www.wikidata.de-de.nina.az
Die evangelisch reformierte Groothuser Kirche steht im ostfriesischen Ort Groothusen in der Krummhorn Das heutige Bauwerk geht in seiner Grundsubstanz auf das Jahr 1425 zuruck der Turm ist alter und wird auf das Jahr 1225 datiert Im fruhen Mittelalter war sie eine der sechs Propsteikirchen des alten Emsgaues Groothuser KircheVon ubergeordneter kunsthistorischer Bedeutung ist vor allem die Orgel die von Johann Friedrich Wenthin erbaut wurde sowie das Taufbecken von Ghert Klinghe das als die alteste Bronzetaufe Ostfrieslands gilt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 2 1 Das Aussere 2 2 Das Innere 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer Ort Groothusen zahlt zu den altesten Wohnplatzen in der Krummhorn und bestand seit dem 8 Jahrhundert Das Dorf verfugte uber lange Zeit uber einen Zugang zum offenen Meer und entwickelte sich zu einem lokal bedeutenden Handelsplatz auf einer Langwarft an der Sielmonker Bucht Uber den Bau eines ersten Kirchengebaudes selbst liegen keine Quellen vor jedoch wird vermutet dass der Missionar Liudger bereits um 790 eine Sendkirche grundete die dem Heiligen Petrus geweiht war 1 Ziemlich sicher handelte es sich dabei um eine Holzkirche deren Uberreste unter dem heutigen Bau in den fruhgeschichtlichen Warfthorizonten vermutet werden 1 Im fruhen Mittelalter war Groothusen Sitz einer munsterschen Propstei und damit eine der sechs Propsteikirchen des alten Emsgaues Um 1200 wurde die Holzkirche durch einen Sakralbau aus Tuffstein ersetzt Dieser war etwas kleiner als der heutige Bau Sakralbauten aus Tuff waren die Steinkirchen in der Krummhorn sie sind vornehmlich an den ehemaligen Kustenlinien und an den Flussmundungen zu finden Das dafur benotigte Baumaterial wurde aus Andernach am Rhein in der Eifel auf dem Wasserweg uber Deventer und Utrecht nach Ostfriesland transportiert 1 Im Osten der Tuffkirche wurde um 1225 der hohe schlanke Turm im Stil der Romanik errichtet Im Jahre 1425 wurde das alte Kirchenschiff abgerissen und durch einen gotischen Neubau ersetzt Dabei kam auch Baumaterial aus dem Abbruch des Vorgangerbaus zu einer neuen Verwendung Vor allem an der Nordseite blieb der Tuffstein erhalten 2 Da fur den Neubau das Material aus dem Abbruch nicht reichte wurden zusatzlich Backsteine verwendet Als Mortel wurde Muschelkalk benutzt Auch der Glockenturm wurde mit Backsteinen ummantelt und mit dem Kirchenschiff verbunden das ursprunglich von einer Apsis abgeschlossen wurde Zu einem Chorturm wurde er nicht ausgebaut 1 Nach der Reformation hatte Groothusen nach Angaben des ostfriesischen Chronisten Houtrop von 1597 bis 1600 einen lutherischen Prediger namens Gerhard Sprangius der dann wegen seiner lutherischen Lehre abgesetzt wurde 1 Seither ist der Ort reformiert gepragt Heute hat die Gemeinde die in einem Verbund mit der Visquarder Kirche ihre Eigenstandigkeit wahren konnte etwa 500 Mitglieder Beschreibung BearbeitenDas Aussere Bearbeiten nbsp Die Kirche von Suden am Rand des FriedhofsDas Kirchenschiff wurde im Stil der Gotik der altere Kirchturm im Stil der Romanik errichtet Die Langsseiten an der Nord und Sudseite sind durch Strebepfeiler gegliedert An diesen hat sich teilweise die ursprungliche abgetreppte Form erhalten Zu Zeiten ihrer Erbauung hatte die Kirche drei Eingange Durch die heute vermauerte niedrige Nordtur mit einem Stichbogen betraten die Frauen das Gotteshaus Sie wird auch als Normannentur bezeichnet Dies geht auf eine im Volksmund bekannte Uberlieferung aus der Zeit der Normanneneinfalle zuruck nach dem sich alle Kirchenbesucher beim Verlassen des Gotteshauses nach Norden zu Ehren der Normannen zu verneigen hatten Da der Steinkirchenbau erst uber 250 Jahre nach den Normanneneinfallen einsetzte ist diese These jedoch nicht haltbar 1 Die Sudtur war den Mannern sowie bei Hochzeiten den Brauten vorbehalten Sie wurde in spaterer Zeit mit einem Vorbau versehen und dient heute als Haupteingang wahrend das grosser und reicher ausgebildete Westportal zu Hochzeiten und besonderen Anlassen geoffnet wird 3 Von den ursprunglich vorhandenen schlanken grossen Spitzbogenfenstern sind heute noch funf an der Sud und drei an der Nordseite geoffnet Sie haben mehrfachprofilierte Laibungen die entweder mehrfach rechteckig abgetreppt