelten Gewerbes pochten Nachdem schon 1956 bereits erste Betriebe das Gelande verlassen hatten erhielten die restlichen Betriebe im Februar 1957 die Kundigung und haben das Gelande bis 1961 vollends geraumt Schon 1959 noch vor dem Wegzug der letzten Betriebe begann die Bundeswehr mit dem Aufbau eines Depots auf dem nicht von den Amerikanern genutzten Teil Die US Armee hat die auf den von ihr ab 1950 genutzten 117 Hektar befindlichen Munitionshauser gesprengt und die Reste beseitigt 1953 wurden an ihrer Stelle zunachst leichte Lagerschuppen errichtet 1954 hat man auch diese wieder abgerissen und stattdessen zahlreiche Bunker in verschiedenen Grossen errichtet unter anderem 53 so genannte Tresorbunker die 15 500 Tonnen Gefechtsmunition der NATO aufnehmen konnte Am Bau der Bunker waren zahlreiche Unternehmen aus der Umgebung beteiligt Ausserdem entstanden Unterkunfte fur die Wachmannschaften sowie Sport und Freizeitanlagen 3 Das Siegelsbacher 9th Ordonance Battalion unterstand dem amerikanischen Kommando in Neckarsulm wohin 1955 eine direkte Telefonleitung verlegt wurde 1958 wurde ein Hubschrauberlandeplatz innerhalb des Depots erbaut der spater noch erweitert wurde Wahrend der Kuba Krise 1962 als bereits wieder die gesamte Muna Anlage militarisch genutzt war wurde aufgrund der zahlreichen an und abfahrenden Raketentransporter bekannt dass die Amerikaner in Siegelsbach auch Raketen mit Gefechtskopfen lagerten Die US Armee erteilte freilich niemals Auskunfte uber die Art der gelagerten Waffen In den 1970er Jahren gab es vereinzelt kleinere Friedensdemonstrationen am US Depot die Anlage kam aber nicht in das Interesse einer grosseren Offentlichkeit Erst im Zuge der Nachrustung und mit der Stationierung von Pershing II Raketen auf der Waldheide in Heilbronn zeigten Medien und Friedensbewegung grosseres Interesse Die Sendung Monitor berichtete am 18 Februar 1986 uber nicht unwesentliche Mengen an Atomsprengkopfen in Siegelsbach Ausserdem gab es Spekulationen uber biologische und chemische Kampfmittel Am 19 April 1987 fuhrte der Ostermarsch der Heilbronner Friedensbewegung von Heilbronn nach Siegelsbach Heinz Gunther behauptete im Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt vom 4 Oktober 1987 dass in Siegelsbach um die 1000 atomare Sprengkopfe mit einer Sprengkraft von 10 Mio Tonnen TNT lagern wurden Die letzte in Siegelsbach stationierte Wacheinheit war die 556th MP Company Die US Truppen wurden ab September 1992 abgezogen Der Abzug sollte bis August 1993 dauern uberraschend war das US Depot dann aber schon im Mai 1993 geraumt Die Bundeswehr ubernahm es offiziell am 1 Oktober 1993 Auf Bundeswehrseite waren bereits 1959 die ersten Gebaude fur ein Materialhauptdepot errichtet worden Ein Vorauskommando bezog die renovierten ehemaligen Arbeitshauser begann mit dem Bau von elf Lagerhallen und nahm das Anschlussgleis an die Krebsbachtalbahn wieder in Betrieb Ende Juni 1959 begann die Einlagerung von Fahrzeugen Bei der Taubenackersiedlung entstanden Wohnblocks und Reihenhauser fur die Bundeswehr Beschaftigten zumal ein ganzes Depotumschlagbataillon im Depot eingelagert war Es bestanden Plane fur eine kasernenartige Erweiterung der Wohnsiedlung Ende der 1960er Jahre wandelte die Bundeswehr das Materialhauptdepot aller Waffengattungen in ein Geratedepot des Heeres um Damit zog das Umschlagbataillon ab die Plane fur eine Kaserne wurden obsolet und zu den verbliebenen etwa 120 bis 150 