oder von Rucksprungen mit abgefassten Kanten umzogen sind 3 Der hohe schlanke Turm im Osten der Kirche weist vier gleichgestaltete romanische Schalllocher auf Er war ursprunglich freistehend errichtet und wurde erst 1425 mit dem Kirchenschiff verbunden Das nach Westen ausgerichtete Schallloch ist heute durch das Dach der spater angebauten Kirche verdeckt Ungewohnlich fur eine reformierte Kirche ist ein Schwan als Wetterfahne der auf den lutherischen Geistlichen Gerhard Sprangius zuruckgeht der von 1597 bis 1600 in der Kirche seinen Dienst tat Das lutherische Symbol wurde der Gemeinde durch den lutherischen Grafen Edzard II aufgenotigt 4 Das Innere Bearbeiten nbsp Blick ins KirchenschiffDas Kirchenschiff weist an der Nordwand einen leichten Knick auf weil der Turm schmaler ist als der Hauptbaukorper Es ist in insgesamt elf schmale Joche gegliedert von denen die beiden ostlichen Joche aufgrund der Verjungung zum Turm hin trapezformig ausgestaltet sind 1 Vermutlich war ursprunglich ein Gewolbe vorgesehen von dem aber bisher keine Spuren entdeckt wurden so dass unsicher ist ob dieses jemals ausgefuhrt wurde 1 Heute ist die Kirche nach oben mit einer holzernen Spiegeldecke uberwolbt Der vom Kirchenschiff durch eine Mauer mit Stichbogenoffnung abgetrennte Chorraum hat eine einfache Balkendecke 1 Die Wande im Inneren sind seit der Reformation verputzt und weiss gestrichen Zu Zeiten der Erbauung der Kirche waren die Wande mit ornamentalen und figurlichen Malereien versehen und die Fenster waren vermutlich farbig verglast 1 Vermutlich sollte die Kirche ursprunglich einen polygonalen Abschluss haben der jedoch nicht zur Ausfuhrung kam Darauf deutet der erste Strebepfeiler der Sudseite hin der schrag gestellt errichtet wurde 1 Ausstattung Bearbeiten nbsp Das Taufbecken nbsp Die von Sprangius gestiftete Uhr Von der vorreformatorischen Ausstattung der Kirche ist fast nichts erhalten geblieben Der lang gestreckte Raum wurde vollig umgestaltet Ursprunglich fur die liturgischen Zwecke der romisch katholischen Lehre gebaut dient er seit der Reformation als Predigtraum nach protestantischer Auffassung dessen Schwerpunkt sich vom Chor zur Kanzel verlagerte weil die Verkundung des Wortes in den Mittelpunkt der Andacht ruckte Alle Bilder und Abbildungen auf Gegenstanden wurden entfernt 1 Im abgetrennten Chorraum befinden sich Grabsteine und Sarkophagdeckel von Bewohnern der Groothuser Burgen und der ehemaligen Pastoren Sie befanden sich ursprunglich im Mittelgang der Kirche und wurden bei der Renovierung verlegt Der markanteste Grabstein ist der von Adda van Mecklenborch der einzigen Herrin von Groothusen Sie starb 1590 und ist auf ihrem Grabmal aus Blaustein in der Tracht ihrer Zeit auf einem kleinen Podest unter einem Bogen mit gegliederten Pfosten dargestellt Zwei Engel schweben uber ihr und halten uber ihrem Kopf ein Allianzwappen Lilie auf Herz und Pelikan mit Jungen 1 An der ostlichen Schmalseite vor dem Chorraum ist das Herrengestuhl angebracht das mit dem Wappen der ehemaligen Besitzer der Oster links und der Westerburg rechts versehen ist Das altere Eichengestuhl musste bei einer Kirchenrenovierung im Jahre 1968 erneuert werden Dabei konnten die geschnitzten Seitenteile und die Trennwande des Vorgangers wieder verwendet werden so dass der Charakter des Kircheninneren erhalten blieb 1 Das Taufbecken ist die alteste Bronzetaufe Ostfrieslands Sie stand bis zur letzten Innenrenovierung der Kirche im Jahre 1968 auf einem schweren Sandsteinsockel unter der Kanzel und war mit einem machtigen trichterformigen Holzdeckel bedeckt Heute befindet er sich gegenuber der Kanzel Das Bronzebecken wurde im Jahre 1454 von Ghert Klinghe aus Glockenmaterial gegossen Es ist eine fruhe Arbeit des Glockengiessers der als einer der bedeutendsten seiner Zeit in Norddeutschland gilt Dargestellt ist die Kreuzigung inmitten der Standfiguren von Aposteln der Madonna und des heiligen Mauritius Getragen wird das Becken von vier jugendlichen Diakonen ihre Kopfe stimmen mit den Kopfen am Beckenrand uberein 1 Auf dem Dachboden des Pfarrhauses wurde vor wenigen Jahren ein vergoldeter spatgotischer Priesterkelch gefunden Da dieser Kelch von Houtrop noch beschrieben wurde muss er noch lange nach der Reformation benutzt worden sein 1 Der Glockenturm tragt drei Glocken von denen die so genannte Betglocke im Jahre 1773 gegossen wurde Sie wurde wahrend des Zweiten Weltkrieges beschlagnahmt aber nicht eingeschmolzen so dass sie 1947 wieder an der alten Stelle aufgehangt werden konnte Seitdem lautet sie taglich um 8 Uhr 12 Uhr und 18 Uhr Die beiden Glocken bestehen aus Stahl Sie wurden 1925 gegossen und ersetzten ihre Vorganger aus den Jahren 1423 Brandglocke umgegossen 1892 und aus dem Jahre 1707 die im Ersten Weltkrieg beschlagnahmt und eingeschmolzen wurden 1 Die Uhr links neben dem Schallloch in der Sudseite des Turms ist ein Werk aus dem Jahre 1599 Sie ist von einer Steinumrandung in Renaissanceform eingefasst und wurde der Gemeinde wahrend der Amtszeit des lutherischen Geistlichen Gerhard Sprangius von Edzard II und Katharina Wasa gestiftet deren Wappen oberhalb des Ziffernblattes angebracht sind Orgel Bearbeiten nbsp Kirchenraum mit Herrengestuhl und Kanzel nbsp Wenthin Orgel von 1801Bereits in spatgotischer Zeit besass die Gemeinde eine Orgel Sie wurde im Jahr 1520 von Meister Petrus von Emden gebaut als Johannis von Bra Prediger in Groothusen und Wierds Mecken Hauptling waren Uber die Grosse des Instruments ist nichts bekannt 1647 1653 fuhrte Jost Sieburg Reparaturen durch 1694 Valentin Ulrich Grotian und 1741 1742 Johann Friedrich Constabel Im Jahr 1794 hiess es beim Rechnungsschluss dass die diesige alte Orgel gantz unbrauchbahr geworden und nicht repariret werden konte sodass ein Neubau ins Auge gefasst wurde 5 Die heutige Orgel an der Westseite wurde von Johann Friedrich Wenthin im Rokokostil erbaut und am 10 Mai 1801 in Gebrauch genommen Der Baumeister selbst bezeichnete sie bei der Einweihung als allervorzugliche Landorgel in Ostfriesland 6 Sie gilt aufgrund ihres vollstandig erhaltenen Chores von Mahagoni Traversfloten als ein Kunstwerk europaischen Ranges Erstmals wurde sie im Jahre 1930 von Max Maucher aus Emden renoviert und im Jahre 1968 wegen starker baulicher und klanglicher Mangel ausser Betrieb genommen ehe sie 1987 durch Alfred Fuhrer aus Wilhelmshaven umfassend renoviert wurde Das Instrument besitzt 19 Register verteilt auf 2 Manualen Das Pedal ist angehangt Die Orgel weist folgende Disposition auf 7 I Hoofdwerk C f31 Principal 8 F2 Bordun 16 W3 Gedact 8 W4 Fluit travers 8 W5 Octav 4 W F6 Fluit travers 4 W7 Nasat 3 W8 Octav 2 W9 Mixtuur IV W10 Fagot 16 F11 Trompete 8 F II Bovenwerk C f312 Principal 4 F13 Angenaam Gedact 8 W14 Gedact Fluit 4 W15 Octav 2 F16 Wald Fluit 2 W17 Cornet III F18 Vox angelica 8 F19 Vox humana 8 F Pedaal C d1angehangt an HWKoppeln II I Spielhilfe Tremulant ganze Orgel Anmerkungen W Johann Friedrich Wenthin Emden 1798 1801 F Alfred Fuhrer Wilhelmshaven 1987 Siehe auch BearbeitenListe der historischen Kirchen in OstfrieslandLiteratur BearbeitenHans Bernd Rodiger Heinz Ramm Friesische Kirchen im Auricherland Norderland Brokmerland und im Krummhorn Band 2 Verlag C L Mettcker amp Sohne Jever 2 Auflage 1983 S 70 Gottfried Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bonn 2010 ISBN 978 3 86795 021 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Groothuser Kirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien reformiert de Ev ref Gemeinde Groothusen Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft Groothusen PDF Datei 37 kB Genealogie Forum Groothusen Kurzinfo auf groothusen netEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q reformiert de Ev ref Gemeinde Groothusen eingesehen am 15 Mai 2011 Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland 2010 S 78 a b Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft Groothusen Gemeinde Krummhorn Landkreis Aurich PDF 38 kB eingesehen am 31 Januar 2011 Kiesow Architekturfuhrer Ostfriesland 2010 S 79 Ralph Nickles Orgelinventar der Krummhorn und der Stadt Emden Hauschild Verlag Bremen 1995 ISBN 3 929902 62 1 S 202 204 Fritz Schild Denkmal Orgeln Dokumentation der Restaurierung durch Orgelbau Fuhrer 1974 1991 Band 1 Florian Noetzel Wilhelmshaven 2005 ISBN 978 3 7959 0862 1 S 427 Orgel auf NOMINE e V gesehen 22 April 2011 53 436666666667 7 06425 Koordinaten 53 26 12 N 7 3 51 3 O Normdaten Geografikum GND 7705254 7 lobid OGND AKS VIAF 243709202 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Groothuser Kirche amp oldid 235300588