Soldaten kamen kunftig vor allem auch viele Zivilbeschaftigte darunter Kfz Mechaniker Schlosser Schreiner und weitere Handwerker Auf dem Bundeswehrgelande wurden zahlreiche Werkstatten und Hallen errichtet wo intaktes Heeresmaterial vor allem Kettenpanzer und andere gepanzerte Fahrzeuge gelagert und gewartet und bei Bedarf zumeist per Eisenbahntransport an das Heer abgegeben wurde Die SWEG als Betreiberin der Krebsbachtal profitierte von den Materialtransporten immens innerhalb des Depots ubernahm eine eigene Diesellok die ankommenden Guterwagen Zudem bestand in Siegelsbach eine grosse Konservierungs und Verpackungsanlage fur Waffen der Bundeswehr die von dort aus den gesamten suddeutschen Raum abdeckte Die Gemeinde profitierte vor allem durch die Nutzung der Bundeswehr zumal es im Depot viele Zivilarbeitsplatze gab und wegen des Depots Zuschusse beim Strassenbau beim Unterhalt der Kanalisation und weiteren kostenintensiven Posten gewahrt wurden Als 1993 die Amerikaner abzogen verblieb nur die Bundeswehr in der Anlage Das Geratedepot in Siegelsbach wurde zum Geratehauptdepot dem die Depots in Huchenfeld und Kirrlach unterstanden Im Zuge der Verkleinerung der Bundeswehr ab 1995 fiel dann der Entschluss zur allmahlichen Schliessung der Anlage den Verteidigungsminister Volker Ruhe am 22 Mai 1996 verkundete Der Gemeinderat und die OTV versuchten erfolglos den Erhalt des Depots in Siegelsbach zu erwirken Zu jener Zeit gab es noch knapp 100 Beschaftigte 1998 wurde die hauptberufliche Brandschutzgruppe die auch die Freiwilligen Feuerwehren in den Orten der Umgebung unterstutzt hatte in das Bundeswehrdepot in Neckarzimmern verlegt 2002 wurde das Geratehauptdepot in ein Verwahrlager umgewandelt und von nur noch etwa 20 Beschaftigten betreut Ende 2010 wurde die Anlage von der Bundeswehr aufgegeben Heutige Nutzung Bearbeiten Die Kommunalentwicklung GmbH aus Stuttgart die die Anlage wahrend des Abzugs der Bundeswehr betreute wollte einen Industriepark fur Umwelttechnologie mit Anlagen fur Solarstromgewinnung Biomasse und Windkraft im Munawald errichten und hat im einstigen US Teil ab 2008 eine Solaranlage errichtet 4 Die erhofften EU Fordergelder blieben jedoch aus so dass die Plane der Stuttgarter Gesellschaft geplatzt sind Die Bundesanstalt fur Immobilienaufgaben hat danach die Vermarktung der Flachen ubernommen Einen Teil nutzt die Heilbronner Polizeidirektion fur Ubungen einen anderen Teil die Siegelsbacher Kosmetik und Drogeriefirma Mann amp Schroder auch ein Sagewerk hat Lagerflachen auf dem Gelande bezogen Als Neuansiedlung konnte die zuvor in Sinsheim ansassige Firma Pakufol gewonnen werden die mit ihrer Produktion von Mullsacken in das alte Muna Gelande gezogen ist Einzelnachweise Bearbeiten Erlass vom 1 Dezember 1938 Nr 31 47 38 g V 2 d USAAF 320th Bomb Group 25 Februar 1945 Luftbild Memento vom 13 Mai 2012 im Internet Archive Bomb Ploot Abschlussbericht en PDF 852 kB Petzold 2003 S 322 mit Abb Stefan Maurhoff Sonnenstrom vom Militargelande In stimme de 27 Februar 2008 abgerufen am 20 Marz 2023 Literatur BearbeitenRudolf Petzold Militarstandort Siegelsbach in Kraichgau Beitrage zur Landschafts und Heimatforschung Folge 18 2003 S 299 335 Siegelsbacher Muna Gelande bald in privater Hand in Rhein Neckar Zeitung vom 20 Januar 201549 268232 9 059486 Koordinaten 49 16 5 6 N 9 3 34 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heeresmunitionsanstalt Siegelsbach amp oldid 234284487